HENLE: Die Weichen auf Wachstum gestellt

Mit dem höchsten Auftragsbestand in der Firmengeschichte und dem mittelfristigen Umsatzziel von 20 Mio. Euro hat die Henle Baumaschinentechnik GmbH als Hersteller von Anbaugeräten und Ausrüstungen für die Baumaschinenindustrie die Weichen klar auf Wachstum gestellt. »Die Kapazitäten sind dafür jetzt vorhanden«, so Firmenchef Gerhard Henle beim Besuch des bauMAGAZIN zum Ende letzten Jahres am Unternehmenssitz in Rammingen in der Nähe von Ulm. Damit meint der 59-Jährige vor allem die Inbetriebnahme der neuen Produktionshalle und des neuen Verwaltungsgebäudes im Sommer 2019.

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Von: Michael Wulf

Wer sich zum Ende des Jahres mit Gerhard Henle und dessen für Marketing und Vertrieb zuständige Tochter Kathrin unterhält, der merkt schnell, dass 2019 für das von Gerhard Henles Vater Werner 1981 gegründete »klassische Familienunternehmen« mit insgesamt 103 Mitarbeitern ein sehr arbeitsintensives Jahr gewesen ist. So wurde nicht nur die 2 000 m² große neue Produktionshalle für die Serienfertigung von Anbaugeräten für den Kompaktmaschinenbereich fertig gestellt und in Betrieb genommen, sondern auch ein zweiter Schweißroboter angeschafft sowie das 700 m² große neue Verwaltungsgebäude bezogen und ein neues Computersystem installiert.

Bis Ende Februar soll zudem das neue 5-Achs-Portalbearbeitungszentrum aufgebaut sein – mit einem Gewicht von 42 t die größte Maschine, die bei Henle jemals angeschafft worden ist. »Damit schließen wir, in der Fertigungslinie mit den beiden Schweißrobotern, unsere Prozesskette enger«, sagt Gerhard Henle, »und können so in der Vorproduktion noch schlagkräftiger werden.«

Hohe Umweltstandards

Insgesamt hat sich das Familienunternehmen, dessen Umsatz im vergangenen Jahr im Vergleich zu den 16,2 Mio. Euro im Jahr 2018 leicht gestiegen ist, die Investitionen die stolze Summe von insgesamt 4,5 Mio. Euro kosten lassen. Und weil das Unternehmen schon seit Jahren großen Wert auf hohe Umweltstandards legt, wurde damit neben einer Kleinkläranlage für das Oberflächenwasser auch eine hocheffiziente PV-Anlage mit einer Leistung von 210 kWp installiert, »dank der wir im Sommer an beiden Standorten stromtechnisch autark sind«, wie Gerhard Henle betont.

Dass das Unternehmen seit 2012 trotz der diversen Neubauprojekte auf einem selbst erschlossenen rund 25 000 m² großen Grundstück immer noch über zwei Standorte verfügt, die nur 400 m von einander entfernt und durch die Landesstraße 1170 getrennt sind, hat historische Gründe. So sind am gerade einmal 1 800 m² großen alten Standort noch die Fertigung für Sonderteile und Anbaugeräte mit einem Gewicht von mehr als 1 000 kg beheimatet sowie die Lackiererei, der Versand und die Reparaturabteilung. Ziel sei es natürlich, so Gerhard und Kathrin Henle, bei der nächsten Baumaßnahme diese Bereiche an einem Ort zu konzentrieren.

Das Problem mit den Schwenkantrieben

Doch bis es so weit sei, müssten erst die aktuellen Projekte abgearbeitet werden, betonen beide. Neben der Umstellungen im digitalen Bereich ist damit vor allem die Prozessoptimierung in der Fertigung gemeint. Und dabei sieht man sich bei Henle mit einem ganz besonderen Problem konfrontiert: der Verfügbarkeit von Schwenkantrieben. »Die Nachfrage nach Anbaugeräten mit Schwenkrotatoren wächst seit Jahren ständig«, sagt Gerhard Henle. »Doch es gibt Lieferschwierigkeiten bei allen Herstellern dieser Antriebe.«


Das wiederum habe negative Auswirkungen auf die Absatzzahlen bei den Anbauwerkzeugen, so Gerhard Henle weiter. »In der Schweiz oder in Österreich beispielsweise lässt sich ein Anbaugerät ohne Schwenkantrieb im Kompaktbereich nicht verkaufen.« Zudem sei ganz deutlich die Tendenz zu erkennen, dass auch im Bereich von Trägermaschinen mit einem Einsatzgewicht von 15 t bis zu 35 t die Nachfrage nach Löffeln mit Schwenkmotoren kontinuierlich steige. Generell gebe es derzeit deshalb eine große Unsicherheit im Markt. »Wenn man zum Kunden sagen muss ›unsere Löffel bekommt ihr, aber wann wir die dazu gehörenden Schwenkmotoren liefern können, das wissen wir nicht‹, dann ist das ein Problem.«

»Lieferfähigkeit ist das A und O«

Dieses lasse sich leider auch nicht dadurch lösen, indem man als Stahlbauer selbst die Initiative ergreife, sagte Gerhard Henle. »Es ist nicht einfach, einen Antriebsmotor zu konstruieren und zu produzieren, der auch funktioniert.« Allerdings glaubt er, sollte das Problem mit der Verfügbarkeit von Schwenkantrieben nicht dauerhaft gelöst werden, dass dann ein »neuer Spieler« in diesem Segment auftaucht. »Aufgrund der Krise und der Neuausrichtung in der Automobilindustrie werden dort Kapazitäten mit entsprechendem Know-how frei, mit denen die Nachfrage der Anbaugerätehersteller befriedigt werden könnte. Zumal diese Nachfrage in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird.«

Als Erstausrüster von Kubota und Bobcat, der zudem mit Liebherr im Bereich Sonderteile für dessen Likufix-System zusammenarbeitet, weiß man bei Henle Baumaschinentechnik, dass »die Lieferfähigkeit das A und O ist«, wie Kathrin Henle betont. Sie ist wie die anderen Mitglieder des sogenannten »Junior-Teams« – dem zudem ihre Schwester Christiane (Einkauf, Beschaffung und Planung), ihr Freund Kevin Bee (IT und Qualitäts-Management) und ihr Cousin Tobias Gnann (Technik und Produktion) angehören – in die Geschäftsführung mit eingebunden.

»Dabei stellen wir fest«, sagt die 28-Jährige, »dass die Händler immer besser planen, was sich wiederum für unsere Kalkulation positiv auswirkt.« Außerdem müsse man als Dienstleister selbstverständlich jederzeit dazu in der Lage sein, auch spezielle Löffel nach Kundenvorgaben zu produzieren, denn: »Wer nur Standard-Löffel fertigen kann, der ist austauschbar.«

»Klare Linie bei OilQuick-Kooperation«

Zur Henle-Produktpalette gehört neben den diversen Löffeln auch die mit OilQuick kompatible Schnellwechslerreihe HQ, die es in einer mechanischen und einer hydraulischen Ausführung gibt. »Im Bereich der vollautomatischen Systeme gibt es bei der Kooperation mit OilQuick eine klare Linie«, so Gerhard Henle: »Die produzieren die Schnellwechsler, wir die Anbaugeräte.« Mit OilQuick Deutschland arbeite man schon seit Jahren eng zusammen, seit vergangenem Jahr auch als »Clean-System-Partner«.

Wachstum generieren will man bei Henle Baumaschinentechnik vor allem auch durch den Ausbau des Exportgeschäfts. Im Blick habe man dabei, neben Österreich und der Schweiz, in erster Linie Osteuropa, so Kathrin Henle. »Diese Märkte entwickeln sich jetzt. Im Baltikum gibt es für uns ein starkes Wachstum. Dort sind die Ansprüche an die Qualität der Anbaugeräte ähnlich hoch wie in der Schweiz oder in Österreich. Und davon profitieren wir mit unseren hochwertigen Anbauwerk­zeugen.«    m

Firmeninfo

HENLE Baumaschinentechnik GmbH

Ringstrasse 9
89192 Rammingen

Telefon: 07345-96770

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