MTS: Leistungsschau zu Automatisierung und BIM im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau

Mit der ersten Leistungsschau für BIM im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau (K-VTB) verfolgte MTS-Vorstandsvorsitzender Rainer Schrode Anfang Oktober in Hayingen (Baden-Württemberg) den Leitgedanken, das »Big Picture« der BIM-Idee auf seine wichtigsten Puzzlesteine herabzubrechen und so die bereits heute bestehenden Umsetzungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Besonderheiten des K-VTB verständlich und praxisnah darzustellen – mit Blick auf alle am Bauprozess Beteiligten. Die in moderierte Kleingruppen aufgeteilten Teilnehmer rotierten im 20-Minuten-Takt über den Leistungsschau-Parcours und hatten an 13 Stationen ausführlich Gelegenheit, sich ihr eigenes Bild zu machen.

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Unter welchen Voraussetzungen modellbasiertes Bauen für kleinere Bauunternehmen, Ingenieurbüros und Kommunen heute umsetzbar ist, stellte Schrode im letzten Jahr mit Deutschlands erster Modellbaustelle für BIM im K-VTB im Schwäbischen Erbstetten unter Beweis. Ausgangspunkt für die Idee der diesjährigen Leistungsschau war sein Wunsch, aktuelle Weiterentwicklungen aufzuzeigen, die aufgezeigten Möglichkeiten noch greifbarer zu machen und ebenso konkret wie praxistauglich auf das Parcours-Beispiel Straßenbau runterzubrechen.

Informations-Anforderungen der Auftraggeber

Angefangen wurde bei der Planung und den Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA), im Rahmen derer Auftraggeber, Bauunternehmer und Planer gemeinsam definieren, was sie für die Planung, den Bau und die Unterhaltung des Bauwerks konkret benötigen und in welcher Tiefe die Informationen für die jeweiligen Anwendungsfälle abzubilden sind. Eine Art gemeinsam erstelltes Lastenheft also.

Projektraum und Bauabwicklungsplan

Der Parcours führte weiter vorbei am gemeinsamen Projektraum und dem Bauabwicklungsplan (BAP). Dieser legt fest, wie genau was genau wann genau auf welcher Grundlage umzusetzen und zu dokumentieren ist. Dabei gilt jeder Prozessbeteiligte gleichzeitig als Nutzer und Autor des Modells. So beispielsweise der Geräteführer, der beim Aufnehmen von Homogenbereichen oder Infrastrukturleitungen mit seinem Löffel als »BIM-Autor« agiert. Beim profilgerechten Einbau entlang der Oberflächenkonturen des virtuellen Bauwerkmodells wird er dann wieder »BIM-Nutzer«. Ebenso wie der Planer, der am Ende der Prozesskette das fertige Bauwerk nicht mehr komplett neu aufmessen muss, sondern das Ausführungsmodell als Grundlage für seine Abrechnung nutzen kann und – wenn überhaupt – nur noch einzelne Lagen und Höhen prüfen muss (AsBuilt).


Die Rollen wechseln in der Prozesskette weiter: So ist der Geräteführer beispielsweise bei der Qualitätssicherung wieder »BIM-Autor«, indem er über das sauber aufeinander abgestimmte Zusammenspiel aus 3D-Baggersteuerung und Anbauverdichter Verdichtungsgrad und Tragfähigkeit während des Verdichtungsprozesses automatisch misst und dokumentiert. Der letzte BIM-Nutzer in diesem Zirkel ist der Auftraggeber, der im Ergebnis nicht mehr nur wie bisher ein Stück Straße oder Infrastruktur erhält, sondern auch ein Bauwerksmodell mit sämtlichen Informationen, also »echtes Datengold« für den folgenden Zirkel der Bewirtschaftung und Unterhaltung des Bauwerks.

Um allen Prozessbeteiligten den mit dem Leistungsschau-Parcours veranschaulichten Weg zu ebnen, entwickelte MTS unter Federführung von Ausbildungsleiter Tobias Hesse eine in ihrem Grundmodul BIM Basic durch buildingSmart und VDI zertifizierte Weiterbildung zum »BIM-Baustellen-Manager für den kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau«. Die darauf aufbauende nebenberufliche Qualifizierungsmaßnahme »BIM Professional« vermittelt im Rahmen von zehn Monaten das nötige Expertenwissen, um BIM-Prozesse zu verstehen und im eigenen Unternehmen erfolgreich anleiten und umsetzen zu können.

Plädoyer für eine neue Baukultur

Wer am Ende des Leistungsschau-Parcours angekommen war, begriff, dass BIM wenig bis gar nichts mit einer Software-Lösung zu tun hat, sondern eine neue Form der Baukultur darstellt, bei der das Herzstück das Miteinander, die Kommunikation, der Austausch und die Transparenz der Prozessbeteiligten ist.

MTS-Vorstandsvorsitzender Schrode schloss den Rundgang mit dem Aufruf an jeden Einzelnen, schon heute neue Wege zu wagen. Denn der BIM-Stufenplan rücke näher und würde jeden einholen, der sich damit nicht rechtzeitig auseinandersetze. Das gelte für alle am Bauprozess Beteiligten. Abgesehen von den wirtschaftlichen Vorteilen auch im Hinblick auf Termin­sicherheit und Effizienz sowie auf die gesteigerte Attraktivität von Arbeitsplätzen, die letztlich für alle Prozessbeteiligten Thema sei.     t

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