Zeppelin Baumaschinen: »Wir sind in einer goldenen Dekade der Bauindustrie«

Auf ein außergewöhnliches Geschäftsjahr 2018 kann der Zeppelin-Konzern zurückblicken. So setzte die Zeppelin Baumaschinen GmbH allein in Deutschland knapp über 5 000 neue Caterpillar-Maschinen ab und erwirtschaftete mit rund 1,1 Mrd. Euro einen Rekordumsatz. Ebenfalls auf ein Rekordjahr blickt Zeppelin Rental mit einer Umsatzsteigerung von mehr als 15 % auf gut 470 Mio. Euro. Kurz vor der Bauma haben sich die Geschäftsführer Fred Cordes (Baumaschinen) und Peter Schrader (Rental) im bauMAGAZIN-Interview optimistisch hinsichtlich der weiteren Entwicklung in den kommenden zwei bis drei Jahren geäußert. »Wir sind in einer goldenen Dekade der Bauwirtschaft«, lautet ihr Tenor. »Die Auftragsbücher unserer Kunden sind gut gefüllt.« Beim Thema Digitalisierung sieht man bei Zeppelin bezüglich offener Schnittstellen bei Flotten-Management-Systemen oder einheitlichen Standards »keine großen kritischen Hürden« für eine Einigung in der Branche über eine »vernünftige Kommunikationsebene«. Dass hingegen Baumaschinen schon in naher Zukunft vornehmlich elektrisch angetrieben werden, daran glauben weder Fred Cordes, noch Peter Schrader. »Wir sind absolut offen für diese Themen«, allerdings stelle sich immer die Frage der Wirtschaftlichkeit.

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Von: Michael Wulf

bauMAGAZIN: Der VDMA-Fachverband spricht von einem ab­soluten Rekordjahr 2018 hinsichtlich Absatz und Umsatz in Deutschland. Wie sehen die Zahlen bei Zeppelin aus?
Fred Cordes: Wenig überraschend: Auch wir sind sehr zufrieden mit 2018. Gut gestartet sind wir auch, da wir bereits zu Beginn des Jahres eine komplett neue Kettenbagger-Serie mit vielen innovativen Features vorgestellt haben. Aber natürlich hat auch die gute konjunkturelle Lage insgesamt und insbesondere in unserer Branche daran einen großen Anteil. 2018 zählt sicherlich auch zu einem der Rekordjahre in der Zeppelin-Historie. So haben wir in 2018 etwas mehr als 5 000 neue Caterpillar-Maschinen in den deutschen Markt gebracht. In unserem gesamten Händlergebiet in Zentraleuropa waren es insgesamt rund 5 800 Maschinen, plus den Gebrauchtmaschinen. Es wären sogar noch ein paar mehr gewesen, hätte es nicht auch Lieferengpässe gegeben. Die Nachfrage jedenfalls war sehr gut. Andererseits sind wir dadurch mit einem sehr guten Auftragsbestand ins Jahr 2019 gestartet.

bauMAGAZIN: Und die Umsatzentwicklung war wie?
Cordes: Zeppelin insgesamt hat sicherlich auch einen Umsatzrekord erwirtschaftet. Natürlich getragen durch unser Primärgeschäft Baumaschinenhandel, aber ebenso durch eine sehr gute Auslastung im Service. So hat die Zeppelin Baumaschinen GmbH in Deutschland einen Umsatz von rund 1,1 Mrd. Euro erzielt.
Peter Schrader: Auch im Bereich Rental haben wir 2018 erneut mit einem Rekord abgeschlossen. Wir haben es geschafft, uns in den vergangenen Jahren sehr stabil weiter zu entwickeln. Ich denke, man kann schon sagen: Wir sind in einer goldenen Dekade der Bauwirtschaft. In den letzten zehn Jahren ist das Vermietgeschäft eigentlich jedes Jahr gewachsen. 2018 war aber in der Tat außergewöhnlich. Wir haben unsere Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um über 15 % steigern können. Getragen durch die Nachfrage, aber auch dadurch, dass wir eine ganze Reihe von Aktivitäten und Geschäftsfeldern neu erschlossen haben. Wir sind ja nicht nur im Erdbau unterwegs, sondern auch in den Bereichen Industrie, Events oder Kommunen. Unser Umsatz in Deutschland beläuft sich in 2018 auf über 430 Mio. Euro, insgesamt kommen wir auf mehr als 470 Mio Euro. Wir sind damit sehr, sehr zufrieden.

bauMAGAZIN: Wie schätzt man bei Zeppelin generell die aktuelle Konjunktursituation vor allem in Deutschland und dann auch in der EU ein?
Schrader: Unsere Prognose für 2019 ist gut, ungeachtet aller negativen Meldungen. Wir hatten im Januar und Februar einen wirklich guten Start. Die Zahlen liegen über denen des schon sehr erfolgreichen Vorjahres. Wir sind jedenfalls sehr optimistisch. Zumal es im Vermietgeschäft in Europa schon seit Jahren ein konstantes Wachstum gibt.
Cordes: Es gibt wie immer auch einige kritische Stimmen, die nach sechs Jahren Wachstum in der Baubranche sagen: Jetzt muss ja bald mal Schluss sein und sich die Kurve nach unten neigen. Ich sehe das im Augenblick nicht so und stimme meinem Kollegen Peter Schrader zu 100 % zu. Wir sind auf einem guten und hohen Niveau unterwegs. Das wird auch noch mindestens zwei bis drei Jahre lang so bleiben, denke ich. Die kritischen Stimmen kann ich nicht so richtig nachvollziehen. Die Auftragsbücher unserer Kunden sind gut gefüllt. In allen Baubereichen wird investiert, und es werden Anstrengungen zum Abbau von bürokratischen Verzögerungen oder gar Hürden unternommen, wie die Gründung des Fernstraßen-Bundesamtes.
Schrader: Wir alle haben ja schon eine Krisensituation erlebt. Deshalb schauen wir auch so kritisch auf eine Entwicklung wie die jetzige. Manchmal neigen wir deshalb auch zu Angstszenarien. Aber ich möchte noch einmal ausdrücklich unterstreichen: Die Zeichen aus der Bauwirtschaft sind derzeit äußerst positiv.

bauMAGAZIN: Nach Ansicht von Zeppelin bleibt die Marktentwicklung bei Baumaschinen in Deutschland und in Europa also positiv?
Cordes: Ja, stabil und auf hohem Niveau. Und aus der Erfahrung der letzten Dekade werden nicht alle Aufträge auf einmal begonnen, Maschinen und Mitarbeiter eingestellt. Sondern die Nachfrage wirkt sich in längere Auftragsvorläufe aus. Das funktioniert sehr gut und ist nachhaltiger.

bauMAGAZIN: In anderen Märkten, wie in Großbritannien oder Frankreich, ist das Vermietgeschäft traditionell wesentlich populärer als in Deutschland. Gilt das heute immer noch?
Schrader: In den vergangenen zehn Jahren hat es in Deutschland einen stabilen Aufwärtstrend gegeben, was das Geschäftsmodell Vermietung betrifft. Vor allem in den letzten zwei Jahren ist der Mietmarkt in Deutschland deutlich gewachsen und mittlerweile fast auf dem gleichen Gesamtniveau wie in Frankreich. So liegt der Gesamtumsatz in der Vermietung in Deutschland bei über 4,5 Mrd. Euro.

bauMAGAZIN: Hat man bei Zeppelin so etwas wie Angst vor einem Einbruch der Nachfrage, ähnlich wie es nach der »überhitzten« Bauma 2007 der Fall war?
Cordes: Meiner Meinung nach wird das nicht passieren. Ich glaube nicht, dass es zu einer Krise kommt, im Gegenteil. Wir haben in der Baubranche eine stabile Lage, auch deshalb, weil es so einen großen Nachholbedarf im Infrastrukturbereich gibt. Natürlich sind wir nicht gefeit vor politischen oder sogar geopolitischen Verwerfungen. Aber das ist für mich, ehrlich gesagt, ein bisschen Schwarzmalerei.

bauMAGAZIN: Zeppelin Rental hat in den vergangenen zwei Jahren mit diversen Akquisitionen – Streif Baulogistik, Stapler-Rent, Limes Mobil GmbH oder Baustellen-Verkehrs-Technik GmbH – seine Kompetenzen extrem ausgeweitet. Wie wichtig ist generell heute schon für Bauunternehmen das Thema Baulogistik? Beschäftigen sich damit nur die großen Unternehmen oder auch kleinere Baubetriebe mit 20 oder 30 Mitarbeitern?
Schrader: Die Akquisitionen sind Teil eines strategischen Prozesses, bei dem wir seit rund 15 Jahren konsequent unser Portfolio erweitern, um neue Märkte zu erschließen und unseren Kunden Mehrwert zu bieten. Begonnen hat er mit der Übernahme der MVS AG im Jahr 2003, mit der wir die klassische Vermietung von Bau-Equipment um weitere Produkte und Dienstleistungen, wie die Baustellen- und Verkehrssicherung, ergänzt haben. In den Folgejahren haben wir diesen Bereich durch diverse Akquisitionen konsequent bundesweit ausgebaut und gestärkt. Eine weitere größere Übernahme war 2014 die Akquisition der Streif Baulogistik. Ein Unternehmen, das Baustellen planen und komplett einrichten kann. Und zwar nicht nur in Zusammenarbeit mit den ausführenden Bauunternehmen, sondern auch mit den Investoren eines Projektes. Der Bereich Logistik, Consulting & Management sowie Energieversorgung und -einrichtung hat vergangenes Jahr schon rund 15 % des Umsatzes im Geschäftsbereich Rental erwirtschaftet. Dabei haben wir eine Reihe von Groß­projekten betreut, wie zum Beispiel den »Austria Campus« in Wien oder das neue Porsche-Werk in ­Zuffenhausen für die Produktion des E-Sportwagen Taycan – spannende Leuchtturmprojekte, von denen ich nur zwei hervorheben möchte. Für uns sind aber nicht nur die großen Millionen-Aufträge ein Thema. Mit unseren Lösungen können wir natürlich auch kleinere oder mittlere Unternehmen unterstützen – wie Zugangskontrollen für Baustellen einrichten oder das Abfallmanagement organisieren. Unser Hauptgeschäftsfeld – speziell bei der Zielgruppe Bauunternehmen – ist nach wie vor die Vermietung, die wir durch eine Reihe von Services und Dienstleistungen ergänzen. Damit können wir mit ihnen in ein ganz anderes partnerschaftliches Verhältnis über die Gesamtlaufzeit ihres Projekts gehen.

bauMAGAZIN: Die 2016 gegründet Geschäftseinheit Z Lab soll für den Zeppelin-Konzern Wege und Lösungen aufzeigen, wie die Digitalisierung die angestammten Geschäftsbereiche weiterentwickeln kann. Z Lab soll zudem neue Geschäftsideen kreieren. Wie ist der Stand der Dinge in Ihrem Zukunftslabor in Berlin? Wie wichtig für den Konzern ist Z Lab, das in 2017 einen Umsatz von 39 Mio. Euro generiert hat?
Cordes: An der grundsätzlichen Ausrichtung der Sparte Z Lab hat sich nichts geändert. Zeppelin hat gesagt, wir leisten uns ein hausinternes Start-up, das sich um die Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse kümmert und zusätzlich digitale Lösungen entwickelt, die auch einmal nichts mit unserem Kerngeschäft zu tun haben müssen. Z Lab ist nach wie vor im Konzern involviert in allen digitalen Transfers und Prozessen.

bauMAGAZIN: Das Thema Digitalisierung ist derzeit das bestimmende in der Branche. Weiß man denn, ab wann es sich für einen Bauunternehmer lohnt, sein Unternehmen »zu digitalisieren« – sprich seine Maschinen z. B. mit Assistenzsystemen auszustatten und auf ein Flottenmanagement zu setzen? Denn das sind Investitionen, die erst einmal Geld Kosten…
Cordes: Tatsächlich – angepasst an die Bedürfnisse – lohnt sich Digitalisierung für jeden. Denn dadurch werden Geschäftsprozesse vereinfacht, sie werden schneller, individueller, komfortabler und rentabler. Auch bei Zeppelin sind wir heute schon in der Lage, unsere Geschäftsprozesse zu etwa 50 % digital umzusetzen. So können unsere Kunden dann Teile bestellen, wann sie es für richtig halten. Man kann über unsere Apps jederzeit alle relevanten Informationen abrufen oder seine Wunschmaschinen konfigurieren. Dementsprechend können wir auch unsere Ressourcen ganz anders einsetzen. Auch in der Unterstützung von Arbeitsprozessen auf der Baustelle sind wir schon mittendrin in der Digitalisierung. So kann man heute bei uns einen 20-t-Bagger erwerben, der komplett ausgestattet ist mit Assistenzsystemen, und zwar ohne Aufpreis, sondern als Standard.
Schrader: Digitalisierung spielt natürlich auch bei Rental eine große Rolle. Auf der einen Seite sind das die schon angesprochenen Assistenzsysteme, andererseits geht es aber auch darum, wie von uns angemietete Maschinen mit denen des Bauunternehmens vernetzt werden können. Das ist nicht ganz einfach, denn es sind derzeit unterschiedliche Systeme in der Anwendung – beim Hersteller, beim Vermieter und beim Kunden. Dementsprechend gibt es gerade ganz intensive Diskussionen. Richtig spannend wird es, wenn man Projekte und Baustellen so vernetzen kann, dass man für den Kunden den Überblick hat über alle Maschinen und Geräte. Ein Stichwort ist hier Total Fleet Control, wie es in den USA schon angewendet wird. Dabei geht es vor allem auch darum, ob eine Maschine eingesetzt wird oder nicht und wir dem Kunden gegebenenfalls sagen können: Wir holen die Maschine wieder ab, weil sie seit zwei Tagen nicht gelaufen ist. Denn darum wird es am Ende gehen bei der Digitalisierung in der Baumaschinenindustrie: Die Auslastung der Maschinen und den Kundennutzen deutlich zu erhöhen.

bauMAGAZIN: Ist es bei Zeppelin ein Ziel, dass in einer nicht allzu fernen Zukunft die Bereiche Service, After Sale, Ersatzteilversorgung, Vertrieb und Marketing komplett digital abgewickelt werden? Oder spielt der Mensch weiterhin eine wichtige Rolle?
Cordes: Der Mensch wird auf jeden Fall weiter eine wichtige Rolle spielen – ganz besonders im Investitionsgüterbereich. Aber ergänzend hilft uns die Digitalisierung dabei, unsere Prozesse professioneller, schneller und ressourcenschonender zu machen. Beispielsweise haben wir einen 3D-Kabinensimulator für Bagger entwickelt, den ersten seiner Art. Dieser bietet uns völlig neue Möglichkeiten, beispielsweise in der Ausbildung von Maschinenanwendern. Das ist eine echte Weltneuheit, die wir ebenso auf der Bauma präsentieren, mit der man vom Abbruch bis zur Erdbewegung alle Arbeiten nahezu real simulieren kann. Wenn wir über Flottenmanagement reden, geht es heute darum, wie wir die verschiedenen Systeme zusammenbringen. Da gibt es in der Branche gerade ein interessantes Ziehen und Schieben. Aber ich denke, wir sind insgesamt auf einem sehr guten Weg. Auf der Bauma wird Caterpillar auch ein proaktives Tracking-System vorstellen, dank dem zum Beispiel ein Bagger unserer Next-Generation automatisch erkennt, welches Anbaugerät er gerade aufnimmt und dann dementsprechend Ölmenge oder -drücke einstellt. So werden Bedienungsfehler minimiert und der Baggerfahrer kann sofort mit der Arbeit beginnen. Alle über das Trackingsystem generierten Daten werden in unserem VisionLink-System weiter verarbeitet. Das ist als Plattform in der Lage, nicht nur unsere Cat-Maschinen, sondern auch Fremdmaschinen und Anbaugeräte oder Komponenten zu managen.
Schrader: Dem schließe ich mich an. Wir wickeln bereits viele Themen über digitale Tools ab, wie die automatisierte Bestandsführung unserer Mietflotte via RFID oder die Zutrittskontrolle oder das Entsorgungs-Management für unsere Kunden. Das schafft Transparenz, reduziert die Prozesskosten und erhöht die Prozesseffizienz. Der Mensch ist und bleibt aber der Schlüsselfaktor für unseren gemeinsamen Erfolg. Je komplexer die Anforderungen sind, je mehr Produkte und Dienstleistungen kombiniert werden, desto wichtiger ist ein direkter Ansprechpartner für unsere Kunden.


bauMAGAZIN: Welche Vorschläge und Ideen haben Zeppelin und Caterpillar bezüglich offener Schnittstellen bei Flottenmanagement-Systemen, einheitlichen Standards oder Datenschutz? Laut VDMA müssen in dieser Hinsicht erst noch ganz grundlegende Dinge geklärt werden, wie: Wann ist eine Maschine an und wann ist sie aus…
Cordes: Grundsätzlich hat man sich in Sachen »Datenprotokoll« auf ein CAN-Bus-System geeinigt. Jetzt muss sich die Branche auf eine bestimmte Menge an Informationen einigen, die offen ausgetauscht werden. Es gibt einige Features, die jeder Hersteller preisgeben würde, auch für neutrale oder andere Herstellerplattformen. Es gibt aber genauso bestimmte Informationen, die niemand so gerne zur Verfügung stellt. Wie Produktivitätsdaten oder Fehlercodes. Und da merken wir: Wenn wir diese Dienstleistungen heute flotten- und herstellerübergreifend unseren Kunden anbieten wollen, dann geraten wir ganz schnell in Diskussionen. Ich denke, unsere Branche muss sich jetzt über eine vernünftige Kommunikationsebene einig werden. Der Grundstein dafür ist gelegt, auch dank der Anregungen und der Arbeit aus dem VDMA und dem VDBUM.

bauMAGAZIN: Gibt es denn die Signale, dass man sich einigen möchte?
Cordes: Ich sehe da keine großen kritischen Hürden, die noch zu nehmen sind. Ich denke, es wird eine pragmatische Schnittmenge an Informationen sein.

bauMAGAZIN: Würden Sie es denn für sinnvoll halten, wenn eine herstellerübergreifende Plattform von jemandem angeboten wird, der nicht aus der Baumaschinenbranche kommt oder ein Verband das übernimmt?
Cordes: Wir favorisieren natürlich erst einmal unsere Plattform VisionLink und freuen uns über jeden neuen Nutzer. Hier ist alles aufeinander abgestimmt. Es gibt aber ja durchaus unterschiedliche Philosophien, wie das Beispiel IT-Branche zeigt. Apple hat immer ein geschlossenes System mit Hard- und Software aus einem Haus bevorzugt. Microsoft hingegen hat seine Software allen Hardwareproduzenten zur Verfügung gestellt und war damit ja auch nicht ganz erfolglos. Beides hat seine Vor- und Nachteile.
Schrader: Ich versuche einmal, eine einfache Antwort auf diese Frage zu geben: Das werden der Kunde und der Markt entscheiden. Auch wenn ich kein IT-Experte bin, denke ich, dass es am Ende um eine Art Cloud-Lösung gehen wird, in die Daten eingestellt und aus der sie abgerufen werden. Das ist heute noch eine Herausforderung für viele, die aber am Ende durch den Markt getrieben werden wird. Denn wenn dadurch nachweislich ein Riesenvorteil entsteht, wird es eine technologische Lösung geben, die allen Beteiligten gerecht wird. Aufgrund der großen Heterogenität ist das in Europa allerdings viel schwieriger umzusetzen als beispielsweise in den USA.
 
bauMAGAZIN: Nach den Mobilbaggern ZM70 und ZM110 werden auf der Bauma mit dem MH22 und dem MH24 zwei vollelektrische Umschlagbagger von Zeppelin vorgestellt. Wird es künftig weitere Maschinen mit einem Zeppelin-Brand geben?
Cordes: Wir haben schon früher, immer in Abstimmung mit unserem Partner Caterpillar, die Produktpalette mit Maschinen ergänzt, die für den deutschen bzw. europäischen Markt wichtig sind, und diese von anderen Herstellerpartnern produzieren lassen. Heute arbeiten wir im Mobilbaggerbereich unter 10 t mit Wacker Neuson zusammen. Die Elektrifizierung der Modelle MH22 und MH24 aus der sehr erfolgreichen MH-Serie erfolgt selbstverständlich auch in enger Kooperation mit Caterpillar. Für diese vollelektrischen Umschlagmaschinen gibt es eine hohe Nachfrage in Deutschland. Grundsätzlich will ich nicht ausschließen, dass in Zukunft das eine oder andere Produkt mit dem Zeppelin-Branding hinzukommt.

bauMAGAZIN: Wie beurteilt man bei Zeppelin und Caterpillar die Diskussionen und Entwicklungen im Bereich alternativer Antriebstechnologien und welche Strategie verfolgt man? So stellt Volvo im Kompaktmaschinensegment in zwei Serien komplett auf Elektroantrieb um, Wacker-Neuson hat bereits mehrere E-Modelle im Programm …
Cordes: Caterpillar und Zeppelin bieten ja schon seit mehreren Jahren alternative Antriebe an, und zwar den diesel-elektrischen Antrieb, wie bei der Raupe D7 E oder beim Radlader Cat 988K XE. Diesen Weg geht Caterpillar auch konsequent weiter. So kommt die Raupe D6 XE jetzt neu als diesel-elektrische Variante auf den Markt. Auf der Bauma werden wir zudem diverse Maschinen mit vollelektrischem Antrieb vorstellen. So zeigen wir einen Prototyp des kompakten Radladers 906 mit einer Lithium-Ionen-Batterie, außerdem zwei Minibagger, beide als Dual-Power-Maschinen, bei denen man vom elektrischen Antrieb per Kabel auf einen Dieselantrieb umschalten kann. Wir präsentieren also sehr realistische und einsetzbare Antriebsvarianten – vollelektrisch, dual oder hybrid – neben den herkömmlichen Dieselantrieben. Und ich glaube auch, dass dies ein vernünftiger Ansatz für unsere Branche ist. Wir werden nicht komplett umschalten auf elektrische Antriebe. Auf den Dieselantrieb zu verzichten, wäre meiner Meinung nach unsinnig. Denn man muss da schon etwas differenzieren: Zwischen dem, was heute Politik und Medien stark bewegt, und wie wir heute technisch sinnvoll, nachhaltig und wirtschaftlich Baustellen wirklich betreiben können. Da sind wir, so denke ich, auf einem sehr vernünftigen und pragmatischen Weg.
Schrader: Auch Zeppelin Rental greift auf der Bauma diese Thematik auf. Wir zeigen eine vollelektrische Baustelle mit Maschinen und Geräten aus unserem Mietpark. Wir sind diesen Innovationen gegenüber aufgeschlossen, sofern sie für den Kunden wirtschaftlich Sinn machen und einsetzbar sind.
Cordes: Fast hätte ich es vergessen: Wir werden auf der Bauma mit dem Cat 323F ZLine in der 24-t-Klasse auch einen mit einem Power-Pack ausgestatteten voll elektrifizierten Kettenbagger präsentieren, der schon heute in Norwegen im Einsatz ist.

bauMAGAZIN: Das müsste dann aber der größte vollelektrische Bagger sein, den es derzeit überhaupt gibt …
Cordes: Vollkommen richtig und er hat sich in Norwegen bereits bewährt. Gemäß der dortigen Zero-Emission-Politik werden E-Antriebe vom Staat stark subventioniert. Natürlich stellt sich da schnell die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Man bewegt sich bei diesem Bagger in einem Kostensegment, das ungefähr dreimal so hoch ist wie bei einem herkömmlichen Bagger. Technisch jedenfalls funktioniert der Elektro-Bagger. Er hält fünf bis sieben Stunden durch.

bauMAGAZIN: Wie groß ist denn im Vermietgeschäft heute die Nachfrage nach elektrifizierten Maschinen und Geräten?
Schrader: Es gibt sie, aber es ist übersichtlich. Deutschland ist ein sehr traditioneller Markt, und das spiegelt sich im Kundenverhalten wider. Diese Produkte sind nunmal in den Anschaffungskosten teurer, was natürlich die Mietrate beeinflusst. Und wenn das aus diesem Grund für den Kunden wirtschaftlich nicht darstellbar ist, hat sich das Thema für ihn ganz schnell erledigt. Grundsätzlich aber gilt für Zeppelin Rental: Wir sind absolut offen für diese Themen und beschäftigen uns damit schon seit Jahren intensiv. Doch es entscheidet ein Stück weit der Markt mit. Wir haben immer wieder Innovationen mit angeschoben und offensiv proklamiert. So haben wir beispielsweise mit unserer Umweltmarke ecoRent bereits 2011 ein deutliches Signal gesetzt und seither kontinuierlich in emissionsarme und ressourcensparende Geräte für höchste ökologische und ökonomische Ansprüche investiert. Es gehört zu unserer Investitionspolitik, hier sehr genau hinzuschauen und den Kunden frühzeitig Lösungen für bestimmte Anforderungen – wie geschlossene Räume, Tunnelbau, Hochbau etc. – zu bieten. Aber wir müssen natürlich eine Wirtschaftlichkeit abbilden können, für den Kunden und für uns.

bauMAGAZIN: Neben der Digitalisierung und den alternativen Antriebstechnologien sind autonom fahrende Arbeitsmaschinen ein weiteres Zukunftsthema in der Baumaschinenindustrie. Wie ist der Stand bei Zeppelin und Caterpillar?
Cordes: Wir unterscheiden zwischen dem halbautonomen und dem vollautonomen Fahren. Beim Ersteren steuert man per Fernzugriff eine Ma­schine beispielsweise in Gefahrengebieten von einer Kontrollstation oder aus dem Büro. Das vollautonome Fahren erprobt Caterpillar bereits seit 2013 in zwei großen Minen in Australien mit Muldenkippern vom Typ Cat 793 sehr erfolgreich. So wurden in dieser Zeit mehr als 1 Mrd. t Erde be­wegt und über 40 Mio. km zurückgelegt, ohne einen einzigen sicherheitsrelevanten Ausfall. Also von daher sind wir sehr gut vorbereitet. Diese Maschinen sind dort im Einsatz, wo es Sinn macht und es beispielsweise immer die gleichen Lade- und Transportzyklen gibt. In der stationären Industrie könnte das vollautonome Fahren bald zum Alltag gehören. Das betrifft Lademaschinen, aber natürlich auch Transportfahrzeuge auf einer exakt definierten Strecke. Wir sind hier mit Kunden in Gesprächen. Auf einer klassischen Baustelle dürfte vollautonomes Fahren wohl eher noch ein Zukunftsprojekt sein, vor allem aus sicherheitsrelevanten und verkehrsrechtlichen Gründen.

bauMAGAZIN: Noch vor zwei, drei Jahren Jahren waren die Kosten-Desaster bei der Elbphilharmonie oder dem Berliner Flughafen in aller Munde. Heute sind es der Fachkräftemangel, die Ausbildung oder ÖPP-Projekte. Wie beurteilt man bei Zeppelin derzeit das Image der deutschen Bauwirtschaft?
Cordes: Ich glaube, generell profitiert die Bauindustrie hinsichtlich Image und Wertschätzung derzeit von der hohen Nachfrage. Das tut der Branche gut, und das gefällt mir.
Schrader: Wir sollten hier sehr vorsichtig sein, über wen wir sprechen. Sprechen wir über unsere Bauunternehmen, oder sprechen wir über eine Ausschreibungspolitik, die offensichtlich an der Praxis vorbeigeht? Ob Elbphilharmonie, Berliner Flughafen oder auch teilweise »Stuttgart 21«: Das hat nach meinem Dafürhalten ganz viel mit der Art und Weise der Ausschreibung und den Ausschreibenden zu tun. Die initiieren einen Wettbewerb, bei dem am Ende vieles nur noch mit Nachträgen geregelt werden kann, um überhaupt einen Ertrag erwirtschaften zu können.

bauMAGAZIN: Schlussfrage: Die Bauma ist so etwas wie ein Heimspiel für Zeppelin. Welche Erwartungen haben Sie?
Cordes: Ich freue mich auf ein gut gelauntes Branchentreffen mit vielen neuen Innovationen und positivem Investitionsverhalten. Das Besondere an der Bauma ist: Es ist nicht nur die weltgrößte Baumaschinenmesse, auf der wirklich viele Weltneuheiten gezeigt werden, sondern die Bauma ist eben auch eine Verkaufsmesse. Und diese Kombination macht die Bauma zu einem ganz besonderen Event.
Schrader: Als Vermietgesellschaft auf der Bauma präsent zu sein, ist etwas Außergewöhnliches. Wir sind dort jetzt seit mehr als 15 Jahren aktiv und werden von den Kunden gezielt aufgesucht, um mit uns über Vermietung, Dienstleistungen und Services zu reden. Wir bieten nicht nur wieder unseren Biergarten als Branchentreff und Plattform für den Austausch an, sondern haben auch wieder zahlreiche neue Highlights für die Besucher. So sind wir in München erstmalig mit einem sogenannten Infinity Room vertreten, in dem wir unseren Kunden mit dreidimensionalen Projektionen die drei Säulen unseres Geschäfts vorstellen: die Vermietung von Maschinen und Geräten, die temporäre Infrastruktur und Logistik-Leistungen. Wobei ich feststellen möchte: Zeppelin Rental hat im vergangenen Jahr 65 Mio. Euro in den Ausbau seiner Mietflotte investiert, dieses Jahr werden es noch einmal 50 Mio. Euro sein. Wir freuen uns richtig auf München, auch wenn es für uns keine Abschluss-Messe ist, und wollen die Bauma zusammen mit unseren Kunden genießen.     ß

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