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Beton2Go: Beton zum »Selbstzapfen«

Wenn es um Beton geht, kennen sich die Experten von Massfeller aus. Neben Transportbeton, Baustofftransporten und Betonsystemsteinen führt der in dritter Generation geleitete Familienbetrieb seit einigen Jahren mit Betontankstellen eine besondere Sparte: Beton2Go bietet automatisierte Anlagen, die Beton zum »Selbstzapfen« ermöglichen. Allein im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen 60 Anlagen in Deutschland aufstellen. In diesem Jahr wurde das System weiter ausgebaut – mit Baustoffe2Go bietet Massfeller nun die vollständige Automatisierung des Bestellvorgangs vor Ort sowie die Möglichkeit, weitere Baustoffe digital zu ordern und kontaktlos an Kunden zu übergeben. Für das bauMAGZIN hat Redakteurin Christine Seif mit Geschäftsführer Lukas Massfeller und Vertriebsingenieur Tobias Velten über das neue Projekt, die aktuelle Geschäftslage sowie weitere Ideen des Unternehmens mit Sitz in Herschbach (Rheinland-Pfalz) gesprochen.

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Von: Christine Seif

Bereits 1938 wurde das Unternehmen gegründet, damals wurden Holz und Quarzit befördert. Gut 30 Jahre später kam dann der Transport von Beton hinzu und seit 2001 stellt Massfeller selbst Beton in eigenen Betonwerken her. Als stetige Anpassung an die Marktbedürfnisse entstand vor einigen Jahren die Idee von »Beton zum Selbst­zapfen«. »Fertigteilhersteller kamen auf uns zu und haben den Wunsch geäußert, dass es für sie praktisch wäre, wenn sie kleine Mengen Beton je nach Bedarf selbst zapfen könnten. Dann haben wir diese Idee im Team besprochen und ein System entwickelt, das das möglich macht. So waren unsere Betontankstellen geboren«, erzählt Geschäftsführer Lukas Massfeller.

Steigerung um fast 100 Prozent

Die Gesamtzahl der produzierten Anlagen beläuft sich auf inzwischen mehr als 250 Stück, besonders im vergangenen Jahr hat das Unternehmen Fahrt aufgenommen: »Allein im vergangenen Jahr hat Beton2Go mehr als 60 Anlagen verkauft – im Vergleich zu 2018 entspricht das einer Steigerung des Verkaufsvolumens von fast 100 Prozent«, so Massfeller.

Das Konzept komme insbesondere bei Garten- und Landschaftsbauern sowie im Baustoffhandel gut an, so der Geschäftsführer. »Anfangs sind unsere potenziellen Kunden, zum Beispiel Baustoffmärkte, oft skeptisch. Sie fragen sich, ob es Sinn macht, Beton für Selbstabholer via Betontankstelle in das Portfolio aufzunehmen, schließlich ging es bisher ja auch ohne. Aber das Geschäft kann sehr lukrativ sein, denn dieser Beton ist besser bezahlt als Transportbeton und die Marge auf den Kubikmeter relativ hoch. Zudem bietet der Baumarkt oder Baustoffhändler seinen Kunden damit einen weiteren Service«, erzählt Massfeller.

Vertriebsingenieur Tobias Velten ergänzt: »Oft befürchten die Händler auch den Schmutz, den sie sonst mit Beton und Betonmischanlagen in Verbindung bringen. Aber auch da können wir meist schnell überzeugen. Denn unsere Betontankstellen werden trocken gereinigt. Das bedeutet, es gibt keine Schlämme oder dreckiges Wasser rund um die Anlage. Rund eine halbe Stunde dauert die halbautomatische Reinigung ohne Wasser – und ganz ohne Dreck. Mit dieser Reinigungsart sind wir aktuell die Einzigen.«

Nächste Stufe der Automatisierung

»Nachdem sich unsere Betontankstellen etabliert haben und wir im vergangenen Jahr ein tolles Ergebnis verbuchen konnten, wollten wir das Ganze nun noch einen Schritt weiterentwickeln. Denn in der heutigen Zeit will jeder seinen Service möglichst rund um die Uhr anbieten, zudem soll alles für den Kunden so einfach und bequem wie möglich sein. Dabei muss aber auch an die Kosten gedacht werden. Mit ›Baustoffe2Go‹ bieten wir nun die nächste Stufe an und ermöglichen so, auch den Bestellvorgang an den Betontankstellen komplett zu automatisieren«, erklärt Massfeller.

Zur Betontankstelle wird dann ein eigenes Terminal geliefert, wie eine Art Fahrkartenautomat, das beliebig auf dem Gelände positioniert werden kann. An diesem kann der Endkunde die gewünschte Menge Beton sowie die bevorzugte Mischung wählen und direkt bezahlen – per Bankkarte oder mittels RFID-Chip, der Betrag wird dann vom Konto abgebucht oder in Rechnung gestellt. Der Automat generiert einen QR-Code, den der Kunde an der Betontankstelle scannen kann und schon kommt die bestellte Menge Beton über die Rampe gefahren. Gerade in Zeiten von Corona gewinnt dieser kontaktlose Bestell- und Abholvorgang an Bedeutung.

»Unsere Automaten und Tankstellen haben natürlich den Vorteil, dass sie weitestgehend automatisiert betrieben werden können, was gerade in Corona-Zeiten ein Vorteil ist. Aber auch generell können mit unseren Anlagen Personalkosten eingespart werden und das bei ausgebautem Service und Angebot für die Endkunden«, so Vertriebsingenieur Velten.

Mit dem Start von Baustoffe2Go sind die Initiatoren sehr zufrieden: Im Mai wurde der Verkauf gestartet und bis jetzt konnten bereits 20 dieser Terminals verkauft werden. »Wir freuen uns über den guten Start und hoffen, dass es mindestens genauso gut weitergeht. Am liebsten möchten wir natürlich jede Betontankstelle mit einem solchen Terminal ausstatten«, berichtet Massfeller. In diesem Be­reich, der kompletten Automatisierung des Vorgangs, sehen die beiden Spezialisten insgesamt die Zukunft. Daher soll BaustoffeGo in den nächsten Monaten noch weiter ausgebaut werden. Bereits heute kann der »Baustoff-Kiosk« schon mehr als nur Betonbestellungen aufnehmen.

Integrierter Webshop Baustoffe2Go

»Bei jedem Baustoffe2Go-Terminal ist praktisch automatisch ein Online-Shop mit dabei. Zum einen können direkt am Terminal weitere Güter, wie zum Beispiel Sand, angeboten werden, darüber hinaus hat der Kunde aber auch die Möglichkeit, andere Produkte seines Sortiments über diesen Online-Shop zu verkaufen. Ein Baumarkt kann so sämtliche Lagerartikel dort anbieten. Wenn sie online gekauft wurden, muss ein Mitarbeiter nur noch die ausgesuchten Produkte zusammen packen und dann zur Abholung bereit stellen«, erklärt Tobias Velten das System. »Gerade kleine Unternehmen, für die ein eigener Webshop bis jetzt zu aufwendig und zu teuer war, können mit diesem System ihren Service erweitern«, ergänzt Lukas Massfeller. Die Visualisierung dieses individuellen Online-Shops ist nun der nächste Schritt in der Weiterentwicklung von Baustoffe2Go.


Doch diese Weiterentwicklung ist nicht der einzige Punkt auf der »To-Do-Liste« für 2020: In Deutschland konnte Beton2Go gerade in den vergangenen beiden Jahren deutlich an Bekanntheit und Umsatz zulegen, jetzt steht die Internationalisierung an, im Blickfeld dabei vor allem Österreich und Frankreich. »In Frankreich haben wir einen Handelspartner und bereits fünf Anlagen verkauft, fünf weitere sind unser Ziel für dieses Jahr. In Österreich konnten wir eine Anlage errichten – was uns besonders freut ist, dass wir damit zum ersten Mal einen OBI-Markt mit einer Betontankstelle ausstatten durften«, so Massfeller. Um Beton2Go außerhalb Deutschlands bekannter zu machen, gab es verschiedene Kampagnen und soziale Medien seien hierbei beispielsweise hilfreich gewesen. Für Massfeller und Velten ist der direkte Kontakt zu ihren Kunden aber extrem wichtig.

Direkter Kontakt ist unerlässlich

Wie wichtig der direkte Kontakt zu den Kunden ist, wurde besonders während der Corona-Pandemie deutlich. »Wie in den meisten Branchen, haben wir fast von heute auf morgen auf die Corona-Krise reagieren müssen. Viele Mitarbeiter waren im Home-Office, Besprechungen sind digital abgehalten worden und Kunden konnten nur noch am Telefon oder via Online-Meeting beraten werden«, erzählt Massfeller. Velten ergänzt: »Zu Beginn des Lockdowns kamen rund zwei Wochen überhaupt keine Anfragen bei uns an. Das hat uns wirklich beunruhigt. Glücklicherweise war das nur eine kurze Phase. Wir hatten zwecks Corona kaum Einbußen und wir sind froh, dass wir bis jetzt weitestgehend verschont geblieben sind von der Pandemie und ihren Auswirkungen.«

Ein Punkt, der Beton2Go allerdings auch hart trifft, sind die Messe-Absagen: »Die GaLaBau in Nürnberg und die Bau in München sind die größten beiden Messen für uns. Hier treffen wir Kunden sowie Interessierte und können den Messebesuchern unser System vorstellen«, berichtet der Geschäftsführer. »Der Ausfall der GaLaBau hat uns sehr getroffen.« Inzwischen ist auch die Bau 2021, zumindest als klassische Präsenzmesse, abgesagt worden. »Auch eine digitale Variante ist für uns kein wirklicher Ersatz, denn der persönliche Kontakt und der Flair einer analogen Veranstaltung mit Networking und Co., das macht eine Messe aus«, so Massfeller. Man lege großen Wert auf den direkten Kontakt und besonders gern präsentiere man die Betontankstellen »live und in action«.

Selbstverständlich könnten Anlagen begutachtet werden, die bereits in Betrieb sind, aber da diese meist auch nicht rund um die Uhr laufen, sei dies organisatorisch und logistisch oft schwierig. Deshalb hat Beton2Go auch kürzlich an den »Praxistagen« im »Coreum« in Stockstadt am Rhein teilgenommen. Bis Anfang Oktober war dort eine live zu erlebende Betontankstelle aufgebaut. Neben dem laufenden Betrieb wurde dabei auch gezeigt, »wie sauber unsere Anlagen sind«, so betont Lukas Massfeller.     c

Firmeninfo

Massfeller Beton2Go GmbH

Sonnenberg 8
56249 Herschbach

Telefon: +49 (0) 2626 5166

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