SMP Parts: »Der Hut wird auch im Ruhestand nicht an den Nagel gehängt«

Jeder Mitarbeiter, jeder Geschäftspartner und jeder Kunde kennt den »Mann mit dem Hut«. Als Geschäftsführer der SMP Parts GmbH hat Franz-Josef Bellinghausen in diesem Jahr sein 25. Jubiläum gefeiert (das bauMAGAZIN berichtete in Heft 7/18, Seite 98). Gegründet wurde das Unternehmen am 1. Juni 1993, um die schwedischen Anbaugeräte der SMP Parts AB in Deutschland und Mitteleuropa besser vertreiben zu können. Treibende Kraft und gleichzeitig wichtigster Halt war für Bellinghausen in dieser Zeit seine inzwischen verstorbene Ehefrau Åsa Marie Ettehag Bellinghausen, die zusammen mit Stig Blomgren, der ebenfalls verschieden ist, zu den Gründungsmitgliedern der SMP Parts GmbH gehörte. Im bauMAGAZIN-Interview hat Franz-Josef Bellinghausen mit Redaktionsmitglied Dan Windhorst über genau diese Zeit gesprochen und klargestellt, dass er die Anfänge im Home-Office mit Lager im Gartenhaus ebenso wenig vergessen habe, wie das Versprechen, niemals aufzugeben.

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bauMAGAZIN: Herr Bellinghausen, die SMP Parts GmbH als deutsche Tochtergesellschaft des schwedischen Anbaugeräte-Herstellers SMP Parts AB feiert mit Ihnen als Geschäftsführer in diesem Jahr ihr 25. Jubiläum. Wenn Sie zurückblicken: Würden Sie diesen Job nochmals so machen, was waren die »Meilensteine« in diesen 25 Jahren und welches Ereignis ist Ihnen vor allem in Erinnerung geblieben sind?

Franz-Josef Bellinghausen: Natürlich wäre manches anders gelaufen, hätte man damals schon das Wissen von heute gehabt. Aber es tut auch gut sagen zu können, dass man alles noch mal genauso machen würde. Wenn Sie mich nach dem größten Meilenstein dieser 25 Jahre fragen, dann fällt mir die Antwort leicht: Das ist meine verstorbene Frau. Sie war seit der Gründung mit dabei. Angefangen haben wir in unserem privaten Wohnhaus: Das Gartenhaus war unser erstes Lager und die erste Rechnung haben wir noch nervös mit dem Kugelschreiber geschrieben. Heute kaum mehr vorstellbar. Aber was glauben Sie, wie wir uns gefreut haben, als wir uns unsere erste Schreibmaschine leisten konnten? Eineinhalb Jahre später konnten wir uns dann mit einer Garage und einem Gabelstapler vergrößern. Da haben wir uns gefreut wie kleine Kinder. Es war ein langer Weg bis nach Kempen, wo wir auch heute noch unseren Stammsitz haben. Die Unterstützung aus Schweden gab’s zwar, aber wir haben trotzdem von Anfang an auf eigenen Füßen gestanden.

bauMAGAZIN: SMP baut seit 1980 Anbaugeräte für Bagger – vor allem Löffel und Greifer, aber auch Schnellwechsler, Schwenkrotatoren oder Tiltrotatoren. Welches Produkt ist von den deutschen Kunden besonders gut angenommen worden?

Bellinghausen: Eindeutig die Schnellwechsler. Der T620 war damals sozusagen »Brot und Butter« des Unternehmens. Er hat unglaublich zuverlässig gearbeitet und sich nicht zuletzt auch deshalb so gut verkauft. Aktuell ist der Schwenkrotator ST22 unser Zugpferd. Es ist das meistverkaufte Produkt. Ich habe vorhin gesehen, dass allein heute davon zehn Stück im Lager zur Auslieferung bereitstehen.

bauMAGAZIN: Der Schwenkrotator »Swingotilt« nimmt sicherlich eine Sonderstellung in der Produkt-Range von SMP ein. Warum ist das so?

Bellinghausen: Nicht zuletzt, weil das Gerät robust ist und zuverlässig arbeitet. Der Swingotilt ist wartungsarm und verfügt über sehr stabile Lager. Mit dem Drehwerk heben wir uns außerdem gezielt von der Konkurrenz ab. Ganz nebenbei: Wir waren die Ersten in diesem Segment, die zwei Jahre Werksgarantie für diese Anbaugeräte geboten haben, und dem sind wir auch bis heute treu geblieben. Ganz egal für welches Teil. Und das ist etwas, was unsere Kunden zu schätzen wissen. Andere Hersteller sind, was das betrifft eher zögerlich. Aber wir wissen, was wir herstellen, und wir wissen auch, dass diese Geräte ein solches Vertrauen auch verdient haben.

bauMAGAZIN: SMP-Baggerlöffel haben den Ruf, sehr robust zu sein und über sehr gute Grabeigenschaften zu verfügen. Was sind die Gründe dafür?

Bellinghausen: Unsere Löffel sind schlicht und ergreifend harte Bedingungen gewohnt: Hintergrund ist der, dass wir uns bei der Entwicklung an den hohen Anforderungen Skandinaviens orientieren müssen. Und das bedeutet in erster Linie sehr felsige Böden und raue Umwelteinflüsse. Dazu kommt, dass in Skandinavien die Uhren noch etwas anders ticken als in Deutschland. Kleinunternehmer und Eigentümer sitzen noch selbst auf den Geräten und geben uns daher ein sehr direktes und vor allem ehrliches Feedback, das immer auch die Wirtschaftlichkeit im Fokus hat. Und was die Langlebigkeit und Robustheit betrifft: Wir haben Löffel, die überleben ganze Bagger-Generationen. Oder anders gesagt: Wenn der Bagger bereits in die Knie geht, kann man den Löffel noch immer weiterverwenden.

bauMAGAZIN: Die Kunden legen nicht nur großen Wert auf gute Produkte, genauso wichtig ist ihnen der Service. Wie ist der bei SMP in Deutschland organisiert?

Bellinghausen: Ich komme ursprünglich aus dem Servicebereich und bin vielleicht auch deshalb besonders hellhörig, wenn dieses Thema aufkommt. Wir haben zwei gute Servicetechniker im Einsatz, die mit viel Herzblut an die Sache herangehen und wollen, dass die Kunden am Ende zufrieden sind. Gleichzeitig werden wir von verschiedenen Händlern wie zum Beispiel Atlas unterstützt, wenn Hilfe benötigt wird.

bauMAGAZIN: Welche Rolle spielt die deutsche SMP-Gesellschaft im Vertriebsnetz von SMP? Oder anders gefragt: Wie wichtig ist der deutsche Markt für SMP hinsichtlich Stückzahlen und Umsatz?

Bellinghausen: Für unseren skandinavischen Mutterkonzern ist der deutsche Markt unglaublich wichtig. Insbesondere, weil wir von hier aus auch Österreich, die Schweiz oder auch Tschechien bedienen. Für SMP Parts sind diese Märkte eine tragende Säule, der Umsatz der GmbH liegt aktuell bei rund 5 Mio. Euro. SMP Parts ist ein Fullliner. Außerdem machen wir alles von der Entwicklung über die Fertigung bis hin zum Service selbst. In diesem Jahr wird die SMP Parts AB allein für gesamt Skandinavien voraussichtlich 6 500 Löffel produzieren.


bauMAGAZIN: Im April 2019 steht wieder die Bauma an. Was hat SMP dort geplant, welche Neuheiten wird es geben?

Bellinghausen: Das Tuch liegt schon drauf. Soll heißen, wir werden definitiv mit Neuigkeiten auf uns aufmerksam machen, unsere Ingenieure arbeiten fleißig daran. Ich möchte daher an dieser Stelle noch nichts preisgeben. Da ich aber weiß, was wir in der Hinterhand haben, bin ich äußerst entspannt. Die Bauma nimmt bei uns, im Speziellen für mich, einen wichtigen Platz ein. Wissen Sie, früher habe ich den Stand noch selbst mit aufgebaut. Damit waren unsere Bauma-Auftritte auch immer ein Stück weit Produkte meines eigenen Wirkens. Das hat zwar viel Schweiß und auch Nerven gekostet, aber zusammen mit meinem Team war es immer ein gelungener Auftritt.

bauMAGAZIN: Sie haben schon gesagt, dass die Bauma 2019 die »Abschieds-Bauma« für den »Mann mit dem Hut« sein wird. Was sind Ihre weiteren Pläne nach der Bauma?

Bellinghausen (lacht): Also der Mann mit dem Hut wird in erster Linie schon mal mit neuem Hut auftauchen. Eine wirklich rührende Geschichte: Zum 25. Jubiläum haben meine Mitarbeiter mir einen richtig tollen Geschenkhut gebastelt, dekoriert mit Geldscheinen für den »besonderen Bellinghausen-Hut«. Und genau den werde ich zur Bauma auch tragen. Das ist bereits versprochen und deshalb werde ich das auch einhalten! Was meine Pläne für danach betrifft: Ich bleibe dem Unternehmen operativ noch bis zum 31. Dezember 2019 erhalten. Das kommende Jahr werde ich nutzen, um die Hand über die Köpfe der anderen zu halten. Bis Ende 2020 stehe ich SMP dann noch aktiv als Berater zur Verfügung. Meinen Nachfolger André Kainz werde ich übrigens zur Bauma offiziell vorstellen. Er ist bereits seit knapp eineinhalb Jahren fester Bestandteil unseres Unternehmens und kann sich daher nach und nach einarbeiten. Das war uns wichtig. Wir haben schon früh angefangen, den richtigen Mann für diese Aufgabe zu suchen. Es muss halt jemand sein, der dieser Herausforderung gewachsen ist. Einer, der die alten Traditionen des Unternehmens wahrt und gleichzeitig den richtigen Riecher für die Zukunft hat.

bauMAGAZIN: Und was ist Ihr größter Wunsch für den Ruhestand?

Bellinghausen: Glück und Gesundheit. Nein ernsthaft: Ich habe viel nachgedacht und weiß, dass mich mein Hobby ordentlich auf Trapp halten wird. Ich bin Oldtimer-Fan und schraube an zwei Traktoren, einem Auto und einigen alten Mopeds herum. Man kann sagen, ich bin ein Freak für Sachen aus der alten Zeit. Vieles von dem, was mir in meiner Kindheit oder Jugend begegnet ist, fasziniert mich auch heute noch. Ein großes Ziel für meinen Ruhestand ist zum Beispiel, meine alte Lancia »Fulvia« in Bewegung zu halten, und sie dann zu ihrem Geburtsort ins Lancia-Werk nach Turin zu bringen. Der Wagen ist aus dem Jahr 1969, dem Jahr, in dem ich meine Lehre begonnen habe. Vorgenommen habe ich mir, in mehreren Etappen bis nach Turin zu fahren – man will ja auch was von der Reise haben und natürlich ohne Schaden ankommen. Ich bin gespannt auf das, was kommt und kann glaube ich abschließend sagen: Der Hut wird auch im Ruhestand nicht an den Nagel gehängt!    ™

 

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