Kiesel GmbH Kiesel: »Das ›Coreum‹ soll der Treffpunkt der Branche sein!«

Mit der Eröffnung des Coreum in Stockstadt am Rhein anlässlich der Gründung des Unternehmens vor 60 Jahren Ende Oktober (siehe auch Seite 8) hat die Kiesel-Gruppe ihre Ambitionen unterstrichen, in der Bau- und Umschlagbranche eine Schlüsselrolle einnehmen zu wollen.

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: Kiesel

»Wir möchten, dass das Coreum die Heimat wird von Marken, Herstellern und Kunden. Das Coreum soll der Treffpunkt der Branche sein!«, sagte Toni Kiesel als Geschäftsführer der Kiesel-Gruppe im Interview mit bauMAGAZIN-Chefredakteur Michael Wulf. Der 59-Jährige erläuterte dabei auch, warum beim »Systempartner« Kiesel »das ganzheitliche Verstehen des Kunden im Mittelpunkt steht«, dass die Partnerschaft mit Hitachi »eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist«, weshalb »die Baumaschine mehr und mehr zum Geräteträger wird und der vollhydraulische Schnellwechsler der Schlüssel zum Glück ist« und inwiefern der Marktführer Zeppelin als Vorbild dient. »Mit unserem ganzheitlichen Ansatz sind wir derzeit, so denke ich, absolut einzigartig und auf einem qualitativ solch hohen Niveau, wie es derzeit niemand in der Branche anbieten kann.«

bauMAGAZIN: Zum Einstieg eine Art Multiple-Choice-Frage zur Eröffnung des Coreum anlässlich der Firmengründung vor exakt 60 Jahren: Welches Adjektiv wählen Sie, wenn Sie Ihren Gefühlszustand beschreiben sollen: a. stolz, b. zufrieden, c. euphorisch, d. dankbar?
Toni Kiesel: Dankbar!

bauMAGAZIN: Warum »dankbar«?
Kiesel: Ich bin dankbar für 60 Jahre Kiesel. Wenn man das sieht: Vor 60 Jahren hat mein Vater zusammen mit der Mutter das Unternehmen gegründet. Meine zwei Brüder und ich haben dann seit unserem Eintritt in das Unternehmen in den 1980er-Jahren das Unternehmen stetig weiterentwickelt. Und heute, nach 60 Jahren, sind wir in der Lage, das Unternehmen an die dritte Generation unserer Familie weitergeben zu können. Und dafür bin ich dankbar.

bauMAGAZIN: Mit einer Gesamtinvestition von rund 40 Mio. Euro ist der Bau des Coreum die mit Abstand größte Investition in der Geschichte der Firmengruppe…
Kiesel: Da muss ich einhaken. Die Zahl stimmt so nicht. Aktuell haben wir in dieser ersten Phase 25 Mio. Euro investiert. Es werden aber weitere Investitionen folgen. Aber auch so ist es die mit Abstand größte Investition in der Firmenge­schichte.

bauMAGAZIN: Wer hatte die Idee dazu, was war der Hauptgrund für diese Entscheidung?
Kiesel: Das Ganze hat sich eigentlich in den vergangenen zehn Jahren nach und nach entwickelt. Wir wollten hier am Standort Stockstadt, weil der sehr zentral gelegen ist in Deutschland, eine Heimat finden für unsere technischen Mitarbeiter der Niederlassung Kiesel Mitte. Aus diesen kleinen Anfängen vor zehn Jahren entstand vor sieben Jahren unser Teilezentrum. Und dann waren da noch die Fragen: Wie bekommen wir eine Heimat für unserer Kiesel-Akademie? Wie lässt sich ein Kundenzentrum ­realisieren, in dem wir das Customizing der Maschinen umsetzen oder auch mit industriellen Standards Sonderbauten bzw. Sonderanbauten anbieten können? Aus der ursprünglichen Planung einer »Kiesel-Technikwelt« hat sich dann das heutige Coreum entwickelt. Dabei haben wir festgestellt: Was für uns als Unternehmen wichtig ist, ist für unsere Kunden genauso wichtig. Mit unserer permanenten Maschinenausstellung wollen wir Markenwelten aufbauen, die Baumaschinenwelt nach Branchen aufgeteilt vorstellen. So bieten wir während 365 Tagen im Jahr eine Art Bauma ebenso an wie eine Art IFAT im Bereich Recycling und Aufbereitung. Wir möchten, dass das Coreum die Heimat wird von Marken, von Herstellern und von Kunden. Oder anders formulierte: Das Coreum soll der Treffpunkt der Branche sein!


bauMAGAZIN: Bedeutet das im Umkehrschluss, dass Kiesel und Hitachi künftig nicht mehr auf der Bauma oder der IFAT präsent sein werden?
Kiesel: Nein, auf keinen Fall. Für uns sind diese Messen auch in Zukunft sehr wichtig. Wir werden dort weiterhin präsent sein.

bauMAGAZIN: Die Kiesel-Gruppe beschreibt sich als Systempartner für die Bauindustrie, der seinen Kunden »individuelle, umfassende und ganzheitliche Lösungen anbietet«, wie es heißt. Was sind dabei die Alleinstellungsmerkmale im Vergleich zu den Mitbewerbern? Oder anders gefragt: Was bietet Kiesel den Kunden, was andere nicht bieten?
Kiesel: Unsere Philosophie lautet: Das ganzheitliche Verstehen des Kunden steht im Mittelpunkt. Wir setzen beispielsweise mit unserer KTEG Sonder­lösungen für den Kunden um. Wir bieten ihm im Abbruch, Schrott oder Recycling Lösungen, die ihm in seinen Arbeitsprozessen helfen, die Zeit zu optimieren und damit den Ertrag zu steigern. Und wenn man dabei die Gesamtkosten der Maschine nach dem TCO-Verfahren betrachtet, dann können wir auch dort einen deutlichen Mehrwert bieten. Denn Systempartner zu sein, das bedeutet: Der Kunde kann sich darauf verlassen, dass die Dinge bestens aufeinander abgestimmt sind, also die Maschine als Geräteträger mit Schnellwechsler und Anbaugeräten optimal funktioniert. Gleichzeitig wollen wir eine Art Unternehmensberater für den Kunden sein. Deshalb gibt es hier am Standort das Teilezentrum, die »Fabrik«, das Customizing, das Servicezentrum, einen Mietpark mit zahlreichen Sonder- und Anbaugeräten inklusive Finanzierungsangeboten. Mit diesem Gesamtpaket sind wir, denke ich, in der Branche nicht einzigartig, aber mit Sicherheit einer der Besten.

bauMAGAZIN: Mit einem Umsatz von zuletzt 430 Mio. Euro, 38 Niederlassungen und insgesamt gut 80 Standorten in Europa – inklusive der Kooperations- und Kompaktmaschinenpartner – gehört die Kiesel-Gruppe heute zu den großen Playern im Baumaschinen-Geschäft. Welche Rolle hat bei der Entwicklung der Faktor gespielt, dass Kiesel auch heute noch ein Familienunternehmen ist?
Kiesel: Eine ganz große! Wir sind überzeugte Familienunternehmer. Wir steuern das Ganze als inhabergeführtes Unternehmen und sind Mitglied im Verband der Familienunternehmer mit insgesamt gut 7 000 Unternehmen, die rund 14 Mio. Mitarbeiter beschäftigen. Wir schauen nicht von Quartal zu Quartal auf die Zahlen, sondern wir denken und handeln generationengerecht. Das spiegelt auch die Geschichte der Kiesel-Gruppe wider. Vor 60 Jahren haben die Eltern das Unternehmen gegründet, meine Brüder und ich sind, wie schon gesagt, in den 1980er-Jahren in das Unternehmen eingestiegen, haben es als Familie weiterentwickelt. Und jetzt haben wir mit dem Coreum die Möglichkeit, die Zukunft aktiv zu gestalten und das Unternehmen so an die dritte Generation weiter zu geben.

bauMAGAZIN: Kiesel ist seit 2006 in Deutschland der Generalimporteur von Hitachi, später kamen Österreich und Polen hinzu. Wie kam es zu dieser Partnerschaft und was zeichnet sie aus?
Kiesel: Ich bin überzeugt von japanischen Qualitätsprodukten. Als sich uns die Möglichkeit bot, erst überregional und anschließend deutschlandweit die Markte Hitachi zu vertreten, war das für uns natürlich ein Riesenschritt. Innerhalb kurzer Zeit ist unsere Mitarbeiterzahl von gut 50 auf rund 400 bis 500 angestiegen. Heute sind es mehr als 1 000 Mitarbeiter. Da muss man schon davon überzeugt sein, dass das der richtige Weg ist. Die Partnerschaft mit Hitachi ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe und eine sehr beständige.

bauMAGAZIN: Welche Möglichkeiten hat Kiesel, bei der Entwicklung von Hitachi-Maschinen Einfluss zu nehmen, weil es auf dem deutschen Markt beispielsweise besondere Anforderungen gibt?
Kiesel: Wenn man sich unser Produktportfolio genauer anschaut, dann sieht man, wie stark wir bei der Entwicklung von Maschinen zusammenarbeiten. Hitachi hört auf uns, wir werden sehr ernst genommen. Schon bei der Grundentwicklung neuer Maschinen fließen die europäischen und damit auch die deutschen Grundbedürfnisse mit ein.

bauMAGAZIN: Anfang Oktober haben Sie mit der »Kiesel Technologie und Entwicklungs-Gesellschaft«, kurz KTEG genannt, ein Joint Venture mit Hitachi gegründet (siehe auch Seite 24), das sich unter dem Namen European Application Center (EAC) vor allem mit der Entwicklung von elektrisch angetriebenen Baumaschinen sowie von Sondermaschinen beschäftigen soll. Können Sie das näher erläutern?
Kiesel: Das ist schon so etwas wie ein Ritterschlag, dass Hitachi zusammen mit uns dieses EAC aufbaut. Und zwar unter der Federführung von KTEG, um so den Anforderungen in Europa noch stärker Rechnung zu tragen. In Asien wird beispielsweise der Bagger nur als Bagger genutzt, bei uns in Europa ist der Bagger schon längst ein multifunktionaler Geräteträger. Das ist der Ansatz, warum wir uns schon seit geraumer Zeit mit der Entwicklung von batteriebetriebenen Baumaschinen beschäftigen. Auf der Bauma werden wir die ersten Ergebnisse präsentieren.

bauMAGAZIN: Wie wichtig sind für die Kiesel-Gruppe die Partnerschaften mit zwei anderen weltweit präsenten Maschinenherstellern, dem Umschlag-Spezialisten Fuchs und dem Dumper-Spezialisten Bell?
Kiesel: Sehr wichtig! Wenn man wie wir ein Systempartner für den Kunden sein will, dann muss man das, was der Markt braucht, auch anbieten können. Mit Fuchs haben wir den Erfinder der Materialumschlagmaschine im Portfolio. Fuchs ist der einzige Hersteller, der sich auf die Entwicklung und Produktion von Materialumschlagmaschinen fokussiert und damit auch der absolute Spezialist in diesem Bereich ist. Ähnliches gilt für Bell, der absolute Spezialist im Dumper-Bereich. Fuchs und Bell sind Premium-Marken, mit denen wir unseren Kunden den von uns stets propagierten Mehrwert bieten können.

bauMAGAZIN: Des Weiteren hat Kiesel im Bereich der Anbaugeräte und Schnellwechsler ein sehr umfangreiches Angebot verschiedenster Hersteller. Wie hat sich dieser Bereich in den vergangenen Jahren entwickelt?
Kiesel: Dazu muss ich sagen: Kiesel war mit der Erste, der vom mechanischen Wechsler auf den hydraulischen und in der Folge auf den vollhydraulischen Schnellwechsler umgestellt hat. Wir haben da eine fast 20-jährige Historie. Das ist, so glaube ich, einzigartig in der Branche. Wir sind überzeugt davon, dass die Maschine mehr und mehr zum Geräteträger wird und der vollhydraulische Schnellwechsler der Schlüssel zum Glück ist. Denn der Kunde verdient sein Geld nicht nur mit der Maschine, sondern vor allem mit den Anbaugeräten, die seinen Arbeitsprozess effizienter machen. Auch deshalb sind im Coreum die Anbaugeräte stark im Fokus. Denn die Spezialisierung in allen Bereichen der Bauindustrie, angefangen vom GaLaBau, über den Hoch- und Tiefbau bis hin zum schweren Abbruch oder der Gewinnung, wird immer relevanter. Um zu erkennen, welchen Mehrwert die Anbaugeräte bieten können, muss man sie ausprobieren können. Darüber hinaus wollen wir mit unserem Angebot an Fachseminaren diese Arbeitsprozesse erläutern und vertiefen.

bauMAGAZIN: Das Thema Digitalisierung und die Baulogistik spielen eine immer größere Rolle, vor allem auch im Vermietgeschäft. Wie sieht sich die Kiesel-Gruppe in diesen Bereichen positioniert?
Kiesel: Wir haben mit Leica-Geosystems einen Partner, der im Coreum zeigt, wie die digitale Baustelle funktioniert, wie wichtig die Vernetzung der gesamten Prozesse ist. Für uns ist Digitalisierung eigentlich ein Standard. Wir leben das schon seit Jahren. Wir sind in allen Bereichen, die mit Prozessen zu tun haben, auf einem Top-Niveau.

bauMAGAZIN: Welche Umsatzziele hat die Kiesel-Gruppe ­mittel- und langfristig?
Kiesel: Als Familienunternehmen haben wir eigentlich keine direkten Umsatzziele. Wir sehen das eher so: Über die Zufriedenheit der Kunden und der Mitarbeiter sowie über das Zusammenspiel von Aus- und Weiterbildung wird sich ganz automatisch ein Umsatzwachstum einstellen, das bei durchschnittlich fünf Prozent pro Jahr liegen sollte mit einer Umsatzrendite von etwa drei Prozent. Damit sind wir mittel- und langfristig zufrieden. Mehr wäre aus unserer Sicht ungesund. Denn die Strukturen im Unternehmen, angefangen vom Service bis zur Technik, müssen ja analog zum Umsatz wachsen. Deshalb haben wir heute in unserer Akademie im Aus- und Weiterbildungsbereich gut 100 Auszubildende im technischen Bereich, also rund 10 % unser Gesamtbelegschaft. Wir investieren aus unserem Umsatz jedes Jahr etwa 1 % in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Alle diese Unternehmensziele sind auch unseren Mitarbeitern bekannt. Das wichtigste Ziel dabei ist eine gute Eigenkapitalquote, die heute zwischen 30 % und 40 % liegt. Damit sind wir auf einem Top-Level, dank dem das Unternehmen auch schwierige Zeit überstehen kann.

bauMAGAZIN: In den vergangenen Jahren konnte man manchmal den Eindruck gewinnen, dass sich die Kiesel-Gruppe den Marktführer Zeppelin zum Vorbild genommen hat hinsichtlich hoher Servicebereitschaft, dem dichten Netz an Niederlassungen etc. Würden Sie dem zustimmen und sehen Sie Ihr Unternehmen mittlerweile – vor allen auch wegen des Coreum – auf Augenhöhe mit Zeppelin, das ja solch eine Einrichtung in Deutschland nicht hat?
Kiesel: Wir achten alle Marktbegleiter. Und jeder Marktbegleiter ist für uns ein Ansporn. Gemäß »Best Practice« schauen wir, wer macht was, wer macht was gut und wer macht was besser. Und da ist Zeppelin sicher eines der Unternehmen, das die Dinge ohne Frage sehr gut macht. Aber Zeppelin ist sehr von der Partnerschaft mit Caterpillar geprägt. Wir hingegen sehen uns als Systempartner, der stärker kundengeprägt ist. Das Coreum ist für uns die Plattform, um unser Unternehmen über die Markenwelten, über die Branchenwelten und über die Aus- und Weiterbildung zukunftsgerecht zu entwickeln. Ein Schlüssel für die Zukunft ist zweifelsohne die Aus- und Weiterbildung, und zwar nicht nur für unsere eigenen Mitarbeiter. Sondern wir sehen es auch als unsere Aufgabe an, den Kunden durch die Angebote der Coreum-Akademie einen Mehrwert zu bieten, wie mit Schulungen oder Seminaren. Mit unserem ganzheitlichen Ansatz sind wir derzeit, so denke ich, absolut einzigartig. Mit dem Ersatzteilservice, mit der Individualisierung der Maschinen, die der deutsche Kunde einfach wünscht, oder mit unseren Sonderbauten durch die KTEG sind wir auf einem qualitativ solch hohen Niveau, wie es derzeit niemand in der Branche anbieten kann.

bauMAGAZIN: Herr Kiesel, Sie werden kommendes Jahr 60 Jah­re alt. Werden Sie wie Ihr Vater Helmut, der im vergangenen Jahr seinen 85. Geburtstag feierte und immer noch präsent ist im Unternehmen, über das Rentenalter hinaus die Kiesel-Gruppe mit leiten?
Kiesel: Der Generationswechsel steht definitiv an. Der wird aber mit Sicherheit in den kommenden fünf bis zehn Jahren begleitet. Und sofern es die Gesundheit zulässt, ähnlich wie bei meinem Vater, werden wir natürlich als Berater und Begleiter im Beirat dem Unternehmen zur Verfügung stehen.

bauMAGAZIN: Und wo sehen Sie die Kiesel-Gruppe in zehn ­Jahren?
Kiesel: Ich kann mir so etwas nicht vorstellen. Außer, dass man solide arbeitet, mit Fleiß, und dass sich das Unternehmen weiter entwickelt. Vor gut 20 Jahren, kurz bevor die Zusammenarbeit mit Hitachi begann, hat niemand von uns auch nur daran gedacht, dass sich das Unternehmen so entwickelt, wie es sich heute mit dem Coreum präsentiert. Das ist einfach unvorstellbar.     ß

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