SITECH: »An der Baumaschine 4.0 führt kein Weg vorbei«

Die Digitalisierung der Baubranche ist für Frank Dahlhoff zu einem unverzichtbaren Gut geworden – einem, das aus seiner Sicht aber nur dann Sinn macht, wenn Anwender das Potenzial neuer Technologien auch voll ausschöpfen können.

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Als Geschäftsführer von Sitech Deutschland vertreibt er Maschinensteuerungen und Bauvermessungssysteme und ist damit jeden Tag aufs Neue mit dem digitalen Wandel konfrontiert. Zudem ist das Unternehmen exklusiver Vertriebs- und Servicepartner von Trimble, einem der führenden Anbieter für GPS-Technologie. Um der Erwartungshaltung gerecht zu werden, sich noch effektiver mit neuer Technologie auseinanderzusetzen, hat Sitech ein umfangreiches Schulungskonzept auf den Weg gebracht: In einem neuen Ausbildungszentrum in Zwickau sollen eigene Mitarbeiter darin geschult werden, Bautechnologie noch effizienter zu nutzen. Was genau sich Frank Dahlhoff davon verspricht und wie er das Thema »Baustelle 4.0« insgesamt beurteilt, darüber hat der 54-Jährige mit bauMAGAZIN-Redaktionsmitglied Dan Windhorst gesprochen.

bauMAGAZIN: Sitech bedient den Markt mit Maschinensteuerungen, Bauvermessungssystemen und Management-Lösungen: Was ist das wirtschaftlich stärkste Segment und wo sehen Sie womöglich noch weiteres Wachstumspotenzial?
Frank Dahlhoff: Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Maschinensteuerung sicherlich der wichtigste Bereich für uns. Gleichzeitig sehen wir genau da aber auch das größte Wachstumspotenzial. Das, was wir in den vergangenen Jahren in der ganzen Branche gesehen haben, ist der unaufhaltbare Weg zur Digitalisierung. Die Vernetzung von Baumaschinen und die Nutzung immer intelligenterer Systeme ist ein großes Thema. Stark sind wir außerdem in den Bereichen Dienstleistung, Vermessung und Datenaufbereitung, die wir kontinuierlich weiter ausbauen.

bauMAGAZIN: Zum neuen Ausbildungszentrum in Zwickau: Was erhoffen Sie sich von diesem Projekt?
Dahlhoff: Wir haben in das Ausbildungszentrum investiert, damit unsere Leute noch intensiver geschult werden. Mit jeder neuen Technologie, die auf den Markt kommt, stehen die Anwender auch wieder vor der Frage, wie sie den Einsatz noch effizienter gestalten können. Vor allem im Service und Support, wo wir aktuell 60 Mitarbeiter haben, muss jeder einzelne auf dem neusten Stand sein. Die digitalen Systeme bringen ständig neue Updates mit sich – einen Stillstand sollte sich da keiner leisten. Und was ich mir generell vom Ausbildungszentrum erhoffe: Wir haben jetzt die ersten zwei großen Schulungen hinter uns und sind mit dem Ergebnis wirklich zufrieden. Helfen wird uns Zwickau vor allem auch bei den neuen Mitarbeitern: Wir wachsen derzeit jedes Jahr um rund 15 %, und da ist der Bedarf an Schulungen natürlich groß.

bauMAGAZIN: Wird der Standort Zwickau auch als Testgelände für Produkte genutzt?
Dahlhoff: Wir verkaufen grundsätzlich nur von uns überprüfte Produkte. Das neue Testgelände wird dabei eine große Hilfe sein. Generell muss man sagen: An unsere Kunden schicken wir nichts raus, was wir nicht selbst auf Herz und Nieren getestet haben. Und ganz ehrlich: Das muss auch der Anspruch sein. Nicht nur, damit wir den Kunden zufriedenstellen, sondern um genau zu wissen, was unsere Produkte tatsächlich können.

bauMAGAZIN: Ihr Unternehmen ist nicht nur Vertriebs- sondern auch Servicepartner von Trimble: Welchen Umsatzanteil erwirtschaftet der Servicebereich, und an wie vielen Standorten steht Sitech vor Ort zur Verfügung?
Dahlhoff: Der Service erwirtschaftet aktuell 15 % des Umsatzes, vertreten sind wir hier derzeit an zwei Standorten. Ich sehe den Geschäftsbereich als ein wichtiges Standbein für uns. Genau da können wir unsere Fachkompetenz klar ausspielen und kundennahen Fullservice bieten. Dafür benötigt man allerdings erfahrene Mitarbeiter – und die haben wir zum Glück.

bauMAGAZIN: Ein anderes Thema: Sitech ist exklusiver Technologiepartner für Trimble-Maschinensteuerungssysteme für Caterpillar Baumaschinen und in Deutschland damit Kooperationspartner von Zeppelin Baumaschinen. Was zeichnet diese Zusammenarbeit und diese Kooperation aus?
Dahlhoff: Die Stärken beginnen bei den Her­stellern selbst. Caterpillar und Trimble arbeiten seit mehr als 20 Jahren erfolgreich zusammen. In die Baumaschinen von Cat ist zum Beispiel die 3D-Maschinensteuerung schon ab Werk integriert. Den Support dafür übernehmen wir von Sitech – also Aufbau, Wartung und Reparatur der Maschinensteuerungssysteme.


bauMAGAZIN: In den vergangenen Jahren wird die Baumaschinen-Branche geradezu überflutet von neuen Technologien. Beim Thema »autonomes Fahren und Arbeiten« allerdings scheint die Branche sehr zurückhaltend zu sein, so zumindest unser Eindruck. Wie beurteilen Sie das? Ist die »autonome Baustelle« tatsächlich ein Thema, dem sich Sitech Ihrer Ansicht nach bald stellen muss?
Dahlhoff: Auf jeden Fall! Autonom fahrende Baumaschinen – das ist jetzt schon Realität. In ein paar Tagen werde ich zum Beispiel zu einer Trimble-Kundenveranstaltung fahren, bei der sich alles um das Thema »Wie sieht die Baustelle 2025 aus?« drehen wird. In der Ankündigung heißt es, dass bei diesem Event bereits Maschinen im teilautonomen Modus im Einsatz sein werden. Das bedeutet zwar, dass das System mit Vorgaben arbeitet, uns aber einen guten Eindruck davon vermittelt, wohin die Reise gehen soll.

bauMAGAZIN: 2019 steht die Bauma an – was hat Sitech für München geplant?
Dahlhoff: Vernetzung, autonomes Fahren und unsere OEM-Partnerschaften werden für uns ein großes Thema sein. Natürlich spielen Kooperationen wie die mit Caterpillar auf der Bauma eine wichtige Rolle. Aber wir werden auch Trimble-­Systeme in Baumaschinen von anderen Herstellern sehen. Was die Veranstaltung an sich betrifft: Das wird heftig. Jeder Aussteller, der schon mal dabei war, der weiß, was eine Bauma-Woche mit sich bringt. Aber ich freue mich darauf. Wir sind mit 25 Mitarbeitern in München präsent. Außerdem bin ich gespannt auf die Besucher: Bei der Bauma vor drei Jahren konnte man spüren, wie wichtig das Thema Digitalisierung werden könnte. 2019 wird sich dieses Interesse noch einmal steigern, denn an der »Baumaschine 4.0« führt kein Weg mehr ­vorbei.    ™

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