JCB: Weltpremiere für den Hydraload und ein Blick in die »elektrische Zukunft«

Bei der Präsentation seiner Neuheiten 2019 am Firmensitz im englischen Rocester Anfang Juni hat JCB als einer der weltweit größten Baumaschinenhersteller wieder einmal für Furore gesorgt und mit dem Hydraload 555-210R seinen ersten Rotations-Teleskoplader vorgestellt. Darüber hinaus stand – neben der Vorstellung neuer Stufe-V-Motoren, weiterentwickelten Flottenmanagement- und Telematiklösungen, dem Elektro-Teletruck, drei neuen Baggern der X-Serie oder neuen Radladern, Muldenkippern, Kompaktbaggern und Walzen – die Elektrifizierungsstrategie von JCB mit im Vordergrund. »Mit dem 19C-1E produzieren wir den ersten Minibagger, der jetzt an die Kunden ausgeliefert wird«, betonte Tim Burnhope, Chief Innovation and Growth Officer bei JCB. »Elektrische Antriebe sind die Zukunft«, ergänzte Lord Bamford als JCB-Eigentümer und sagte im Gespräch mit dem bauMAGAZIN: »Allerdings ist das noch ein langer Weg. Deshalb gibt es auch immer noch Platz für Diesel-Motoren, zumal diese immer emissionsärmer werden.«

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Von: Michael Loskarn

Für Lord Bamford und Tim Burnhope steht außer Frage, dass künftig ein Großteil der Maschinen vornehmlich im Kompaktsegment von Batterien angetrieben werden, wie sie im Gespräch mit dem bauMAGAZIN erläuterten. Allerdings sei noch eine ganze Reihe an Aufgaben zu bewältigen. An erster Stelle stehe dabei die Weiterentwicklung der Batterietechnologie und deren Leistungsfähigkeit. Aber auch das Thema Batterie-Recycling oder der Kostenfaktor spielten eine entscheidende Rolle. So könne der 19C-1E (siehe Kasten auf Seite 20) bereits heute einen Arbeitszyklus von acht Stunden problemlos bewältigen und dabei auch die ganz normalen und gängigen Anbaugeräte nutzen, bis er wieder aufgeladen werden muss, so Tim Burnhope. Allerdings lägen die Kosten für den 19C-1E derzeit noch um etwa 70 % über denen des Modells mit dem Diesel-Motor.

Auch für Frank Zander, Geschäftsführer von JCB Deutschland, und Dr. Martin Thelen (Leiter Marketing und Öffentlichkeitsarbeit) steht fest, dass »der Markt alle Baumaschinenhersteller in die Richtung elektrischer Antriebe drängt«, wie die stetig steigende Nachfrage zeige. »Dabei sehen wir uns als ›first mover‹, denn unser vollelektrischer Minibagger 19C-1E ist schon heute für die Kunden verfügbar«, so Frank Zander im Gespräch mit dem bau­MAGAZIN.

»Unsere Diesel-Motoren sind nahezu emissionsfrei«

Allerdings glaubt er nicht, dass schon in naher Zukunft komplette Maschinenreihen auf vollelektrische Antriebe umgestellt werden können. »Dafür ist meiner Ansicht nach die Zeit noch nicht reif«, sagte Zander. »Grundsätzlich werden die vollelektrischen Antriebe vor allem im Kompaktsegment im Bereich bis zu vier oder fünf Tonnen zum Einsatz kommen.« Bei JCB sei es derzeit so, dass der Kunde den Elektro-Bagger inklusive der Batterien erwerbe und diese nicht mieten oder leasen kann.

Grundsätzlich ist Frank Zander der Ansicht, dass der Diesel-Antrieb auch künftig eine wichtige Rolle spielen werde. »Der Diesel ist schon lange nicht mehr diese Schmutz-Maschine, die er einmal war«, sagte er. »Die Entwicklungen, die in den vergangenen zehn Jahren gemacht wurden, sind gigantisch. So sind unsere Diesel-Motoren heute nahezu emissionsfrei.«

Dass JCB nicht auf der Bauma in München vertreten war, sieht Frank Zander mit einem Abstand von gut zwei Monaten »relativ entspannt«. Kompensiert habe man das in Deutschland mit Road Shows und anderen Events. »Wir sind auf dem deutschen Markt vertriebstechnisch sehr gut unterwegs«, sagte er und verwies in diesem Zusammenhang auf das »sehr vielversprechende Auftragsvolumen« sowie die »sehr guten Verkäufe« im ersten Quartal. »Ich denke, wir werden in Deutschland dieses Jahr ein absolutes Rekordergebnis erzielen und dabei ein Umsatzplus von 20 % bis 25 % im Vergleich zum Vorjahr erwirtschaften.« Eine wichtige Rolle spiele dabei auch das neue Kompetenz-Zentrum von JCB in Frechen, das im September in Betrieb geht.

»Der Brexit ist global kein Problem für JCB«

Keine großen Sorgen bereiten Frank Zander derzeit die Brexit-Diskussionen. »Rund 80 % unserer Produkte sind aufgrund der Vereinbarungen der Welthandelsorganisation WTO zollfrei. Global gesehen ist der Brexit also kein Problem für JCB.« Differenzierter sei die Situation in Europa und damit auch in Deutschland, das zu den drei Schlüsselmärkten von JCB gehöre. »Ich bin aber überzeugt davon, dass sich JCB auf den Brexit und dessen Auswirkungen auf den deutschen Markt einstellen wird«, so Frank Zander. »Als größter Volumenhersteller in Europa können wir es uns nicht leisten, die europäischen Märkte in irgendeiner Form zu vernachlässigen.«

»Sehen derzeit keine Alarmzeichen«

Grundsätzlich geht man bei JCB von einer weiter steigenden Nachfrage nach Baumaschinen weltweit aus und damit auch von kontinuierlich wachsenden Umsätzen. »Wir haben 2018 in allen für uns relevanten Märkten mit Ausnahme der Türkei die Absatz- und Umsatzzahlen erhöhen können«, sagte JCB-CEO Graeme Macdonald, der sich auch für dieses Jahr zuversichtlich zeigte. Das Wachstum werde sich global etwas verlangsamen, deshalb bleibe man achtsam. »Aber derzeit sehen wir keine Alarmzeichen dafür, dass es zu gravierenden Nachfragerückgängen kommen könnte.« So investiere JCB weiter in die weltweiten Produktionsanlagen, beispielsweise rund 50 Mio. Pfund in den Bau einer Kabinen-Fabrik in Rocester oder 65 Mio. Pfund in einen Fabrikneubau in Indien.

JCB-Eigentümer Lord Bamford geht davon aus, dass sein Unternehmen in diesem Jahr weltweit rund 100 000 Maschinen absetzen wird, womit der Anteil von JCB an der weltweiten Baumaschinen-Produktion bei 10 % liege. »Wir sind überzeugt davon, dass der Markt für Baumaschinen in den kommenden 30 Jahren weiter wächst, weil weltweit die Investitionen in Infrastrukturprojekte oder den Bau von Wohnraum gewaltig sind«, ergänzte Tim Burnhope.


So emissionsfrei wie möglich arbeiten

Dabei werde es vor allem in urbanen Räumen immer wichtiger, mit Baumaschinen so emissionsfrei wie möglich zu arbeiten. Deshalb würden elektrische Antriebe künftig immer populärer, während andererseits der Diesel-Motor immer emissionsärmer werde. Diesen Anforderungen trage JCB mit seinen vollelektrischen Maschinen, wie dem Minibagger 19C-1E, den Hubarbeitsbühnen oder dem Teletruck, ebenso Rechnung wie mit der stetigen Weiterentwicklungen der JCB-Motoren, die trotz erhöhter Leistung weniger Kraftstoff verbrauchten und dabei kaum noch Emissionen ausstießen.
Zu den absoluten Neuheiten bei der Präsentation in Rocester gehörte der Hydraload, mit dem JCB als weltweit führender Hersteller von Teleskopladern sein Portfolio um einen Rotations-Teleskoplader erweitert. Angesichts der europaweit steigenden Nachfrage nach Rotationsmaschinen mit höheren Tragfähigkeiten wird das Unternehmen zu­nächst den Hydraload 555-210R mit einer maximalen Tragfähigkeit von 5,5 t und einer maximalen Arbeitshöhe von 20,5 m auf den Markt bringen.

An der Hydraload-Entwicklung drei Jahre lang gearbeitet

Die neue Maschine zeichnet sich durch eine Hubhöhe von 20,5 m aus und verfügt über eine maximale Tragfähigkeit von 5,5 t. Kurze Rüstzeiten im Sinne hoher Produktivität, eine Rundumsicht für hohe Sicherheit am Arbeitsplatz sowie umfangreiche Optionen wie Winden und Hubarbeitsbühnen gehören laut Richard Brooks, Leiter der Entwicklung bei JCB, zu den herausragenden Merkmalen des Hydraload, an dessen Entwicklung man drei Jahre lang gearbeitet habe.

Mit mehr als 40 Jahren Erfahrung in der Konstruktion und Herstellung von Teleskopladern habe JCB die Rotationsmaschine Hydraload für die Bedürfnisse von Unternehmern, die auf Hubarbeiten spezialisiert sind, und den Vermietungsmarkt entwickelt, so Richard Brooks weiter. Mit einer robusten Auslegerkonstruktion und einem be­währten Antriebsstrang setze JCB auf Zuverlässigkeit, Vielseitigkeit, Produktivität, Bedienungsfreundlichkeit und Sicherheit, um für Kunden geringe Stillstandszeiten und eine hohe Rentabilität der Maschinen zu gewährleisten.

Für eine möglichst kurze Rüstzeit lassen sich die Stützausleger per Knopfdruck automatisch ausfahren, einfahren und ausrichten. Schnelle Zykluszeiten bei Hubarbeiten und hohe Volumenströme im Zusatzölkreis sorgen für effiziente Windenarbeit und steigern die Produktivität weiter, so JCB. Mit einem tiefer im Fahrwerk sitzenden Motor biete die Maschine hervorragenden Zugang für die Wartungsarbeiten. Eine niedrige, aufgeräumte Auslegerkonstruktion sorge für eine ausgezeichnete Rundumsicht, die sich durch ein umfangreiches Angebot an Arbeitsscheinwerfer- und Kamerapaketen ergänzen lässt – beispielsweise eine Kamera am Auslegerende für präzises Positionieren in der Höhe.

Attraktive Lastkurven

Die Maschine wird vom bewährten JCB-EcoMax-Motor angetrieben, wodurch ein hoher Grad an Teile- und Wartungsgleichheit mit anderen Teleskopladermodellen gegeben ist. Das serienmäßig vorhandene Telematiksystem LiveLink ermögliche es Bedienern und Betreibern, die Leistungsfähigkeit der Maschine voll auszuschöpfen.

Bei einer Tragfähigkeit bis 5,5 t biete der Hydraload äußerst attraktive Lastkurven. Mit einfach einzustellenden Geschwindigkeitsprofilen für das Hubgerüst und Hubbereichsbegrenzungen könne der Bediener die Maschine für bestimmte Aufgaben optimieren. Die Maschine erkenne verschiedene von JCB speziell entwickelte Anbaugeräte mit RFID-Technologie und biete so automatisch das richtige Tragfähigkeitsdiagramm für den sicheren Betrieb an.

Zur Ausstattung gehören eine 5,5-t-Wagenwinde, eine Auslegerwinde für 2 t x 2 m, ein niedrig angelenkter Ausleger, ein 5,5-t-Haken, Leichtlastschaufeln und gabelgestütztes Zubehör wie Abfallbehälter und Betonkübel. Außerdem werden eine Fernbedienung für das Hubgerüst und Arbeitsplattformen angeboten.    m

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