Westag & Getalit: Wasserbaustelle erforderte hohe Randbetonfestigkeit

Wilhelmshaven ist der wichtigste deutsche Marinestützpunkt. Mit hohem technischen und ­finanziellen Aufwand wird er derzeit saniert, neue Kai­anlagen stehen dabei im Mittelpunkt. Weil mächtige Beton- und tief verankerte Spundwände der Nordsee Paroli bieten sollen, kam es auch auf eine erprobte Schalhaut an. Holzwerkstoffe von Westag & Getalit erfüllten die geforderten Parameter und lieferten das gewünschte Ergebnis.

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Mit einer Länge von rund 1 400 m und einer Breite von etwa 600 m ist Heppenser Groden Deutschlands größter Marinehafen. Die zu sanierenden Kajen (Kaianlagen) im neuen Vorhafen haben eine Länge von ca. 2,2 km. In den 1960er-Jahren wurden die Kajen, Schleusen und Brücken aufgebaut. Massive Schädigung der einbetonierten Stahleinbauteile und des Beton, Setzungen, Versackungen und nicht zuletzt die Gewalt der Nordsee hatten über die Jahrzehnte gravierende Spuren – besonders im Kaibereich – hinterlassen. Um die künftige Nutzung des Hafens sicherzustellen, beschloss die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) ein 120 Mio. Euro teures Sanierungskonzept. Stählerne Spundwände und Betonmauern sollen die Wassergewalt bändigen. Die Bauausführung übernahm 2012 die »Arge Marinehafen Wilhelmshaven« bestehend aus den Firmen Strabag Wasserbau, Ludwig Voss und Ed. Züblin. Sie gehören zum Unternehmensverbund Strabag SE. Im letzten Herbst wurde als erster Bauabschnitt die 1 200 m lange Westkaje fertiggestellt. Anschließend folgten die Vorbereitungen zur Sanierung der 1 000 m langen Ostkaje.


Die Grundinstandsetzung der Kajen erfolgt über eine vorgesetzte Uferwand in einem Abstand von 5 m zur alten Kaje. Der zu überbrückende Geländesprung beträgt 15 m, die Wassertiefe im Hafen schwankt tidebedingt zwischen 9 m und 14 m. Die neuen Wände bestehen aus einer Spundwand mit Stahlbetonüberbau. Sie messen 30 m und stecken zur Hälfte im Hafenboden. Landwärts sind sie zusätzlich rückverankert.

Da die Betonoberflächen der Kaianlagen permanent der Witterung ausgesetzt sind, mussten sie besonders witterungsbeständig und mit besonderer Sorgfalt gebaut werden. Bei der Definierung der Betonschalung fiel die Wahl auf die RS special des Holzwerkstoffspezialisten Westag & Getalit, weil diese Schalhaut über eine ausreichende Oberflächenhärte verfügt. Die Montage erfolgte auf einem Doka-Trägersystem H20, wobei immer abschnittweise ca. 500 m² belegt wurden.

Vorgeheizten Beton eingebaut

Frischbetondruck und Rütteln an der Bewehrung fördern die Wasserabgabe des Betons vor dem Erstarren und können so Probleme bei der Oberflächenqualität insbesondere an den Randbereich erzeugen. Neue Fließmittel und veränderte Zemente variieren die rheologischen Eigenschaften der Betone zusätzlich. Wegen der engen und starken Bewehrung konnte nur in Abschnitten und zeitweise nur mit vorgeheiztem Beton betoniert werden. »Die anfänglichen Probleme mit dem Trennmittel konnten wir lösen, indem wir bei niedrigen Temperaturen die Schalung mit Planen abgehängt und mit Öfen geheizt haben«, so Züblin-Polier Uwe Borjan. Gerd Ploeger, Fachberater bei Westag & Getalit, betreute die Wasserbaustelle: »Unsere Schalhaut RS special nimmt als saugende Platte das sich beim Betonieren an der Schalungsplatte bildende Überschusswasser auf. Das reduziert den W/Z-Faktor und erhöht die Oberflächendichte. Im Randbereich ist dies besonders wichtig. Eine erhöhte Randbetonfestigkeit bewirkt, dass der Beton widerstandsfähiger gegen Einflüsse wie Chloride, Carbonatisierung, Meerwasser und Frostschäden wird.«

Gleichmäßiges Saugverhalten

Westag & Getalit bietet die RS special auch vorgeölt an. Vor Ort war, aufgrund der besonderen ökologischen Verhältnisse, ein anderes Öl Pflicht. Westag & Getalit produziert die RS-special-Schalungsplatten mit einer geringen Eigenfeuchte von ca. 8 %. Um ein gleichmäßiges Saugverhalten zu gewährleisten, empfiehlt der Hersteller, die Holzfeuchte vor dem Ersteinsatz auf ca. 15 % bis 18 % anzuheben. Dies geschehe normalerweise schon durch die Luftfeuchtigkeit, was jedoch eine entsprechende Zwischenlagerung auf der Baustelle voraussetze, damit sich die Platte akklimatisieren kann, ergänzt Gerd Ploeger.

Zusätzlich Betonschürze gegen Korrosion

Der Stahlbeton-Überbau der Kaianlagen erfolgte fugenlos. Eine Beschichtung der Spundwände und ein kathodischer Korrosionsschutz waren auch vorgesehen. Außerdem erhielten sie eine alkalische Vorsatzschale (Betonschürze) gegen mikrobielle Korrosion. »Bakterien hatten rund 4 m unterhalb der Wasserlinie von der Landseite aus Löcher in die alten, stählernen Spundwände gefressen und das dürfte nun nicht mehr passieren«, so Dirk Eickmeyer, WSV-Bereichsleiter Marinebau.    §

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