Seit rund 40 Jahren beliefert Huber Automotive deutsche Erstausrüster der Fahrzeugindustrie mit moderner Elektronik, was sowohl Hard- als auch Software umfasst. In Mühlhausen (Baden-Württemberg) werden ebenso eigene Fahrzeugkonzepte in Serie realisiert. Huber Automotive forscht und entwickelt zudem seit mehr als zehn Jahren im Bereich der E-Mobilität, beispielsweise für die im Umbruch befindliche globale Minenindustrie. Diese wünscht sich nachhaltige Fahrzeugkonzepte, die Personal und leichtes Equipment transportieren können.
Neben der Bewetterung verbrauchen in Minen die Arbeitsmaschinen und Verkehrsmittel die meiste Energie, weshalb der Umstieg auf E-Fahrzeuge einen signifikanten Beitrag zur Emissionsreduktion und Kosteneinsparung leisten kann. Huber Automotive elektrifiziert beispielsweise den Toyota Land Cruiser, der damit vor Ort emissionsfrei fahren kann und dort alle Gesundheitsvorgaben gemäß Arbeitsschutzverordnung erfüllt. Diese schreibt den Emissionsschutz als wesentliches Element und sämtliche Maßnahmen zur Begrenzung oder Vermeidung von Emissionen vor.
Erste Herausforderungen erfolgreich bewältigt
Bei der ersten Elektrifizierung des Land Cruisers galt es einige Herausforderungen zu meistern, alle Bestandteile des neuen Antriebsstrangs mussten in die Karosserie und die bestehende Struktur eingepasst werden. Zudem war es notwendig, die Kommunikationsarchitektur des Fahrzeugs neu zu entwickeln, da abgesehen von den mechanischen keine weiteren Schnittstellen zur Verfügung standen.
Für die Umrüstung der Land Cruiser liefert Huber Automotive seinen eigenen Werken und weltweiten Partnern jetzt eine Systemlösung. »Nur so können sie das Fahrzeugkonzept einfach und schnell realisieren. Gleichzeitig erfordert das im Hinblick auf das System eine hohe Qualität und Modellierbarkeit«, so Fabian Schneider, Key Account Manager bei Huber Automotive. Darüber hinaus ist der E-Cruiser im täglichen Einsatz in unwegsamem Gelände, was sehr hohe Ansprüche an das Produkt stellt, die über die üblichen Anforderungen in der Automobilindustrie hinausgehen. Im Minenbetrieb fahren die Electric Cruiser regelmäßig auf Schotterwegen und durch Schlaglöcher. Fahrzeuge werden verschlammt und haben in Salzbergwerken mit einer entsprechenden Korrosion zu kämpfen.
Batteriesystem für unwegsames Gelände
Als hilfreich für die genannten Anwendungen soll sich Webastos integriertes Standardbatteriesystem erweisen. Im E-Land-Cruiser verfügt das modulare und skalierbare System über 400 V und bietet eine Kapazität von 35 kWh. »Im Vergleich zu anderen chemischen Alternativen überzeugt die Lithium-Ionen-Batterie vor allem durch ihre Energiedichte. Dank dem ausgezeichneten Verhältnis zwischen Leistung und Gewicht ist das Fahrzeug sogar etwas leichter als mit seinem originalen Antriebsstrang«, betont Schneider. Dementsprechend bleibe die Zuladungskapazität innerhalb des Wagens unverändert, was gerade in Bezug auf die oft schwere Ladung im Tagebau einen Pluspunkt darstellt. Um dort eine hohe Sicherheit zu gewährleisten, ist das Batteriesystem gemäß IP67 gegen das Eindringen von Staub sowie Wasser geschützt. Es ist zudem in einem robusten Gehäuse verbaut.
Vom Prototyp bis zur Serienfertigung
Das Projekt begann im Jahr 2016, sechs Monate später war ein Prototyp fertig. »Einen fahrbaren Prototyp auf die Straße zu bringen, das geht zügig. Aber bis zur Serienfertigung dauert es. Die weitere Entwicklungszeit hat insgesamt vier Jahre in Anspruch genommen, wobei die ersten zwei Jahre für Tests im Feld vorgesehen waren«, schildert Schneider. Huber Automotive hat mit einigen Minenbetreibern das Fahrzeugkonzept erprobt und nach eigenen Angaben alle Erfahrungen aus den Tests in die Produktentwicklung einfließen lassen. Bei der Serienfertigung kommt heute ein neuer Toyota Land Cruiser in ein eigenes Werk oder zu einer der weltweiten Partnerfirmen, wo bereits die einbaufertige Systemlösung bereitsteht. Dort wird der Antriebstrang des Dieselfahrzeugs dann durch die elektrische Variante ausgetauscht. »Die Bestandteile des ursprünglichen Antriebstrangs verschrotten wir nicht, sondern bieten sie als Ersatzteile auf dem Markt an, auf dem dafür eine große Nachfrage herrscht«, erläutert Schneider.
Webasto begleitete auch die Produktentwicklung des elektrifizierten Toyota Land Cruisers, indem das Unternehmen am Design der Systemlösung mitwirkte. Damit das Batteriesystem mit seinen Maßen in die Karosserie hineinpasst, wurde in Abstimmung zwischen den Unternehmen sein Gehäuse verkürzt. »Die Beratung von Webasto ist sehr kompetent und fachgerecht. Teilweise ziehen wir die Expert:innen auch zu Gesprächen mit Kund:innen hinzu – gerade dann, wenn wir das Thema Sicherheit diskutieren. Da können wir auf die volle Unterstützung von Webasto bauen«, berichtet Schneider.
Hohe Sicherheit
Huber Automotive hat den elektrifizierten Toyota Land Cruiser ausgiebig auf Sicherheit getestet. »Aus meiner Sicht bieten wir im Bereich der leichten Minenfahrzeuge das robusteste und langlebigste Produkt auf dem Markt an«, sagt Schneider. Die vielen Bestandteile eines Verbrennungsmotors und des weiteren Antriebstrangs, die häufig Verschleiß aufweisen, wurden durch wartungsarme Komponenten ersetzt. Dadurch soll sich nicht nur die Langlebigkeit des Fahrzeugs erhöhen, auch die Betriebskosten sollen erheblich sinken. Minenfahrzeuge sind konstant hoher Belastung ausgesetzt, daher ist ihre Lebensdauer generell sehr kurz. Die des elektrifizierten Toyota Land Cruiser liege laut Webasto allerdings mit ungefähr zwischen drei und fünf Jahren deutlich über der von konventionellen dieselbetriebenen Minenfahrzeugen.
Die Unternehmen Huber Automotive und Webasto wollen ihre Zusammenarbeit künftig fortsetzen. »Wir führen immer wieder neue Projekte durch, um die Innovation in der Automobilindustrie voranzutreiben. Dabei suchen wir auch stets nach geeigneten Batterielösungen und da ist Webasto aus unserer Sicht ein zuverlässiger Partner für die Zukunft«, so Fabian Schneider. t