»Für das ›System Engcon‹ ist das Potenzial in Deutschland gewaltig«

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Wenn Stig Engström über sein Unternehmen redet und über den Tiltrotator, mit dem sich ein Baggerlöffel rotieren und schwenken lässt, dann hat das etwas Missionarisches. Denn so überzeugt ist der 51-jährige vom Prinzip Tiltrotator, dass er es sogar ausdrücklich begrüßt, wenn Wettbewerber jetzt mit Baumaschinenherstellern von Weltruf zusammenarbeiten. »Dass Volvo jetzt mit Steelwrist kooperiert oder künftig Caterpillar mit Rototilt, wie es gerüchteweise heißt, das ist aus unserer Sicht eine äußerst positive Entwicklung«, sagt Stig Engström. »Denn Volvo oder CAT würden nicht in diesen Markt einsteigen, wenn sie nicht vom Erfolg des Produkts Tiltrotator in naher Zukunft überzeugt wären.« Und für die sieht er seine Engcon Group bestens gerüstet, vor allem in den »Schlüsselmärkten Deutschland und Frankreich«.

Da ist zum einen die neue Tiltrotatoren-Baureihe Generation 2, die im »System Engcon« mit seinem kompletten Anbaugeräteprogramm vom Tieflöffel bis zur Verdichterplatte, dem ebenfalls neuen Schnellwechsler Q-Safe und dessen hydraulischer Erweiterung EC-Oil sowie dem Steuersystem Microprop DC2 »die zentrale Rolle spielt«, wie es Sten Strömgren formuliert, der bei Engcon für die Bereiche Marketing und Kommunikation verantwortlich ist. »Alle Komponenten im System Engcon sind optimal aufeinander abgestimmt und können deshalb dem Kunden einen entsprechenden Mehrwert bieten.«


»Komfortable Situation«

Zum anderen sei Engcon als Marktführer mit der »breitesten und derzeit modernsten Produkt-Range in dem Segment« in der »komfortablen Situation«, sofort auf eine steigende Nachfrage nach Tiltrotatoren reagieren zu können. Denn neben dem Stammwerk in Strömsund, rund 600 km nördlich von Stockholm, verfügt Engcon auch über ein Werk in Polen, wo derzeit vor allem die Anbaugeräte produziert werden. »So sind wir in der Lage, von dort aus die Märkte in Deutschland und Frankreich sofort und schnell mit Tiltrotatoren zu bedienen.«Produktivität erhöhen

Damit das möglichst bald der Fall ist, hat Engcon in Deutschland und in Frankreich mit Beginn des Jubiläumsjahrs eine Offensive mit dem neuen Vertriebskonzept gestartet – und zwar analog zu jenem, mit dem man in Skandinavien vor mehr als zehn Jahren den Durchbruch geschafft hat. »Bei uns ist in der Regel der Baggerfahrer auch der Eigentümer des Baggers«, sagt Stig Engström. »Und als Unternehmer hat er schnell verstanden, dass er mit einem Tiltrotator die Produktivität seines Baggers um bis zu 40 % erhöhen und somit wesentlich wirtschaftlicher arbeiten kann.« Mit dem Resultat, dass heute in Skandinavien rund 50 000 Tiltrotatoren im Einsatz sind. »Von unseren knapp 5 000 Tiltrotatoren, die wir derzeit im Jahr produzieren, liefern wir gut 4 000 allein in Skandinavien aus«, erklärt Sten Strömgren.So gibt es in Schweden bei einer Quote von 95 % so gut wie keinen Bagger mehr, der nicht mit einem Tiltrotator ausgestattet ist. Und bei Ausschreibungen der ­öffentlichen Hand ist der Tilt sogar eine der Voraussetzungen bei der Auftragsvergabe, wie Per Björklund im ­Gespräch mit dem ­bau­MAGAZIN erläutert. »Außerdem dürfte es in ganz Skandinavien nur relativ wenig Baggerfahrer geben, die ohne einen Tilt­rotator effizient arbeiten können«, sagt er. Für den Fuhrpark-Manager von Bellmans, mit rund 700 Fahrzeugen und Maschinen eines der führenden Transportunternehmen in Schweden und Spezialist für Tiefbauarbeiten, ist es deshalb »überhaupt keine Frage, dass ein Bagger mit einem Tiltrotator wesentlich wirtschaftlicher arbeitet. In Schweden weiß das jeder Bauunternehmer.«

So gesehen ist die Rechnung der Engcon-Manager für den deutschen Markt eine ziemlich logische. »In Deutschland kommen jedes Jahr rund 15 000 Bagger neu auf den Markt, mehr als 100 000 sind permanent im Einsatz«, sagt Stig Engström. »Diese Zahlen zeigen, wir gewaltig das Potenzial für unsere Tiltrotatoren ist. Würde nur jeder zehnte Bagger in Deutschland mit einem unserer Geräte ausgestattet, wäre der Markt größer als der in Skandinavien.« Allerdings sei es in den vergangenen zehn Jahren nicht gelungen, dieses Marktpotenzial in Deutschland auch nur im Ansatz nutzen zu können. »Wir haben ziemlich viel Lehrgeld bezahlen müssen«, gibt Stig Engström zu. Aus diesem Grund sind in Deutschland nicht mehr nur alleine Handelspartner für den Vertrieb oder den Service zuständig, sondern vermehrt die von Jürgen Bergmann als geschäftsführendem Gesellschafter geleitete Deutschland-Niederlassung in Wert­heim (Baden-Württemberg), direkt an der Grenze zu Bayern, zwischen Würzburg und Aschaffenburg gelegen.Viele Features standardmäßig

»Wir gehen ganz bewusst einen anderen Weg und wollen die Baumaschinenhändler beim Erstkontakt und bei der Erstberatung der Kunden mehr unterstützen«, betonen Stig Engström und Jürgen Bergmann. »Wir wissen, dass der Tiltrotator in Deutschland ein noch sehr beratungsintensives Produkt ist und die Baumaschinenhändler in erster Linie ihre Bagger verkaufen wollen. Aus diesem Grund betreuen wir den Kunden vom Erstkontakt an und erklären die Konzeption und die Prozesse, für die das Arbeiten mit einem Tiltrotator steht.« Dabei werden von Wertheim aus zunächst vor allem jene Kunden gezielt kontaktiert, die in einem Umkreis von gut 250 km beheimatet sind.

Mit der Generation 2, mit deren Neuentwicklung bereits vor gut fünf Jahren begonnen wurde, sehen Stig Engström, Sten Strömgren und Jürgen Bergmann die Engcon Group im Wettbewerb »sehr weit vorne positioniert«. Vor allem auch deshalb, weil in der neuen Produktreihe – die derzeit mit fünf Modellen den Einsatzbereich von 3,6 t bis 26 t abdeckt – die Brechkraft sowie das Drehmoment höher ist und viele Features »schon standardmäßig verbaut sind«, so Sten Strömgren. Dazu zählen beispielsweise die integrierte ­Zentralschmierung und die Sechs-Kanal-Drehdurchführung, die Hydraulikflüsse von bis zu 120 l/min zulässt, oder die optionale Ausrüstung mit einem Greifer bei allen Modellen. Künftig wird es sogar möglich sein, so Sten Strömgren, die Engcon-Tilt­rotatoren nachträglich mit einem Greifer zu bestücken. Als weitere Neuheit kündigte er die Markteinführung des »kleinsten Engcon-Tilts« – dem EC204 für Bagger in der Gewichtsklasse von 1,5 t bis 3,5 t – für diesen Sommer an.»Sicherster Schnellwechsler«

Bei allen Modellen der Generation 2 steht, betont Sten Strömgren, »vor allem ein Aspekt ab­solut im Vordergrund«: die Sicherheit. So habe Engcon im Rahmen seines Konzepts der »Non Accident Generation« mit dem Q-Safe »den weltweit sichersten Schnellwechsler« entwickelt und biete mit dem vollhydraulischen System EC-Oil in Kombination mit dem Steuersystem Microprop DC2 eine »ganzheitlich Lösung an, die in dieser Form einzigartig ist.« Weshalb sie bei Engcon auch besonders stolz darauf sind, dass sie bei der GaLaBau 2014 für den Q-Safe mit der Innovationsmedaille ausgezeichnet worden sind und die BG Bau die Anschaffung eines Q-Safe sogar finanziell fördert.»Gewaltiger Schub«

Für Jürgen Bergmann ist dieser Mix aus neuen, zukunftsweisenden Produkten und der veränderten Vertriebsstrategie die Basis dafür, dass das »System Engcon« auch in Deutschland erfolgreich sein wird. »Ich weiß, wie groß das Potenzial ist«, sagt der 35-Jährige, »und ich bin überzeugt davon, dass es einen gewaltigen Schub geben wird.« Und dann erzählt er die Geschichte, wie er im vergangenen Jahr 40 Tiltrotatoren, deren Wert je nach Einsatz zwischen 8 000 und 40 000 Euro pro Gerät betrug, für Testzwecke drei Monate lang zur Verfügung gestellt hat. »Vom GaLaBau bis zum Tiefbau, es war wirklich die ganze Bandbreite des Kundenspektrums abgedeckt«, sagt Jürgen Bergmann. »Und das Schönste war: Kein einziger hat den Tilt nach den drei Monaten zurückgegeben!«

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