Faresin Industries Spa Nicht nur elektrisch hoch hinaus

Lesedauer: min | Bildquelle: Faresin
Von: Thomas Seibold

Bereits seit 50 Jahren behauptet sich Faresin Industries mit seinen Futtermischwagen und Teleskopladern »Made in Italy« erfolgreich am Markt. Die Gründe dafür finden sich in der hohen Produktqualität und einer besonderen Innovationskraft. Letztere spiegelt sich in Eigenentwicklungen wie dem zur Bauma 2022 erstmals vorgestellten Teleskoplader 17.45 Full Electric wider (siehe Ausgabe 5/23 auf Seite 60). Das bauMAGAZIN sprach am Hauptsitz im italienischen Breganze mit Area Sales Managerin Paola Bettiol über das Unternehmen, die Produkte sowie Besonderheiten der internationalen und deutschen Märkte.

bauMAGAZIN: Das Unternehmen wurde 1973 gegründet und feiert daher dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Was können Sie uns zum Werdegang von Faresin Industries in diesem Zeitraum sagen?

Paola Bettiol: Die Entstehungsgeschichte ist sicherlich nicht alltäglich, denn sie fängt mit zwei Brüdern an: Guido und Sante Faresin. Beide waren Anfang der 1970er-Jahre bei der Firma Laverda beschäftigt. Für die dort hergestellten Mähdrescher schweißten sie zunächst kleinere Komponenten und machten sich dann als Zulieferer des Unternehmens selbständig. Später entwickelten sie komplette Futtermischwagen sowie die auch im Baugewerbe ideal einsetzbaren Teleskoplader. 1987 spezialisierte sich Guido Faresin mit der Firma »Faresin Formwork« erfolgreich auf Betonschalungen für den Bau. Im Jahr 2003 wurde das Unternehmen dann geteilt und etwa zu dieser Zeit rückte auch die zweite Generation in Form der Töchter in die Geschäftsführungen der Unternehmen auf. Sante Faresin ist allerdings bei Faresin Industries immer noch aktiv im Tagesgeschäft. Die von seinem Bruder und ihm geprägten Werte »Leidenschaft, Innovation und Exzellenz« haben nach wie vor Bestand und werden über alle Unternehmungen hinweg gelebt.

bauMAGAZIN: Wie stellt sich Faresin Industries heute im deutschsprachigen Raum dar und das insbesondere im Hinblick auf die Teleskoplader?

Paola Bettiol: Seit 2019 ist Ahern Deutschland der Alleinimporteur und Vertriebspartner in Deutschland. Ahern wiederum ist Teil der Snorkel Lifts-Gruppe, wodurch sich für uns auch der Zugang zu diesen weltweiten Standorten öffnet. Für wen unsere Faresin Teleskoplader bestimmt sind, lässt sich am einfachsten über die Farbe feststellen. Deutschland wird mit Modellen in Rot hauptsächlich für die Landwirtschaft und Weiß/Weiß-Orange von Snorkel vornehmlich für Bau und Construction beliefert. Speziell für Vermieter gedachte Maschinen verfügen oft über eigene Farben. Österreich wird von Deutschland aus betreut und in der Schweiz können sich Kunden an die Schuler & Schuler AG wenden. Wichtig ist nur zu wissen: Dabei handelt es sich immer um Faresin-­Maschinen »Made in Italy« mit entsprechender Beschriftung.

Die komplette Jahresproduktion von über 1000 Maschinen ist bereits ausverkauft.

bauMAGAZIN: Wie viele Stückzahlen werden im Jahr weltweit ausgeliefert?

Paola Bettiol: Aktuell stellen wir hier in Breganze mehr als 1000 Maschinen jährlich her. Wir planen aber erhebliche Investitionen, um die Produktionskapazität zu verdreifachen. Wir finden unsere Kunden aufgrund unserer Historie mit den Futtermischwagen vor allem in der Landwirtschaft, aber auch zunehmend im Baugewerbe. Denn die Anforderungen sind in vielerlei Hinsicht vergleichbar und rein funktional bestehen keine Unterschiede. Es ist vielmehr so, dass davon vor allem die Qualität der Teleskoplader profitiert.

bauMAGAZIN: Wie meinen Sie das?

Paola Bettiol: In der Landwirtschaft kommt es darauf an, leicht wartbare Maschinen mit einer Haltbarkeit »quasi für die Ewigkeit« zu bauen (lacht). Das bedeutet für uns als Hersteller, dass Qualität über alles geht. Beispielsweise kommen viele bewährte Komponenten eines Futter­mischwagens auch in unseren Teleskopladern zur Verwendung. Denn was auf dem Feld rund um die Uhr bei allen möglichen Wetter- und Verschmutzungslagen funktionieren muss, ist definitiv ebenso für den Bau geeignet. Außerdem liefern wir alle Maschinen auch nach Deutschland, wo im Markt eine hohe Qualität erwartet wird und die Vorschriften entsprechend streng sind. Gerade ein eher kleiner Anbieter wie wir kann im deutschen und anderen wichtigen Märkten nur mit Qualität und entsprechendem Service gewinnen.

Der FS7.32C bietet eine maximale Tragfähigkeit von 3,2 t und maximale Hubhöhe von 7,1 m.

bauMAGAZIN: Was können Kunden in Deutschland nach dem Kauf eines Faresin-Teleskopladers in Hinsicht auf den Service und die Ersatzteilversorgung erwarten?

Paola Bettiol: Unsere Teleskoplader gibt es in Deutschland nun seit etwa 20 Jahren und ich gebe es offen zu: Am Anfang mussten das Produkt und der Service noch reifen. Wir haben in diesem Bereich aber schnell auf das Kundenfeedback gehört und deutlich nachgelegt. Heute können wir unseren Kunden einen Service von höchster Qualität bieten, mit On-Board-Telematik und planmäßigen Wartungen, die die Arbeit der Bediener verbessern. Qualitätssteigerungen gab es natürlich auch für das deutsche Händlernetzwerk mit Technikern und Werkstätten vor Ort sowie im Ersatzteilservice mit kurzen Lieferzeiten bzw. hoher lokaler Bevorratung von Verschleißteilen.

Zur Person: Paola Bettiol ist Area Sales Manager bei Faresin und feiert mit 30 Jahren Betriebszugehörigkeit dieses Jahr ebenfalls ein rundes Jubiläum.

bauMAGAZIN: Wie hat sich das auf die Verkaufszahlen ­ausgewirkt?

Paola Bettiol: Diese gingen stetig nach oben, auch weil sich der Markt vergrößert hat. Aktuell ist beispielsweise die komplette Jahresproduktion ausverkauft, die Kollegen in der Metallbearbeitung sind bereits im Zweischichtbetrieb. Denn immer mehr Unternehmen haben die Vorteile erkannt, die ihnen ein Teleskoplader bietet: Mit einer Auslegerlänge von 6 bis 17 m und Hubkapazität von 2,6 bis 7 t gibt es auch auf dem Bau wenig, das damit nicht bewegt werden kann. Dazu kommen die höhere Wendigkeit in Umgebungen mit begrenzten Platzverhältnissen und die besseren Sichtverhältnisse. Ein weiterer Vorteil eines Teleskopladers ist seine Vielseitigkeit, die sich aus so unterschiedlich einsetzbaren Anbaugeräten wie Gabeln, Schaufeln, Haken, Zangen, Körben und vielem mehr ergibt. Er kann beispielsweise als Kran zum Heben schwerer Lasten oder Schaufel zum Bewegen von Kies oder Sand usw. verwendet werden. Aktuell sind unsere Produktionskapazitäten nur durch das Platzangebot vor Ort begrenzt. Deswegen laufen gerade Planungen für einen Neubau, der sich gerade in der Genehmigung befindet.


bauMAGAZIN: Wie schafft Faresin Industries es trotzdem, Innovationen wie den vollelektrischen Teleskoplader 17.45 Full Electric zu entwickeln?

Paola Bettiol: Das Thema der vollelektrischen Maschinen steht bei uns schon seit einigen Jahren an erster Stelle. Entsprechend haben wir viel in diesen Bereich investiert. Die erste kleinere Maschine gab es bereits auf der Bauma 2019 zu sehen und 2022 haben wir mit dem ersten 17-Meter-Teleskoplader nachgelegt. Damit treffen wir genau den Nerv der Zeit: Das Interesse im Markt steigt spürbar. Ein stetig zunehmender Prozentsatz unserer verkauften Teleskoplader besteht aus vollelektrischen Maschinen. In dem Zusammenhang ist es allerdings wichtig, dass der Wandel hin zu mehr elektrischen Maschinen begleitend auch in den Unternehmen stattfindet: Mitarbeiter müssen darauf geschult werden und entsprechende Prüfungen in Bezug auf Arbeiten an Hochvoltanlagen ablegen. Diese Investition in die Zukunft rechnet sich, denn das Potenzial für diese Art der Maschinen ist groß: Sie können lokal emissionsfrei sowie mit weniger Lärm in Gebäuden oder im kommunalen Bereich in der Stadtmitte oder Altstadt eingesetzt werden. Das macht sie auch für Vermieter interessant, da sie im Vergleich zu benzin- oder dieselbetriebenen Modellen weniger Wartung und einen geringeren Schulungsaufwand benötigen. s

Zahlen

Full Electric 6.26 14.42 17.40 17.45
Maximale Hubhöhe – Hubkraft: 5,9 m – 2,6 t 13,6 m – 4,2 t 16,4 m – 4 t 16,4 m – 4,5 t
Maximale Reichweite horizontal: 3,2 m 9,75 m 12,6 m 12,6 m
Batterieleistung: bis zu 43 kWh bis zu 45 kWh bis zu 45 kWh bis zu 45 kWh
Motorleistung: 30 kW (Antrieb) + 18 kW (Service) 51 kW (Antrieb) + 23 kW (Service) 51 kW (Antrieb) + 23 kW (Service) 51 kW (Antrieb) + 23 kW (Service)
Max. Tragfähigkeit: 2 600 kg 4 200 kg 4 000 kg 4 500 kg
Maximale Geschwindigkeit: 12 km/h 25 km/h 25 km/h 25 km/h
Wenderadius: 3,25 m 4 m 4 m 4 m
Abmessungen L x B x H in mm: 4 035 x 1 890 x 1 935 6 370 x 2 331 x 2 500 6 520 x 2 331 x 2 500 6 520 x 2 360 x 2 560
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