Liugong: Gefordert als »Multitalent«

Bauunternehmern, die auf der Suche nach einem Bagger der 100-t-Klasse sind, bietet jetzt mit LiuGong ein weiterer Hersteller eine Maschine an. Das chinesische Unternehmen hat erst kürzlich den 995F in sein europäisches Sortiment aufgenommen, das erste Exemplar ist bereits auf den Britischen Inseln bei Justin Ffrench im Einsatz, einer Unternehmensgruppe mit mehr als 20 Jahren Erfahrung und Sitz in Bedfordshire.

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Ffrench ist kein Neuling in der LiuGong-Familie und betreibt bereits fast 50 Maschinen im großen Fuhrpark. Das Unternehmen arbeitet in ganz Großbritannien sowohl bei Abbrucharbeiten als auch bei großen Erdbewegungseinsätzen und hat den 95-t-Bagger 995F in einer Abbruchspezifikation übernommen, die zusätzlich u. a. über ROPS/FOPS-Kabinenschutz verfügt. Zudem wurde ein 14,8-t-Gegengewicht anstelle des Standardmodells mit 12,6 t installiert. Das Gegengewicht verfügt außerdem über eine reflektierende Lackierung.

»Bei der Entwicklung der Maschinen unserer F-Serie haben wir das Feedback unserer Kunden aus aller Welt eingeholt«, betont Harry Mellor, European Product Manager für Bagger bei LiuGong. »Wir hatten zwar bereits einen guten Ruf auf dem britischen Abbruchmarkt, wollten aber natürlich auch andere Sektoren der Branche ansprechen.«

Harter Prototypentest

LiuGong hat in China vorab einige Prototypen des 995F in Steinbrüchen und Bergwerken getestet – rund um die Uhr und mehr als 8 000 Betriebsstunden lang. Laut Hersteller kehrten diese Modelle mit nur wenigen mechanischen oder baulichen Problemen ins Werk zurück. Was LiuGong bewog, eine Tier-5-Variante in Europa auf den Markt zu bringen, die über eine Hardware für das Emissions-Management verfügt, ansonsten aber die mit den Prototypen identische Mechanik besitzt.

Der 995F wurde von Justin Ffrench zwar beschafft, um eine Vielzahl von Aufgaben zu übernehmen, er macht aber dank kurzem Ausleger und des 2,9 m langen Löffels den Eindruck eines typischen Massenbaggers.

Das neue EH-Hydrauliksystem stammt von Kawasaki und wurde so konzipiert, dass es sowohl die nötige Kraft für produktiven Aushub als auch hohe Fördermengen und Drücke für Abbrucharbeiten liefert, aber auch die nötige Finesse für Hebe- und Planierarbeiten bietet – gefragt war ein Hydrauliksystem für ein Multitalent. »Das EH-System wurde so konzipiert, dass es genau das leistet. Von den elektrischen Joysticks über die Pumpe bis hin zum Ventilblock bietet das System eine Kombination aus Leistung und Laufruhe sowie Ansprechverhalten in allen drei Betriebsarten«, wie Harry Mellor betont. Die Betriebsmodi »Eco«, »Standard« und »Power« können mit einer Änderung der Motordrehzahl kombiniert werden, sodass für jeden Modus geradezu unendlich viele Kombinationen möglich werden.


Von den Vorgängermodellen noch bekannte Probleme wurden laut Hersteller mit der neuen F-Kabine vollständig behoben. Sie verfügt über eine steil abfallende Verglasung der Tür und der Seitenfenster. Auffälligste Änderung ist die Sitzanordnung, die sowohl den beheizten KAB-Sitz als auch die Joysticks in einer luftgefederten Einheit vereint. Dies ermöglicht nicht nur ein besseres Fahrgefühl, sondern stellt sicher, dass der Fahrer und die Joysticks in ständigem Kontakt zueinander bleiben. Hinter dem Sitz befinden sich ein Staufach und ein Kühlschrank. Eine weitere Verbesserung ist die Schnittstelle zwischen Fahrer und Maschine. Ein 8"-Touchscreen erlaubt eine einfache Interaktion zwischen Fahrer und Maschine. »Wir wollten, dass das System dem eines modernen Smartphones ähnelt«, unterstreicht Harry Mellor. Die Maschine ist serienmäßig mit einer am Gegengewicht montierten Kamera ausgestattet, Ffrench hat sich für ein zusätzliches 360°-System von Brigade entschieden.

Vernünftige Transportmaße

Ein hochbelastbarer, mechanisch verstellbarer Unterwagen lässt die Maschine auf eine Transportbreite von 3,4 m schrumpfen und schiebt sie ebenso mit ihren 650-mm-Doppelkettenraupen auf mehr als 4,15 m aus. An jedem Ende des Raupenrahmens befinden sich zwei Stufen, die den Zugang zum oberen Teil der Raupen ermöglichen, von wo aus der Fahrer in die Kabine gelangen kann. Beide Seiten des oberen Aufbaus sind mit einem breiten, rutschfesten Laufsteg versehen, der den Zugang zu den verschiedenen Abteilen im hinteren Teil der Maschine ermöglicht.

Der Zugang zu den wichtigsten Komponenten, Flüssigkeitseinfüllstellen und Filtern ist servicefreundlich ausgelegt, ebenso kann der Motorraum des 18,1-l-Perkins-Diesel vergleichbar erreicht werden. Zwei Klean-Aire-Ölbadvorreiniger sowie Donaldson-Lufteinlässe dienen einer sauberen Zuluft der Kühlaggregate. Der 955F verfügt über zwei getrennte Kühlsysteme, von denen eines für die Kühlung des Motors und das zweite für die Kühlung des Hydrauliksystems verwendet wird. Beide Lüfter werden automatisch betätigt, können aber bei Bedarf auch vom Fahrer bedient werden.

Ein vollständiges automatisches Schmiersystem gehört ebenso zur Standardausstattung wie vier Hochleistungsbatterien für das elektrische System.

Der 5,6 m³ fassende Löffel stammt von LiuGong selbst. Die 100 mm dicke Lippe und die Hardox-Konstruktion wurden ebenfalls von LiuGong gefertigt. Die Reißkraft des Baggers wird von LiuGong mit fast 500 kN ange­geben. Die Geräuschentwicklung gilt als gering, zum Teil auf das maximale Drehmoment von 2 800 Nm bei 1 300 min¯¹ zurückzuführen.     t

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