Mayer Schaltechnik: »Unsichtbarer« Klinikneubau am Starnberger See

Wenn das neue Benedictus-Krankenhaus in Feldafing am Starnberger See im nächsten Jahr eröffnet wird, soll es fast »unsichtbar« sein

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Im Rahmen der Genehmigungsphase hatte die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung Wert darauf gelegt, dass der Klinikneubau der Artemed-Gruppe die bestehende Baumlinie auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände nicht überragt, und wie die bisherige Bebauung nur von ganz wenigen Punkten vom Ort oder vom Seeufer aus zu sehen ist. Zum Einsatz ist hier für rund 16 000 m² Geschossdecke die Ischebeck-Titan-HV-Schalung gekommen.

Das Krankenhaus mit fast 65 000 m³ umbautem Raum im Wald zu »verstecken« hat das Architekturbüro Hoffmann und Amtsberg aus Gräfelfing geschafft: wie vier Windmühlenflügel mit je 36 m x 19 m Kantenlänge sind die drei- bis viergeschossigen Trakte um den quadratischen Gebäudekern angeordnet – auf dem niedrigsten, südlichen Gebäuderiegel ist gar eine Dachterrasse vorgesehen. Entsprechend »duckt« sich die Baustelle an den bewaldeten Hang – während der Rohbauphase allerdings noch von zwei markanten Obendreherkranen überragt, die weithin sichtbar die Baustelle der Firma Kreuzer aus Bad Wörishofen markiert haben.

Tempo in der Decke

Der Stahlbetonskelettbau, ausgesteift von den Treppenhaus- und Aufzugskernen in den einzelnen Flügeln und im Zentralbau, wird nach den Plänen der Architekten hinter großflächigen Verglasungen und umlaufenden Balkonen verschwinden. Nach rund einem Jahr Bauzeit konnte Kreuzer-Polier Wikterp Haseitl den Rohbau im Mai kurz vor dem projektierten Termin übergeben. »Verantwortlich« dafür war neben der sorgfältigen Arbeitsvorbereitung, für die im Hause Kreuzer Michael Wenzel verantwortlich zeichnet, nicht nur die von ihm nach Feldafing beorderte Schalkolonne, sondern auch das von ihm für die insgesamt rund 16 000 m² Geschossdecken mit 25 cm Stärke ausgewählte Deckenschalgerät: wegen seiner guten Erfahrungen mit der Aluträger-Deckenschalung Titan HV von Ischebeck hat Wenzel auch für den Klinikbau am Starnberger See bei dem für den südbayrischen Raum zuständigen Ischebeck-Partner Mayer Schaltechnik Trägermaterial für rund 3 500 m² Decke geordert.

Die dafür benötigten Schal­tafeln und Stahlrohrstützen stammten aus dem Eigenbestand der Firma Glass aus Mindelheim, zu der Kreuzer bereits seit Jahren gehört.


Für Polier Haseitl war die Ischebeck-HV-Deckenschalung zwar Neuland, doch für den Routinier, der schon etliche tausend Quadratmeter mit klassischen Holzträgersystemen geschalt hat, eine willkommene neue Erfahrung. Nachdem der Krankenhausbau abgeschlossen ist, schließt er sich den Argumenten seiner Arbeitsvorbereitung ohne Einschränkung an: »Mit dem HV–System ist die Schalkolonne eindeutig schneller als mit einem herkömmlichen Flex-System.«

Flexibilität ausgespielt

Michael Wenzel ist überzeugt, dass »selbst ein aktuelles Deckenpaneelsystem wegen der zahlreichen Stützen keinen Zeitvorteil gebracht hätte«. Denn auf Grundrissen mit zahlreichen Störstellen spielt die Titan-HV-Deckenschalung von Ischebeck ihre Flexibilität aus.

Im Gegensatz zu bekannten Flex-Trägerschalungen liegen bei der Titan HV die Aluminium-Haupt- und Nebenträger in einer Ebene – die Nebenträger werden also nicht auf die Joche aufgelegt, sondern über spezielle Klauen in den entsprechenden Aufnahmesteg eingehängt, sodass die Oberkante bündig ist. Schon bevor die Schalhaut aufgelegt wird, und ohne dass die Träger genagelt oder verklammert werden, entsteht damit ein ausgesteifter, standsicherer Trägerrost. Und wenn man beim Stellen der Joche auf eine Störstelle trifft – beispielsweise eine Stütze – wird einfach die Trägerrichtung geändert: dann geht es quer zur ursprünglichen Schalrichtung weiter, indem einfach wieder ein Hauptträger in den Hauptträger eingehängt und mit einer Stütze unterstellt wird.

Ischebeck hat diese Hauptträger in sechs Längen von 1,15 m bis 5,03 m im Programm, wobei die Träger über 1,7 m im Baualltag eher eine Nebenrolle spielen. Nebenträger gibt es in drei Längen von 1,15 m bis 1,7 m. Damit lässt sich die Trägerlage individuell an jeden Grundriss, an Wandvorlagen oder Pfeiler anpassen. Auch an schräge oder gekrümmte Wände. Das senkt den Aufwand zum Beischalen ganz erheblich.

Schnell wieder frei

Dazu kommt die Schnellabsenkung, die Frühausschalen ohne Stützenentlastung erlaubt. Der Absenkkopf passt auf alle üblichen Stützentypen: Per Hammerschlag wird die Hauptträgerlage zusammen mit den Nebenträgern um 10 cm abgesenkt, sodass die Träger komplett entnommen werden können, und im nächsten Takt wieder zur Verfügung stehen. Ebenso die meisten Schaltafeln. Polier Haseitl: »Mit Ischebeck HV sind wir deutlich schneller als mit Holzträgern, vor allem das Umschalen der vielen Stützen ist ein ›Kinderspiel‹. Und mit dem Fallkopf können wir nach drei bis vier Tagen absenken und Träger und Schaltafeln im nächsten Betonierabschnitt gleich wieder einsetzen.«

Und AV-Chef Wenzel ergänzt: »In der Miete ist das HV-System zwar etwas teurer als Holzträger, durch das höhere Tempo unter dem Strich aber trotzdem günstiger. Und ›Schwund‹ gibt es auf der Baustelle so gut wie gar nicht, während Holzträger doch gerne mal mit der Kreissäge ›angepasst‹ werden. Dazu kommt, dass die HV-Aluträger kompakter sind als Holzträger und leichter. So sparen wir beim Straßentransport Lkw-Kapazität und auf der Baustelle Kranbindung.«

Gut gestützt

Auf einem derart großen Skelettbau gibt es zahllose Stahlbetonstützen – in Feldafing sind es rund 500 bis 600 mit 30/30 cm Querschnitt. Wenn eine solche Baustelle vom Ischebeck-Partner Mayer Schaltechnik betreut wird, ist fast immer auch die PAX-HD-Säulenschalung mit von der Partie, die »Keimzelle« von Mayer Schaltechnik, mit der der einstige Schalungshändler 1995 den Schritt zum innovativen Hersteller machte.

Die Pax HD gilt als »Blaupause« aller klappbaren Säulenschalungen nach dem Windmühlenflügelsystem, und steht sowohl für die präzise wie schnelle Herstellung der unterschiedlichen Säulenabmessungen – quadratisch oder rechteckig – von 20 cm x 20 cm bis 60 cm x 60 cm, im 5-cm-Raster ohne Schalhautwechsel einstellbar – und beliebig aufstockbar.

Mayer Schaltechnik hatte für die 4,5 m hohen Stützen im Erdgeschoss des Krankenhauses neun komplette Schalsätze angeliefert – durch den Umbau auf die in den oberen Geschossen geringeren Höhen, sind entsprechend mehr Schalsätze entstanden, mit denen die zahllosen Stützen betoniert wurden: zum Ausschalen Schalung einfach aufklappen, per Kran versetzen oder mit den angeflanschten Rollen an den nächsten Einsatzort verfahren, zuklappen, ausrichten und betonieren – Stützen wie am Fließband. In Kombination mit der schnellen HV-Deckenschalung von Ischebeck das Rezept für die pünktliche Fertigstellung.    §

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