Day4Solutions GmbH »Die Digitalisierung im Mittelstand soll ihren Schrecken verlieren«

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: Day4Solutions
Von: Dan Windhorst

Ein simples Prinzip mit großer Wirkung: »Einfach denken und einfach machen«. Um die Prozessdigitalisierung für den Mittelstand der Baubranche zielgerichtet voranzutreiben, haben Anna Literova (35) und Reiner Taglang (37) diesem Grundsatz auch Taten folgen lassen. Mit ihrem 2019 gegründeten Start-up bieten sie eine Software-Entwicklungsplattform, um Arbeitsprozesse maßgeschneidert zu digitalisieren und Abläufe deutlich zu entwirren. Im Rahmen des 50. VDBUM-Großseminars (siehe Seite 26) sprach bauMAGAZIN-Chefredakteur Dan Windhorst mit den beiden Day4Solutions-Geschäftsführern, die aufzeigen, welchen Nutzen die Branche aus ihrem innovativen Erfindergeist ziehen kann.

bauMAGAZIN: Frau Literova, Herr Taglang, Ihr Start-up bietet eine Entwicklungsplattform an, mit der sich Business-Soft­ware erstellen lässt – ganz nach dem Baukastenprinzip. Geben Sie unseren Lesern bitte einen Einblick, was genau sich hinter Day4Solutions verbirgt und wie die Entwicklung individueller Software im Regelfall von der Anfrage bis zur Fertigstellung abläuft.

Reiner Taglang: Wir entwickeln individuell zugeschnittene Lösungen, sind dabei nah am Unternehmen und erschaffen digitale Plattformen – schnell und unkompliziert, um die tägliche Arbeit zu vereinfachen. Wir digitalisieren dabei die vorhandenen oder neuen Prozesse und schaffen Insellösungen wie beispielsweise »Excel« ab. Mit unserer innovativen Plattform sind wir deutlich schneller als in der herkömmlichen Programmierung. Möglich macht dies unsere innovative Low-Code-Technologie, da vorhandene Prozesse einfach, schnell und individuell digital umgesetzt werden.

Anna Literova: Wir hören dabei unseren Kunden zu und dokumentieren die Prozesse. Innerhalb von rund zwei Wochen können wir meist den ersten Prototyp präsentieren und mögliche Ergänzungen besprechen. In regelmäßigen zweiwöchentlichen Jour-Fixe-Terminen präsentieren wir die Lösung dann mit Änderungswünschen und den umgesetzten Anforderungen. Enorm wichtig ist, dass wir die gesamte Belegschaft an diesem Prozess beteiligen und deren Meinungen berücksichtigen. Auf diese Weise schaffen wir eine hohe Akzeptanz der Mitarbeiter, die dann auch von »ihrer Software« sprechen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass der Kunde selbst unsere Plattform nutzt, um sich seine eigene Software zu bauen. Hierfür wäre eine Schulung durch unsere Experten oder im besten Fall ein gemeinsames Pilotprojekt notwendig. Durch diese innovative Herangehensweise und dem tiefen Wissen aus der aktiven Zeit in der Baubranche bieten wir klare Wettbewerbsvorteile. Es lässt sich mit unserer Plattform ein operatives System aufbauen, das in akzeptablen Kostenrelationen aufgebaut werden kann.

Reiner Taglang, Geschäftsführer Day4Solutions GmbH

»Mit unserer innovativen Plattform sind wir deutlich schneller als in der herkömmlichen Programmierung.«

bauMAGAZIN: Gerade in der Baubranche finden sich zahllose mittelständische Unternehmen, die nicht zuletzt aufgrund der mit Covid-19 einhergehenden Homeoffice-Pflicht dazu gezwungen waren, digitaler zu werden. Seither hat ein gewaltiger Wandel stattgefunden: Die Branche muss und möchte die Digitalisierung vorantreiben, weshalb sich für Day4Solutions ein gewaltiger Markt bietet. Gibt es Beispiele für die erfolgreiche Umsetzung einer entwickelten Software, die Sie innerhalb der Bauindustrie nennen können?

Taglang: Ein klassisches Beispiel hier wäre die digitale Rechnungsprüfung, die wir für das Bauunternehmen Matthäus Schmid aus Baltringen (rund 350 Mitarbeiter) umgesetzt haben. Dort war die Situation, dass zum Anfang der Corona-Krise noch alle Rechnungen in Papierform geprüft und freigegeben wurden, und als das Unternehmen dann auf Homeoffice umstellen wollte, stellte dies ein Problem dar, das in kürzester Zeit gelöst werden musste. Es hat dann nur eineinhalb Monate bis zur funktionierenden Software gebraucht. Somit können die Mitarbeiter aus dem Homeoffice und generell orts- und zeitunabhängig arbeiten. Ein anderes Praxisbeispiel ist das Bauunternehmen Leonhard Weiss, das eine individuelle Vorgehensweise bei der Zeiterfassung für Maschinisten und Freigabe durch den Polier hatte, die in Papierform erfolgte. Leonhard Weiss benötigte in dem Pilotprojekt eine digitale Lösung für Maschinisten und Poliere, bei der diese weder orts- noch zeitgebunden Zeiten erfassen und freigeben können.

Literova: Wir entwickelten innerhalb kürzester Zeit eine individuelle Smartphone-App für Maschinisten und eine cloud-basierte Lösung für die Prüfung und Freigabe gebuchter Zeiten durch Poliere. Maschinisten können auf der Baustelle direkt über die Smartphone-App ihre Zeiten erfassen und an die Poliere zur Freigabe übermitteln. Dabei hat das Unternehmen sein gewohntes Vorgehen beibehalten und von den Vorteilen der digitalisierten Lösung profitiert.

Anna Literova, Geschäftsführerin Day4Solutions GmbH

»Innerhalb von rund zwei Wochen können wir meist den ersten Prototyp präsentieren.«

bauMAGAZIN: Eine Frage, die insbesondere bei der Software-Entwicklung unumgänglich ist: Wie sieht es mit dem Support aus? Beteiligt sich Day4Solutions nach Fertigstellung einer Software an der Weiterentwicklung, finden Optimierungsprozesse statt?

Literova: Wir bieten unseren Kunden durchgängigen Support durch unsere Spezialisten an, welche die Software mit dem Kunden zusammen aufgebaut haben. Sie kennen das Unternehmen und die Prozesse und können so schnell bei jeglichen Fragen weiterhelfen. Auch in verschiedenen Sprachen (beispielsweise Englisch, Russisch, Kroatisch, Serbisch) können wir bei Bedarf Unterstützung bieten. Während der Benutzung der Software fallen den Mitarbeitern oft weitere Ideen und Erweiterungswünsche ein, die wir mithilfe unserer Technologie schnell und unkompliziert umsetzen können. Die Weiterentwicklung der Software und Optimierung der Prozesse kann durch uns stattfinden, aber auch nach Wunsch durch den Kunden selbst. Unser Leitsatz ist dabei: »Die Software passt sich den Mitarbeitern und den Geschäftsprozessen an – nicht umgekehrt.«

bauMAGAZIN: Da es sich bei Day4Solutions um ein klas­sisches Start-up handelt, ist es wichtig, die Menschen hinter den Kulissen kennenzulernen und zu hinterfragen, wie die Idee für Day4Solutions entstanden ist. Kurzum: Wer sind Sie und wie hat alles angefangen?

Taglang: Nach meiner Bürokaufmann-Ausbildung wurde mir die Aufgabe übertragen, das ERP-System »Microsoft Navision« in das Unternehmen einzuführen. Das war meine erste Berührung mit der IT und die ersten Erfahrungen zum Thema digitale Unternehmensprozesse. Da die Standard-Software nicht zu den Unternehmensprozessen passte, wurde ich zum »Navision«-Entwickler ausgebildet, um das ERP-System an das Unternehmen anzupassen. Um tiefer in das Thema Digitalisierung von Geschäftsprozessen einzutauchen, habe ich mich entschlossen, ein Informatikstudium anzuhängen. In dieser Zeit machte ich mir Gedanken, wie man Systemanpassungen schneller und ohne lange Programmierprojekte vornehmen kann. Dabei bin ich auf das Thema BPMN (Business Prozess Management and Notation) aufmerksam ge­worden, und es entstand die Idee, aus Prozessdokumentationen automatisch Soft­ware zu generieren. Ich arbeitete an meiner Idee und entwickelte den ersten Prototyp unserer jetzigen Plattform, um die Idee zu validieren. Da habe ich die Anna kennengelernt und ihr den Prototyp gezeigt.

Literova: Nachdem ich den Prototyp gesehen habe, konnte ich nicht glauben, wie einfach und ohne viel Aufwand eine benutzerfreundliche Software auf diese Art und Weise schnell erstellt werden kann. Nach meinem Informatikstudium und der Berufserfahrung als Software-Entwicklerin in einem mittelständischen Unternehmen wusste ich, wie wichtig das Thema Geschäftsprozesse und die dazu passende Software sind, und konnte den Mehrwert für den Mittelstand sofort erkennen. Wir haben uns intensiv über das Thema ausgetauscht und uns entschlossen, mit dieser Technologie die Firma zu gründen.

bauMAGAZIN: Wie bereits erwähnt, hat sich die Corona-Krise als »nützlicher Beschleuniger« der Digitalisierung er­wiesen: Unternehmen möchten zunehmend papierlos werden, wollen einzelne Prozesse digital abwickeln und sich besser für die Zukunft wappnen. Wie beurteilen Sie die vergangenen Jahre und was hat sich aus Ihrer Sicht innerhalb der Branche getan?


Literova: Am Anfang wurde die Digitalisierung in manchen Bereichen durch die Corona-Pandemie eher aufgezwungen, aber schlussendlich hat das aus unserer Erfahrung auch zu vielen Denkanstößen geführt. Die Unternehmen haben nicht nur gemerkt, dass es möglich ist, Prozesse zu digitalisieren, sondern auch erkannt, dass es zu Effizienzsteigerungen führt.

bauMAGAZIN: Nicht selten geht die Implementierung neuer Prozesse, Systeme und Software-Lösungen mit der Sorge ein­her, dass »Systembrüche« entstehen, indem bislang genutzte Systeme wegfallen könnten – tatsächlich kann Day4Solutions jedoch bereits bestehende Systemkomponenten integrieren. Können Sie das im Detail noch einmal genauer erklären und damit mögliche Berührungsängste minimieren?

Taglang: Durch die Einführung unserer Plattform müssen die Kunden auf ihre bestehende Software-Lösungen nicht verzichten, da unsere Plattform die oberste Ebene der IT-Landschaft bildet. Bestehende Systeme können eingebunden werden und weitere individuelle Geschäftsprozesse grafisch per Drag & Drop in BPMN 2.0 modelliert werden, und daraus entsteht eine einheitliche Software. Wir machen Prozesse eben digital durchgängig.

Eine Plattform für alle Anwendungen – für das gesamte Business. Der Wechsel zwischen verschiedenen Systemen, »Excel«, M-Laufwerke, E-Mail und Papier wird nicht mehr notwendig sein. Das Ergebnis sind eine einheitliche Software und Apps, die alle Beteiligten und bestehenden Systeme prozessgesteuert verbinden.

Literova: Es gibt tatsächlich auch Kunden, für die es wichtig ist, die Möglichkeit zu haben, auf das eine oder andere bestehende System ganz zu verzichten und damit die IT-Landschaft und den Support-Aufwand zu minimieren. In solchen Fällen bilden wir alle notwendigen Prozesse aus dem Altsystem in unserer Plattform ab.

bauMAGAZIN: Zeit für eine kurze Checkliste: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Vorteile von Day4Solutions mit Blick auf die Bauwirtschaft?

Literova: Durch die tiefen Branchenkenntnisse sehen wir uns auch als Experten in der Bauwirtschaft. Reiner Taglang hat zum Beispiel seine Ausbildung bei einer Baumaschinenvermietung gemacht. Rainer Zech ist unser Experte in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Business Development. Er bringt seine jahrelange Erfahrung aus der Firma Liebherr ein. Wir sprechen die gleiche Sprache der Menschen aus der Bauwirtschaft, wir sprechen die Sprache der Baubranche und bringen somit praxisorientierte Lösungen hervor. Wir sind durch unsere verschiedenen Projekte überzeugt, dass der Mittelstand Software-Lösungen braucht, die einfach in der Anwendung sind und schnell implementiert werden können. Nur so kann die Digitalisierung der Bauwirtschaft in der Praxis vorangetrieben werden.

bauMAGAZIN: Zugegeben, ein Blick in die Glaskugel wäre, spätestens seit Covid-19 und dem Ukraine-Krieg, nicht sonderlich seriös. Eine Prognose für das laufende sowie kommende Geschäftsjahr dürfte darüber hinaus als Start-up schwer abzugeben sein. Geben Sie uns dennoch einen kurzen Einblick, wo genau Day4Solutions derzeit steht, wo das Unternehmen hin möchte und welche Wachstumschancen Sie sehen?

Taglang: Corona hat zu einem Digitalisierungsschub in den Köpfen geführt. Jetzt muss es uns gelingen, die Digitalisierung auch in der Praxis voranzutreiben. Unsere Vision ist die digitale Individualität für Bauunternehmen. Eine Plattform für alle Anwendungen – für das gesamte Business. Mitarbeiter arbeiten in einem einheitlichen System und werden durch den Gesamtprozess geführt. Unternehmen können sich stets schnell und agil auf neue digitale Herausforderungen einstellen. Die Digitalisierung im Mittelstand soll ihren Schrecken verlieren und zum »daily business« werden. Wir freuen uns auf weitere Digitalisierungsanfragen und Projekte, um lösungsorientiert in allen digitalen Herausforderungen zu unterstützen. Für das kommende Geschäftsjahr planen wir einen weiteren Wachstumsschub und werden Personal und Vertriebswege aufbauen, u. a. in den Ländern der D-A-CH-Region. Zudem werden wir auch die Bauma besuchen.    d

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