49. VDBUM-Seminar: »Maschinen-Komplexität ist nur über Plattformdenken in den Griff zu bekommen«

Unter dem Motto »Ideen von heute schaffen Lösungen von morgen« haben sich beim 49. Großseminar des VDBUM (Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik) in Willingen mehr als 1 000 Teilnehmer und 50 Referenten mit Szenarien und Entwicklungen befasst, die für die Bauwirtschaft in Zukunft elementar sein werden. Mit im Mittelpunkt standen dabei erneut die Themen Digitalisierung und der Ausbau der Infrastruktur. Dabei plädierte VDBUM-Präsident Peter Guttenberger unter anderem für eine ganzheitliche Vernetzung und dafür, dass »die Maschinen unsere Sprache sprechen müssen«. Einer der Höhepunkte des Großseminars mit den Schwerpunktpartnern Liebherr, Kiesel und Wacker Neuson war die achte Verleihung der VDBUM-Förderpreise, die an Züblin Timber, Wacker Neuson Produktion sowie die ­Technische Universität Darmstadt gingen.

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Von: Michael Wulf

Noch immer ist die Digitalisierung auch beim VDBUM-Großseminar das bestimmende und am meisten diskutierte Thema. Das wurde auf der Pressekonferenz des Verbandes ebenso deutlich wie bei der Podiumsdiskussion mit Teilnehmern aus der Baumaschinenindustrie, der Wissenschaft und Politik sowie Verbandsvertretern. So machte Dieter Schnittjer als Mitglied des VDBM-Vorstands und Geschäftsführer der VDBUM-Service GmbH deutlich, dass jetzt die Hersteller »stark gefordert« seien, die Umsetzung der in der Arbeitsgemeinschaft »Machines in Construction MiC 4.0« definierten Standards voranzutreiben. »Wir sehen sehr wohl die Bereitschaft der Hersteller«, ergänzte Peter Guttenberger.

Bei der schon traditionellen Podiumsdiskussion zum Auftakt des Großseminars zeige sich aber schnell, dass die grundlegende Frage »wann schaffen es Hersteller und Anwender, sich so zu vernetzten, dass beide die gleiche Sprache sprechen, um effizienter zu sein?« immer noch nicht zur Zufriedenheit aller Beteiligten beantwortet ist. Peter Guttenberger erneuerte dabei seine Forderung nach einem Portal und einer Schnittstelle, »damit wir in der Baubranche damit arbeiten können«.

»Breiter Konsens mit den Herstellern«

Als Grundlage dafür dienten die standardisierten Maschinendaten der internationalen ISO-Norm 15143-3, was ein guter Anfang sei, so Joachim Schmid, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbands Bau- und Baustoffmaschinen. Allerdings sei das ein »laufender Prozess«, bei dem »bestimmte Dinge noch konkretisiert« werden müssten – und das dauere eben. Grundsätzliche habe man aber einen »breiten Konsens mit den Herstellern« erreicht.

Jetzt sei es das Ziel, die in der »AG MiC 4.0« erarbeiteten Standards von einer neutralen Instanz prüfen und in der Folge zertifizieren zu lassen. »Wenn das dann bei einem Fabrikat der Fall ist, kann jeder Bauunternehmer das nutzen.« Wichtig war Joachim Schmid – der sich »vollkommen offen« zeigte für die Mitarbeit von anderen Verbänden – zudem die Klarstellung, dass es »keine Konfron­tation« gebe zwischen Bauunternehmern und ­Herstellern: »Mittlerweile ziehen alle an einem Strang.«

Interessen gleichermaßen berücksichtigen

Dass es aber trotzdem noch ein weiter Weg ist, darauf verwies Peter Guttenberger in der von Nils Lissan moderierten Diskussion, zu deren Teilnehmern in der ersten Runde auch Prof. Frank Will (TU Dresden), Rainer Bomba (Staatssekretär Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur a. D.), Frank Limprecht (Leiter Großprojekte Nord DB Netz) und Josef Andritzky (VDBUM-Vorstandsmitglied und Geschäftsleitung der Franz Kassecker GmbH) gehörten. Schließlich seien die allermeisten Baufirmen in Deutschland kleinere Unternehmen, die andere Anforderungen hätte als die großen Baufirmen.


Deshalb sei es bei dieser ganzen Diskussion wichtig, so Peter Guttenberger, die Interessen der kleinen und großen Unternehmen gleichermaßen zu berücksichtigen.

»Keine weißen Flecken mehr«

In der zweite Runde der Podiumsdiskussion waren sich Toni Kiesel (Geschäftsführender Gesellschafter der Kiesel GmbH), Rudolf Arnold (Geschäfts­führer der Liebherr-Hydraulikbagger) und Axel Fischer (Geschäftsführer Wacker Neuson Vertrieb Deutschland) einig, dass man künftig »an einer Vernetzung nicht vorbeikomme«. So ist für Toni Kiesel »die Komplexität der Maschinen nur über ein Plattformdenken in den Griff zu bekommen«. Voraussetzung dafür sei jedoch eine digitale Infrastruktur, bei der es »keine weißen Flecken« mehr gebe.

Für Axel Fischer stellt sich die Frage nicht mehr, ob man bei der Vernetzung mitmacht oder nicht. Seiner Ansicht nach aber ist es jetzt nötig, »eine gemeinsame Sprache mit unseren Kunden und Anwendern zu finden«. Für Rudolf Arnold wiederum ist es unabdingbar, dass »die Maschinen miteinander kommunizieren können«, weshalb Liebherr unter anderem das mit dem Bauma-Innovationspreis ausgezeichnete Bedienkonzept INTUSI entwickelt habe.

VDBUM-Förderpreise verliehen

Zu den Höhepunkten des 49. Großseminars ge­hörte zweifelsohne die Verleihung des mit jeweils 2 500 Euro dotierten VDBUM-Förderpreises in den drei Kategorien »Innovationen aus der Praxis«, »Entwicklungen aus der Industrie« und »Projekte aus Hochschulen und Universitäten«, mit dem der Verband Innovationen würdigt, die den Fortschritt der Baubranche vorantreiben.

Eine hochkarätig besetzte Jury aus praxisnahen Anwendern, Herstellern und Wissenschaftlern hat die 34 zugelassenen Einreichungen nach den Gesichtspunkten Innovation – Sicherheit, Ergo­nomie, Energie, Umwelt – Wirtschaftlichkeit – Technischer Anspruch – Praxisrelevanz beurteilt. Die diesjährigen Preisträger sind Züblin Timber, die Wacker Neuson Produktion sowie die Technische Universität Darmstadt (siehe Seite 20).

»Ausblick auf die Zukunft«

VDBUM-Vorstandsmitglied Dirk Bennje würdigte die Preisträger und bezeichnete die Beiträge als einen »Ausblick auf die Zukunft«. Die Einreicher zeigten, dass sie etwas verändern wollten. Gemeinsam mit Peter Guttenberger und Vorstandsmitglied Prof. Jan Scholten zeichnete Dirk Bennje die Sieger aus, die im Anschluss Gelegenheit erhielten, ihre Arbeiten vorzustellen.

Toni Kiesel drückte seine Wertschätzung für den Förderpreis auf besondere Weise aus: Er bot den Preisträgern an, ihre Siegerbeiträge ein Jahr lang kostenfrei in der Baumaschinenwelt »Coreum« zu präsentieren.     m

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