Die Planungen für den Basistunnel Lyon–Turin reichen bis in die frühen 1990er-Jahre zurück. Ziel ist es, den Güterverkehr zwischen Frankreich und Italien zu optimieren und die Transportkapazitäten zu erhöhen. Gleichzeitig soll der CO₂-Ausstoß reduziert werden. Hierfür wird ein 57,5 km langer Tunnel gebaut, der die Alpen durchquert. Er besteht aus zwei parallelen Röhren, die jeweils einen Schienenstrang aufnehmen. Doch die Hochgeschwindigkeitsstrecke verläuft nicht nur unter Tage, sondern auch oberirdisch – etwa durch das Saint-Jean-de-Maurienne-Tal. Hier entstehen u. a. Schallschutzwände, Wege, Brücken und Bahnsteige, die in die Umgebung integriert werden müssen. Die Planer entschieden sich für Betonwände, deren Oberfläche die Struktur von Gabionen nachbilden. Diese sollten mithilfe von Matrizen erstellt werden, die in der Schalung fixiert, mit Beton übergossen und nach dem Aushärten entfernt werden. Derartige Matrizen bestehen meist aus Polyurethan und haben ein Relief, das dem Beton die gewünschte Oberflächenbeschaffenheit verleiht.
Struktur für große Flächen
Die NOE Betongestaltung konnte eine entsprechende Gießform fertigen. Das Unternehmen arbeitet seit einiger Zeit mit einem Künstler zusammen, der immer wieder Designs für das Unternehmen entwirft. Für dieses Projekt modellierte er eine entsprechende Gießvorlage, die zur Herstellung der Schalungsmatrize genutzt wurde. So entstand in zweijähriger Entwicklungsarbeit eine »NOEplast«-Struktur, die den geriffelten Stahl eines Gabionenkorbes darstellt. Sie trägt den Namen »Gabion«.
Die neue Matrize hat eine Größe von 2,9 x 2,4 m und ist 3,7 cm dick. Sie weist keine Hinterschneidungen auf, sodass sie sich leicht vom Beton löst. Mit ihr können auch große Flächen ohne sichtbare Fugen oder Versprünge erstellt werden. Dies zeigt sich beispielsweise an einer 15 x 10 m großen Wand, die das ausführende Unternehmen mit der NOE-Matrize auf einmal eingeschalt hat. Insgesamt lieferte NOE 1 200 m² Matrize auf die Baustelle. Dort wird damit eine 55 000 m² große Betonfläche herstellt. Dabei wird die Matrize etwa 40-mal wiederverwendet.
Bessere Prüfbarkeit
Ein wichtiger Grund, warum sich die Planer für strukturierte Betonwände und gegen echte Gabionen mit einer dahinterliegenden Betonwand entschieden, war die Überprüfbarkeit der Statik. Da die Bahnlinie von einem Hochgeschwindigkeitszug genutzt wird, muss die SNCF regelmäßig die Statik der tragenden und anliegenden Bauteile prüfen. Ein zweischaliger Wandaufbau hätte dies erheblich erschwert. Infolgedessen war es langfristig besser, die Wände mit dem entsprechenden Relief auszustatten.j