Langendorf – Wielton-Gruppe: Kipper-Reihe »Smart« als erstes gemeinsam neu entwickelte Projekt: »Das Beste aus zwei Welten«

Als die polnische Wielton-Gruppe im Mai dieses Jahres für 5,3 Mio. Euro 80 % der Anteile am traditionsreichen deutschen Fahrzeug-Hersteller Langendorf (Waltrop) übernahm, war anschließend viel von Synergien die Rede und davon, wie im Rahmen der Wachstums­strategie 2020 die Anzahl der ausgelieferten Fahrzeuge von jetzt 12 000 auf dann 25 000 gesteigert und der Umsatz allein in Deutschland auf 80 Mio. Euro erhöht werden soll. Im Gespräch mit dem bauMAGAZIN haben jetzt Tomasz Balcerzak, Commercial Director von Wielton, und Robert Otto, der bei Langendorf die Bereiche Marketing und Presse verantwortet, die Strategie näher erläutert und erklärt, das bereits im kommenden Jahr das von beiden Unternehmen speziell für die DACH-Region (Deutschland, Österreich und die Schweiz) und Skandinavien erste gemeinsam entwickelte und in Polen ­produzierte Fahrzeug auf den Markt kommt: ein gewichtsoptimierter Kipper, derzeitiger Arbeitstitel »Smart«. Zudem betonte Tomasz Balcerzak, dass künftig Kipper nur noch unter dem ­Markennamen Langendorf in der DACH-Region und in Skandinavien vertrieben werden. »Wielton-Kipper wird es dort nicht mehr geben.«

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Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Wachstumsstrategie ist, dass Langendorf künftig in seinen angestammten Märkten den Vertrieb der Sattelauflieger und Anhänger übernimmt, die Wielton produziert. Das polnische Unternehmen zählt mittlerweile zu den drei größten europäischen Herstellern. »Wir bauen bei Langendorf den Vertrieb speziell für die Sattelauflieger neu auf, der dann in die bestehenden Vertriebsstrukturen von Langendorf in der DACH-Region und in Skandinavien integriert wird«, sagte Tomasz Balcerzak. Zu den ersten Fahrzeugen des erweiterten Vertriebsprogramms gehört der auf der Nufam präsentierte »Curtain Master NS3KM4«.

Gemeinsame Qualitätsstandards

Große Erwartungen setzt man bei Langendorf und Wielton auch in die neue Kipper-Reihe. »Wir haben genau analysiert, auf was die Kunden Wert legen«, so Tomasz Balcerzak. Ganz oben auf der Prioritätenliste sei ein geringes Gewicht gestanden. Dementsprechend habe man das gemeinsame Projekt »Smart« angegangen. Das Resultat sei ein leichter Kipper, der trotz seines »etwas geringeren Preises« die gemeinsamen Qualitätsstandards von Langendorf und Wielton erfülle. »Diese neue Kipper-Serie vereint somit das Beste aus beiden Welten«, so Robert Braun.

Gefertigt wird die neue Kipper-Reihe im Wielton-Stammwerk in Wieluń, in dem vom kommenden Jahr an nach der Werkserweiterung inklusive der neuen KTL-Anlage anstatt der bislang maximal rund 10 000 bis zu 16 000 Fahrzeugeinheiten produziert werden können.

Darüber hinaus wurde in Wieluń im vergangenen Jahr der für rund 5 Mio. Euro installierte Vibrations-Prüfstand in Betrieb genommen, mit dem Rahmenstrukturen, Aufbauten oder Achsen quasi im Zeitraffer getestet und beispielsweise Laufleistungen von 100 000 km simuliert werden können. »Es gibt nur einen Wettbewerber, der ebenfalls solch einen Prüfstand hat«, so Tomasz Balcerzak. Das unterstreiche – wie auch die rund 200 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung – die hohe technische Kompetenz in der Wielton-Gruppe.

»Langendorf ist eine sehr starke Marke«

Davon soll in Zukunft auch Langendorf und der Standort Waltrop profitieren. »Langendorf ist eine sehr starke Marke, zu deren Klientel hauptsächlich kleine und mittelständische Unternehmen gehören und die mit Spezialfahrzeugen, Kippern, Tiefladern und Innenladern einen ausgezeichneten Ruf in der Branche hat«, betonte Tomasz Balcerzak. Daran wolle man auch in Zukunft nichts ändern. Allerdings könne Langendorf jetzt auch in Fahrzeug-Segmenten Marktanteile gewinnen und ausbauen, in denen man bislang gar nicht oder nur partiell präsent gewesen sei. Anderseits profitiere Wielton vom technischen Know-how bei Langendorf. »Beispielsweise kann die mit dem Trailer-Innovationspreis 2015 ausgezeichnete Thermo-Mulde Isoxx als ein Wielton-Produkt in den Märkten vermarktet werden, in denen Langendorf nicht vertreten ist.«

Ziel sei es jedenfalls, dass beide Unternehmen von der Übernahme profitieren, sagte Tomasz Balcerzak. So habe man auch ziemlich schnell Befürchtungen der Langendorf-Mitarbeiter zerstreut, Wielton könne die Produktion in Waltrop reduzieren. »Langendorf ist nicht unsere erste Übernahme«, so Balcerzak, wie die Beispiele Fruehauf (Frankreich) und Rimorchi (Italien) zeigten. »Die Unternehmen und Marken, die wir in den vergangenen Jahren übernommen haben, wachsen alle schneller als der Markt. Wie bieten diesen starken lokalen Marken neue Entwicklungsmöglichkeiten, indem wir ihnen Zugang in andere Märkte verschaffen. Darüber hinaus modernisieren wir die Produktionsanlagen, und es gibt natürlich Synergien im Einkauf und im Bereich von Forschung und Entwicklung.« Dieser Expansionskurs hat die an der Warschauer Börse notierte Wielton-Gruppe – die inzwischen 2 250 Mitarbeitern beschäftigt, zu der sechs Marken und fünf Werke gehören und die in der Elfenbeinküste (Westafrika) ein weiteres Montagewerk baut – zu den weltweit zehn größten Nutzfahrzeugherstellern aufsteigen lassen.

Aufgrund der starken Präsenz in unterschiedlichen Regionen und mit den verschiedenen Marken sieht sich die Wielton-Gruppe, so Tomasz Balcerzak, auch »für stürmische Zeiten gewappnet« – zumal der Konsolidierungsprozess in der Branche noch nicht beendet sei: »Unsere Strategie hilft uns auch, wenn es eine Rezession gibt und die Geschäfte wieder schlechter laufen. Denn wir sind nicht mehr nur von einem Markt abhängig.«    ß

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