Optimistisch ins Bauma-Jahr
So wie »alle Jahre wieder süßer die Glocken nie klingen«, so ist es gegen Ende des Jahres usus, den Blick auf die kommenden zwölf Monate zu richten. Normalsterblichen allerdings hilft es dabei nicht, in die Glaskugel zu schauen wie Harry Potter. Sie müssen sich mit Prognosen begnügen. Die wiederum »einfacher wären«, so eines von vielen Bonmots zu dieser Thematik, »wären sie nicht in die Zukunft gerichtet.« Trotzdem hat das bauMAGAZIN auch in diesem Jahr wieder eine ganze Reihe von Herstellern von Baumaschinen, Baugeräten und Baufahrzeugen um ihre Einschätzung für das Bauma-Jahr 2019 gebeten. Der Tenor: Das Niveau bleibt hoch.
Düstere Szenarien, leuchtende Zahlen
Die Szenarien könnten kaum düsterer sein in diesem Herbst: Die Weltwirtschaft versinkt im Chaos, weil die USA mit China einen Handelskrieg vom Zaun brechen. Trumps Kündigung von uralten Abrüstungsverträgen löst ein neues Wettrüsten zwischen Russland und den USA aus. Italien entfacht mit seinen Haushaltsplänen die nächste Eurokrise. Der Brexit wird ein »harter« mit noch unübersehbaren Folgen für Europa. Und dann ist in Deutschland auch noch die Zeit der Merkel- Dämmerung angebrochen. Aber was passiert in diesem Oktober: In Deutschland sinkt die Arbeitslosigkeit erstmals seit der Wiedervereinigung auf unter 5 %, für das Weltwirtschaftsforum ist Deutschland so innovativ wie kein anderes Land weltweit, der Absatz des VW-Konzerns steigt trotz des Dieselskandals deutlich und die deutsche Bauindustrie bejubelt zum x-ten mal in diesem Jahr Umsatzzuwächse, die im zweistelligen Prozentbereich liegen: Die Zahlen könnten kaum leuchtender sein – und die Diskrepanz zu den düsteren Szenarien kaum größer.
Die Schlagzahl bleibt hoch
Die für die Baumaschinenindustrie relevanten Herbstmessen GaLaBau und Nordbau haben ebenso wie die IAA Nutzfahrzeuge vor allem eines gezeigt: Die Nachfrage nach Baumaschinen, Baugeräten und Baufahrzeugen ist ungebrochen. Auch die Daten der beiden großen Bauverbände HDB und ZDB verweisen darauf, dass die Bauwirtschaft weiterhin »die Schlagzahl hoch hält«. Danach gab’s kein Sommerloch, das Gegenteil war der Fall: Von einem »heißen Sommer« war die Rede und davon, dass auch die Dynamik bei den Auftragseingängen sowie die »Investitionslaune« in der Wirtschaft nach wie vor besonders ausgeprägt seien.
Auf der »Sonnenseite«
Das Thema Planungssicherheit ist für Unternehmen grundsätzlich ein positiver Faktor mit großer Bedeutung. Denn in der Regel heißt das: Die Auftragsbücher sind über Monate hinaus voll, Investitionen können exakt gesteuert werden, die Konjunktur-Aussichten gelten als generell gut. Auf dieser »Sonnenseite« ist der Garten- und Landschaftsbau hierzulande schon seit mehreren Jahren, wie nicht zuletzt das Plus von 5,3 % auf den Rekordumsatz von 7,87 Mrd. Euro (2017) zeigt. Jetzt steht wieder die Leistungsshow der Branche an: Im Messezentrum Nürnberg öffnet die 23. GaLaBau mit rund 1 400 Ausstellern vom 12. bis 15. September ihre Pforten.
Mehr Tempo
Das Lamento ist groß seit geraumer Zeit, weil aufgrund fehlender Planungskapazitäten, einer Unmenge an Vorschriften und ausufernden Genehmigungsverfahren Infrastrukturprojekte in der Regel nur sehr langsam realisiert werden können. Und das, obwohl so viel Geld zur Verfügung steht wie noch nie. Denn die Mittel für Verkehrswegeinvestitionen sind vom Bund aktuell von 13,4 Mrd. Euro (2017) auf gut 14,1 Mrd. Euro erhöht worden. Das Mitte Juli vom Bundeskabinett beschlossene »Planungsbeschleunigungsgesetz« soll nun für mehr Tempo sorgen bei Neubau und Sanierung – und das bei geringeren Kosten.
Trauerspiel
Die Politik in Zeiten wie diesen, sie wird immer unkalkulierbarer aufgrund der vielen und tiefen Gräben, die sich auftun, seit international wie national Ideologien wieder gesellschaftsfähig werden, für die humanistische Werte und demokratische Prozesse einen eher geringen Stellenwert haben. In Deutschland ist es derzeit vor allem die Flüchtlingspolitik, die für richtig Zoff sorgt. Aber auch auf anderen politischen Feldern – wie Bildung, Umweltschutz, Energiewende, Mobilität – gehen die Meinungen oft und weit auseinander. Nur in einem Fall, so scheint es, sind sich alle Politiker einig – egal welcher Couleur, egal ob Bundes-, Landes- oder Kommunalpolitiker: Deutschland muss endlich eine digitale Infrastruktur aufbauen, die den Namen auch verdient. Technische Voraussetzung dafür ist der Breitbandausbau. Trotz üppiger Förderzusagen geht’s da nur aber im Schneckentempo voran – ein Trauerspiel.
Eitel Sonnenschein
»Es ist schon ein wenig paradox: In der Welt wird’s immer unsicherer, weil sich die geopolitischen Machtverhältnisse derzeit gravierend ändern mit noch unabsehbaren Folgen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – und was passiert in Deutschland: Die Wirtschaft brummt, und mit am stärksten brummt die Bauwirtschaft. Weshalb der Hauptverband der Deutschen Bauwirtschaft (HDB) jetzt seine Prognose für 2018 angehoben hat. Anstatt mit einem nominalen Umsatzwachstum von 4 % geht man jetzt von einem Plus von 6 % aus, das auch 2019 nochmal erreicht werden soll. »Das deutsche Bauhauptgewerbe bewegt sich weiter auf Expansionskurs«, konstatierte denn auch der höchst zufriedene HDB-Präsident Peter Hübner beim Tag der Deutschen Bauindustrie Mitte Mai in Berlin.
Vorsicht vor kernigen Forderungen
»Es ist immer wieder bemerkenswert, wie ehedem mächtige und einflussreiche Politiker auch nach ihrem Abstieg in einer gewissen Regelmäßigkeit für Schlagzeilen sorgen. Jüngster und sicherlich einer der krassesten Fälle ist der des ehemaligen Bundes-Verkehrsministers Günther- Krause, der zu Wendezeiten für die DDR den Einheitsvertrag mitverhandelt hat und dem jetzt – nach diversen Affären, Pleiten und Anklagen – die Zwangsräumung droht. Zu Wort gemeldet hat sich kürzlich auch ein anderer ehemaliger Verkehrsminister: Peter Ramsauer. Umweltauflagen sowie Einspruchs- und Klagemöglichkeiten müssten bei Bauprojekten reduziert werden, lautete seine kernige Forderung.
Vorbild Bayern
»Was lange währt, wird endlich gut«, sagt der Volksmund und verweist damit auf den Umstand, dass manches einfach längere Zeit benötigt, bis man es als gelungen bezeichnen kann, sich der Aufwand also gelohnt hat. Ob das auch für die neue Bundesregierung zutrifft, darüber lässt sich heute noch kein Urteil bilden, auch wenn es doch ganz schön lang gedauert hat, bis die beteiligten Parteien sich einigen konnten. Seit Mitte März jedenfalls ist die Regierung nicht mehr nur eine »geschäftsführende« und kann sich jetzt frohen Mutes ans Werk machen, ihre GroKo-Vorhaben abzuarbeiten. Zu denen gehört auch die Bekämpfung des immer gravierender werdenden Wohnungsmangels, vor allem in den Ballungsräumen.
Digitalisierung: Immer noch ein »weites Feld«
Ein Begriff ist es, der spätestens seit der Bauma 2016 in der Baubranche in aller Munde ist: Digitalisierung heißt dieses Zauberwort. Denn mit dem Adjektiv »digital« wird jetzt nahezu jede Begrifflichkeit »aufgehübscht«. Ob Baumaschine oder Baustelle, ob Bauprozess oder Bauplanung, ob Baukalkulation, Bauvergabe oder Baulogistik: Alles ist irgendwie digital – manchmal mehr, manchmal weniger. Dabei ist die Digitalisierung immer noch ein »weites Feld«, wie die Lyriker unter uns formulieren würden. Sprich: Die Definition von Digitalisierung hängt auch immer davon ab, wer welche Interessen hat. Deshalb ist es sicherlich nicht ganz abwegig, wenn einem beim derzeitigen Wissensstand und der daraus entstehenden Diskussionen die babylonische Sprach verwirrung in den Sinn kommt.
»Und täglich grüßt das Murmeltier«
Ein wenig erinnern die aktuellen Konjunktur-Prognosen an die Hollywood-Komödie »Und täglich grüßt das Murmeltier«, denn die im Januar veröffentlichen Aussichten sind im Grundsatz die gleichen wie im Dezember, wie im November, wie im Oktober… Tenor: Die deutsche Wirtschaft funktioniert auch 2018 gut – und im Speziellen die deutsche Bauwirtschaft. So stieg der ifo-Geschäftsklimaindex Ende Januar auf ein neues Rekordhoch von 117,6 Punkte, prognostizierten die beiden großen deutschen Bau-Verbände HDB und ZDB eine Umsatzsteigerung im Bauhauptgewerbe um nominal 4 % auf dann 117 Mrd. Euro. Und auch was den Bau maschinenabsatz und -umsatz betrifft, ist laut Geschäftsbarometer des europäischen Dachverbandes CECE »Zeit für Optimismus«.
Mit einem Lächeln
Ein Jahr geht zu Ende, das für die deutsche Baumaschinenindustrie sicherlich eines war, auf das man gerne mit einem zufriedenen Lächeln zurückblickt: Nachfrage und Umsatzzahlen sind im Plus, die Konjunktur in Deutschland brummt mit weiterhin besten Aussichten, der Euro scheint halbwegs stabil, Brexit und Trump haben – zumindest bislang – nicht für größere wirtschaftliche Verwerfungen gesorgt. Selbst Krisenländer wie Spanien, Italien oder Portugal sind wieder als Absatzmärkte auf dem Radar. Gleichwohl ist die Stimmung in der Branche unterschwellig immer noch von einer gewissen Zurückhaltung geprägt, die mit dem Adjektiv »vorsichtig« vielleicht am treendsten umschrieben wird.