Kögel Trailer GmbH Eine Schippe draufgelegt

Lesedauer: min | Bildquelle: Kögel Trailer
Von: Thomas Seibold
Von: Simon Schmalholz

Ride & Drive – Wer am dritten Oktober-Wochenende im P. Mayer Kieswerk in Gersthofen Steine, Erden, Kies oder Verfüllung abholen wollte, stand leider vor verschlossenen Toren. Anlässlich der gemeinsam von Kögel, MAN Truck & Bus und Humbaur organisierten Veranstaltung »Ride & Drive 2025« war das Gelände am Freitag zunächst nur der Fachpresse und am Samstag schließlich auch rund 200 Besuchern von über 60 Unternehmen aus der Bau- und Transportbranche zugänglich. Zwei Tage lang bot sich allen die Gelegenheit, moderne Fahrzeuge mit aktuellen Aufliegern und Aufbauten unter reellen Bedingungen zu fahren und zu testen. Auch das bauMAGAZIN nutzte die Gelegenheit, um sich mit den Experten vor Ort auszutauschen und ein paar Runden zu drehen.

Zur Verfügung standen insgesamt 14 Fahrzeuge von Humbaur, MAN und Kögel in unterschiedlichen Kombinationen sowie acht Fahrstrecken: Drei Rundkurse waren auf das Kieswerk begrenzt und fünf weitere führten darüber hinaus auch auf öffentliche Straßen. Um die Praxistauglichkeit der Fahrzeuge unter Beweis zu stellen, waren diese jeweils nicht leer unterwegs, sondern mit ordentlich Kies beladen. Passend dazu begleiteten Experten der Hersteller die Fahrten, beantworteten Fragen und gaben wichtige Informationen weiter.

Neuer Kögel-Mulden-Kipper

Live zu erleben gab es beispielsweise den neuen Kögel-Mulden-Kipper, der jüngst auf der Bauma seine Premiere feierte. Mit einem Eigengewicht ab ca. 5,2 t in der Basisversion ist er nach Unternehmensangaben rund 600 kg leichter als herkömmliche Fahrzeuge. Ausgestattet mit einer wahlweise 24 m³ oder 27 m³ großen verschleißfesten Mulde aus vergütetem Stahlblech, wurde der Kipper speziell für den Transport abrasiver Materialien wie Schotter, Sand oder Kies konzipiert. Ein serienmäßig integriertes Verdeck verhindert den Verlust von Ladung während der Fahrt und kann entweder manuell oder optional elektronisch bedient werden. Ein praktisches und obendrein wichtiges Sicherheits-Feature stellt die integrierte ausziehbare Leiter dar. Aufgrund der speziellen Neigung steht der Fahrer darauf ohne Überhang und damit kippsicher an der Mulde. Deren Kippwinkel von 49° sorgt für eine schnelle Entladung und der kurze Radstand erleichterte das Rangieren.

Bei den zwei »Ride & Drive«-Test-Fahrzeugen handelte es sich um die dreiachsigen Ausführungen mit der 27-m³-Mulde. Das Eigengewicht des ersten Fahrzeugs lag nach Unternehmensangaben bei ca. 5,9 t und das vom zweiten bei ca. 5,7 t. Die theoretische Nutzlast betrug daher bis zu 30 t. Während das erste Fahrzeug mit einem mechanisch klappbaren Unterfahrschutz aus Stahl mit Zugfederunterstützung ausgestattet war, verfügte das zweite über eine pneumatisch klappbare Version.

Der MAN »HydroDrive« bietet auf Knopfdruck zuschaltbar zusätzliche Traktion und erweitert so das Einsatzspektrum.

Transport von heißem Asphalt

Dass ein elektrisch betriebenes Schiebeverdeck neben dem Schutz vor Materialverlust noch für eine zweite Funktion gut ist, zeigte sich am Dreiachser mit 24-m³-ISO-Mulde zum Transport von heißem ­Asphalt: Damit lässt sich auch der Wärmeverlust verringern. Ergänzend ist die isolierte Mulde mit wasserabweisendem, temperaturbeständigem Hartschaum und Blechverkleidung ausgestattet. Nach Herstellerangaben werden die gesetzlichen Dämmwerte in Summe um mehr als 20 Prozent übertroffen. In Verbindung mit der optimierten Muldenkontur wird dadurch die Verarbeitung im Straßenfertiger erleichtert. Dazu passend sind optional ein Asphaltschieber in der Rückwand zur Abgabe von exakt dosierten Kleinmengen sowie ein Schutzblech zum Schutz des Mischguts vor Spritzwasser erhältlich. Das Eigengewicht lag in der Ausstattung vor Ort bei ca. 5,8 t und die theoretische Nutzlast bei bis zu 30 t.

Variantenreiche Bautransporte

Ein weiteres Testfahrzeug stand in Form eines dreiachsigen Kögel-»Multi« auf Basis des »Cargo P120« zur Verfügung. Mit einem ausstattungsabhängigen Eigengewicht ab ca. 5,5 t lag die Nutzlast bei diesem Modell bei bis zu 30,5 t. Da im Transportbereich jedes Kilo weniger Eigengewicht bares Geld bringt, waren leichtere »Xlite«-Aluminium-Felgen anstelle von Stahlfelgen montiert. Der Kögel-Multi basiert auf Fahrgestellen wie »Cargo«, »Mega«, ­»Coil« oder »Light«. Er eignet sich durch seine flexiblen Aufbauvarianten für den Transport von witterungsresistenten Frachten wie Baustoffen, Stahlmatten und Containern sowie palettierter Ware oder überlangen Gütern.

Zur Verfügung standen  Fahrzeuge mit oder ohne Anhänger.

Nach Angaben von Kögel sind die Vorder- und Seitenwände in verschiedenen Höhen und Materialien verfügbar und lassen sich flexibel an den jeweiligen Einsatz anpassen. Die Vorderwand ist in zwei Ausführungen erhältlich: bis zu einer Höhe von 2 600 mm aus Aluminium und bis zu einer Höhe von 2 000 mm aus Stahl. Seitliche, abklappbare Bordwände sind in Höhen von 600, 800 oder 1 000 mm aus Aluminium verfügbar – wahlweise bestehend aus drei oder vier Paar Bordwänden. Bei vier Paar Bordwänden ist eine Lagerung bei demontierten Bordwänden verfügbar.

Heimvorteil für Humbaur

Den wohl kürzesten Anfahrtsweg für seine Transportlösungen hatte definitiv Humbaur: Das Werk in Gersthofen befindet sich nur einen Steinwurf entfernt in unmittelbarer Nähe zum P.-Mayer -Kieswerk – im Baualltag dürfte diese Idealkombination wohl eher selten vorkommen. Umso wichtiger ist es, dass sich die eingesetzten Lösungen in effizienter und flexibler Weise bewähren. Eines der Highlights in dieser Hinsicht war dann auch der »HTK 19«-Zentralachskippanhänger. Dieser robuste Dreiseitenkipper bringt ein zulässiges Gesamtgewicht von 19 t auf die Waage und ist vielseitig einsetzbar auf Baustellen, im Tief- und Straßenbau sowie beim Transport verschiedener Materialien. Die automatisch mechanisch verriegelnde Rückwand erlaubt ein besonders schnelles Kippen, da der Fahrer seine Kabine nach dem ­Abladen nicht extra verlassen muss. Die Bordwände – links pendel- und abklappbar mit Federentlastung, rechts pendelbar mit Zentralverschluss – und der Boden (4 mm) bestehen aus verschleißarmem »Hardox«-Stahl. Dadurch eignet sich der »HTK 19« neben dem Transport von Schüttgütern wie Kies, Sand oder Erde auch für Heavy-Duty-Einsätze. Das Test-Fahrzeug bot eine Zuladung von bis zu 14,6 t Nutzlast und war mit einer Rollplane mit Spanngurten sowie Bedienpodest an der Stirnwand ausgestattet.

Transport hoher Maschinen

Mit der »HTS 30«-Radmulde hatte Humbaur zudem einen Satteltieflader mit einem Gesamtgewicht von bis zu 48 t und einer Nutzlast von bis zu 35,2 t am Start. Dieser wurde speziell für den Transport hoher, bereifter Baumaschinen konzipiert. Neben einem geschweißten, feuerverzinkten Rahmen erleichtert der nach Herstellerangaben einmalig flache Auffahrwinkel von 10° das Auffahren für Baumaschinen über die 3,15 m lange Rampe. Durch einen umschraubbaren Königszapfen lässt sich der Sattelauflieger außerdem flexibel an Zugmaschinen mit zwei oder drei Achsen anpassen. Die erste Achse des Satteltiefladers ist liftbar, bei der dritten Achse handelt es sich um eine Nachlauflenkachse. Das Fahrzeug war zudem mit einer Baggerstielablagemulde ausgestattet.

Vielfalt war Trumpf beim »Ride & Drive 2025«: Humbaur, MAN und Kögel zeigten eine breite Auswahl an modernen Transportlösungen.

Beim ebenfalls vorgestellten »HBT 10 62 24 BS schräg« mit einem zugelassenen Gesamtgewicht von 11,9 t und einer Nutzlast von ca. 8,93 t handelt es sich laut Humbaur um einen »typischen Baumaschinentransporter, mit dem auch Waren aller Art bewegt werden können«. Konkret lassen sich neben kleineren Baggern über Raupen und Walzen auch Baumaterial und damit eine Vielzahl an Gütern transportieren. Dafür sind eine große Anzahl an Zurrringen vorhanden: sieben Paar Zurrpunkte im Außenrahmen mit je 2 t Zugkraft, zwei Paar Zurrpunkte versenkt im Brückenboden mit je 6 t Zugkraft in den Ecken und ein Paar Zurrpunkte versenkt im Brückenboden mit je 3 t Zugkraft im Brückenboden.

Flexibler Materialtransport

Der zweiachsige »HTK 10« von Humbaur ist für Kieswerke und Baustellen wie gemacht, denn er eignet sich mit seiner Nutzlast von 8,5 bis 8,9 t zum Transport von Bauschutt und -materialien wie Kies, Schotter und Erd­aushub. Mit dem integrierten Rampenschacht und optionalen Auffahrrampen können aber auch kleinere Bagger und andere Baumaschinen transportiert werden. Dabei sorgt die hohe Anzahl der schwenkbaren Zurringe – fünf Paar mit je 4 t Zugkraft – für eine optimale Sicherung der Ladung. Eingesetzt wird das Fahrzeug laut Humbaur vornehmlich von kleinen und mittelgroßen Unternehmen, Gemeinden, Kommunen und Straßenmeistereien.

Mit dem vierachsigen »HTD 40« brachte Humbaur zudem einen Spezialisten für schwere Fälle mit: Das Fahrzeug hat mit Sondergenehmigung ein zulässiges Gesamtgewicht von 40 t und eine Nutzlast von ca. 31,43 t. Um das zu stemmen, verfügt der »HTD 40« über massiv geschweißte, 3,15 m lange Auffahrrampen für das einfache Auffahren von Baggern und Baumaschinen. Das Fahrzeug besitzt zudem zahlreiche Zurrpunkte, und die unbeladen niedrige Ladehöhe von etwa 900 mm soll ein sicheres Fahrverhalten bieten. Aufgrund der vielen Rungentaschen können auch Schalungs- und Baumaterialien transportiert werden.

Moderne Baustellenfahrzeuge

MAN Truck & Bus Deutschland trat mit dem Anspruch an, die ganze Bandbreite moderner Baustellenfahrzeuge zeigen zu wollen – und hat das Versprechen vollumfänglich erfüllt: Die ausgestellten Fahrzeuge reichten vom MAN-­»TGX 26.640«-6x4-BL-Sattelzug über verschiedene »TGX«- und »TGS«-Modelle bis hin zum kompakten »TGE«-/»TGL«-Dreiseitenkipper. Ein weiteres Highlight war der Bereich eMobility. Hier zeigte MAN zwei vollelektrische »eTGS«-4x2-BL-SA mit einer Motorleistung von 544 PS (400 kW), sechs Batterien und einem zulässigen Gesamtgewicht von 19 t. Für eine optimale Wendigkeit beträgt der Radstand 3 750 mm und der Fahrer kann sich darüber hinaus auf eine moderne Kabine mit hohem Komfort freuen. Diese lässt sich mit der »Individual«-­Ausstattung in Form farblich abgesetzter Gurte, Nähte und Carbon-Elemente noch weiter aufwerten.


Aus technischer Sicht beeindruckte vor allem der bei einigen Modellen verbaute hydrostatische Vorderradantrieb »HydroDrive«. Dieser bietet auf Knopfdruck zuschaltbar zusätzliche Traktion und erweitert so das Einsatzspektrum, etwa auf unbefestigten Straßen wie Feldwegen und Baustellen, glattem Untergrund wie Schlamm, Eis und Schnee sowie Streckenprofilen mit bergiger Topografie. Im Kieswerk bewährte sich der Antrieb vor allem im unbefestigten Bereich mit hohem Lehm­anteil – denn die eingangs erwähnte Kiesbeladung der Fahrzeuge forderte nach einigen Fahrten ihren Tribut: Die Spurrillen wurden immer tiefer und die zusätzliche Traktion des »HydroDrive« kam da gerade recht. Interessant ist außerdem, dass der hydrostatische Achsantrieb laut MAN bis zu 750 kg weniger als ein vergleichbares Fahrzeug mit konventionellem Allradantrieb wiegt und das die Nutzlast erhöht. Dazu passend kann über MAN-»Individual« die Hendrickson-»Ultimaax«-Elastomer-Federung verbaut werden. Diese ist nach Herstellerangaben bis zu 250 kg leichter als vergleichbare mechanische Federungen und mit einer Tragfähigkeit von 26 t erhältlich sowie für Bau- und Schwerlastanwendungen zugelassen.

Abschließend lässt sich Folgendes feststellen: Was die Hersteller hier im Rahmen der Veranstaltung »Ride & Drive 2025« gemeinschaftlich auf die Beine gestellt haben, konnte sich wirklich sehen lassen. So komprimiert und gleichzeitig breit auf einmal lassen sich moderne Transportlösungen in der Praxis ansonsten schwerlich vorstellen, von Messen ganz zu schweigen. Die drei Unternehmen haben im wahrsten Sinne des Wortes »eine Schippe mehr« draufgelegt und sich sowie ihre Produkte bestmöglich präsentiert.s

[65]
Socials