Der Straßenbau der Zukunft wird anders sein und muss sich angesichts neuer Herausforderungen in vielerlei Hinsicht weiterentwickeln. Und genau hier setzt die Wirtgen Group auf eine klare Zielsetzung – nämlich intelligenter, sicherer und vor allem nachhaltiger zu sein. Die »TechDays« erwiesen sich dabei als nützliche Plattform, um die eigene Vision von der Zukunft des Straßenbaus für Außenstehende greifbar zu machen. Um das »Weiterdenken« in die Tat umsetzen zu können, so Volker Knickel, CEO der Wirtgen Group, brauche es Innovations- und Erfindergeist: »Wenn wir von intelligenten, sicheren und nachhaltigen Lösungen sprechen, sind modernste Maschinen-Technologien und digitale Tools notwendig, mit denen wir unsere Kunden bei der digitalen Transformation unterstützen können. Dabei legen wir Wert auf ganzheitliche Ansätze – von der Planung bis zur Dokumentation und Analyse.« Und genau dieser Denkansatz versteckt sich im erklärten Leitmotiv »Smarter. Safer. More Sustainable.«, das Wirtgen mit seiner umfassenden Maschinenausstellung auch gleich untermauern konnte.
Premieren für neue Maschinen
Am Kleemann-Standort in Göppingen bot sich viel Fläche, die angesichts der fast 70 ausgestellten Exponate, gigantischer Event-Zelte und der beeindruckenden Live-Show-Arena auch nötig war. Sowohl Wirtgen als auch Vögele, Hamm, Kleemann, Benninghoven sowie Ciber und John Deere nutzten die Gelegenheit, eine große Bandbreite an Maschinen vorzustellen. Auffällig war hier die direkte Verknüpfung mit digitalen Tools, um die Vorzüge der Neuentwicklungen für unterschiedlichste Einsatzzwecke aufzuzeigen. Das Ziel: Lösungen anbieten, die den Anwender auf dem Weg zu mehr Digitalisierung und Automatisierung im Straßenbau und der Materialaufbereitung begleiten. Ein Highlight stellte der Asphaltfertiger SUPER 1800-5i von Vögele dar. Das Raupenmodell bietet Einbaubreiten zwischen 2,55 m und 10 m und kann insbesondere mit hoher Leistungskraft, Automatisierung, einfacher Handhabung und Wirtschaftlichkeit punkten, wie Wirtgen mitteilte. Angetrieben wird der Fertiger von einem Cummins-Motor Typ B4.5-C173 mit 129 kW Leistung. Der Aufnahmebehälter bietet bis zu 13 t Bevorratung und eine Einschütthöhe von 578 mm – die Einbaukapazität liegt bei bis zu 700 t/h. Ebenfalls vorgestellt wurden während der TechDays insgesamt vier Neuheiten aus dem Hause Hamm, darunter ein Walzenzug der HC-Serie mit neuer VA-Bandage. Kombiniert mit Smart Compact, einem intelligenten Verdichtungsassistenten, sollen die VA-Walzenzüge eine automatische Verdichtungsarbeit auf Zielwert bieten.
Für Aufsehen sorgte im Übrigen auch der radmobile Bodenstabilisierer Rock Crusher WRC 240i: Dieses Kraftpaket, so Wirtgen, bricht grobes Gestein und mischt es im gleichen Arbeitsgang homogen. Die Arbeitsbreite liegt bei 2 320 mm, während Arbeitstiefen von bis zu 510 mm möglich sind. Insgesamt kommt die neue Lösung auf eine Leistung von 600 t/h. Der WRC 240i soll gezielt das bestehende Portfolio zur Aufbereitung steiniger Böden erweitern. Neben dem Brechen von Gestein mit einer Kantenlänge bis 300 mm und einer Druckfestigkeit bis 200 MPa können im gleichen Arbeitsvorgang beispielsweise auch Zement und Wasser eingemischt werden – etwa, um Tragschichten aufzuarbeiten. Gezeigt hatte Wirtgen seinen neuen Bodenstabilisierer samt seines satellitengestützten Auto-Trac-Systems, um zu verdeutlichen, wie die Aufbereitung von Böden im Straßenbau mit weit weniger Material möglich ist. In den Startlöchern standen darüber hinaus neue Lösungen von Benninghoven – etwa die neue Brenner-Generation, mit der sich bis zu vier verschiedene Brennstoffe gleichzeitig nutzen lassen. Laut Hersteller kann die Asphaltmischanlage dadurch flexibel mit dem jeweils passenden Energieträger betrieben werden – unter anderem erstmals auch zu 100 % mit grünem Wasserstoff.
Pure Action: Die TechDays 2024 waren gespickt mit interessanten Live-Demonstrationen, bei denen die tonnenschweren Maschinen sich in möglichst realistischen Arbeitssituationen zeigten.
Bühne frei für MSS 502i EVO
Als Gastgeber der TechDays nutzte Kleemann außerdem die Gelegenheit, um seine neue Grobstücksiebanlage Mobiscreen MSS 502i EVO zu präsentieren. Die Anlage lässt sich bei Bedarf rein elektrisch betreiben. Im Vordergrund der Entwicklung stand die Kombination aus Flexibilität, Bedienbarkeit und Ergonomie: Die Grobstücksiebanlage ist leistungsstark aufgebaut und ermöglicht Aufgabeleistungen von bis zu 350 t/h. Die maximale Aufgabegröße liegt bei 640 x 400 x 240 mm – das Volumen des Grundtrichters beträgt hingegen 6,4 m3. Um eine bessere Handhabung zu ermöglichen, lässt sich die MS 502i mittels mobilem Bediengerät auffallend intuitiv steuern. Das Bedienkonzept überzeugt durch einfache Symbolik und soll insbesondere die Gefahr von Fehlbedienungen reduzieren. Das mobile, kabelgebundene Bediengerät ist auf beiden Anlagenseiten anschließbar. Auf diese Weise kann der Anwender aus sicherer Entfernung arbeiten. Gleichzeitig lassen sich darüber alle wichtigen Maschinenzustände, etwa der Verbrauch oder Hinweise auf Fehler, direkt einsehen. Als weiteren Pluspunkt nennt Kleemann den integrierten Automatikbetrieb: Dabei wird die Anlage nach dem Einschalten des Dieselmotors mit einem Knopfdruck gestartet und alle Gewerke sowie Bänder laufen automatisch an. So soll die korrekte Reihenfolge beim Start gesichert und die Anlage möglichst zügig produktionsbereit gemacht werden.
Fachwissen vermittelt
Genutzt wurden die TechDays allerdings auch als Wissensplattform: Das breit aufgestellte Vortragsprogramm bot Einblicke in Zukunftstechnologien, diente gleichzeitig aber auch als Diskussionsbühne, um Erfahrungen und Wissen zu teilen – auch und gerade in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Aufgezeigt wurden Ideen zu einer nachhaltigeren Bauwirtschaft, dem Einsparpotenzial von CO₂ beim Recycling von Heißasphalt und Kaltrecycling oder vollelektrische Antriebslösungen neuer Brech- und Siebanlagen. Grundsätzlich, und da waren sich die vortragenden Branchenexperten einig, müsse nun viel getan werden, um sich als Branche den neuen Herausforderungen am Markt zu stellen, was zuweilen mit mehr Weitsicht und der Bereitschaft einhergehe, sich für neue Technologie zu öffnen. Im Bereich der Digitalisierung skizierten Wirtgen-Experten unter anderem neue Wege, wie Unternehmen ihre eigenen Kunden im Zuge der notwendig gewordenen digitalen Transformation begleiten und unterstützen können.
Ein kluger Helfer kann hierbei etwa das Operations Center von John Deere sein, das bei Baumaschinen als zentrale Plattform für digitale Lösungen dienlich sein kann, etwa, um das Management kompletter Baustellen aufzubieten. Das Ziel: Jederzeit und überall agieren – von der Planung über das Monitoring bis hin zur Analyse und Instandhaltung. Damit dient das Operations Center als Schnittstelle zwischen Maschinist und Maschine auf der Baustelle sowie dem Büro von Baustellenleiter und Disponenten – samt Werkstattleiter. In der Praxis soll das vor allem hohe Prozesssicherheit aufgrund planbarer Maschinenverfügbarkeit ermöglichen. Eine höhere Automatisierung der Prozesse und der Einsatz von Assistenzsystemen, so Wirtgen, führe nicht nur zur Steigerung der Produktivität, sondern auch zu einem effizienteren Einsatz personeller Ressourcen. Letztlich, und auch das war eine Erkenntnis daraus, ließen sich durch derartige Lösungsansätze etwa Nacharbeiten vermeiden und Material- sowie Einsatzkosten einsparen.
Im Rahmen der Maschinenausstellung durften die Fachbesucher einen Blick auf insgesamt elf Weltpremieren werfen.
Eindrucksvolles Programm
Abseits der Maschinenausstellung und Fachvorträge boten die TechDays eine spektakuläre Live-Vorführung. Unter anderem zeigte die Wirtgen Group neue Lösungen bei der Nutzung von temperaturabgesenktem Asphalt, beim Beton- und Asphalt-Recycling sowie der Bodenstabilisierung auf. Der zielgerichtete Einsatz von Technologien, so die Zusammenfassung, führt zu mehr Präzision bei höherer Qualität und einem geringeren Materialverbrauch. Und genau das unterstrich auch den Wirtgen-Grundsatz »Do More with Less.« Aus Sicht von Volker Knickel stellt das einen wichtigen Schritt dar: »Unsere Kunden können auf diese Weise mit einem geringeren Ressourceneinsatz mehr Bauprojekte realisieren und damit mehr Infrastruktur bauen sowie instand setzen und gleichzeitig profitabler sein. Die digitalen Assistenzsysteme sowie die Automatisierung von Bauprozessen tragen gleichzeitig dazu bei, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: Auch weit weniger erfahrene Bediener werden dazu in die Lage versetzt, Ergebnisse in derselben Qualität abzuliefern, wie es der Bediener mit langjährigem Erfahrungsschatz kann.«
Interessant wurde es für die vielen Fachbesucher im Übrigen auch, als der Gastgeber Kleemann einen Blick hinter die Kulissen gewährte. Mit Kopfhörern ausgestattet konnten die Besucher an einzelnen Infostationen Audio-Informationen abrufen und erhielten dadurch einen Einblick in das, was tagtäglich in den Fertigungshallen von Kleemann vor sich geht. »In den vergangenen Jahren haben wir unser Produktportfolio zielgerichtet erweitert und bieten heute für jede Anwendung adäquate Lösungen. Dafür haben wir viel investiert«, wie Alexander Knam, Geschäftsführer bei Kleemann, erklärte. Und das lässt sich zweifelsohne unterschreiben: Die Wirtgen Group profitiert seither von einem eindrucksvollen Produktionsstandort in Göppingen, der anlässlich der Technology Days 2024 mit wichtigen Produktneuheiten, guten Fachvorträgen und Live-Action punkten konnte.d