Zurück zu den Wurzeln: Kässbohrer eröffnet neues Werk bei Ulm

Der traditionsreiche Auflieger-Hersteller Kässbohrer hat Anfang Juli vor gut 350 Gästen aus Politik und Wirtschaft sowie Geschäftspartnern und Verbandsvertretern sein neues Werk in Achstetten bei Ulm eröffnet. Damit kehrt der 1893 von Karl Heinrich Kässbohrer in Ulm gegründete Fahrzeugbauer, der seit 2002 zur ­türkischen Tirsan-Gruppe gehört, zu seinen Wurzeln zurück.

Lesedauer: min
Von: Michael Wulf

Kässbohrer verfügt damit jetzt über vier Produktionsstätten: Jeweils eine in der Türkei (Adapazari) und in Russland (Tula) sowie mit den Standorten Goch und Achstetten zwei in Deutschland. »Als der zuletzt am schnellsten wachsende Trailer-Hersteller mit einer kombinierten jährlichen Produktionskapazität von 20 000 Einheiten haben wir uns zu diesem Schritt entschieden, um so unsere Kunden in Süddeutschland sowie in den benachbarten Ländern besser bedienen zu können«, sagte İffet Türken, im Kässbohrer-Vorstand zuständig für die Geschäftsentwicklung.

»Das Unternehmen mit der breitesten Produktpalette«
Auf dem rund 100 000 m² großen Gelände in Ach­stetten sind Produktion, Vertrieb und Service ­angesiedelt. Vom neuen Standort aus vertreibt ­Kässbohrer künftig sein komplettes Portfolio, das derzeit 18 Fahrzeuge umfasst. »Wir sind das Unternehmen mit der breitesten Produktpalette«, er­klärte Alper Aydın, in der Tirsan-Gruppe als General Manager zuständig für Vertrieb, Marketing und After Sales, bei der Werkseröffnung und betonte: »Wir haben uns 2016 dazu entschieden, mit Kässbohrer zu den Wurzeln zurückzukehren. Das ist heute ein wunderbarer Moment für uns. Wir sind stolz darauf, den Namen Kässbohrer derzeit in 55 Ländern vertreten zu dürfen. Diese Investition in den Standort Achstetten ist für uns sehr wichtig.«

Vier Weltpremieren präsentiert

Im Rahmen des Festaktes, an dem auch Çetin Nuhoğlu als Gründer und Präsident der Tirsan-Gruppe teilnahm, präsentierte Kässbohrer unter anderem vier Weltpremieren: den Kipper K.SKS, den Planenauflieger für Papiertransporter K.SCP, das Tankcontainer-Chassis K.SHF T sowie den Luftfracht-Sattelauflieger K.SCA. So hat Kässbohrer den Kipper K.SKS speziell für das Baugewerbe in den europäischen Märkten weiterentwickelt, nachdem er zuvor äußerst erfolgreich auf dem russischen Markt im Einsatz war.

Aufgrund der geografischen Bedingungen sei das Fahrzeug dort »bis an seine Grenzen« getestet worden, so Kässbohrer, und biete nun eine »sichere und langlebige Lösung« für den europäischen Markt. So stehe der Kipper K.SKS dank einer optimalen Konstruktion des Fahrgestells und Aufbaus für Zuverlässigkeit und Robustheit unter härtesten Last- und Straßenverhältnissen. Darüber hinaus sorgten das robuste Fahrgestell sowie die KTL-Beschichtung für eine Langlebigkeit des Fahrzeugs.

Den K.SKS-Kipper schnell und sicher entladen

Mit einer Kingpin-Kapazität von 11 500 kg und einem einzigartigen Aufbau verfüge der K.SKS über eine hervorragende Lastverteilung und leiste einen wichtigen Beitrag für die Verkehrssicherheit. Durch die V-Form der Kippermulde, seinem einzigartigen Aufbau, dem One-Touch-Bremssystem und seinem Kippwarnsystem biete der K.SKS mit seinem starken und langlebigen Fahrgestell eine schnelle und sichere Entladung.


Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten ebenfalls präsentiert wurde der Safety-Bitumen-Tanksilo, auf der IAA Nutzfahrzeuge im vergangenen Jahr der Gewinner des Preises »Trailer Innovation 2017«. Der K.STS.F 32 basiert auf einer beispielhaften brancheninternen Zusammenarbeit mit der Hoyer Bitumen-Logistik GmbH, der deutschen Bitumentransport-Tochtergesellschaft der Hoyer-Gruppe, einem der weltweit führenden Anbieter für den Transport von Flüssiggütern. Das am K.STS.F 32 integrierte elektronische und automatisierte Entleerungssystem sorgt in Verbindung mit zusätzlicher Sicherheitsausstattung nicht nur für den Schutz des Fahrers, indem es Verletzungen mit bleibenden Schäden verhindert, sondern auch für ein höheres Sicherheitsniveau am Einsatzort und der Ausrüstung.

Zu den weiteren Festrednern gehörten neben Katrin Schütz, Staatssekretärin im Wirtschafts­ministerium Baden-Württemberg, und Martin Bendel als Erstem Bürgermeister von Ulm auch Karlhubert Dischinger, Präsident des Verbandes Spedition und Logistik (VSL) Baden-Württemberg, und Prof. Tobias von der Hochschule Heilbronn, die alle auf die stetig wachsende Bedeutung der Logistikbranche verwiesen. So sei »der Logistikbereich eine stetig wachsende Branche und in Deutschland mittlerweile der drittgrößte Wirtschaftssektor« (Dischinger).

Plädoyer für ein »offenes und gemeinsames Europa«

Auf die wirtschaftliche Bedeutung der Kässbohrer-Investition für die Region Ulm verwies Martin Bendel. »Kässbohrer steht für Innovationsfreunde und unternehmerische Verantwortung«, sagte Ulms Erster Bürgermeister, der an die enge Verbindung zwischen Stadt und Unternehmen erinnerte. »Wir in Ulm sind stolz auf den Namen Kässbohrer und auf die lange gemeinsame Geschichte.« Alle Festredner erinnerten in ihren Grußworten an die Vorteile, die ein Europa ohne Grenzen gerade der Logistikbranche biete. Einig waren sich dabei alle, dass der europäische Binnenmarkt von enormer Bedeutung sei und plädierten deshalb für »ein offenes und gemeinsames Europa«.     ß

[39]
Socials

AKTUELL & SCHNELL INFORMIERT