Warm-up: Was uns auf der Bauma 2025 erwartet

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Von: Dan Windhorst

Lassen Sie uns ehrlich sein: Die Bauma ist kein Heilsbringer – auch die flächenmäßig größte Messe der Welt ist nicht dazu in der Lage, die größer werdenden Risse der deutschen Wirtschaft zu kitten. Aber das muss sie auch nicht. Ihre Aufgabe ist es, Impulse zu geben. Und genau daran wird es in keiner Weise mangeln. Tatsächlich kann die Bauma sogar ein Stück weit von der wirtschaftlichen Schieflage profitieren. Sowohl Bauunternehmer als auch Hersteller, Händler und Dienstleister suchen händeringend nach Antworten, um sich zukunftssicher aufzustellen. Es dreht sich dieser Tage beispielsweise alles um die deutliche Effizienzsteigerung vorhandener und neuer Maschinen, um massive Kostensenkungen bei Wartung sowie Kraftstoff und darum, auch die abgelegenste Baustelle künftig konsequent durchzudigitalisieren. Gleichzeitig, und auch da werden die Bauma-Aussteller auf großes Interesse stoßen, braucht die Bauwirtschaft kluge Ideen für serielles, nachhaltiges sowie sicheres Bauen. Die bauMAGAZIN-Redaktion hat die wichtigsten Trendthemen zusammengefasst und zeigt auf, warum wir die Bauma gerade jetzt so dringend brauchen.

Zu kämpfen hat die Branche mit zwei Dingen: konsequenter Zukunftsfähigkeit und einer schwächelnden Bauwirtschaft. Letzteres muss die Politik bewältigen – und das in erheblicher Weise. Die neue Bundesregierung steht in der Pflicht, viele Versäumnisse aufzuarbeiten, und muss nach Ansicht der Verbände in erster Linie die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, um das Bauen zu verschnellern und insbesondere wieder bezahlbar zu machen. Hinzu kommt, dass es politische Antworten auf die geopolitische Entwicklung sowie die generelle Flaute der Gesamtwirtschaft braucht. Hinwegtäuschen darf das aber nicht über die Tatsache, dass auch die Baubranche selbst ihre Hausaufgaben zu erledigen hat. Beispielsweise gilt es, das vernetzte Bauen in erheblicher Weise zu fokussieren.

Potenziale der Digitalisierung

Die Digitalisierung beginnt beim Einsatz digitaler Tools in Baumaschinen, führt über die Nutzung von Telematik- und Flottenmanagementlösungen über die Automatisierung von Planungs- und ­Umsetzungsprozessen bis hin zur Akzeptanz autonom agierender Maschinen. Und die Bauma wird dafür als gigantische »Spielwiese« dienen. An innovativen Ideen wird es in München nicht mangeln – wichtig wird es sein, den Fachbesuchern die Anwendbarkeit, die Sinnhaftigkeit und eben auch die Notwendigkeit der digitalisierten Baustelle zu verdeutlichen. Ein Kernthema wird beispielsweise MiC 4.0 darstellen: Aufgrund einer einheitlichen digitalen Sprache erkennt z. B. ein Trägergerät, welches Anbaugerät eingesetzt werden soll, welche Parameter es zur Funktion benötigt und ob es für einen Einsatz an der jeweiligen Maschine überhaupt geeignet ist. »Damit lassen sich nicht zuletzt Unfälle durch nicht korrekt verschlossene Schnellwechsler, ungeeigneten Hydraulikdruck oder falsch dimensionierte Anbaugeräte vermeiden«, so Darius Soßdorf, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft MiC 4.0 beim ­VDMA. Hinzu kommt der notwendige Informationsfluss zwischen Baumaschine und Maschinist: Auf der Bauma wird es Lösungen geben, um nicht nur den Zustand einer Maschine abzulesen, sondern auch um zu erkennen, wie es sich mit der aktiven Leistung oder der bestehenden Arbeitsqualität verhält. Beispielsweise lassen sich auf Basis von Verbrauchsdaten effizientere Tank- und Wartungszeiten erarbeiten, während mit einer exakten Erfassung der Auslastung der Maschineneinsatz optimiert werden kann.

Im Bereich des seriellen Bauens werden auch innovative Ansätze wie das 3-D-Druckverfahren eine tragende Rolle spielen.

Maschinist unterstützen

Darüber hinaus wird die Bauma zeigen, dass digitale Tools eine Antwort auf den Fachkräftemangel darstellen können. Auf Basis digitaler Informationen können z. B. weit weniger erfahrene Maschinisten unterstützt werden, um Fehler sowie Unfälle zu vermeiden und bessere Arbeitsergebnisse zu erzielen. Mittels 3-D-Maschinensteuerungen lassen sich etwa Entwurfsdaten sowie Echtzeit-Angaben auf der Bedieneinheit in der Fahrerkabine anzeigen, sodass der Maschinist die Arbeiten genau nach dem Referenzmodell durchführt. Auf der Bauma werden die Aussteller darüber hinaus massenweise neue Assistenzsysteme und -funktionen vorstellen: Ein integriertes Wiegesystem unterstützt dabei, Ladespiele effizienter und sicherer zu gestalten, Kamerasysteme helfen hingegen, Unfälle zu vermeiden. Überdies lassen sich Arbeitsbereiche vordefinieren, wodurch die Maschine mitdenken, warnen und damit helfen kann, ein sauberes und sicheres Arbeitsergebnis zu erzielen. Das alles funktioniert aber nur dann, wenn die dafür notwendigen Sensoren verbaut sind. Auch hier wird die Bauma eine Fülle an neuen Lösungen mit sich bringen. Sie registrieren etwa die Ausleger- und Schaufelposition, dienen dem Fluidmanagement oder helfen, strukturelle Belastungen sowie Schäden zu erkennen. Und ein Blick in den Himmel zeigt, dass auch der Einsatz von Drohnen auf Baustellen immer wichtiger wird. Die fliegenden Helfer können Baufortschritte dokumentieren, helfen bei der Vermessung und Planung, schützen vor Diebstahl und Vandalismus oder unterstützen das aktive Flotten- und Personalmanagement.

Nachhaltiges Bauen

Ein ebenso großes Interesse dürfte die Bauma auch im Bereich des nachhaltigen Bauens wecken. Ein zentraler Punkt stellt diesmal das serielle Bauen dar, um Ressourcen und Zeit zu sparen. Aktuell, und da pflichten insbesondere die großen Bauverbände bei, zählt das serielle Bauen zu den vielversprechendsten Hebeln, um Zeit und Kosten einzusparen. »Hierbei werden Rohstoffe und Materialien effizienter als bei herkömmlichen ­Bauverfahren genutzt, da in einem kontrollierten industriellen Umfeld vorgefertigt werden kann«, so Stephan Oehme, Referent für Bergbau, Baustoffanlagen und Baumaschinen beim VDMA. Nach seinen Worten lässt sich so auf mehreren Wegen eine Materialverschwendung reduzieren: Im Werk anfallende Produktionsreste und Ausschussmaterialien können besser rezykliert werden – und auch die Gebäude sind beim Nutzungsende leichter zu demontieren sowie ihre Materialien einfacher wiederzuverwenden.

3-D-Druck auf Baustellen

Als weitere Chance zum Schutz der natürlichen Rohstoffe können beim 3-D-Druck von Gebäuden verstärkt Recyclingwerkstoffe eingesetzt werden. Außerdem forscht die Branche an biobasierten Materialien für die additive Fertigung. Die Nachfrage scheint jedenfalls grundsätzlich gegeben: Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Exactitude Consultancy wird der globale Markt für 3-D-Druckmörtel von rund 3,5 Mrd. US-Dollar im Jahr 2024 auf voraussichtlich etwa 13,8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2034 wachsen. Von den in Deutschland im Jahr 2022 angefallenen rund 208 Mio. t mineralischer Bauabfälle wurden nach Mitteilung der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau über 90 Prozent wiederverwertet. »Der Recyclinggedanke ist mittlerweile tief in die DNA der Baubranche eingeschrieben, was sich nicht zuletzt an vielen höchst sinnvollen Lösungen zeigt«, kommentiert Oehme. Beispielsweise lassen sich mit Kaltrecyclern die Asphaltbeläge an Ort und Stelle aufbereiten. Dabei wird der vorhandene Belag mit einem Fräs- und Mischrotor granuliert und durch die Zugabe von Bindemitteln, Zement und Wasser aufbereitet. Es entsteht ein homogener Baustoff, der direkt wieder eingebaut wird. Nachhaltiges Bauen schließt aber auch das Ziel einer möglichst weitgehenden Dekarbonisierung ein. Auf dieses Konto zahlen die alternativen Antriebe von mobilen Baumaschinen ein, denen die Bauma auch in diesem Jahr wieder ein eigenes Leitthema widmet. Darüber hinaus werden auch bei Baugeräten wie Rüttelplatten oder Stampfern durch Elektrolösungen Abgase und Lärm vermieden. Das Angebotsspektrum ist mittlerweile so breit, dass laut Hersteller schon heute eine komplett emissionsfreie Baustelle möglich ist.

Was der Veranstalter plant

Abseits der Leitthemen gilt natürlich auch zu hinterfragen, was die Messe selbst mit sich bringt: Die Bauma wird beispielsweise zahlreiche Kurzvorträge, Podiumsdiskussionen und Key Notes im »Bauma Forum« bieten – hinzu kommt, dass der Bereich Arbeitssicherheit erstmals zentral in der Halle B4 gebündelt wird. Im sogenannten »Science Hub« hingegen treffen die Messebesucher auf elf Forschungseinrichtungen, die innovative Projekte vorstellen. Die TU München z. B. präsentiert u. a. autonome Lösungen für den Schüttguttransport und einen Pflasterroboter. Die Universität Duisburg-Essen zeigt hingegen einen Seilroboter für den präzisen Einsatz auf Baustellen, während die TU Dresden mit einem Mobilbagger mit Personenerkennung Möglichkeiten zur Unfallvermeidung aufzeigt. Ebenso soll den Start-ups viel Fläche geboten werden, um ihre Neuheiten, Ideen und Entwicklungsarbeiten einem möglichst breiten Publikum präsentieren zu können. Erneut auf der Bauma vertreten ist die »VR-Experience Zone«, eine Kooperation zwischen dem Construction Future Lab (CFLab) und der Messe München. Die interaktive Ausstellung verbindet musealen Charakter mit innovativer Technologie und beleuchtet zentrale Zukunftsthemen der Baubranche. Interessierte erleben hier Demonstrationen zu Themen wie Baurobotik, alternativen Antriebstechnologien, additive Verfahren sowie Digitalisierung von Maschinen und Schnittstellen.


Eine Vielzahl an Rückkehrern

Von Interesse dürfte an dieser Stelle zudem sein, dass es durchaus namenhafte Rückkehrer, aber auch Messe-Neulinge geben wird. Neben Volvo, Deutz, LiuGong, CNH, Skyjack und JLG sind erstmals Firmen wie Fortescue, DSI/Sandvik, HG – 100 % electric dumpers, EXiron AG, Gravis Robotics AG, Metso Oyj, rockrobot oy, Wabtec Corporation oder die Weico GmbH angemeldet. Insgesamt sind laut Messe München über 150 neue Aussteller dabei. Alles in allem wird sich eines aber wohl nie ändern: Die Bauma bleibt bis zum Vorabend des Messestarts ein großes Überraschungspaket. Viele Aussteller basteln sprichwörtlich bis zur letzten Minute an ihren fulminanten Ständen – und nicht selten auch an ihren Neuentwicklungen. Das bauMAGAZIN erlebt bereits seit Monaten, wie Hersteller im Geheimen an ihren Prototypen und Weltpremieren herumwerkeln. Einen Vorgeschmack auf das, was die Fachbesucher in wenigen Wochen in München erwartet, hat das bauMAGAZIN auf den nun nachfolgenden Seiten zusammengetragen.d

 

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