Mercedes-Benz Vans: »Mit dem neuen Sprinter bringen wir unsere strategische Zukunftsinitiative ›adVANce‹ erstmals auf die Straße«

Wohl dem Nutzfahrzeug-Manager, der solche Zahlen verkünden kann: Gut 401 000 Fahrzeuge abgesetzt und damit 12 % mehr als im Jahr zuvor, mit 13,2 Mrd. Euro wieder einen Umsatzrekord aufgestellt. Für Volker Mornhinweg, seit 2010 Leiter von Mercedes-Benz Vans, steht nach dem vierten Absatz-Rekordjahr in Folge außer Frage: »Wir sind so erfolgreich wie nie zuvor!« Das sagte er Mitte März beim Jahrespressegespräch in Stuttgart und verwies in diesem Zusammenhang auf die Strategie »Mercedes-Benz Vans goes global«: »Das ist die Grundlage unseres Erfolgs. Wir sichern damit unser nachhaltiges Wachstum und erschließen zusätzlich konsequent neue Geschäftspotenziale. In 2017 sind wir bereits mit signifikanten Investitionen in Vorleistung gegangen, und auch 2018 nehmen wir nochmals einen hohen Betrag in die Hand.«

Lesedauer: min

Im Zentrum dieser Gesamtinvestition in Höhe von mehr als 2 Mrd. Euro steht der neue Sprinter, der als »vollvernetzte Gesamtlösung« im Juni auf den Markt kommt. »Mit dem Sprinter bringen wir unsere strategische Zukunftsinitiative adVANce erstmals auf die Straße«, betonte Volker Mornhinweg. »Damit wandelt sich Mercedes-Benz Vans von einem reinen Fahrzeughersteller zum Anbieter von ganzheitlichen Transport- und Mobilitäts­lösungen.« Darüber hinaus kündigte er an, dass Mercedes-Benz Vans mit Europas größtem Reisemobil-Hersteller Hymer (Bad Waldsee) eine Partnerschaft vereinbart hat, zu der ein Liefervertrag über mehrere tausend Sprinter gehört.


 

»Bieten bei E-Mobilität eine Gesamtsystemlösung«

Ein zentraler Baustein der Zukunftsinitiative adVANce ist laut Volker Mornhinweg auch die Elektrostrategie von Mercedes-Benz Vans. Im Gespräch mit dem bauMAGAZIN sagte der 58-Jährige, dass man aufgrund innovativer Produktionstechnologien jederzeit in der Lage sei, in den Werken die Produktion rein elektrisch betriebener Fahrzeuge hochzufahren, sollte sich die Nachfrage dementsprechend positiv entwickeln. So sei von der zweiten Jahreshälfte an der eVito lieferbar, im kommenden Jahr folge dann der eSprinter.

»Bei der Elektromobilität geht es aber um sehr viel mehr als um das Fahrzeug», so Volker Mornhinweg. »Deshalb bieten wir unseren Kunden eine Gesamtsystemlösung, inklusive umfassender Beratung und ergänzenden Services.« Als ein Beispiel für eine solche ganzheitliche Zusammenarbeit bezeichnete er die strategische Partnerschaft mit dem Logistikdienstleister Hermes und den daraus resultierenden Pilotprojekten in Hamburg und Stuttgart, bei denen die ersten von insgesamt 1 500 Elektrotransportern zum Einsatz kommen. Dabei erarbeite man gemeinsam mit Hermes auch ein Konzept für die Lade-Infrastruktur.

Nutzungsprofile unterscheiden sich stark

Zudem hat Mercedes-Benz Vans mit eVAN Ready eine kostenlose App entwickelt, mit der man vor dem Kauf überprüfen kann, ob Elektromobilität für das Unternehmen die passende Antriebsart ist. Dabei zeichnet eVAN Ready reale Fahrstrecken des Nutzers auf, analysiert das Mobilitätsverhalten und gleicht dieses mit zahlreichen Parametern des eVito und oder des eSprinter ab. »Gerade bei gewerblichen Kunden unterscheidet sich das jeweilige Nutzungsprofil stark«, sagte Volker Mornhinweg. »Ein Servicetechniker, der eine ganze Region betreut, hat bekanntlich völlig andere Anforderungen an die Reichweite als ein städtischer Paketlieferdienst, der auf kurzen, langfristig planbaren Strecken unterwegs ist.«

Geschwindigkeit und Beschleunigung werden in der neuen App deshalb ebenso erfasst wie Stopps oder längere Pausen. Ebenso fließen Umgebungsparameter wie Temperatur und Höhenprofil mit ein. Daraus lassen sich die jeweilige Reichweite und der voraussichtliche Energieverbrauch ermitteln. Die Analyse berücksichtigt auch vorhandene Ladesäulen und berechnet den zusätzlichen Lade- und Energiebedarf. Optional können gewerbliche Kunden auch ihre jeweiligen Zuladungen und das Gesamtgewicht des Fahrzeugs mit in die Kalkulation einfließen lassen. So soll ein realistisches und aussagekräftiges Nutzungsprofil entstehen.

Midsize-Segment das »zweite wichtige Standbein«

Zu den guten Zahlen im vergangenen Jahr – neben Absatz und Umsatz wurde auch beim Ergebnis (EBIT) mit 1,181 Mrd. Euro ein neuer Spitzenwert (i. V. 1,17 Mrd. Euro) erzielt, zudem betrug die Umsatzrendite 9 % – habe, so erläuterte Volker Mornhinweg, jede einzelne Baureihe mit einem eigenen Bestwert beigetragen. Größte Absatztreiber waren dabei der Vito und die V-Klasse. Mit insgesamt über 171 000 Einheiten lag der Absatz deutlich über dem Vorjahresbestwert (+ 22 %). »Damit hat sich das Midsize-Segment neben dem Sprinter als zweites wichtiges Standbein für Mercedes-Benz Vans etabliert«, so Volker Mornhinweg weiter.

Auch die bisherige Sprinter-Generation habe in ihrem letzten Verkaufsjahr »nochmal alles rausgeholt«. So wurden mit mehr als 200 000 Einheiten (+ 4 %) so viele Sprinter abgesetzt wie nie in einem Jahr. Auch der Citan war auf Rekordkurs: Mit mehr als 26 000 Einheiten wurde der Absatz um gut 5 % gesteigert. Zudem war 2017 das »Geburtsjahr« der neuen X-Klasse, von der in Europa von November bis Jahresende die ersten 3 000 Fahrzeuge ausgeliefert wurden.

Derzeit wird der Markteintritt des Premium-Pickup in Südafrika und Australien vorbereitet, 2019 steht der Markteintritt in Argentinien und Brasilien an. »Mit der X-Klasse werden wir das weltweite Wachstumspotenzial im Segment der Midsize-Pickups voll ausnutzen«, sagte Volker Mornhinweg, »insbesondere in klassischen Pickup-Märkten auf der südlichen Halbkugel.«

Auch 2018 bieten die Märkte gute Voraussetzungen für weiteres Wachstum, so Volker Mornhinweg. In der Region EU 30, in der vergangenes Jahr mehr als 273 000 Einheiten abgesetzt wurden (+ 9 %), erwartet Mercedes-Benz Vans ein leichtes Marktwachstum. Für die USA rechnet man mit einer leicht steigenden Nachfrage nach großen Transportern. Und in Lateinamerika geht man davon aus, dass sich der Markt für große Transporter weiter erholt. »Auch in China, wo wir 2016 unsere Midsize-Vans eingeführt und 2017 unseren Absatz um 75 % gesteigert haben, wird sich der von uns adressierte Markt deutlich beleben. Insgesamt erwarten wir deshalb, dass unser weltweiter Absatz 2018 deutlich steigt.«

Der neue Sprinter »ist eine Zeitenwende«

Als »absolutes Highlight in diesem Jahr« bezeichnete Volker Mornhinweg die Einführung des neuen Sprinters, »der für Mercedes-Benz Vans nicht weniger ist als eine Zeitenwende«. Denn mit der Zukunftsinitiative adVANce bearbeite man die zentralen Innovationsbereiche der Transportbranche. »So wird der Sprinter zu einer echten Gesamtsystemlösung«, sagte Volker Mornhinweg. »Denn wir machen ihn zum Knotenpunkt im Internet der Dinge, und damit zum integralen Teil der Wertschöpfungskette unserer Kunden.«

Das gesamte Fahrzeug funktioniere nach dem Baukastenprinzip und könne auf unterschiedlichste Einsätze angepasst werden – vom Fahrzeug für den Handwerker bis zum luxuriösen Reisemobil. Basis dafür ist die völlig neuartige Konnektivität, so Volker Mornhinweg. »Durch ein ­serienmäßig im Fahrzeug verbautes Kommunikations-Modul ist der neue Sprinter permanent mit dem Internet verbunden. Damit ist er eingebettet in ein Netz aus digitalen Dienstleistungen, die weit über das Fahrzeug hinausgehen. Das ist ein enormer Wettbewerbsvorteil, kein anderer Van ist derart gut vernetzt.« So biete das Fahrzeug unter anderem ein »Highend-Cockpit« mit dem intuitiv zu bedienenden Multimediasystem MBUX (Mercedes-Benz User Experience) inklusive Sprachsteuerung (das bauMAGAZIN berichtete in Heft 3/18, Seite 128), »eine echte Revolution«, so Volker Mornhinweg.

Mehr als 1 700 verschiedene Varianten

Damit verwies Volker Mornhinweg auf die in fünf Bereiche unterteilte Zukunftsinitiative adVANce: digital@vans (digitale Vernetzung), solutions@vans (Hardware-Lösungen), rental@vans (innovative Mietmodelle), sharing@vans (Personen­beförderung) und eDrive@vans (Elektromobilität). »Der neue Sprinter ist bereits heute für zukünftige Anforderungen gerüstet, auch wenn man sich vielleicht heute noch gar nicht ausmalen kann, wohin die Reise in den nächsten zehn Jahren geht.«

Aber nicht nur der neue Sprinter sei digital und vernetzt, auch das globale Sprinter-Produktionsnetzwerk. »Damit wir die hohe Nachfrage nach dem Sprinter auch bedienen können, investieren wir massiv in intelligente Produktion – bis zum Jahr 2025 mehr als 200 Mio. Euro. Nicht zuletzt auch, um die hohe Varianz des neuen Fahrzeugs darstellen zu können. Der neue Sprinter bietet künftig noch mehr spezifische Anwendungsmöglichkeiten. In Summe ist er in mehr als 1 700 verschiedenen Varianten verfügbar – allein wenn man Kernmerkmale wie Aufbauart, Antriebskonzept und Kabinengestaltung kombiniert.«

Produktion läuft seit Anfang März

Dafür bringe Mercedes-Benz Vans Fertigungstechnologien in die Werke, die bislang nur in Pilotprojekten eingesetzt worden seien. Das gelte auch für das neue US-Werk in Charleston. »Wir machen es zu einem der modernsten Produktionsstandorte in Nordamerika und setzen unsere innovativsten Produktionstechnologien um«, sagte Volker Mornhinweg. »Die Fertigung des neuen Sprinter in den USA startet im zweiten Halbjahr. So fahren wir jetzt sukzessive die Produktion des Sprinter hoch, da der weltweite Produktionsanlauf eines so hochkomplexen Produkts schrittweise passieren muss.« In Deutschland läuft der neue Sprinter bereits seit Anfang März in Serie vom Band und steht von Juni an bei den Händlern.    ß

[3]
Socials