Das Niveau bleibt hoch
Wenn Märkte und Unternehmen eines nicht leiden können, dann ist es vor allem Unsicherheit. Nicht abschätzen zu können – von wissen ganz zu schweigen –, wie die Konjunktur sich entwickelt, wie die Nachfrage oder politische und steuerliche Rahmen bedingungen, das drückt auf die Stimmung und lähmt. Dass die Baumaschinenindustrie hierzulande gleichwohl keine Angst hat vor einem Einbruch angesichts manch dunkler Wolke am Konjunkturhimmel, hat vor allem zwei Gründe: Das Jahr 2019 war wieder ein exzellentes, und selbst wenn es zu einem Absatzrückgang käme im kommenden Jahr, das Niveau wäre immer noch ein sehr hohes.
Der Traum von der »europäischen Wolke«
Wie es um die Digitalisierung bestellt ist am Wirtschaftsstandort Deutschland, immerhin Heimat einer der größten und wichtigsten Volkswirtschaften weltweit, das gehört zu den am lautesten angestimmten Klageliedern in den vergangenen Jahren. Nun wird seitens der Politik erneut ein Versuch initiiert, um endlich einen entscheidenden Schritt aus dieser digitalen Diaspora machen zu können. Gaia X heißt das Projekt einer Datenplattform – benannt nach der Mutter aller Götter in der griechischen Mythologie –, mit der eine »leistungs und wettbewerbsfähige, sichere und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur in Europa« geschaffen werden soll. So sehr dieses Vorhaben zu begrüßen ist: Optimismus ist leider nur bedingt angebracht.
Ein trauriger Witz
Wenn der Bundesfinanzminister lauthals fordert »Bitte, nehmt das Geld!«, dann staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich. Schließlich haben Finanzminister den (berechtigten) Ruf, dass sie lieber – in Abwandlung des Bibelspruchs – nach der Devise »nehmen ist seliger als geben« verfahren. Dass Olaf Scholz als oberster Finanzer der Republik so vollmundig zum Geldausgeben animiert, hat jedoch einen plausiblen Grund: Mehr als 15 Mrd. Euro (!) an Fördermitteln für Digitalisierung, Infrastruktur und Bildung sind bisher nicht abgerufen worden. Was ein wirklich trauriger Witz ist, bedenkt man, in wie vielen Bereichen Deutschland schon seit geraumer Zeit hinterherhinkt.
Mehr Transparenz, mehr Vertrauen
Die Digitalisierung und damit auch die digitale Planungsmethode Building Information Modeling (BIM) wird für die Bau- und Baumaschinenindustrie immer bedeutsamer. So soll BIM die Qualität, Aktualität und Transparenz der Projektinformationen verbessern und damit auch eine genauere Kostenkalkulation unterstützen. Sein jetzt veröffentlichtes Positionspapier »BIM im Straßenbau« will der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) als Beitrag der Straßenbauindustrie zur Einführung von BIM verstanden wissen. Was die Frage aufwirft: Wie ist eigentlich der Stand der Dinge im Straßenbau… und bei den daran Beteiligten – also Bauherren, Behörden, Planern und Bauausführenden?
Über die »Schwarze Null« nachdenken
Nun sind sie doch aufgezogen, die dunklen Wolken, die in diesem Sommer als Vorboten einer möglichen Rezession Wirtschaft und Politik aufgeschreckt haben. Zudem sind die Risiken bzw. Folgen des Handelsstreits zwischen den USA und China oder des Brexit-Chaos’ noch nicht dezidiert abzusehen. Eines aber dürfte klar sein: Die Exportnation Deutschland wird darunter leiden. Prompt gibt es Reaktionen. Diese reichen von der Forderung nach Konjunktur programmen über die Ankündigung von Kurzarbeit bis hin zur Abschaffung der bislang sakrosankten »Schwarzen Null« im Bundeshaushalt. Über Letzteres intensiv nachzudenken, ist aufgrund der drohenden Entwicklungen und der aktuellen Finanzmarktsituation gar keine so schlechte Idee.
Notwendig sind ein Masterplan und eine Strategie
Es ist eines der Aufreger-Themen dieses Jahres, und daran haben weder die Mietpreisbremse noch andere Maßnahmen wie das Baukindergeld etwas ändern können: Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum und die explodierenden Mietpreise vor allem in den Ballungsräumen werden immer mehr zum gesellschaftspolitischen Sprengsatz, der die Republik verändern kann. Deshalb fordert jetzt das »Verbändebündnis Wohnungsbau« einen Masterplan für den Miet- und Sozialwohnungsbau und für neues Bauland. Angesichts der vom Berliner Forschungsinstitut Prognos ermittelten aktuellen Zahlen ist diese Forderung mehr als berechtigt.
Bauindustrie als »Stütze«
Die deutsche Bauindustrie bleibt auch 2019 auf Wachstumskurs und eilt von Rekord zu Rekord: Mit 16 Mrd. Euro erwirtschaftete das Bauhauptgewerbe in den ersten drei Monaten den höchsten Umsatz seit 1995, das Volumen der Auftragseingänge stieg sogar auf 20,7 Mrd. Euro. Damit erweise sich die Branche erneut als »Stütze der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung«, so die Beurteilung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), der sich auch für die kommenden Monate optimistisch zeigt angesichts des »historisch hohen Wertes« von 4,3 Monaten bei der Reichweite der Auftragsbestände.
Eine Zäsur
Neben all den Rekordzahlen und euphorischen Beurteilungen dürfte diese 32. Bauma dereinst als die Bauma in Erinnerung bleiben, bei der es eine Zäsur gegeben hat: Nämlich dergestalt, dass so gut wie niemand mehr den Sinn und Zweck von Assistenz- und Automatisierungssystemen für Baumaschinen, Baugeräte und Baufahrzeuge in Frage stellt oder wegen des Kostenfaktors als Priorität 3 B im Investitionsplan kategorisiert. Und, zweitens, dass die Thematik »Alternative Antriebe« ein Stadium erreicht hat, in dem nicht nur ganz vereinzelt, sondern mittlerweile von vielen Herstellern vor allem elektrische Lösungen für den Arbeitsalltag offeriert werden.
Entspannt auf die Bauma
Die Bezeichnung »Gigantismus« hat in heutigen Zeiten eher einen negativen Beigeschmack. Gleichwohl trifft er auf die 32. Bauma zu, allerdings im Positiven. Denn niemals zuvor war das Messegelände so groß, gab es mehr Hallen und Aussteller, werden mehr Besucher erwartet. Und das zu einem Zeitpunkt, in der die Baumaschinenbranche boomt wie zuletzt zur Bauma 2007. Analogien zu diesem Jahr, in dem die ersten Vorzeichen der Weltwirtschaftskrise schon erkennbar waren, scheinen trotzdem nicht angebracht. Denn dass wie damals ein Crash droht, der viele Unternehmen nur ein Jahr später hat ganz tief in den Abgrund blicken lassen, wird von nahezu Niemandem erwartet. Weshalb sich die Hersteller von Baumaschinen, Baugeräten und Baufahrzeugen vergleichsweise entspannt auf der Bauma präsentieren können.
Der Countdown läuft
Manche können es kaum noch erwarten und zählen die Tage wie bei einem Countdown: Wenn alle drei Jahre die Bauma in München vor der Tür steht, herrscht in der Baumaschinen - branche so etwas wie Ausnahmezustand. Was nicht unbedingt ein Wunder ist. Denn nicht wenige Hersteller präsentieren ihre Neuheiten traditionell im »Bauma-Zyklus«. Beim »Bauma-Mediendialog« Ende Januar erhielt man schon einen ersten Überblick, welche Themen dieses Mal die prägenden sein werden auf der weltgrößten Messe… und welche Neuheiten für Furore sorgen können.
Nicht den Teufel an die Wand malen
Es ist schon eine Crux: Kaum sind die Silvesterraketen verglüht, schütten Ökonomen und Statistiker Wasser in den Champagner. So hätten Zölle, Sanktionen, der Brexit und die Probleme der heimischen Autoindustrie das Wachstum in Deutschland gedämpft, weshalb es 2018 statt der erwarteten Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,2 % nur für ein Plus von 1,5 % gereicht habe. Und mehr werde es auch 2019 nicht, orakeln die »Wirtschaftsweisen«, die ursprünglich ein BIP-Wachstum von 1,8 % prophezeit hatten. All das reicht, dass mit Beginn des neuen Jahres die pessimistischen Stimmen zu einem Chorgesang anschwellen und das böse Wort »Rezession« wieder auftaucht, das mancher schon auf der Liste der aussterbenden Wörter wähnte. Dabei steht nur eines fest: Die deutsche Wirtschaft wächst nicht mehr ganz so schnell wie zuletzt. Aber – und das ist das Entscheidende – sie wächst weiterhin!
Optimistisch ins Bauma-Jahr
So wie »alle Jahre wieder süßer die Glocken nie klingen«, so ist es gegen Ende des Jahres usus, den Blick auf die kommenden zwölf Monate zu richten. Normalsterblichen allerdings hilft es dabei nicht, in die Glaskugel zu schauen wie Harry Potter. Sie müssen sich mit Prognosen begnügen. Die wiederum »einfacher wären«, so eines von vielen Bonmots zu dieser Thematik, »wären sie nicht in die Zukunft gerichtet.« Trotzdem hat das bauMAGAZIN auch in diesem Jahr wieder eine ganze Reihe von Herstellern von Baumaschinen, Baugeräten und Baufahrzeugen um ihre Einschätzung für das Bauma-Jahr 2019 gebeten. Der Tenor: Das Niveau bleibt hoch.