Ohne den Saugbagger müssten die Arbeiter Bauschutt mühsam mit der Schubkarre nach draußen befördern. Doch so schaufelt ein Minibagger das Material lediglich vor das Ende der Schlauchleitung und der Luftstrom des Saugbaggers zieht alles, ob dicke rote Backsteinbrocken oder feines Kalksteingebrösel, nach oben in den 8 m³ fassenden Sammelbehälter auf dem 32-Tonner. Mit einer Umwälzung von bis zu 44 000 m³/h Luft und einem maximalen Unterdruck von knapp 0,45 bar geht es ordentlich voran.
Für die Saugleistung sorgen zwei Hochleistungs-Ventilatoren mit einer Drehzahl von bis zu 4 100 min⁻¹, die der Aufbauhersteller, die Reschwitzer Saugbagger Produktions GmbH (RSP), in seinem neuen ESE 8 RD 8000 verbaut. Der Einsatz der starken Komponenten ist laut RSP möglich, da speziell im Arocs der Nebenabtrieb, der die Ventilatoren antreibt, direkt durch das langsame Schließen der Fahrkupplung angefahren werden kann. So starten die Ventilatoren mit einer geringeren Belastung für den Antriebsmotor, was auf allen Seiten für erhöhte Lebensdauer sorgt. »Außerdem ist unser Saugbagger der erste dieser neuen Baureihe und mit dem Arocs setzen RSP und wir bewusst auf ein ausgereiftes und zuverlässiges Trägerfahrzeug«, beschreibt Unternehmer Josef Hölzl, der fünf Saugbagger besitzt, die Auswahl des Arocs.
Zuverlässiger Euro VI-Motor
Zuverlässigkeit ist das Stichwort, wenn es um den Motor des Arocs geht. Der weiterentwickelte Reihensechszylinder OM 471 Euro VI mit jetzt 390 kW (530 PS) ist vor allem im kontinuierlichen Saugbetrieb, wie bei der aktuellen Aufgabe, gefordert. Denn obwohl die Firma Hölzl europaweit tätig ist, bekommt das 12,8-l-Aggregat die meisten Betriebsstunden nicht auf der Fahrt, sondern bei der Arbeit im Stand. Auffallend, wie leise der Arocs dabei vor sich hin werkelt. Ein vernehmbares »Getöse« kommt nicht vom Fahrzeug, sondern von den Ventilatoren, dem »Windgeräusch«, der im Aufbau bewegten Luft, und dem angesaugten Material.
Neuer Kippmechanismus
Maschinist Wolfgang Stenger dirigiert die Funktionen des Spezialfahrzeugs mittels Fernsteuerung. Ist der Sammelbehälter gefüllt, schaltet er den Aufbau aus und schon lässt der Geräuschpegel nach, bis nur noch das Leerlaufblubbern des Arocs zu hören ist. Um das eingesaugte Material wieder zu entleeren, muss nicht so viel »Wirbel« gemacht werden. Ein Highlight des ESE 8 ist der neue Kippmechanismus. Der Maschinist zieht das Fahrzeug dazu ein paar Meter nach vorne, wo es ebener ist, und fährt vier computergesteuerte Stützen aus dem Chassis, die den Arocs aus der Federung heben und ihn ausnivellieren. Dann schiebt sich der mittig gelagerte Behälter hydraulisch bis zu einer Überkipphöhe von 2,5 m nach oben und kippt, je nach Bedarf, links oder rechts ab. So landet der Inhalt direkt in der Mulde des neben dem Saugbagger geparkten Lkw. Bisher war nur fahrerseitiges und nicht überhöhtes Entleeren möglich.
Unterstützung für Aufbauer
Neben dem neuartigen Kipper-Prinzip verfügt der Saugbagger über eine große Anzahl weiterer technischer Merkmale. Dazu gehören automatisierte und computergestützte Steuerungsmöglichkeiten des Gelenkschlauchträgers und ein elektronisches Bord-Info, auf dem sich alle Betriebszustände überwachen lassen. Aber auch Sicherheitseinrichtungen wie das Sperren der Arbeitshöhe, für Einsätze in Tunneln oder unter Oberleitungen, sowie Sensoren zur Erkennung von brennbaren Gasen und Wasserstoff in der angesaugten Luft. Um die Elektronik anzubinden, bietet Mercedes-Benz auch für hochspezialisierte externe Aufbauhersteller technische Unterstützung mit dem Zugang zu umfangreichen Dokumentation, ausgebauten Schnittstellen am Basisfahrzeug und dem Parametrierprogramm Star Diagnose. §