14 Sandvik-Bohrwagen arbeiten für die Bahn der Zukunft

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Sandvik Construction ist mit seinem technischen Know-how und Maschinenequipment beim Aufbau der neuen Infrastruktur und neuen Achse »Stuttgart – Ulm«, als Teil des europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes »Magistrale für Europa« von Paris nach Bratislava nach Budapest vertreten. In bergmännischer Bauweise wird um Stuttgart ein Teil der Tunnelbauwerke vorgetrieben. Es wird gebohrt, gesprengt, Meter für Meter werden so Fels und Gestein aus dem Bergmassiv herausgebrochen. Die Kalotte – das obere Halbkreisprofil – entsteht im ersten Schritt. Es folgt der Ausbruch der unteren Hälfte mit der sogenannten Strosse und Sohle, bis das vollständige Tunnelprofil erstellt ist. Im gesamten Projekt wird ein Höhenunterschied von rund 500 m überwunden – insgesamt liegen 63 km Strecke in Tunneln. Speziell hier kommen die Erfahrung sowie die Sandvik-Bohrwagen mit ihrer Leistung zum Tragen.


Einsatzort Feuerbach

Im Gegensatz zur heutigen Lage des Kopfbahnhofs Stuttgart, wird der neue Hauptbahnhof um ca. 90 ° gedreht und mit unterirdischen Zulaufstrecken, u. a. aus Richtung Bad Cannstatt und Feuerbach angebunden. In Feuerbach erfolgt der Vortrieb des rund 2 449 m langen Haupttunnels, über den 312 m langen Zwischenangriff Prag. Die komplexe Geologie erfordert es, dass insgesamt vier Querschnittstypen zur Anwendung kommen. In der Regel liegt der Ausbruchsquerschnitt bei bis zu 88 m². Besonderheit in diesem Bauabschnitt ist das Sandvik-Trockenbohrsystem, das hier die einzig anwendbare Technik darstellte. Die Durchführung des Vortriebs mit der herkömmlichen Methode, also mit Zugabe von Spülwasser im Bohrvorgang, würde das Material Anhydrid (wasserfreies Kalzium-Sulfat) zu Gips wandeln, sodass das Material aufquellen würde. Der Sandvik-Bohrwagen wurde für das voraussichtliche 400 m bis 600 m lange Teilstück auf das Trockenbohrsystem – »mobile Lösung« – umgerüstet. Im 3-Schichtbetrieb stellen sich die 24 Mineure der Herausforderung im Vortrieb. Alleine in diesem Abschnitt fallen 475 000 m³ Ausbruchsmaterial an, pro Abschlag ca. 80 m³.


Einsatzort Bad Cannstatt

In Bad Cannstatt herrscht eine ähnlich komplizierte Geologie vor. Hier gehört das Rohrschirmverfahren im Vortrieb zur Tagesordnung. Die Stabilität im Vortriebsbereich wird somit erhöht, die Setzminderung erfolgt durch Lastumlagerung in Längsrichtung. Im Überlagerungsbohrverfahren wird das Rohrschirmsystem drehend-schlagend, mithilfe der beiden Bohrlafetten des Sandvik Jumbos stückweise eingebohrt. 31 Rohre pro Schirm, in 15 m Länge. In dem insgesamt rund 2 000 m langen Bereich des Rohrschirmbohrens werden ca. 80 000 Elemente verbaut. Hier arbeiten 40 Mineure in einem 2-Schichtbetrieb an den sechs Vortrieben. Der Maschinenpark ­umfasst in diesem Baulos vier dreiarmige elektrohydraulische Sandvik-Bohrwagen vom Typ D11, einen zweiarmigen elektrohydraulischen Sandvik-Bohrwagen vom Typ DD820, einen Sandvik Axera D06 sowie einen Commando 121. »Die Sandvik Maschinen laufen top«, resümiert Maschineningenieur Arnold Fercher kurz und knapp bei einem Besuch vor Ort. Neben dem genannten. Rohrschirmbohren rechnet man auch bei der ARGE Cannstatt, voraussichtlich mit ca. 600 m Trockenbohren – nach dem gleichen Prinzip wie beim Baulos Tunnel Feuerbach. An Herausforderungen mangelt es nicht bei diesem Großprojekt.


Einsatzort Albabstieg

Weiter im Südwesten Richtung Ulm, ist die ARGE Albabstieg mit den Firmen Züblin und Max Bögl am Werk – mit knapp 200 Mit­arbeitern, in der Spitze werden es rund 270 sein. Im Sprengvortrieb sind neun Sandvik-Bohr­wagen im Einsatz. Bei dem rund 250 Mio. Euro schweren Investment für den Tunnelrohbau, sind teilweise geringe Überdeckungen, erschütterungsarmes Sprengen, bedingt durch nahe Bebauung sowie die anspruchsvolle Geologie durch Karsterscheinungen und Wechsellagerungen des Jura-Kalkstein, die Besonderheiten, denen sich der technische Projektleiter Matthias Abele und Maschineningenieur Eric Lüpfert mit Know-how und Teamgeist stellen. Hier vertraut man u. a. auf die Sandvik-Maschinen, die im Einklang mit der entsprechenden Software ihre volle Leistung abrufen. Bei der ARGE Albabstieg setzt man auf Sandvik iSure, eine neue Tunnel-Management- und Informationsanalyse-Software zur Optimierung von Bohr- und Sprengplänen. Dank iSure sollen die Projektkosten gering bleiben und ein reibungsloses Voranschreiten des Tunnelvortriebs garantiert sein, da es für die verschiedenen Schritte der Bohr- und Sprengprozesse spezifische Hilfestellungen leistet.

Nahe Ulm ist man auch von der guten Zusammenarbeit mit den Sandvik-Servicetechnikern überzeugt. Selbst bei unvorhersehbaren geologischen Gegebenheiten ist man schnell und hilfreich zur Stelle. Durch das ohne großen Anpressdruck bohrbare Gebirge entstand beim Bohrvorgang kein ausreichend großer Gegendruck. In Abstimmung mit den Sandvik-Servicetechnikern wurde so der Druck um einige bar reduziert, um auch hier die Technik in vollem Umfang zu nutzen.

Nach Abschluss der Rohbauarbeiten erfolgt am Albabstieg sowie am Zwischenangriffsstollen im Lehrer Tal der Rückbau und die Verfüllung auf den BE-Flächen.

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