Auf die eingangs gestellte Frage nach der »richtigen« Antriebsart kann auch Perkins keine pauschale Antwort geben. Denn wie so oft kommt es auf den Einzelfall an: Welche Baumaschine soll wann für welche Tätigkeit wo genutzt werden? Dass diese Fragestellung keine Erfindung von heute ist, zeigt ein kurzer Blick auf die Anfänge von Perkins vor über 90 Jahren.
Daraus wird ersichtlich, welchen Einfluss das damalige industrielle Umfeld auf die Unternehmensentwicklung und -ausrichtung hatte. Denn in den 1930er- und 40er-Jahren waren in Industrieanwendungen vor allem Benzinmotoren gebräuchlich. Diese konnten aufgrund ihrer kompakten Bauweise auch in kleineren Maschinen verbaut werden – ganz im Gegensatz zu den verfügbaren Dieselaggregaten, die mehr Platz beanspruchten.
Aktuell deckt das Portfolio von Perkins neun Motorenlinien plus elektrische Varianten mit einem Leistungsspektrum von 7 bis 560 kW ab.
Frank Perkins wollte sich mit dem Status quo jedoch nicht zufriedengeben und gründete deshalb 1932 eine Maschinenfabrik. Bereits 1933 präsentierte er mit dem »Wolf« einen Vier-Zylinder-Dieselmotor in kompakter Bauweise. Dadurch konnte er das Potenzial dieser Antriebsart einem breiteren Kundenkreis erschließen. Das erwies sich nicht nur als wegweisend für das Unternehmen, sondern trug auch zur Transformation in der Branche bei. Der Entwicklung ging – und hier schließt sich der Kreis zur Gegenwart – die konsequente Umsetzung einer Kundenanforderung unter Berücksichtigung des technisch Machbaren voraus. Dieser pragmatisch geprägte Ansatz stellt bis heute einen festen Bestandteil der DNS von Perkins dar und manifestiert sich in über 22 Mio. Motoren, die seit der Gründung hergestellt wurden.
Die Gegenwart im Griff und die Zukunft im Blick
Langjährige Erfahrung findet sich bei Perkins jedoch nicht nur aufgrund der Historie, sondern auch bei den Mitarbeitern. Beim Pre-Bauma-Event wurde dies mehr als deutlich: So stellte Marketing Director Vickie Reeves, seit 24 Jahren bei Perkins, im Rahmen ihrer Begrüßung die Philosophie des Unternehmens in den Mittelpunkt: Herausforderungen jedweder Art anzunehmen und die richtigen Lösungen finden.
Dieses Grundverständnis für die Anforderungen eines Kunden sei laut ihrem Kollegen Andrew (Andi) Curtis, Sales Director Customer Solutions und seit 35 Jahren bei Perkins, eine unabdingbare Voraussetzung. Denn diese können eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, intelligente Lösungen und agile Unterstützung nicht nur für aktuelle, sondern auch kommende Anforderungen wie die nächste Emissions-Stufe erwarten.
James Gardiner, Senior New Product Introduction Manager.
Dementsprechend wurde bei der strategischen Ausrichtung penibel darauf geachtet, dass kein Bestands- oder Neukunde vergessen wird: »Strengthen the core« deckt mit optimierten Motoren (»Optimised Engines«) und der Unterstützung für alternative Kraftstoffe (»Alternative Fuels«) sowie Konzepten für integrierte Antriebsstränge (»Integrated Power Train«) in Verbindung mit einem globalen Support (»Global Support«) ein breites Feld an aktuellen und kommenden Anforderungen ab.
Beim zweiten Standbein »Pioneer the future« stehen die eingangs erwähnten Alternativen im Mittelpunkt und sollen für Wahlfreiheit beim Kunden sorgen: Akkutechnologien (»Batteries«), Wasserstoff und alternative Kraftstoffe (»Hydrogen and Alternative Fuels«), elektrische Antriebsstränge (»E-Power Train«) und nicht zuletzt neue Services (»New Services«).
Motorenlinien für jede Anforderung
Vom Auszubildenden zum Senior New Product Introduction Manager: James Gardiner kennt das Unternehmen seit über 35 Jahren von der Pike auf. Dementsprechend hat er einige Generationen des aktuell neun Motorenlinien plus elektrische Varianten umfassenden Portfolios mitbegleitet. Leistungsmäßig deckt dieses ein Spektrum von 7 bis 560 kW ab. Die »Centerline« rund um die Serie »900« und »2600« wurde in den letzten Jahren komplett neu designt und ständig erweitert. So wird auf der Bauma ganz aktuell der geplante Produktionsstart des »904J-E36TA« mit 106 kW für März bekannt gegeben.
Andrew (Andi) Curtis, Sales Director Customer Solutions bei Perkins.
Ein Highlight des Messeauftritts ist auch die »2600er«-Serie, eine neue 13-l-Diesel-Motorenplattform mit acht Leistungsstufen von 340 bis 515 kW. Hier wurde mit Blick auf die Zukunft Wert auf weniger Kraftstoffverbrauch bei höherer Leistung und die vermehrte Nutzung bzw. Option zur Verwendung erneuerbarer Kraftstoffe gelegt. Darüber hinaus sollen die langen Wartungsintervalle von 1 000 Stunden Kunden zahlreiche Vorteile hinsichtlich der Einsatzdauer, Effizienz und Planung von Wartungsfenstern bieten.
Entwicklungsgeschichte der »2600er«-Serie
James Gardiner gewährte zudem einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte der »2600er«-Serie: Die ersten Überlegungen dazu begannen bereits 2017, gefolgt vom Einbinden der Entwicklungsabteilung im Jahr 2018 und dem Kick-off 2020. Trotz der durch Corona auferlegten Pflicht zum Homeoffice konnten 2021 die ersten Prototypen gebaut und 2022 getestet werden. 2023 feierte das Aggregat seine offizielle Premiere. Für 2024 wurden die ersten Einsätze in Fahrzeugen geplant und dieses Jahr folgt deren Praxiseinsatz. Ab 2026 soll die Produktion starten.
Projekt »Coeus«: Die große Herausforderung besteht darin, dass jeder Energieträger anders performt und etwa eine andere Kompression erfordert.
Laut James Gardiner soll diese Plattform die Basis für die nächsten 20 Jahre sein. Hervorzuheben ist in dem Zusammenhang, dass die »2600er«-Serie flexibel designt wurde, um neben Diesel und HVO auch zukünftige Anwendungen mit Erdgas und Wasserstoff nutzen zu können. Bereits heute lassen sich eine Vielzahl der Perkins-Motoren mit HVO 100, e-Fuel, Biomass-to-Liquid (BtL) und Gas-to-Liquids (GtL) betreiben. Während der Bauma stehen die Teams von Perkins und vom deutschen Partner BU Power Systems Interessierten gerne Rede und Antwort.
Breite Vernetzung für optimierte Services
Über die Klarheit im Produktportfolio hinaus will das Unternehmen mit »Perkins Connectivity & Condition Monitoring« seinen Kunden auch Einblicke zum jeweiligen Betriebszustand des Aggregats und den Services liefern. Der Vortrag von Jessica Langley, Senior Marketing Consultant, und Kevin Walsh, Digital Services Business Development Manager und seit 15 Jahren bei Perkins, zeigte auf, wie sich die Daten OEM-seitig für den Aufbau eines Service-Netzwerks und Predictive-Maintenance-Angebote nutzen lassen.
Dank klarer Diagnose sollen Reparaturen gleich beim ersten Mal möglich werden – und das nicht nur mit den richtigen Teilen, sondern auch dem passenden Mechaniker mit entsprechender Qualifikation. Dazu werden die Telemetriedaten mittels »OEM Api Data Sharing« oder »Perkins Interlink« übertragen, anschließend mittels KI und/oder von Spezialisten analysiert, interpretiert und ein Lösungsvorschlag erstellt. Anschließend kontaktiert der OEM-Service den Kunden bzw. leitet proaktiv die Wartung ein.
Kunden können über »Perkins My Engine App« auf dem Smartphone und die Webportal »Perkins Clarity« bzw. »Perkins Hub« den aktuellen Bearbeitungsstatus und mehr nachverfolgen. Je nach Anforderung steht dieser Service in unterschiedlichen Varianten und Preismodellen zur Verfügung.
Für eine ängere Lebensdauer
Das Angebot von Perkins umfasst nicht nur neue Aggregate und Technologien. Auch das Thema Aufbereitung spielt eine große Rolle, wie Jessica Langley und Richard Bates, Perkins Lifecycle Manager und seit 2007 im Unternehmen, vor Ort erläuterten und auf der Bauma vorstellen werden. Konkret gestaltet sich die Überholung eines Aggregats 40 Prozent günstiger als ein Neukauf, was beispielsweise für Maschinen älteren Baujahrs oder Mietfirmen interessant sein könnte. Über die Wiederaufbereitung hinaus bietet Perkins allerdings auch komplette Tauschmotoren.
Eine gute Abdeckung versprechen auch abgeschlossene Vereinbarungen im Rahmen von »Perkins Hypercare«. Dahinter verbirgt sich ein Wartungsvertrag mit einer Kombination aus Ersatzteilen und Service. Dieser lasse sich flexibel an die jeweilige Branche bzw. Nutzung und das vorhandene Budget anpassen. Das erklärte Ziel lautet, Motorausfälle und Ausfallzeiten gezielt zu verhindern.Speziell für neue Motoren bietet »Perkins Platinum Protection« zudem einen Motorschutzbrief mit flexiblen Laufzeiten bis zu zehn Jahren. Damit werden alle Perkins-Motorkomponenten (außer Verschleiß- und Wartungsteile) laut Unternehmen gegen sämtliche Schäden abgesichert – und das ohne eine fällige Selbstbeteiligung. Die Vereinbarung ist laut Perkins zudem übertragbar, was den Wiederverkaufswert einer Maschine erhöhen kann. Die Eindrücke des umfangreichen Pre-Bauma-Events lassen zusammengefasst nur einen Schluss zu: Die Fachbesucher der Bauma in München können sich bei Perkins sowohl von der Themenbreite als auch hinsichtlich der technischen Tiefe auf einen besonders interessanten Messeauftritt freuen.s