Henle Baumaschinentechnik GmbH Tradition trifft auf Technologiebegeisterung

Lesedauer: min | Bildquelle: Henle
Von: Dan Windhorst

Unkonventionell denken, geradlinig handeln – und nie vergessen, woher man kommt: Diesen Grundsatz hat Henle am Stammsitz in Rammingen, nordöstlich von Ulm, mit einer gehörigen Portion an Herzblut in den firmeneigenen Boden gerammt. Als Spezialist für Baumaschinentechnik ist das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 1981 stetig gewachsen und hat den schwierigen Spagat zwischen innovativem Vordenken und der Wahrung traditioneller Werte geschafft. Ersichtlich wurde das im Gespräch mit Gerhard Henle: Als Geschäftsführer sprach er mit bauMAGAZIN-Chefredakteur Dan Windhorst über weitreichende Investitionen und die Notwendigkeit, den Begriff »Nachhaltigkeit« nicht als inhaltlose Floskel zu betrachten. »Wir denken in Generationen und planen äußerst langfristig. Gleichzeitig haben wir aber auch ein riesiges Interesse an neuen Technologien und entwickeln uns permanent weiter – ein Familienunternehmen, das das zusammenbekommt, ist Nachhaltigkeit pur.«

Angefangen hat alles mit drei Mitarbeitern: »Und mehr als ein Schweißgerät, eine Bohrmaschine und einen großen Hammer gab es schlichtweg nicht«, erinnerte sich Gerhard Henle, der in den späten 1980er-Jahren als Sohn des Gründers, Werner Henle, mit in das Unternehmen eingestiegen war. »Und ich erinnere mich noch gut an die Worte meines Vaters, als wir unsere Produktion und das Lager das erste Mal erweitert haben«, so Gerhard Henle schmunzelnd. »So viel Platz: Das reicht für die Ewigkeit!« Heute verfügt das Unternehmen über eine Gesamtfläche von ca. 37 000 m² mit rund 9 000 m² an bebauter Fläche – und die ist angesichts der Fülle an hochmodernen Fertigungsmaschinen und benötigter Lagerflächen, um dem Marktbedarf gerecht zu werden, auch bitter notwendig. In den Anfängen konzentrierte sich das Unternehmen vorrangig auf den Vertrieb von Baggerverschleißteilen sowie Wartungs- und Reparaturarbeiten und erweiterte sein Portfolio in den Folgejahren um Anbaugeräte wie Löffel – wenig später startete dann die eigene Produktion. Und die geht bekanntlich mit viel Fleiß, aber auch Hürden einher.

Meistern konnte Henle die Anfänge, weil man mit Beständigkeit, aber eben auch Mut agierte: »Wir haben uns alles selbst erarbeitet und sukzessive neue Maschinen angeschafft.« Erklärte Zielsetzung bleibt, damals wie heute, die Fertigungstiefe so hoch wie möglich zu halten. Gleichwohl bietet Henle auch heute noch Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten an: »Mit früher lässt sich das allerdings nicht vergleichen. Zum einen ist die Nachfrage nicht mehr so groß wie damals, zum anderen hatte man vor 30 Jahren schlichtweg mehr Zeit dafür – und auch das benötigte Fachpersonal.« Heute, so der Henle-Geschäftsführer weiter, sterbe der klassische Schlosserberuf immer weiter aus. »Logischerweise geht der Branche damit natürlich auch das Fachwissen der alten Riege verloren, weil schlichtweg niemand mehr da ist, dem die Erfahrung vermittelt werden kann.«

Das hydraulische Schnellwechslersystem ist mit der neuen protect-Technologie ausgestattet. Sie verengt die Öffnung der Schnellwechslerklaue mit einer zusätzlichen Klaue, sodass bei einer Fehlverriegelung das Abfallen des Anbaugeräts verhindert wird. Wird eine Last trotz Fehlverriegelung hochgehoben, hält das System sie dennoch.

Individuelle Fertigung und digitaler Konfigurator

Geprägt waren die vergangenen Jahrzehnte bei Henle insbesondere durch den Verkauf von Baggerlöffeln und Schnellwechslern: »Bis heute stellt das unser Brot- und Buttergeschäft dar.« Aber auch das scheint sich zu wandeln: »Wir sehen eine deutlich steigende Nachfrage für individuell gefertigte Lösungen, was uns aufgrund unserer Stärke im Entwicklungs- und Produktionsbereich definitiv in die Karten spielt.« Tatsächlich hat das Unternehmen gerade in den vergangenen Jahren deutlich in seinen Standort in Rammingen investiert. Dazu zählt etwa die Anschaffung und Inbetriebnahme des 5-Achs-Bearbeitungszentrums Ibarmia, das eine schnellere und bessere Bearbeitung von Komponenten ermöglicht und es Henle gleichzeitig erlaubt, noch größere Teile zu bearbeiten.

Gleichzeitig hat Henle in weitere Schweißroboter investiert, weshalb weitere Schweißprogramme eingearbeitet und getestet werden konnten, ohne dass die Serienfertigung ins Stocken gerät. Ebenso setzt Henle auf durchdachte Digitalisierungsprozesse, die sich in den Büroräumen ebenso wiederfinden wie in der modernen Produktion. »Intern haben wir in etliche Programme und digitale Tools investiert, um einzelne Arbeitsprozesse schlanker, zeitsparender und effizienter zu gestalten.« Sehnsüchtig erwartet wird von Gerhard Henle derweil der neue Produkt-Konfigurator: »Mit diesem digitalen Werkzeug lassen sich Anbaugeräte individuell gestalten – genau zugeschnitten auf persönliche Anforderungen und verschiedene Einsatzzwecke inklusive optionaler Ausstattung.« Geplant ist der Launch des neuen Produkt-Konfigurators für 2024.

»Haben unseren Schnellwechsler hinterfragt«

Getan hat sich im Übrigen auch etwas im Bereich der Schnellwechsler: Um die Handhabung sicherer zu machen, wurde »QCprotect« entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die die Öffnung der Schnellwechslerklaue mit einer zusätz­lichen Klaue verengt, um bei einer Fehlverriegelung das Abfallen des Anbaugeräts zu verhindern. Selbst in kritischsten Positionen, etwa, wenn der Baggerarm ganz ausgefahren ist, hält der QCprotect die Last.

Ein Bearbeitungszentrum auf höchstem Stand der Technik: In der Fertigung setzt Henle auf moderne Anlagen und digitale Prozessabläufe.

Bisher wurden mit dem QC03 und dem QC08 zwei Modelle auf den Markt gebracht, die für Trägergeräte bis 6,5 t und 12 t konzipiert wurden. Beide Ausführungen sind mit Lehnhoff-Systemen kompatibel und mit einer doppeltwirkenden Zylindereinheit, der protect-Fangklaue sowie zwei An­zeigestiften für die visuelle Überprüfung ausgestattet. »Um das zu schaffen, mussten wir unseren Bereichsleiter für Produktion und Technik, Tobias Gnann, gleich mal für mehrere Wochen in seinem Büro einschließen«, erklärt ein lächelnder, aber sichtlich stolzer Gerhard Henle. »Das Ziel sollte eine extrem anwendernahe Entwicklung sein, die keine großen Erklärungen braucht. Mit QCprotect haben wir eine Lösung parat, bei der die Fallsicherung den Anwender beim Gerätetausch nicht behindert und die sehr robust ist«, ergänzt Tobias Gnann. Geplant sei zudem bereits der weitere Ausbau der Baureihe.

Ein umfassendes Umweltmanagement

Als Industriebetrieb, so Gerhard Henle, habe man darüber hinaus auch in Sachen Umwelt die Zeichen der Zeit erkannt. »Die Verantwortung gegenüber der Umwelt und den endlichen Ressourcen der Erde ist uns bewusst. Aus diesem Grund sind das ökologisch nachhaltige Denken und Handeln feste Bestandteile unseres Arbeitsalltags geworden. Darüber hinaus werden unter dem Begriff Nachhaltigkeit neben dem ökologischen Aspekt auch die damit einhergehenden sozialen und ökonomischen Gesichtspunkte verstanden«, erklärt Henle. Nach einem stromintensiven Jahr 2021 konnte der Stromverbrauch im Jahr 2022 wieder stabilisiert und um mehr als 23 % gesenkt werden. »Durch Photovoltaikanlagen und Sonnenkollektoren kann knapp die Hälfte des gesamten Strombedarfs selbst produziert und für den Betrieb genutzt werden.« Der insgesamt gesunkene Strombedarf sowie der Anteil an eigenproduziertem Strom spiegeln sich laut Gerhard Henle positiv in den CO₂-Emissionen wider. »Insgesamt konnten diese um mehr als 575 000 kg reduziert und der Anteil der verwendeten CO₂-neutralen Energiequellen am Gesamtenergiebedarf auf insgesamt knapp 30 % erhöht werden.«


Um das ökologisch nachhaltige Denken und Handeln auch in diesem Bereich weiter voranzutreiben, hat sich das Unternehmen unter anderem zum Ziel gesetzt, den Anteil CO₂-neutraler Energie am Gesamtenergiebedarf bis Ende 2024 auf über 50 % zu steigern. Dafür sind weitere Effizienzmaßnahmen sowie die Inbetriebnahme einer neuen Photovoltaikanlage geplant. Ein zusätzlicher Blick auf den Unternehmensparkplatz verrät, dass außerdem deutlich auf die Nutzung von E-Fahrzeugen sowie Ladestationen gesetzt wird.

In der Lage, selbst schwierigere Zeiten zu kompensieren

Obwohl Henle sich nach starken Umsatzjahren und einer guten Auftragslage wohl kaum beschweren dürfte, betrachtet Gerhard Henle die aktuelle Marktentwicklung mit gemischten Gefühlen. »In erster Linie ist dafür ohne jeden Zweifel der russische Angriffskrieg auf die Ukraine verantwortlich. Solange dieser unsägliche Krieg tobt, wird die gesamtwirtschaftliche Lage auch nicht besser. Rein wirtschaftlich betrachtet ist es gerade hier bei uns in Deutschland lange Zeit richtig rundgelaufen – jetzt wird der Wind aber spürbar kälter. Auf unser Unternehmen gemünzt, gehe ich für das laufende Geschäftsjahr höchstens von einem Vorjahresniveau aus. Diesbezüglich bin ich da eher vorsichtig, ich weiß aber auch, dass wir dazu in der Lage sind, selbst schwierigere Zeiten zu kompensieren.«

Generell baut Gerhard Henle, ungeachtet wirtschaftlicher Berg- und Talfahrten, ohnehin auf ein altbewährtes »Rezept«: »Dieser Betrieb stellt sowohl wortwörtlich als auch im übertragenen Sinne eine Familie dar. Daran gibt es nichts zu rütteln. Und noch nie haben wir eine betriebsbedingte Kündigung aussprechen oder Kurzarbeit in Anspruch nehmen müssen. Das Entscheidende ist, dass wir immer zusammengehalten haben – ganz gleich, ob Jung oder Alt – und genau das ist es, was uns schlussendlich so stark macht«, sagt Gerhard Henle abschließend.    d

 

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