Kernstück des Projektes ist die Verlängerung der U2 zur neuen U5 mit neuen Stationen, die dann die Anbindung an das S-Bahnnetz sicherstellen werden. Vorläufige Endstation ist die Station »Matzleinsdorfer Platz«, wo Swietelsky 2018 mit der Vorbereitung der Baustelle begonnen hatte, die umfangreiche Tiefbauarbeiten an der Triester Straße umfassten. Ziel war die Absicherung der umstehenden Gebäude, die Verlegung von Versorgungsleitungen und die Vorbereitung für den Bau des neuen U-Bahnhofs. Nachdem in den geplanten Schacht an der Triester Straße bereits von einem Vorunternehmen eine Schlitzwand eingebracht wurde, musste sich das Team von Swietelsky in mehreren Etappen rund 32 m in die Tiefe graben. Dabei wurde von oben nach unten abgegraben und jede Etage mit einer massiven Stahlbetondecke ausgesteift. Der Aushub wurde dann in Mulden mit einem Kran an die Oberfläche verbracht und abtransportiert. Aufgrund der massiven seitlichen Lasten durch das umgebende Erdreich und das nachdrückende Grundwasser waren eine robuste Aussteifung und ein ständiges Abpumpen des Wassers unverzichtbar. Normalerweise hätte das Swietelsky-Team konventionell schwere Stahlbetonträger gegossen, um die Stützmauern bis zum Bau der Stahlbetondecke ein Stockwerk über dem Aushub-Niveau abzusichern. Allerdings waren auf gleicher Höhe die mächtigen Stationsröhren geplant, die in den Bahnhof einmünden. Sämtliche Betonsteifen hätten nach dem Einbringen der Decke wieder abgerissen werden müssen.
»Bei der Vergabe von Aufträgen wird der ökologische Fußabdruck zunehmend zum Ausschlusskriterium. In dieser Hinsicht hat unser nachhaltiges Mietsystem unbestreitbare Vorteile.« Nedim Cetin, Groundforce General Manager |
Wieder leicht zu entfernen
Diesen Zeit- und Materialaufwand suchte die Swietelsky-Projektleitung zu vermeiden. Die Lösung bestand in einer temporären Absicherung mit Hydrauliksteifen von Groundforce, die einfach montiert werden konnten und nach dem Einbringen der Betondecke ebenso leicht wieder entfernen wurden. Für die Aussteifung der 34 m x 64 m messenden Baugrube lieferte Groundforce zwölf MP750-Hydrauliksteifen mit einer maximalen Tragfähigkeit von 750 t zur Absicherung der Seitenwände. Bei dieser Spannweite wurden zur zusätzlichen Absicherung mittig Stahlträger angebracht, die zwischen den Mittelstützen der Schlitzwände verspannt wurden. Zusätzlich wurden in den Ecken in zwei Ebenen je eine MP375-Steife mit einer Tragfähigkeit von 375 t verbaut.
Für die Lieferung und Installation der fast 1 000 t Ausrüstung, die Groundforce über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen bereitstellte, war eine genaue Koordination zwischen dem Team von Swietelsky und den Groundforce-Technikern nötig. Da die Vorgabe neben dem Zeitrahmen besonderen Wert auf hohe Sicherheit legte, stellte Groundforce für den Ein- und Ausbau und die Schulung der Swietelsky-Mitarbeiter ein Supportteam bereit, das die Bauarbeiten begleitete. Zeitgewinn konnte auch durch eine detaillierte Ablaufplanung und weitgehend vormontierte Endlagerplatten und Wandanschlüsse realisiert werden. In den meisten Fällen konnten die Hydrauliksteifen durch eine Öffnung in der Betondecke abgesenkt und innerhalb einer Stunde vor Ort montiert werden. Nach Beginn der Montage im Oktober 2020 konnte so die gesamte Aussteifung in dreieinhalb Wochen fertiggestellt werden, während die Ausschachtungen weiter vorangetrieben wurden.
Geplant war eine sechsmonatige Anmietung der Groundforce-Systemkomponenten. Die Arbeiten konnten aber nach fünf Monaten abgeschlossen und nach Fertigstellung der Kellerdecke wurden die Groundforce-Steifen bereits Mitte März 2021 demontiert und wieder abtransportiert.
»Erhebliche Kosten- und Zeitvorteile«
Groundforce General Manager Nedim Cetin sieht in dem erfolgreichen Abschluss des Projektes und das äußerst positive Feedback der zuständigen Swietelsky-Bauleitung eine erneute Bestätigung der technischen und logistischen Überlegenheit einer modularen Systemlösung für anspruchsvolle Aussteifungen, die neben hoher Zuverlässigkeit und Sicherheit auf Flexibilität und Wiederverwertbarkeit setzt. »Die positive Beurteilung durch einen erfahrenen Tunnelbauer und Tiefbauspezialisten wie Swietelsky ist für uns natürlich von besonderer Bedeutung. Durch den Einsatz unserer modularen Hydrauliksysteme konnte unser Kunde ganz erhebliche Kosten- und Zeitvorteile verbuchen, die mit einem konventionellen Verfahren unter diesen Bedingungen nicht zu erreichen gewesen wären.« Und weil bei der Vergabe von Aufträgen der ökologische Fußabdruck zunehmend zum Ausschlusskriterium werde, biete das nachhaltige Groundforce-Mietsystem in dieser Hinsicht »unbestreitbare Vorteile«. t