Takeuchi - Wilhelm Schäfer: Auch am neuen Firmensitz gilt die Devise »Den Geschäftsbericht schreibt man in Euro, nicht in Stückzahlen«

Wenn ein Unternehmen ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 immerhin gut 15 % seines Jahresumsatzes in Höhe von 135 Mio. Euro in den Bau eines neuen Firmensitzes investiert, dann zeugt das von finanziellem Selbstbewusstsein und davon, dass man sich seiner Stellung im Markt sehr wohl bewusst und auch für die Zukunft sehr optimistisch gestimmt ist. »Takeuchi ist eine ›A-Marke‹ in Deutschland, und als Generalimporteur sehen wir uns als ein Premium-Anbieter«, so Frank Evers als Geschäftsführer der Wilhelm Schäfer GmbH und Marketing-Leiter Marc Bruecher beim Redaktionsbesuch des bauMAGAZIN im südhessischen Heppenheim, wo das Traditionsunternehmen seit diesem Januar zu Hause ist. »Und wir haben die Erwartungshaltung, dass sich die Hochkonjunktur im Bereich der kompakten Baumaschinen weiter fortsetzt.«

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Von: Michael Wulf

Die seit 2014 zur niederländischen Verhoeven-Gruppe gehörende Wilhelm Schäfer GmbH, die auch in Polen, Lettland, Litauen und Bulgarien als Takeuchi-Generalimporteur präsent ist, hat bereits in den vergangen Jahren ein außergewöhnliches Wachstum verbuchen können. Was letztendlich auch der Grund dafür war, den langjährigen Standort Mannheim-Sand­hofen zu verlassen, an dem es keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr gab.

»Seit 2013 sind die Zahlen explodiert«, sagt Frank Evers, »speziell im Bereich der Kompaktmaschinen.« Aufgrund dieser Marktentwicklung habe man bereits 2017 feststellen müssen, dass Mannheim-Sandhofen »zu klein geworden ist«. Und weil die hohe Nachfrage nach Takeuchi-Baggern unvermindert anhielt, habe man sich für den Bau einer neuen Firmenzentrale entschieden. Dass der ausgerechnet in Heppenheim realisiert wurde, wo Wilhelm Schäfer sein gleichnamiges Unternehmen 1947 gegründet hat, »das allerdings ist reiner Zufall«, so Marketing-Leiter Marc Bruecher.

Energetisch auf dem neuesten Stand

Auf dem rund 44 000 m² großen Komplex inklusive eines Vorführgeländes wurde auf einer Fläche von gut 10 000 m² ein Bürogebäude mit großzügigen und von Maschinen befahrbaren Schulungsräumen und einer Cafeteria errichtet, zudem eine Montagehalle samt Waschstraße sowie ein Hochregallager und ein überdachter Versandbereich. Alles ist energetisch auf dem neuesten Stand: Sensoren steuern das Raumklima, es gibt eine Photovoltaikanlage, das Regenwasser wird aufbereitet, das Dach ist begrünt.

»Wir wollten einen energieeffizienten Firmensitz bauen, mit dem wir unserer Verantwortung als Unternehmen gegenüber der Umwelt gerecht werden«, betont Frank Evers. »Das repräsentative Gebäude soll mit seiner Architektur auch die Transparenz widerspiegeln, die uns als Unternehmen auszeichnet, und unseren gut 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gute Arbeitsatmosphäre bieten, in der sie sich wohlfühlen.« Glas und Sichtbeton sind deshalb die dominierenden Baustoffe.

»Ein tolles, aber auch sehr anspruchsvolles Projekt«

Es sei »ein tolles, aber wegen Corona auch ein sehr anspruchsvolles Projekt« gewesen, so Frank Evers und Marc Bruecher, bei dem man in der Umsetzung große Freiheiten gehabt habe. »Wir hatten das Vertrauen, dass wir diese bislang größte Baumaßnahme für die Unternehmensgruppe bestmöglich umsetzen, und das ist uns gelungen. Wir alle sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.«


Für die gute Stimmung sorgt aber auch, dass die Auftragslage nach wie vor außerordentlich ist. »Nach dem Absatz von 3 000 Einheiten im vergangenen Jahr haben wir in diesem Jahr mit 3 500 Maschinen geplant«, sagt Marc Bruecher. »Doch die Nachfrage ist so enorm, dass das schwierig wird.« Sichtbares Zeichen dieses großen Kundeninteresses war Anfang Juni der vergleichsweise leere Lagerplatz. Denn dort, wo normalerweise zwischen 500 und 700 Bagger Reihe für Reihe geparkt sind, die dann den Kundenwünschen entsprechend in der Montagehalle konfiguriert werden, standen gerade einmal noch gut 100 Maschinen.

»Das beste Produkt mit sehr hoher Funktionalität«

Die Gründe für den Erfolg sind für Frank Evers und Marc Bruecher vielschichtig. Da ist zum einen die anerkanntermaßen hohe Qualität der Takeuchi-Bagger. »Wir bieten sicherlich die hochpreisigsten Kompaktbagger an«, sagt Frank Evers selbstbewusst. »Aber wir haben auch das beste Produkt mit einer sehr hohen Funktionalität.« Zudem gebe es immer öfter Anfragen bezüglich besonders gut ausgestatteten bzw. individuell konfigurierten Maschinen, beispielsweise mit Tiltrotator oder Greifer.

Denn bei den Kunden habe in den vergangenen Jahren ein Umdenken stattgefunden. »Die Produktivität einer Maschine wird als Kriterium immer wichtiger«, sagt Frank Evers und nennt in diesem Zusammenhang als Beispiel die schon werkseitig eingebaute Zentralschmieranlage der Takeuchi-Bagger. »Heute wollen immer mehr Kunden wissen, in welchem Umfang sich die Rentabilität eines Baggers erhöht, wenn die Ausstattung eine bessere ist.«

Marktanteil in Deutschland »substanziell erhöht«

Das habe dazu geführt, dass Takeuchi seinen Marktanteil in Deutschland »substanziell erhöht hat« in den zurückliegenden Jahren. »Zuletzt wurden in Deutschland rund 18 000 Bagger in der Klasse bis 12 t abgesetzt«, so Frank Evers. »Und da liegen wir, so glaube ich, auf Platz zwei im Ranking.« Wobei der 56-Jährige Wert legt auf die Feststellung: »Den Geschäftsbericht schreibt man in Euro, nicht in Stückzahlen. Das ist unsere Devise. Wir wollen Qualität und Funktionalität verkaufen, nicht über den Preis.«

Ein weiterer Grund für den Erfolg seit der Übernahme durch die Verhoeven-Gruppe – der Umsatz wurde von 60 Mio. Euro in 2014 auf 135 Mio. Euro in 2020 mehr als verdoppelt – ist laut Frank Evers der Ausbau des Händlernetzes von seinerzeit 90 auf heute 100 Händler, darunter so große Häuser wie Kurt König oder Atlas Hamburg. Wobei er in diesem Zusammenhang betont, dass Wilhelm Schäfer nach wie vor bewusst darauf verzichtet, mit den großen Vermietern zusammenzuarbeiten. »Fast alle unsere Händler haben eigene Mietflotten. Die gegenseitige Loyalität ist uns wichtig.«

»Da muss es ein Loch im Markt gegeben haben«

Darüber hinaus ist und bleibt die Produktbandbreite der entscheidende Erfolgsfaktor. So hat sich der 2018 vorgestellte 2,5-t-Bagger TB 225 als »absoluter Knaller« erwiesen, so Frank Evers. »Wir haben gedacht, da muss es ein Loch im Markt gegeben haben, so riesig war die Nachfrage nach dieser Maschine.« Aber auch der auf der Bauma neu vorgestellte TB 370, der Dauerbrenner TB 290 oder der TB 2150, mit einem Einsatzgewicht von knapp 16 t der größte Takeuchi-Bagger, würden gut nachgefragt.

Dass der japanische Kompaktbaggerspezialist künftig sein Portfolio »nach oben« erweitern wird, das kann sich Frank Evers derzeit nicht vorstellen. »In diesem Segment wären die Wettbewerber von einem anderen Kaliber, auch die Technologie wäre eine andere. Ich denke, Takeuchi fokussiert sich weiterhin auf den Kompaktbereich.« Die Überlegungen hingegen, ob es beim 10-t-Mobilbagger TB 295 W demnächst ein Schwestermodell gibt, seien noch nicht abgeschlossen. »Die Gespräche laufen. Auch kann ich noch nicht sagen, ob dieses neue Modell dann größer sein wird oder kleiner.«

Was Neu- und Weiterentwicklungen betrifft, habe man bei Wilhelm Schäfer über die Jahre ein gutes Gefühl dafür entwickelt, welche Bedürfnisse es im Markt gibt. »Dort holen wir uns den Input, und das versuchen wir dann ich Richtung Japan weiterzugeben.« Schließlich sei Deutschland, neben Großbritannien, der mit Abstand wichtigste europäische Absatzmarkt für Takeuchi.

Zwei Hybridbagger, ein Elektrobagger

In dem bietet Wilhelm Schäfer seit einigen Jahren auch Hybridbagger an. Die Elektro-Diesel-Modelle TB 210 RH und TB 216 SH arbeiten im Strombetrieb emissionsfrei. Für diese Modifizierung arbeitet man mit dem Greifer-Spezialisten DMS Technologie zusammen, dessen Gründer Adam Geiß lange Jahre der technische Leiter bei Wilhelm Schäfer war. »Wir stimmen uns regelmäßig ab«, so Frank Evers. Eine weitere enge Partnerschaft hat man zudem mit dem Tiltrotatoren-Hersteller Pister vereinbart. Wobei Marc Bruecher betonte, dass die Takeuchi-Bagger auch mit Tiltrotatoren anderer Hersteller ausgestattet werden, sollte das die Kundenanforderung sein.

Mit dem TB 220e hat Takeuchi zudem seit Anfang 2019 eine rein elektrisch angetriebene Maschine im Sortiment, die über eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Leistung von 25 kWh verfügt. Allerdings beurteilt man bei Wilhelm Schäfer diese Antriebsart eher zurückhaltend. »So lange es in diesem Segment keinen Industrie-Standard gibt und von Seiten des Gesetzgebers kein Druck aufgebaut wird, haben es batteriebetriebene Bagger schwer«, so Frank Evers. »Derzeit sind Batterien aus meiner Sicht nicht die Antriebstechnologie der Zukunft, und sie sind zu teuer.«

Bauma-Teilnahme »steht wohl außer Frage«

Das Thema Kosten ist es auch, das Frank Evers und Marc Bruecher in den Sinn kommt, wenn sie auf das Jahr 2022 schauen. Aufgrund der Corona-Pandemie gibt es dann eine wahre Flut an Messen, mit der vom April in den Oktober verlegten 33. Bauma als Höhepunkt. Eine Teilnahme in München »steht wohl außer Frage«, so Frank Evers, »da für Takeuchi die Bauma eine weltweite Plattform ist«, und Wilhelm Schäfer »nur« die Organisation des Messe-Auftritts verantworte. Wenn er aber an die wenige Wochen davor terminierte GaLaBau (Nürnberg) sowie an die Demopark (Eisenach) denke, dann müsse man sich schon fragen: »Macht eine Teilnahme dort angesichts Kosten und Aufwand überhaupt Sinn für uns?« Schließlich habe man in den zurückliegenden eineinhalb Jahren auch ohne Messen »gut gelebt«. Zudem verfüge man mit dem neuen Firmensitz in Heppenheim über zuvor nicht vorhandene Möglichkeiten, die Maschinen zu präsentieren. »Wir überlegen noch, ob wir uns dieses geballte Messeprogramm im kommenden Jahr antun sollen«, so Evers. »Es gibt jedenfalls noch großen Diskussionsbedarf.«    M

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Takeuchi - Wilhelm Schäfer GmbH

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