Messe Bauma – Messe München GmbH Alles blickt auf München: Der Countdown zur Bauma 2022

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: Messe Bauma
Von: Dan Windhorst

Für die flächenmäßig größte Messe der Welt sollte es eigentlich keine von Superlativen durchtränkte Berichterstattung brauchen – die Bedeutungskraft der Bauma entfesselt sich schließlich alle drei Jahre ganz von selbst. Abseits von tosendem Applaus machen sich aber auch kritische Stimmen breit. Lange Zeit war die Bauma das Maß der Dinge. Dann kamen Covid-19, die Terminverschiebung in den Oktober und die Frage, wie realistisch die Aussichten auf eine normale Bauma tatsächlich sein dürften. Mit mehr als 3 600 Ausstellern auf einer Ausstellungsfläche von 614 000 m2 bei zuletzt 620 000 Besuchern wirkte der Münchener Messeboden gern wie der unweigerliche Mittelpunkt des Branchen-Universums. Allerdings, und auch das gehört zur Wahrheit dazu, sind selbst Universen nicht davor gefeit, eines Tages von schwarzen Löchern verschluckt zu werden. Was die Bauma tatsächlich ist und ob sie es bei lauter werdender Kritik noch immer verdient, bedeutungsschwanger ins Rampenlicht gestellt zu werden, hat bauMAGAZIN-Chefredakteur Dan Windhorst für Bauma-Begeisterte wie Skeptiker gleichermaßen hinterfragt.

Aus der Ferne betrachtet, lässt sich an der Gewichtung der Bauma nicht rütteln: Sie bleibt das bei Weitem wichtigste Event der gesamten Bau- und Baumaschinenbranche. Und nach den Bauma-Rekordjahren von 2016 und 2019 sollte es eigentlich recht schwer fallen, der Messe München Selbstüberschätzung zu unterstellen, wenn sie von einer erfolgreichen Bauma 2022 ausgeht. Getan hat so manche Stimme das aber trotzdem. Gerade die im Vorfeld der Messe anberaumten Pressegespräche im Rahmen des Bauma-Mediendialogs (das bau­MAGAZIN berichtete in Heft 9/22) haben gezeigt, dass zahlreiche Aussteller und damit zahlungskräftige Messekunden wenig Verständnis für eine verteuerte Standpreis- und Nebenkostenpolitik bei erwartbar rückläufigen Besucherzahlen aufbringen. Zumal wir uns, und auch das wurde häufiger kritisiert, inmitten einer krisengeplagten Zeit befinden, wo steigende Kosten bei ohnehin schon saftigen Preisen die Alarmglocke läuten. Oder anders gesagt: Der finanzielle Aufwand, um Teil der Bauma-Welt zu bleiben, ist gigantisch. Vorgeworfen wird der Messe München, mit Blick auf die Preisentwicklung nicht flexibel genug reagiert zu haben und den Ernst der Lage zu verkennen.

Eine Pandemie egalisiert sich nicht

Unweigerlicher Fakt ist, dass Covid-19 ein spürbares Veranstaltungsloch aufgetan hat. Vorzulegende Impfzertifikate, Kontaktbeschränkungen, Abstandsregeln und Maskenpflicht sind mittlerweile zwar harterprobte Mittel – nach zweieinhalb langen Pandemie-Jahren haben wir allerdings gelernt, dass so mancher Besucher auch und gerade deshalb einer Großveranstaltung fern bleibt. Ein Blick auf die dann aktuellen Infektionszahlen könnte die Sorge unterstreichen, mit der Bauma zeitgleich in eine schwere Pandemiewelle zu rauschen. Es muss an dieser Stelle jedoch der Anspruch gelten, gleiches Recht für alle walten zu lassen. Die Messe München hat als Veranstalter der Bauma ein beachtliches Hygienekonzept auf den Weg gebracht, das Corona-konforme Maßnahmen für das gesamte Messegeschehen beinhaltet. Und dieses Konzept ist praxiserprobt: Die Schutz- und Hygienekonzepte haben sich laut Messe München beispielsweise bei der IAA Mobility, der Expo Real oder der TrendSet bewährt. Aus gutem Grund weisen Virologen an dieser Stelle aber darauf hin, dass es dem Sars-CoV-2 herzlich egal ist, wie sehr das Messegelände letztlich mit Papp-Warnschildern und Desinfektionsspendern ge­pflastert ist, wenn Hunderttausende Besucher dicht an dicht gedrängt durch die Korridore schlendern, sich an Messeständen in den Armen liegen und Standpartys genießen, so lange die Infektionszahlen derart hoch sind. Als richtungsweisend hierfür dürfte allerdings auch das anstehende Oktoberfest sein: Wenige Wochen vor Beginn der Bauma dürfte das Volksfest zeitlich passend die richtigen Erfahrungswerte liefern und damit als Gradmesser für die Messe München dienen.

Es bleibt eine Krisenzeit

Die Rückkehr zur Normalität wird es trotz noch so ambitionierter Schutzmaßnahmen trotzdem nicht geben. Zusätzlich befeuert wird dieser Pessimismus durch zwei Dinge: Zum einen dürfte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sowie die damit einhergehenden Sanktionen gegenüber Moskau deutliche Auswirkungen auf zahlreiche internationale Besuchergruppen haben. Zum anderen haben in den vergangenen Monaten die Ein- und Ausreisebeschränkungen sowie Lockdowns innerhalb Chinas immer wieder aufgezeigt, wie schnell eine internationale Beteiligung an Messen und Veranstaltungen dahinschmelzen kann. Fakt ist allerdings auch, dass die Covid-19-Pandemie eine weiterhin extrem dynamische Masse bleibt. Ein Blick in die Glaskugel ist schlichtweg unseriös. Und genau deshalb wird unterm Strich auch nur eine Erkenntnis bleiben: Jeder von uns sollte auf eine erfolgreiche Bauma 2022 hoffen, sie gleichzeitig aber auch als Gradmesser für künftige Messen verstehen – im positiven wie negativen Sinne. Denn abseits von Corona und Ukraine bleibt eine Gewissheit nach wie vor bestehen – nach der Messe ist vor der Messe. Die Bedeutungskraft der Bauma, einhergehend mit den sicherlich neu zu kalkulierenden Teilnehmerkosten, wird erst mit Ertönen des Hupkonzerts am letzten Messetag zum berechenbaren Faktor.

Als Garant für verblüffte Besuchergesichter fährt Liebherr große Geschütze zur Bauma auf: Gern gesehener Gast ist zum Beispiel der Mining-Truck T 236. Bei einem Eigengewicht von 80 t, einer Nutzlast von 100 t sowie einem Muldeninhalt von 62,5 m³ stellte er 2019 eines der Highlights der Messe dar.

Vorfreude bleibt ungebrochen

Abseits spekulativer Diskussionen darüber, wie es um die Erfolgsaussichten für die Bauma bestellt ist, sollte der Blick allerdings auch auf den Inhalt gerichtet werden. Denn ungeachtet dessen, wie die Bauma letztlich verlaufen wird, hat diese Messe einen klaren »Bildungsauftrag«. Die Bauma bleibt Wegweiser für eine ganze Branche und war in der Vergangenheit Ideengeber und Trend-Geburtsstätte. Bereits in den Bauma-Jahren 2016 und 2019 hatte sich deutlich gezeigt, dass die Baumaschinenbranche auf eine hoch technologisierte Zukunft zusteuert. Neben Flotten-Management-Systemen und Telematiklösungen sorgen zahlreiche Software-Anwendungen für eine erhöhte Effizienz, geringere Ausfallzeiten, mehr Baustellenübersicht und erhöhte Arbeitssicherheit. In diesem Jahr, so die Aussage zahlreicher Aussteller, soll die Digitalisierung weiter forciert werden. Neue Apps sowie grundlegende Updates bereits bestehender Lösungen sollen zur Bauma aufzeigen, wie sich die Baustelle 4.0 tatsächlich umsetzen lässt.

Die Leitthemen für München

Für die Bauma 2022 sollen laut der Messe München fünf Themen im Mittelpunkt stehen: Bauweisen sowie -materialien von morgen, der Weg zu autonomen Maschinen, ein effizienterer und nachhaltigerer Bergbau, die digitale Baustelle sowie der Fahrplan zur Null-Emission. Darstellen möchte die Messe, welchen Herausforderungen die Branche begegnet – etwa, wenn es um die Verringerung der Kohlendioxid-Abscheidung bei der Zementherstellung oder die verbesserte Aufbereitung von Ab­bruchmaterialien geht. Zentrale Themen werden hierzu das Material-Recycling, die Modulbauweise, der 3D-Druck sowie die Marktreife neuer Werkstoffe sein. Gleichzeitig nimmt das Themenfeld der autonomen Baumaschinen einen immer größeren Raum ein. Nach Ansicht der Messe München dürfte es »ein noch langer Weg bis zur Vollautomatisierung« sein, die Vorzüge dieses Technologiewandels lägen jedoch auf der Hand. So können automatisierte Bauprozesse und Maschinen Treibhausgas-Emissionen einsparen und die Produktivität in Zeiten des Fachkräftemangels steigern. Human Machine Interfaces (HMI), Assistenz- und Sicherheitssysteme, Baustellen-Roboter und der Downsizing-Trend dürften laut Bauma-Veranstalter zentrale Punkte auf dem Weg zur autonomen Baustelle sein. Was den klassischen Bergbau betrifft, wird laut Messe München kaum an den Themen Nachhaltigkeit bei hoher Effizienz zu kratzen sein. Die Mining-Branche gilt als einer der Vorreiter im Bereich Digitalisierung und Automatisierung. Mit Open Platform Communication – Unified Architecture (OPC UA) wurden in der Vergangenheit bereits wichtige Standards eingeführt. Aktuell muss sich aber auch diese Branche stärker mit Umwelt­themen, insbesondere mit der Rekultivierung von Bergbaubereichen, beschäftigen. Was das Leitthema Digitalisierung betrifft, verspricht die aktuelle Ausgabe der Bauma ebenfalls spannend zu werden.


Gegenüber der bauMAGAZIN-Redaktion stellten diverse Aussteller jedoch klar, dass insbesondere bei digitalen Planungs- und Bauprozessen ein herstellerunabhängiger Kommunikationsstandard für die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M) notwendig sei und die Branche viele Jahre lang verschlafen habe, eine allgemeingültige Lösung zu finden, die allen Herstellern und Anwendern in gleichem Maße dienlich ist. Gleichwohl spiele die Verwendung von Daten-Management, BIM, Virtual- und Augmented Reality (AR) eine wichtige Rolle für das künftige digitale Arbeiten auf Baustellen und im Bergbau. Die Bauma soll laut Veranstalter diesmal eine ganze Fülle an Praxisbeispielen liefern und Denkanstöße geben. So feiert beispielsweise die Arbeitsgemeinschaft Machines in Construction 4.0 in der Innovationshalle LAB0 ihre Bauma-Premiere. Laut Messe München sollen dort elf Mitgliedsunternehmen die Arbeitsergebnisse ihres Projekts »MIC 4.0 BUS« vorstellen – ein »Meilenstein« in Richtung Anbaugerät als IoT-Device. Last but not least wird der »Weg zur Null-Emission« für viel Aufmerksamkeit sorgen. Letztlich dürfte dies ein Ziel für alle sein: Die Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen in der Bau- und Bau­maschinenbranche gilt seit Jahren als zwingend notwendig und alternativlos. Aufzeigen soll die Bauma hier zum Beispiel Lösungen zum Fahren und Arbeiten mit hybriden oder auch komplett elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. Eine starke Gewichtung, so die Messe München weiter, soll allerdings auch die Entwicklung CO₂-reduzierter Bau­materialien erhalten.

Internationaler Innovationspreis

Abseits des typischen Bauma-Aussteller-Tumults hat sich die Verleihung des Internationalen Innovationspreises als wichtiger Teil der Münchener Messe etabliert. Bereits zum 13. Mal wird der Preis durch einen Verbund aus Bauma und Branchenverbänden vergeben. Hierzu zählen neben dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) der Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) sowie der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (BBS). Gewürdigt wird mit diesem Preis die Arbeit von Forschungs- und Entwicklungs-Teams, die innerhalb von Unternehmen und Hochschulen praxistaugliche Technik für die Bau-, Baustoff und Miningindustrie konzipieren. Erklärtes Ziel ist es, diese Lösungen zur Marktreife zu bringen, gleichzeitig aber auch Themen wie Umwelt und Ressourcen im Blick zu behalten. Insgesamt wurden Anfang September 15 Teilnehmer nominiert (siehe Kasten rechts). Aufgeteilt in die fünf Kategorien Klimaschutz, Digitalisierung, Maschinentechnik, Bauen und Forschung findet die Preisverleihung am 23. Oktober und damit am Vorabend der Bauma im Max-Joseph-Saal in der Münchener Residenz statt. Überreicht werden die Preise durch Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister von Bayern.

Warum das »Erleben« der Bauma wichtig bleibt

Eine Bauma zu besuchen ging in der Vergangenheit immer auch mit einem gewaltigen Event-Charakter einher. Die Aussteller haben sich alle drei Jahre stets mit aufwendig gestalteten Präsentationsflächen, grell leuchtender Reklame, eindrucksvollen Baumaschinen und teils gigantischen Standbauten präsentiert. Inmitten von Riesenrad, Licht-Show und Partymusik fand sich jedoch immer auch der eigentliche Grundgedanke der Bauma wieder: Das Erleben von dem, was die Branche derzeit zu bieten hat. Statt in blassen Broschüren zu blättern und zähen Vorträgen zu lauschen, gab es Bagger, Backenbrecher, Tiltrotatoren und Radlader zum Anfassen. Die Besucher konnten sich ein eigenes Bild von innovativen Weiterentwicklungen und Produktneuheiten machen und den direkten Austausch mit erfahrenen Anwendern und Produkt-Managern suchen, die ihre Maschinen, Anbaugeräte, Werkzeuge oder Dienstleistungen praxisnah vorstellten. Und eben diesem Grundgedanken versucht die Bauma laut Messe München auch im Jahr 2022 gerecht zu werden. Wie eingangs erwähnt, bleibt jedoch abzuwarten, in welchem Rahmen das aufgrund von Covid-19 handhabbar ist. Im Vorfeld der Messe wurde schnell deutlich, dass die Aussteller sich auch diesmal nicht lumpen lassen und das Publikum begeistern möchten. Herauszuhören war im Rahmen der Bauma-Mediendialogtage allerdings, dass diese Bauma einen weit geringeren »Jahrmarkt-Charakter« erhalten soll und sich stattdessen gezielter mit der Leistungsschau beschäftigt. Bleibt abzuwarten, ob das auch tatsächlich eintritt, denn wie jeder erfahrene Bauma-Gänger weiß, hat diese am Ende dann immer noch größte Messe der Welt stets fulminante Überraschungen im Gepäck. In dieser Ausgabe berichten wir ab Seite 32 ausführlich über das, was die Aussteller für die Bauma 2022 planen und welche Weltpremieren, Produktvorstellungen sowie Stand-Highlights sie für München andenken. Die bauMAGAZIN-Redaktion wünscht an dieser Stelle den Ausstellern, der Messe München sowie allen Besuchern eine tolle Zeit, gute Gespräche und ein Bauma-typisches Feuerwerk an zukunftsweisenden Ideen, die unsere Branche weiter voran bringen.    d

Da heißt es, Überblick behalten: Bei 3 600 Ausstellern auf einer Ausstellungsfläche von 614 000 m² mit zuletzt 620 000 Besuchern im Jahr 2019 liegt es nahe, sich auch den Geländeplan der Bauma 2022 genau einzuprägen, um unnötige Laufwege zu sparen.

Fakten

Innovationshalle LAB0

In der neuen Innovationshalle LAB0 im Internationalen Congress Center München (ICM) möchte die Bauma einen Treffpunkt etablieren, wo die fünf Leitthemen der Bauma 2022, »Bauweisen und Materialien von morgen«, »Der Weg zu autonomen Maschinen«, »Bergbau – nachhaltig, effizient, zuverlässig« sowie »Digitale Baustelle« und »Der Weg zur Null-Emission« für Besucher erlebbar sind.

Beleuchtet werden die Themen aus unterschiedlichen Perspektiven. So soll die Halle B0 laut Messe München »zum Schmelztiegel aus Industrie, Wissenschaft und Start-up-Szene, Keynotes, Podiumsdiskussionen, Ausstellerbeiträgen und Einzelgesprächen werden«. Die Bauma selbst bezeichnet sich hierbei zweifelsohne zu Recht als zentrale Drehscheibe der Branche, wenn es um den Wissenstransfer, aber auch um die Präsentation neuer Denkanstöße geht.

Integriert in die Innovationshalle LAB0 sind das »Bauma Forum« mit Thementagen und Beiträgen aus verschiedenen Bereichen, das Science Hub mit erlebbar gemachter Forschung, die Start-up-Area für Jungunternehmen und deren Innovationen sowie der Bereich Machines in Construction MiC 4.0: Dort stellt ein Verbund aus elf Mitgliedsunternehmen der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft vor, was in Zusammenarbeit mit Anwendern, Baumaschinen- und Anbaugeräteherstellern unter dem Namen MiC 4.0 BUS erarbeitet wurde.

 

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