Komatsu: Das »HITeC« soll die Präsenz in Europa und Deutschland weiter stärken

Vor zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft hat Komatsu Germany sein neues »Hannover Innovation & Technical Center« (HITeC) Anfang Oktober eröffnet. Mit dieser Investition in Höhe von rund 15 Mio. Euro will Komatsu als zweitgrößter Baumaschinenhersteller der Welt seinen Standort in Hannover-Linden ebenso stärken wie die Präsenz der Marke Komatsu in Deutschland und in Europa, wie Hiroyuki Ogawa als Präsident und CEO von Komatsu Ltd. bei den Eröffnungsfeierlichkeiten betonte. »Deutschland ist der größte Baumaschinenmarkt in Europa und für uns der wichtigste«, sagte er. Deshalb werde Komatsu seine deutsche Tochtergesellschaft auch in Zukunft »voll unterstützen«, so Hiroyuki Ogawa. Er erinnerte zudem daran, dass der japanische Konzern in diesem Jahr sein »30-jähriges Jubiläum« in Hannover feiere, wo Komatsu seit der Übernahme des Hanomag-Werks im Jahr 1989 Radlader, Muldenkipper und Mobilbagger produziert.

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Von: Michael Wulf

Für Hiroyuki Ogawa ist es keine Frage, dass in Deutschland mit die »höchsten Ansprüche an Baumaschinen« gestellt werden und Komatsu dank des neuen HITeC die Entwicklung innovativer Maschinen und Produkte für Deutschland und Europa künftig noch besser umsetzen könne. In diesem Zusammenhang verwies auch der japanische Botschafter Takeshi Yagi auf die Vorreiterrolle von Komatsu bei der Digitalisierung in der Baumaschinenbranche und auf die »sehr enge« deutsch-japanische Partnerschaft. »Japan und Deutschland haben die gleichen Werte – Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit«, sagte Takeshi Yagi. »Für die internationale Staatengemeinschaft ist das ebenso von großer Bedeutung wie für einen freien und fairen Welthandel.«

»Ein Glücksfall«

Auch Bernd Althusmann als niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung verwies auf die »sehr verlässliche und freundschaftliche Verbindung« zwischen Japan und Deutschland sowie auf die sehr enge technologische Zusammenarbeit. Es stehe außer Frage, dass die Digitalisierung die Prozesse in der Wirtschaft fundamental verändern werde, in Deutschland und in Japan. Für Hannover und Niedersachsen sei es »ein Glücksfall« gewesen, so Bernd Althusmann weiter, dass Komatsu vor exakt 30 Jahren Hanomag übernommen und seitdem Millionen in den Standort investiert habe. Mit heute rund 750 Mitarbeitern sei Komatsu »ein großer und wichtiger Arbeitgeber« in Hannover.

»Optimale Rahmenbedingungen«

Durch High-Tech-Innovationen, wie dem »Virtual Reality Room« oder »Baumaschinensimulatoren«, sowie die unmittelbare Nähe zum Demo- und Testgelände habe man mit dem neuen HITeC zudem »optimale Rahmenbedingungen« für Support-Aktivitäten in den Bereichen Vertrieb und Kundenservice geschaffen, erläuterte Göksel Güner als einer der Geschäftsführer von Komatsu Germany. Er unterstrich, dass »das Thema Digitalisierung für Komatsu absolute Top-Priorität hat«, würden doch dadurch die gesamten Arbeitsprozesse künftig »sicherer, produktiver, smarter und sauberer«.

»Die Baustellen von morgen revolutionieren«

So habe Komatsu mit »Smart Construction« schon länger damit begonnen, »die Baustellen von morgen zu revolutionieren«. Zudem wolle man mit einer »Driving Academy« den Komatsu-Distributoren und -Kunden einen noch sichereren und effizienteren Einsatz der Baumaschinen ermöglichen, so Göksel Güner.

Das sechsgeschossige HITeC mit einer Grundfläche von 730 m² und einer Bruttogeschossfläche von insgesamt rund 4 350 m² werde laut Komatsu etwa 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dank modernster Arbeitsplätze ein angenehmes und effizientes Arbeitsumfeld bieten und setze zudem im Hinblick auf Umweltfreundlichkeit Maßstäbe. So übertreffe das Niedrigenergiegebäude durch innovative Maßnahmen bei weitem die gesetzlichen Forderungen und spare jährlich gegenüber einem Vergleichsgebäude rund 30 % an CO₂ ein. In dem Gebäude arbeiteten künftig Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebsingenieure unter einem Dach, um Komatsu Germany nachhaltig für zukunftsrelevante Themen – wie Digitalisierung, Vernetzung oder Industrie bzw. Baustelle 4.0 – auszurichten.

Geforderte TCO-Reduzierung umgesetzt

Mit im Mittelpunkt der Eröffnungsfeierlichkeiten stand außerdem eine Maschinenshow, in der erstmals auch der neue Radlader WA 475-10 gezeigt wurde, der auf der Bauma als Prototyp für Aufsehen gesorgt hatte (das bauMAGAZIN berichtete in Heft 5/19, Seite 44). Dank des von Komatsu entwickelten und produzierten leistungsverzweigten Getriebes (HMT) soll die 24-t-Maschine wesentlich leistungsstärker und kraftstoffeffizienter sein als das Vorgängermodell. »Der WA 475-10 ist eine für Komatsu in Europa und in Deutschland elementar wichtige Maschine, die jetzt an erste Kunden ausgeliefert wird«, betonte im Gespräch mit dem bauMAGAZIN Marco Maschke, als Leiter des Deutschlandbüros von Komatsu Europe International für den Vertrieb zuständig.


Im Zentrum dieser Neuentwicklung sei die Reduzierung der Gesamtbetriebskosten (TCO) gestanden, so Marco Maschke weiter. Das hätten vor allem die deutschen Kunden gefordert, und das habe Komatsu mit dem WA 475-10 umgesetzt. Dass Komatsu im Vergleich zu Wettbewerbern »diese Schlüsselmaschine« vergleichsweise spät mit diesem Getriebe bestückt, hat laut Marco Maschke vor allem einen Grund: »Komatsu entwickelt und produziert grundsätzlich alle Kernkomponenten selbst. Und das war auch beim HMT (Hydromechanical Transmission) der Fall.«

Bis zu 30 Prozent höhere Kraftstoffeffizienz

So vereint der WA 475-10 laut Komatsu die Vorteile seines Vorgängers mit einer bis zu 30 % höheren Kraftstoffeffizienz. »Mit seiner hervorragenden Kombination aus Kraftstoffeffizienz, Produktivität und einfacher Bedienung eignet er sich perfekt für jegliche Transport- und Ladeeinsätze«, heißt es. Die Nutzlast beträgt 7,5 t, das Schaufelvolumen (mit USM) liegt im Bereich von 4,2 m³ bis 4,9 m³. »Wir hoffen natürlich, dass wir mit dieser komplett neuen Entwicklung unsere Marktpräsenz in diesem Maschinensegment signifikant erhöhen können«, so Marco Maschke weiter.

Der Motor gemäß Abgasnorm der EU-Stufe V biete eine hohe Leistung sowie ein hohes Drehmoment bei niedrigeren Drehzahlen. Die Abgasnachbehandlung erfolgt über einen Dieselpartikelfilter von Komatsu (KDPF) und ein SCR-Modul zur selektiven katalytischen Reduktion, das die NOx-Emissionen mithilfe von Adblue reduziert.

Stets im hocheffizienten Bereich

Kraftstoffeinspritzung, Luftzufuhr, Verbrennungsparameter und Abgasnachbehandlung erfolgen über die elektronische Motorsteuerung. So würden die Leistung gesteigert, die Emissionen verringert und eine fortschrittliche Diagnosefunktion zur Verfügung gestellt. Durch das variable Übersetzungsverhältnis dank des leistungsverzweigten Getriebes arbeite der Motor stets im hocheffizienten Bereich. Ein Durchdrehen der Räder auf schwierigem Untergrund werde durch das anpassbare und variable Zugkraftkontrollsystem verhindert.

Um bis zu 30 % reduziert werde der Kraftstoffverbrauch durch weitere Funktionen der Standardausrüstung. Bei weniger anspruchsvollen Einsätzen werde das Drehmoment des Motors automatisch begrenzt, was den Kraftstoffverbrauch senke, ohne dadurch die Arbeit bzw. Produktivität der Maschinen zu beeinträchtigen. Zudem verfüge der WA 475-10 über eine automatische Leerlaufabschaltung.

Mehr Hubkraft, höhere Produktionsrate

Zusammen mit der optimierten Z-Kinematik sorgt das überarbeitete Hydrauliksystem laut Komatsu für mehr Hubkraft und eine höhere Produktionsrate (t/h). Erhöht werde die Produktivität durch »die hervorragende Hubgeschwindigkeit und die in dieser Maschinenklasse führende Stabilität«, vor allem beim V-Laden auf kleinem Raum. Des Weiteren können die Ansprechzeiten der Hydraulik sowie die Abkipp- und Hubgeschwindigkeit an die Anforderungen des jeweiligen Einsatzes angepasst werden.

Die neue Fahrerkabine biete einen Innengeräuschpegel von lediglich 70 dB(A). Mit nur vier Säulen in der komplett verglasten Kabine werde perfekte Sicht garantiert. Die Bedienhebelkonsole besitzt einen Schnellwahlschalter und könne für jeden Fahrer perfekt eingestellt werden. Der leicht erhöhte Kabineninnendruck verhindere das Eindringen von Staub und anderen Partikeln. Für einfachen und sicheren Zugang zur Kabine sorgten die nach hinten öffnende Tür, angepasste Trittstufen und große Handläufe.

Einfache Reinigung und Wartung

Das hochauflösende 7"-Farbdisplay des Monitorsystems zeigt dem Fahrer alle wichtigen Daten an, wie KDPF-Zustand, Adblue-Füllstand, Kraftstoffverbrauch und Leistung. Die Eco-Hinweise werden in Echtzeit während des Einsatzes und beim Herunterfahren des Systems nach dem Ausschalten des Motors angezeigt. Über das Eco-Menü kann der Fahrer Informationen zum Einsatz und Kraftstoffverbrauchsdaten einsehen. Anhand dieser Daten lassen sich der Gesamtverbrauch der Maschine und der Verbrauch nach Fahrern auswerten und optimieren. Ein neuer, luftgefederter Fahrersitz mit optimaler Vibrationsdämpfung ist der Mittelpunkt der Fahrerkabine. Die am Sitz angebauten EPC-Bedienhebel (Electronic Pilot Control) und das Kurzhebellenksystem erhöhten den Fahrerkomfort im Einsatz und reduzierten Ermüdungserscheinungen.

Reinigung und Wartung sollen beim neuen WA 475-10 so einfach sein wie nie zuvor. Der Kühler ist mit grobmaschigen Kühlerlamellen ausgestattet, der Kühlerlüfter lässt sich zur Reinigung herausschwenken und ist serienmäßig mit einer automatischen Umkehrfunktion ausgestattet. Die elektrisch aufklappbare Motorhaube ermögliche einen hervorragenden Zugang zum Motorraum. Ebenfalls zur Standardausrüstung gehören durchgehende hintere Reifenabdeckungen.    m

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