Kubota: Kompaktbagger-Produktion wird auf 11 000 Einheiten erhöht – OEM-Partnerschaft mit Tobroco jetzt auch in Deutschland

Mit der Bündelung der europäischen Vertriebsaktivitäten in der neu gegründeten Kubota Holdings Europe, der Erhöhung der Produktions­kapazität im Kompaktbaggerwerk in Zweibrücken und der OEM-Partnerschaft mit dem niederländischen Radlader-Hersteller Tobroco jetzt auch für den deutschen Markt reagiert der japanische Konzern Kubota auf die nach wie vor sehr große Nachfrage nach kompakten Baggern und Radladern in Europa. »Wir werden dieses Jahr in Zweibrücken die Produktion auf ca. 11 000 Einheiten unserer Kompaktbagger hochfahren, nach ca. 9 500 Einheiten in 2017«, sagte Jürgen Bidell, als Vertriebsleiter der Kubota Baumaschinen GmbH für Deutschland, Österreich, Ungarn, ­Tschechien, Slowakei und Polen zuständig, im Gespräch mit bau­MAGAZIN-Chefredakteur Michael Wulf. Darüber hinaus erläuterte er, wie das »sehr erfolgreiche« Radlader-Portfolio in der OEM-Partnerschaft mit dem niederländischen Hersteller Tobroco »nach unten abgerundet« werden soll, und ob Kubota künftig auch größere Bagger produziert als den KX080 mit einem Einsatzgewicht von 8,7 t.

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bauMAGAZIN: Kubota deckt mit seinen sieben Geschäftsfeldern eine große Bandbreite ab. In Europa werden die Kubota-Aktivitäten in den Bereichen Baumaschinen, Traktoren, Kommunalmaschinen und Motoren seit Sommer 2017 von der neu gegründeten Holding-Gesellschaft Kubota Holdings Europe mit Sitz in den Niederlanden gebündelt. Was sind die Gründe für diese neue Unternehmensstruktur?

Jürgen Bidell: Mit der Gründung dieser Holding mit Sitz in der Nähe von Amsterdam sind die Aktivitäten unserer einzelnen Vertriebsgesellschaften zusammengeführt worden. Dadurch können wir jetzt einheitlich auftreten und die Vertriebsaktivitäten gemeinsam abstimmen. Das betrifft beispielsweise die Zusammenarbeit mit den großen Mietparks ebenso wie das Servicegeschäft. Das gilt für alle Geschäftsbereiche, also für Baumaschinen, Traktoren, Kommunalmaschinen und Motoren. Jede Division, so lautet bei uns die Bezeichnung, hat einen eigenen Vorsitzenden. Geleitet wird die Holding von Dai Watanabe.


bauMAGAZIN: Kubota ist weltweiter Marktführer bei Kompaktbaggern. Wie sind die aktuellen Zahlen? Wie ist Kubota auf dem deutschen Markt positioniert?

Bidell: Weltweit hat Kubota derzeit einen Marktanteil von rund 24 % im Segment der Bagger mit einem Einsatzgewicht von 0 t bis 8 t. In Stückzahlen heißt das: Wir haben im vergangenen Jahr etwa 40 000 Kubota-Kompaktbagger weltweit abgesetzt. Das bedeutet gleichzeitig, dass Kubota die Marke von 600 000 Kompaktbaggern übertroffen hat, die seit dem Produktionsbeginn der ersten Maschinen im Jahr 1974 hergestellt wurden. Im Werk hier in Zweibrücken haben wir im vergangenen Jahr mit insgesamt 550 Mitarbeitern 9 500 Kompaktbagger produziert, davon rund 4 800 Kompaktbagger für Deutschland sowie für Tschechien, Polen, die Slowakei, Ungarn und Österreich. Für dieses Jahr ist die Produktion von 11 000 Einheiten Kompaktbagger geplant. Darüber hinaus wurden in Zweibrücken 1 200 Radlader der Modelle R085, R065HW und R062 produziert, in diesem Jahr sollen es 1 600 Radlader sein.

bauMAGAZIN: Wie hat sich Kubota diese führende Position er­arbeitet? Oder anders gefragt: Was unterscheidet Kubota-­Maschinen von denen der Wettbewerber, was sind Allein­stellungsmerkmale?

Bidell: Wir unterscheiden uns vor allem darin, dass wir ausschließlich in der Welt der Kompaktmaschinen zu Hause sind. Wir sind kein Full-Liner. Wir konzentrieren uns einzig und allein auf die Entwicklung und Produktion von Maschinen im Kompaktbereich. Und bei Kubota heißt es: ›Alles aus einer Hand!‹ Dazu gehört natürlich auch der Kubota-Motor, das Herzstück jeder unserer Maschinen. Salopp ausgedrückt: Wir können nichts anderes als kompakt. Deshalb müssen wir die beste Qualität bieten, um uns gegen die Full-Liner behaupten und im harten Wettbewerb bestehen zu können.

bauMAGAZIN: Kubota hat mit dem Werk in Zweibrücken einen Produktionsstandort in Deutschland, in dem auch für andere ­europäische Märkte produziert wird. Welchen Stellenwert hat Zweibrücken im Kubota-Produktionsverbund?

Bidell: Das Werk in Zweibrücken ist das zweitgrößte in der Kubota-Organisation, deren Gesamtproduktionskapazität knapp 50 000 Kompaktbagger pro Jahr beträgt. Insgesamt haben wir drei Baumaschinenwerke: Das Stammwerk Hirakata bei Osaka mit einer Kapazität von 33 900 Einheiten, ein Werk in China (ca. 6 200) und das 1989 gebaute Werk in Zweibrücken, in dem wir, wie schon gesagt, im vergangenen Jahr insgesamt ca. 10 700 Einheiten produziert haben. Der Stellenwert ist für Kubota immens hoch. Denn Deutschland ist in Europa der größte Markt, und Europa ist für uns der größte Absatzmarkt. Und den beliefern wir mit den hier produzierten Baggern im Segment von 0 t bis 3,5 t. Dazu kommen unsere Radlader, die wir hier für die europäischen Märkte und für die in Nordamerika herstellen. Insgesamt haben wir in Zweibrücken seit der Inbetriebnahme des Werks knapp 140 000 Maschinen gebaut.

bauMAGAZIN: Wie hoch ist die Fertigungstiefe in Zweibrücken?

Bidell: Wir haben einen eigenen Stahlbau. Meines Wissens nach sind wir derzeit der einzige Hersteller von Kompaktbaggern in Deutschland, der den Stahlbau nicht outgesourct hat. Das bedeutet natürlich, dass wir insgesamt eine sehr hohe Fertigungstiefe haben. Das wiederum ist einer der Gründe für die hohe Qualität unserer Maschinen.

bauMAGAZIN: Im Jahr 2014 wurde eine 3 300 m² Lagerhalle neu gebaut. Sind in naher Zukunft weitere Investitionen ­geplant?

Bidell: Wenn sich die Märkte für kompakte Bau­maschinen weiterhin so positiv entwickeln wie in den zurückliegenden Jahren, müssen wir unsere Produktionsstätten erweitern.

bauMAGAZIN: Wie ist der Baumaschinen-Vertrieb in Deutschland bzw. in Zentraleuropa organisiert und wie der Service? Wie wichtig ist das Vermietgeschäft?

Bidell: Es gibt drei Kubota-Vertriebsgesellschaften in Europa: Kubota UK, Kubota Europe und wir als Vertriebsgesellschaft der Kubota Baumaschinen GmbH in Zweibrücken. Wir sind zuständig für Deutschland, Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Österreich. Wir vermarkten unsere Maschinen über ein autorisiertes Händlernetz oder arbeiten mit Importeuren zusammen. Darüber hinaus stehen wir mit überregional präsenten Mietparks in direktem Kontakt. In Deutschland beispielsweise mit HKL. Dabei gilt allerdings: Für den Verkauf sind nur unsere Händler zuständig.

bauMAGAZIN: Kubota bietet Bagger im Bereich von knapp 0 t bis rund 8 t Einsatzgewicht an. Ist daran gedacht, diese Range nach oben zu erweitern?

Bidell: Es gibt natürlich Überlegungen, dass wir als Nachfolger unseres derzeit größten Baggers, den KX080 mit einem Einsatzgewicht von 8,7 t, eine Maschine auf den Markt zu bringen, die eine Nummer größer ist, um es so zu formulieren. Dabei sehe ich persönlich 10 t nicht als die Grenze an. Ich würde eine Maschine zwischen 11 t und 12 t favorisieren. Aber bis eine Entscheidung fällt, müssen die Märkte und die Anforderungen noch genau analysiert werden.

bauMAGAZIN: Seite 2014 bietet Kubota auch Radlader in Deutschland an, dem weltweit größten und wichtigsten Rad­lader-Markt – und damit auch dem am härtesten umkämpften. Wie sind die mittlerweile drei Kubota-Modelle R065, R082 und R085 angenommen worden?

Bidell: Nach anfänglichen Startschwierigkeiten hat sich das für uns sehr positiv entwickelt. Wir haben vergangenes Jahr 1 200 Einheiten produziert, dieses Jahr sollen es 1 600 Maschinen sein, von denen rund 450 für den deutschen Markt vorgesehen sind. Uns war von Beginn an klar, dass der Kubota-Radlader von den Kunden ganz anders wahrgenommen wird als der Bagger. Denn man kannte uns nicht als Radlader-Hersteller. Wir mussten uns ganz neu positionieren. Natürlich hat uns der Name Kubota sehr geholfen. Genauso wie unsere Händler, die ihren Kunden, auch über die Vermietung, dieses neue Kubota-Produkt vorgestellt haben. Mittlerweile ist die Resonanz ähnlich wie bei unseren Baggern: Die Maschine läuft. Und die Kunden sind zufrieden!

bauMAGAZIN: Das Radlader-Portfolio wird in Zukunft ausgebaut. Wie muss man sich die OEM-Partnerschaft mit dem niederländischen Hersteller Tobroco vorstellen?

Bidell: Diese OEM-Partnerschaft mit Tobroco gibt es ja schon seit längerer Zeit, initiiert und forciert durch unsere Kollegen in Frankreich. Wir haben mit Beginn dieses Jahres die Möglichkeit, uns an dieser Kooperation zu beteiligen. Und zwar mit drei Modellen im Bereich von 1,8 t bis 2,8 t, die wir im deutschen Markt anbieten. Damit können wir unser Radlader-Portfolio nach unten abrunden. Mittelfristig haben wir natürlich das Interesse, künftig auch in der 1-m³-Klasse eine Maschine anbieten zu können. Denn das ist vor allem in Deutschland, von den Stückzahlen betrachtet, ein sehr interessantes Maschinen-Segment. Da sind wir aber noch in der Überlegungsphase.

bauMAGAZIN: In der Branche ist das Thema Digitalisierung ganz oben auf der Agenda. Wie beurteilt man bei Kubota die ­Entwicklungen und macht es aus Ihrer Sicht Sinn, eine Bau­maschine aus dem Kompakt-Bereich digital komplett auszu­statten?

Bidell: Bei unseren Traktoren, klar, da spielt die Digitalisierung eine große Rolle. Bei den Kompakt-Maschinen, wie wir sie bauen, muss man sicherlich ein gewisses Mindestmaß erfüllen. Aber getrieben und gesteuert werden die Entwicklung und der Einsatz der Digitalisierung in der Baumaschinenindustrie von den Herstellern der Großmaschinen. Das muss man ganz klar so sehen. Wir werden derzeit nur wenig angefragt hinsichtlich eines eigenen Systems. Wir überlegen aber, ob wir nicht künftig ein eigenes System anbieten sollen. Die Forderungen aus dem Markt nach so einem Konzept sind aber nicht so laut, dass wir darauf sofort reagieren müssten. Denn im Bereich der Kompakt-Maschinen hat das Thema Digitalisierung noch nicht so Einzug gehalten wie bei den großen Maschinen.

bauMAGAZIN: Wird Kubota schon im kommenden Jahr neue ­Maschinen präsentieren? Oder wartet Kubota bis zur Bauma 2019?

Bidell: Wir haben das Glück gehabt, dass wir in 2017 sehr viele neue Maschinen auf den Markt gebracht haben. Zum Beispiel den KX027-4, den KX030-4, den KX042-4 oder den U36-4. Zur Bauma 2019 werden wir dann wieder neue Antriebskonzepte und neue Maschine präsentieren. Aber darüber möchte ich jetzt noch nicht reden.     ß

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