Eines war bereits nach wenigen Minuten klar: Für diese Bauma hat der Unternehmensverband so manchen Erfindergeist aus der Flasche geholt. Verstärkt konzentrierte sich die Wirtgen Group dabei auf die Frage, wie sich der Straßenbau künftig noch nachhaltiger ausrichten lässt. Sichtbar wurde das u. a. durch die Vorstellung der batterieelektrisch betriebenen Tandemwalzen von Hamm, der batterieelektrischen Mini-Straßenverdichter von Vögele sowie der vollelektrischen Kleemann-Prallbrecher. Dazu gesellten sich allerdings auch zwei Kompaktfräsen mit Komfortkabine von Wirtgen, die »-5«-Generation der Vögele-Straßenfertiger (das bauMAGAZIN berichtete in Heft 10/22, Seite 134) und der Zweistoffbrenner Evo Jet 3 von Benninghoven (BTL).
Kompakt und nachhaltig
Bei der Kompaktfräse W 100 Fi von Wirtgen, die ein Einsatzgewicht von 20 t auf die Waage bringt, handelt es sich um einen Frontlader der 1-m-Klasse, der sich laut Wirtgen insbesondere durch seine hohe Leistungsstärke und Flexibilität bei einer Arbeitsbreite von 1 m auszeichnet. Kompakte Abmessungen und das optimierte Maschinengewicht sollen überdies eine hohe Einsatzvielfalt bieten – auch und gerade auf engen Baustellen, etwa im innerstädtischen Bereich. Das Modell verfügt über FCS-Fräswalzen mit unterschiedlichen Linienabständen und verschiedenen Arbeitsbreiten, die das Einsatzspektrum nochmals erweitern. Verbaut sind allerdings auch das Nivelliersystem Level Pro Active, ein intuitives Bedienkonzept sowie weitere digitale Assistenzsysteme, die eine effiziente Einmannbedienung ermöglichen sollen. Mithilfe der Maschinensteuerung Mill Assist, so Wirtgen, biete sich überdies ein nachhaltiger wie effizienter Maschineneinsatz bei hoher Produktivität.
Die 20 t schwere Kompaktfräse W 100 Fi von Wirtgen soll sich als nachhaltige Lösung für vielfältige Fräseinsätze erweisen: Bei einer Arbeitsbreite von 1 m, einem intuitiven Bedienkonzept sowie der Verwendung des Nivelliersystems Level Pro Active und der Maschinensteuerung Mill Assist sollen präzise Ergebnisse sowie ein effizienter Maschineneinsatz bei hoher Produktivität erzielt werden.
Neue Mini-Straßenfertiger
Wie eingangs bereits erwähnt, standen auch die Mini-Ausführungen an Straßenfertigern im Mittelpunkt, die Vögele in München vorgestellt hatte. Insgesamt wurden vier Modelle mit Einbaubreiten von 0,25 m bis 1,8 m gezeigt. Diese sind als Rad- und Kettenfertiger sowie mit Dieselantrieb oder batterie-elektrisch erhältlich. »Der Bedarf an derart flexiblen und nachhaltigen Lösungen, die gerade für kleine Baustellen notwendig sind, wird immer größer. Unsere neuen Minifertiger können eine große Bandbreite an Aufgaben umsetzen und sind dabei auch noch kostengünstig und nachhaltig«, sagte Marcio Cavalcanti-Happle, Head of Sales, Local Marketing bei Vögele. Aufgrund der kompakten Abmessungen und variabler Einbauten, so Vögele weiter, eignen sich der Kettenfertiger Mini 500 und der Radfertiger Mini 502 als Dieselvariante sowie der Mini 500e und der Mini 502e als batterie-elektrische Ausführung für kleinflächige Bauvorhaben. Gemeint sind beispielsweise der Einbau zwischen Bahngleisen, die Instandsetzung von kleinen, innerstädtischen Flächen oder der Bau von Rad- und Fußgängerwegen. Die Ausziehbohle der Maschinen besitzt eine Grundbreite von 80 cm und lässt sich hydraulisch bis auf 1,35 m ausfahren. Die minimale Breite lässt sich auf bis zu 25 cm reduzieren, die maximale Einbaubreite hingegen liegt mit Verbreitungsteilen bei rund 1,8 m. Ebenfalls deutlich: Die kompakten Abmessungen von 2 670 mm x 870 mm x 1585 mm und das geringe Gewicht, das, je nach Modell, zwischen 1 t und 1,5 t liegt, machen einen einfachen Transport möglich. Auf den Markt kommen sollen die dieselbetriebenen Ausführungen in Europa ab Mitte 2023, danach sollen die E-Power-Maschinen folgen. Vertrieben werden die Maschinen über das gewohnte Vertriebs- und Servicenetz der Wirtgen-Gruppe.
Eine Nummer größer
Den Straßenfertiger in Groß stellte Vögele allerdings auch vor: Mit den beiden Modellen Super 1900-5i und dem Super 2100-5i gesellten sich zwei weitere Weltpremieren dazu: Die beiden Maschinen der neuen »-5«-Generation sowie die Ausziehbohlen AB 500 und AB 600 sollen laut Vögele »die Anforderungen von morgen schon heute erfüllen«. Die 1900-5i-Ausführung ermöglicht Einbaubreiten zwischen 2,55 m und 11,5 m – bei der 2100-5i-Variante liegt diese bei bis zu 14 m. Beide »-5«-Fertiger überzeugen durch ein modulares System, das neben Benutzerfreundlichkeit und Prozessautomatisierung auch Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit berücksichtigen soll. Neue Assistenz- und Kontrollsysteme sollen die Automatisierung von Prozessabläufen weiter intensivieren, etwa, um Einbaufehler zu vermeiden und die Einbauqualität zu erhöhen. Beide Fertigermodelle sind mit einem flüssigkeitsgekühlten 6-Zylinder-Dieselmotor aus dem Hause John Deere ausgestattet. Der Super 1900-5i verfügt über eine Leistung von 149 kW bei 2000 min¯¹. Im Vergleich dazu kommt der Super 2100-5i auf 187 kW bei 2000 ¯¹. Das optimierte Emissionsreduktionspaket EcoPlus, das schaltbare Pumpenverteilergetriebe, die Eco-Stufe für reduzierte Kosten sowie der energieoptimierte Tamperantrieb sollen die Maschinen leiser und effizienter machen.
Der Walzenzug HC 130i C mit Glattbandage wiegt 13,2 t und weist eine hohe Verdichtungsleistung auf.
Hamm stellt neue Walzen vor
Nur wenige Schritte weiter lag der Fokus auf dem Walzenzug HC 130i C, der mit Glattbandage ausgestattet wurde. Dieses 13,2 t schwere Modell durfte seine Weltpremiere in München feiern. Überzeugen, so Hamm, soll diese Neuheit durch seine auffällig hohe Verdichtungsleistung. Dazu gesellen sich eine großzügige Bedienerplattform mit dem Bedienkonzept Easy Drive, was die Handhabung deutlich erleichtern, das Arbeiten noch präziser gestalten und den Gesamteinsatz effizienter machen soll. Mehr Komfort, Sicherheit und reduzierte Emission gelingt dem Walzenzug hingegen durch Hammtronic. Dabei handelt es sich um ein elektronisches Maschinen-Management-System, das alle wichtigen Maschinenfunktionen überwachen und regeln soll. So lassen, sich beispielsweise die Drehzahl eines Dieselmotors an den Leistungsbedarf der einzelnen Antriebe anpassen. Zudem werden das Anfahren und Abbremsen gesteuert und Antriebsmomente nach aktuellen Betriebsdaten auf die Bandagen-Achse bzw. Hinterräder verteilt. Ein weiteres Highlight stellten die batterieelektrisch betriebenen Tandemwalzen bei Hamm dar: Gezeigt wurden u. a. das Modell HD 12e, eine elektrisch betriebene Tandemwalze, die bei geringer Geräuschentwicklung und hohem Wirkungsgrad durch E-Motoren für die Vibration/Oszillation für starke Leistung sorgen soll. Verbaut ist ein 3-Punkt-Pendelknickgelenk: Es unterscheidet sich durch die geometrische Anordnung und Verbindung von drei einzelnen Gelenken sowie zusätzlicher Pendelstütze zwischen den beiden oberen Gelenken von herkömmlichen Konstruktionen. Das Betriebsgewicht der HD 12e liegt bei 3,1 t – die Arbeitsbreite der Walze hingegen bei 1 200 mm. Neben der Tandemwalze HD 12e in der Ausführung OT mit Oszillationsbandage und Rädersatz stellte Hamm auch die Variante VT mit Vibrationsbandage und Rädersatz sowie VV mit zwei Vibrationsbandagen vor.
Brennstoffe der Zukunft
Ebenso vertreten, die Mehrstoffbrenner von Benninghoven – insbesondere der Zweistoffbrenner Evo Jet 3 (BTL), der in München seine Premiere feiern durfte. Ausgelegt darauf, regenerative Energiequellen zu nutzen, kann dieses Modell sowohl Erdgas als auch verflüssigte Biomasse, kurz BTL (Biomass to Liquid), verwenden. Grundsätzlich gilt: Weltweit stellen die geltenden Klimaabkommen und strenge politische Regulierungen auch die Asphaltindustrie zunehmend vor neue Herausforderungen, die Treibhausgase wie CO₂ deutlich zu reduzieren. Für Betreiber von Mischanlagen gilt, Emissionen einzusparen. Und wenn es darum geht, nachhaltigen Asphalt zu mischen, ist bereits die Umstellung von Öl oder Kohlenstaub auf Gas laut Benninghoven ein großer Beitrag: Erd- oder Flüssiggas halbieren bereits die CO₂-Emissionen. Noch günstiger fallen die Zahlen allerdings bei verflüssigter Biomasse aus, da sie in ihrer Bilanz CO₂-neutral daherkommen. »Wir denken voraus und entwickeln Lösungen für morgen«, so Steven Mac Nelly, Leiter Entwicklung & Konstruktion bei Benninghoven. »Dabei geht es neben den Brennstoffen der Zukunft wie BTL oder Holzstaub auch um die direkte Einsparung von Energie.« Die Evo Jet 3 (BTL) weist eine Brennerleistung von 18,9 MW auf. Der Verbrauch bei BTL bei 40 °C liegt zwischen 232 kg/h und 1 869 kg/h – bei Erdgasnutzung wiederum bei 355 m³/h und 2 130 m³/h. Thematisiert hatte Benninghoven auch sein neues Revoc-System und damit einen Katalysator, der bei Asphaltmischanlagen zum Einsatz kommt (das bauMAGAZIN berichtete in Heft 10/22, Seite 146). Diese Technologie soll höhere Recycling-Zugaberaten unter Einhaltung strenger Emissionsgrenzwerte ermöglichen. Grundsätzlich soll das Revoc-System bestehende Kalt- und Heißzugabe-Recycling-Systeme von Asphaltmischanlagen ergänzen und die Gesamtkohlenstoffemissionen bei der Verarbeitung von Material um bis zu 50 % senken.
Ebenfalls vertreten war der »-5«-Straßenfertiger Super 1900-5i: Ebenso wie sein großer Bruder, der Super 2100-5i, soll dieser mit hoher Leistungskraft glänzen, gleichzeitig aber auch leiser und weit automatisierter funktionieren.
John Deere mit schwerem Gerät
Für schwere Arbeit ausgelegt und ein vielbeachtetes Exponat am Wirtgen-Stand war der von John Deere vorgestellte Radlader 744-P. Das Modell verfügt über zahlreiche Updates gegenüber dem Vorgängermodell. Unter anderem sind eine höhere Motorleistung, eine neu gestaltete Kabine und ein vereinfachter Zugang zu den Wartungspunkten in den Mittelpunkt gerückt. Verbaut ist der 9 l PowerTech-Dieselmotor PSS 6090 von John Deere gemäß EU-Stufe V mit 236 kW Leistung. Das Spitzendrehmoment liegt laut John Deere bei 1 501 Nm bei 1 400 min¯¹. Hinzu kommen verstärkte Hochleistungsachsen und ein PowerShift-Getriebe mit Drehmomentwandler samt Überbrückungskupplung für einen langfristigen Dauereinsatz.
Mit vollelektrischem Antriebskonzept
Um für neuesten Zuwachs innerhalb der Pro-Line-Familie der mobilen Prallbrecher von Kleemann zu sorgen, wurde der Mobirex MR 130i Pro gezeigt. Die Anlage wird als Primär- und Sekundärbrecher verwendet und soll präzises wie nachhaltiges Arbeiten bieten. Auf der Bauma rückte Kleemann hier vor allem den vollelektrischen Antrieb in den Mittelpunkt: Das Antriebskonzept E-Drive soll die Möglichkeit einer externen Stromeinspeisung bieten, um lokal emissionsfrei arbeiten zu können. Ein weiterer Vorteil des elektrischen Antriebs: Hydrauliköl wird nur für Stell- und Rüstfunktionen benötigt. Auffällig ist bei diesem Modell allerdings auch das breite Einsatzspektrum: Von weichen bis mittelhartem Naturstein reicht das bis zu verschiedensten Recycling-Anwendungen wie die Aufbereitung von Bauschutt, Asphalt oder Beton. Die Leistung, so Kleemann, liegt beim MR 130i Pro bei bis zu 600 t/h. Verbaut sind ein schwerer Rotor und ein 250 kW starker Antrieb. d
Marcio Cavalcanti-Happle, Head of Sales, Local Marketing bei Vögele
»Unsere neuen Minifertiger können eine große Bandbreite an Aufgaben umsetzen und sind dabei auch noch kostengünstig und nachhaltig.«
Steven Mac Nelly, Leiter Entwicklung & Konstruktion Benninghoven
»Wir denken voraus und entwickeln Lösungen für morgen. Dabei geht es neben den Brennstoffen der Zukunft wie verflüssigte Biomasse oder Holzstaub auch um die direkte Einsparung von Energie.«