Die Bauma 2022: Erwartungen in Krisenzeiten übertroffen

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Von: Dan Windhorst

Zwischen einem gigantischen Hydraulikbagger, der 400 t Gewicht auf die Waage bringt, und einem Raupenkran, der schwindelerregende 116 m weit in den Himmel ragt, wird ziemlich schnell klar: Mehr als das hier geht nun wirklich nicht! Die Rede ist von der Bauma 2022 und davon, dass die flächenmäßig größte Messe der Welt einmal mehr ihre Bedeutungskraft mit voller Wucht in den Münchener Messeboden gerammt hat. Mehr als 3 100 Aussteller aus gut 60 Ländern haben nach Angaben des Veranstalters auf 614 000 m2 Ausstellungsfläche für einen Ansturm von 495 000 Messebesuchern gesorgt. Höchste Zeit also, um nicht nur den sprichwörtlichen Hut, sondern eben auch ein Fazit zu ziehen. Aber abgesehen davon, dass die Bauma mit tollen Eindrücken, aktuellen Trendthemen und wichtigen Impulsen beeindruckt hat, hinterlässt sie auch ein paar kritische Stimmen. Denn abseits erfreulicher Zahlen und zuweilen berechtigter Lobeshymnen gilt es unterm Strich auch zu hinterfragen, ob das Baden im Glanze der Messe München künftig nur noch jenen vorbehalten ist, die sich die deutlich gestiegenen Messekosten aus den ohnehin schon angeschlagenen Rippen schneiden können.

Gäbe es die Bauma nicht, müsste sie dringlichst erfunden werden. Keine andere Messe der Welt hat das geschafft, was der Bauma auch 2022 wieder eindrucksvoll gelungen ist: Sie hat die Baubranche zusammengeführt – und zwar allesamt. Und immer dann, wenn ein Geschäftsführer, Entwickler, Hersteller oder Händler auf jene trifft, die ihre Produkte tagtäglich auf der Baustelle anwenden, passiert etwas Wunderbares. Der Erfindergeist trifft, ebenso wie der knallharte Business-Typ, auf erfahrene Anwender, die manchmal sogar mehr über die ausgestellten Lösungen wissen, als die Produktmanager selbst. Es wird ausgetauscht, diskutiert und gelacht. Und der eine oder andere Messebauer dürfte spätestens bei der Eröffnung am 24. Oktober durch Bundesverkehrsminister Volker Wissing, den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und den Messe-München-Geschäftsführer Stefan Rummel auch eine kleine Träne verdrückt haben: All der Stress der Vor-Bauma-Zeit wurde abgeschüttelt, um endlich wieder Münchener Messeluft und damit aufwirbelnden »Baggerstaub« zu schnuppern, der durch das Freigelände fegt. Kurzum: Als Treffpunkt der Branche hat die Bauma hervorragend funktioniert.

Keine Rekorde – die Erwartungen aber trotzdem übertroffen

Wer in den finalen Gesamt-Besucherzahlen gräbt, weiß, dass die Messe München gegenüber der Bauma 2019 diesmal über 125 000 Besucher weniger zu verzeichnen hatte. Geschuldet ist das allerdings der Tatsache, dass wir uns noch immer inmitten einer weltweit grassierenden Pandemie befinden. Und abseits geltender Einreisebeschränkungen und Lockdowns aufgrund von Covid-19 haben die politischen wie wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ihren Rest getan, um die zu erwartenden Besucherströme weiter zu minimieren. Verzeichnet hatte die Messe München als Veranstalter fast eine halbe Million an Besuchern, die aus mehr als 200 Ländern stammten. Der Anteil der internationalen Besucher, so die Messe weiter, soll bei rund 50 % gelegen haben. Unter den Ausstellern selbst betrug der internationale Anteil hingegen knapp 65 %. Zur Top Ten der Ausstellerländer zählten diesmal Deutschland, Italien, die Türkei, Großbritannien und Nordirland sowie die Niederlande, Frankreich, die USA, Österreich, Spanien und China.

Zur Eröffnung der Bauma 2022 gaben sich (v. li. n. re.) Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel (Geschäftsführer der Messe München) sowie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, Volker Wissing (Bundesminister für Digitales und Verkehr) und Jan Liebherr (Verwaltungsratsmitglied der Liebherr International AG) die Ehre und posierten im Rahmen des Messerundgangs im Freigelände am Stand von Liebherr.

»Bereits der erste Messetag am Montag hat mich Lügen gestraft«

Nach über sieben langen Tagen hat sich eine Meinung unter den Ausstellern jedoch fest eingebrannt: Die Bauma hat die Erwartungen vieler bei Weitem übertroffen. »Sowohl im Vorfeld der Bauma als auch zum Start der Messe hatte ich meine Erwartungshaltung deutlich gedämpft. Ich sprach davon, dass weit weniger Besucher und eine deutlich geringere Intensität zu erwarten sind. Bereits der erste Messetag am Montag hat mich Lügen gestraft«, so Peter Gerstmann, CEO der Zeppelin GmbH gegenüber bauMAGAZIN-Chefredakteur Dan Windhorst im Interview, das beide anlässlich der aktuellen Wirtschaftssituation in Halle 6 am Stand von Zeppelin – Caterpillar geführt hatten. »Sei es in den Hallengängen, in Gesprächen oder im Freigelände: Ich habe zu keinem Zeitpunkt deprimierte Gesichter gesehen – die Menschen waren durchweg positiv gestimmt. Allerdings galt die Bauma in der Vergangenheit immer auch als Verkaufsmesse. Diesmal werden wir definitiv keine Rekorde brechen oder halten können. Abseits dessen haben mich aber die vielen Kundenkontakte und intensiven Gespräche überrascht.« (Lesen Sie das gesamte Interview mit Peter Gerstmann ab Seite 28).

Alles in allem, so Gerstmann weiter, habe die Branche jedoch eine gelungene Bauma erlebt. Und damit unterstrich der erfahrene Branchenkenner das, was auch die Besucher, Aussteller und Pressevertreter im Schnitt wahrgenommen hatten. Auch Stefan Rummel, zuständiger Geschäftsführer der Messe München, freute sich außerordentlich: »Diese Bauma hat wieder begeistert und fasziniert. Nachdem sich die Welt seit der letzten Bauma grundlegend verändert hat, freuen wir uns riesig, dass die Bauma 2022 mit zahlreichen Innovationen unserer Kunden, guten Geschäftsabschlüssen und vielen Besuchern aus aller Welt unverändert ein Kraftzentrum der Baumaschinenbranche ist.«

Domenic Ruccolo, CSO der Wirtgen Group, bestätigte ebenso gegenüber der Messe München: »Der gemeinsame Messeauftritt der Wirtgen Group mit John Deere war ein voller Erfolg. Das Interesse an unserem Unternehmen und unseren nachhaltigen Produktinnovationen war überwältigend.« Für Steffen Günther, Mitglied des Direktoriums bei Liebherr, verlief die Messe ebenfalls erfolgreich: »Wir haben ein großes Publikum begeistert. Die Gespräche waren ausgezeichnet. Wir freuen uns schon heute auf die nächste Ausgabe der Messe.« Alexander Greschner, Vertriebsvorstand bei der Wacker Neuson Group, lobte überdies: »Die Besucher strömten auf unseren Stand, wir hatten viele sehr gute Gespräche«, was Alexander Schwörer, Eigentümer von Peri, letztlich nur bestätigen konnte: »Das ganz Team war sehr gespannt, wie sich die Messe in diesen nicht ganz einfachen Zeiten entwickeln würde. Aber schon nach dem ersten Tag war klar: Diese Bauma wird ein voller Erfolg. Besonders bemerkenswert ist: In allen Bereichen war die Qualität der Gespräche, die wir während der Messewoche geführt haben, herausragend.«

Es gab viele Themen zu besprechen

Zum Erfolg der Messe beigetragen hat allerdings auch die Tatsache, dass die Bau- und insbesondere die Baumaschinenbranche Vieles zu besprechen hatte. Die drastisch gestiegenen Energie- und Logistikpreise, unzuverlässige Lieferketten und ausbleibende Materialien haben nicht nur gesellschaftlich und politisch für viel Wirbel gesorgt. Als Hersteller und Händler machten viele namenhafte Aussteller der Bauma darauf aufmerksam, dass spätestens jetzt ein kontinuierliches Umdenken stattfinden müsse. Insbesondere dann, wenn es um Themen wie Nachhaltigkeit, Null-Emissionen, Digitalisierung oder den Fachkräftemangel gehe.

Die Übergabe der Innovationspreise begleitete Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister von Bayern, der am Vorabend der Bauma die Innovationskraft der Unternehmen im Max-Joseph-Saal inmitten der Münchner Residenz mit deutlichem Lob überschüttete.

Toni Kiesel, Geschäftsführer der Kiesel GmbH, fand dafür gegenüber dem bauMAGAZIN klare Worte: »Wir stehen vor großen Kernproblemen: Während ein Mangel an Arbeitskräften herrscht und wir bereits jetzt über 100 000 fehlende Facharbeiter klagen, müssen generell auch viele Kosten reduziert werden. Und das gelingt der Baubranche nur durch Technologie und Modernisierung, weshalb die Mechanisierung der Baustelle zum zentralen Thema wird. Gleichzeitig müssen wir uns am Schmerzpunkt des Kunden orientieren, ihnen zuhören und gemeinsame Lösungen schaffen.« Ab Seite 42 erfahren Sie, wie sich Kiesel generell auf diese und weitere Themen innerhalb der Branche aufstellen möchte.

Um diesen Wandel zu unterstützen, hat die Bauma, wie in den vorangegangenen Jahren auch, wichtige Nadelstiche gesetzt. Beispielsweise zählten das »Bauwesen und Materialien von morgen«, der »Weg zu autonomen Maschinen«, die »Nachhaltigkeit und Effizienz im Bergbau« sowie die »Digitale Baustelle« und der »Weg zur Null-Emission« zu den Leitthemen der Messe. Franz-Josef Paus, Geschäftsführer der Hermann Paus Maschinenfabrik und Vorsitzender des Fachbeirates der Bauma, hierzu: »Die Messe wurde geprägt durch die Themen Digitalisierung und Automatisierung, und dieser Trend ist unumkehrbar.« Das bestätigt auch Joachim Schmid, Geschäftsführer beim VDMA Baumaschinen und Baustoffanlagen: »Die Aussteller bieten Lösungen für die aktuellen Herausforderungen rund um CO₂-Neutralität, aber auch dem Fachkräftemangel wird die Stirn durch Automatisierung und Digitalisierung geboten. Das ist die Zukunft, das sieht man bei den traditionellen Unternehmen und erstmalig auf der Messe auch bei fast 50 Start-ups.« Andreas Klauser, CEO bei Palfinger, fasst es wie folgt zusammen: »Die Bauma als Weltleitmesse lässt ihre Aussteller und Besucher die Zukunft bereits jetzt erleben.«

Innovative Vordenker mit Preis belohnt

Und gerade weil dieses Umdenken der Bauwirtschaft eine geradezu unabdingbare Notwendigkeit darstellt, verwundert es nicht, dass das auch im Rahmen des verliehenen Innovationspreises der Bauma 2022 über allem schwebte: In Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) sowie dem Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (BBS) hat die Bauma bereits zum 13. Mal herausstechende Innovationen der Branche gewürdigt. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen dabei Forschungs-, und Entwicklungs-Teams von Unternehmen und Hochschulen, die praxistaugliche Technik für die Bau-, Baustoff- und Miningindustrie zur Marktreife bringen und dabei Ressourcen, Umwelt und Menschen im Blick haben.

Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren konnten 2022 fünf Sieger ihren Preis in Empfang nehmen: Im Bereich »Klimaschutz« gewann Liebherr France mit seinem wasserstoffbetriebenen Raupenbagger, während MiC 4.0 Machines in Construction mit einer einheitlichen digitalen Sprache für Baustellen überzeugte (»Digitalisierung«). Im Segment »Maschinentechnik« räumte hingegen Herrenknecht mit ihrem kontinuierlichen Vortrieb einen Preis ab. Belohnt wurde allerdings auch die »Forschung«: Das Institut für Maschinenbau der TU Freiberg gewann mit seinem Deep Sea Sampling. Last but not least konnte sich im Bereich »Bauen« Holcim mit seinen vorgespannten CPC-Betonelementen durchsetzen.

Die feierliche Würdigung aller 15 Nominierten und die Auszeichnung der Gewinner durch Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister von Bayern, fand am Vorabend des ersten Messetages im Max-Joseph-Saal inmitten der Münchner Residenz statt. Insgesamt waren 133 Anträge eingegangen, davon schafften es 41 Finalisten in die nächste Runde (das bau­MAGAZIN berichtete in Heft 9/22, Seite 48). In zwei Wahlgängen stellten eine Fachjury sowie am Bauma Mediendialog teilnehmende Fach-Journalisten dann ihre Favoriten fest.

Alternative Antriebskonzepte im Fokus

Für die Baumaschinenbranche dürfte hier vorrangig die Prämierung des von Liebherr France im Elsass entwickelten Wasserstoffantriebs von Interesse gewesen sein (Seite 36). Um den beiden Motoren-Prototypen H964 sowie H966 die notwendige Aufmerksamkeit zu verleihen, war Letzterer im 50 t schweren Raupenbagger R 9XX H2 zu begutachten. Von dieser Technologie verspricht sich Liebherr viele Vorteile für die Zukunft, wohlwissend, dass dafür jedoch die Leistungsdaten stimmen müssen. Laut Hersteller soll der wasserstoffbetriebene Raupenbagger auf Konstruktionsbasis der 8. Bagger-Generation die gleiche Leistung wie sein Diesel-Pendant erfüllen können.

Innovationspreis

Stolze Gewinner des Bauma-Innovationspreises 2022: In Empfang nehmen durften diesen Liebherr France für ihren wasserstoffbetriebenen Raupenbagger, MiC 4.0 Machines in Construction für die einheitliche digitale Sprache auf Baustellen, Herrenknecht mit einem kontinuierlichen Tunnelvortrieb, das Institut für Maschinenbau der TU Freiberg mit seinem Deep Sea Sampling sowie Holcim mit vorgespannten CPC-Betonelementen.

Der verbaute emissionsfreie 6-Zylinder-Motor H966 soll die dafür benötigte Leistung in einer PFI-Konfiguration erfüllen. Der Motorenbruder H964 wiederum ist mit DI-Technologie ausgestattet. Dabei wird der Wasserstoff laut Liebherr direkt in den Brennraum eingespritzt, während er bei der PFI-Variante in den Ansaugtrakt geblasen wird. Liebherr erhofft sich mit der DI ein höheres Potenzial in Bezug auf Verbrennungseffizienz und Leistungsdichte als bei PFI.

Aber auch andere Hersteller setzen auf wasserstoffbasierte Antriebslösungen. Unter anderem stellte Hyundai Construction Equipment im Rahmen der Bauma seinen neu konzipierten Mobilbagger HW155H als Konzeptmaschine mit verbauter Wasserstoff-Brennstoffzelle vor (Seite 46). Der 14 t schwere Bagger soll bei acht Stunden Einsatzdauer innerhalb von zehn Minuten wieder voll beladen sein.

Denyo wiederum hat mit der Entwicklung eines Generators begonnen, der durch einen von Kubota entwickelten Wasserstoffmotor angetrieben wird. Der 3,8-l-Wasserstoffmotor von Kubota ist für industrielle Off-Highway-Anwendungen gedacht und soll durch die Verwendung von Wasserstoff einen emissionsfreien Betrieb ermöglichen. Mit dem Ziel einer baldigen Markteinführung treibt Denyo im Bereich großvolumiger mobiler Generatoren die Entwicklung klimaneutraler Lösungen voran und nutzt als Basis für seinen Wasserstoffgenerator einen etablierten 45-kVA-Dieselgenerator.

Wasserstoff: Auch abseits der Bauma ein großes Thema

Zu finden gibt es innovative Entwicklungsansätze hinsichtlich der Wasserstoffnutzung allerdings auch fernab des Münchener Messegeländes: Der britische Baumaschinenhersteller JCB, der auch dieser Auflage der Bauma fern blieb, hat die Entwicklung seiner Wasserstofftechnologie in den vergangenen Jahren deutlich voran getrieben. So konnten die Ingenieure von JCB Power Systems aus dem Motorenwerk in Derbyshire den ersten eigenen Wasserstoffmotor konzipieren, der bereits im Prototypen-Baggerlader 542-70 Hydrogen ausgiebig getestet wurde (bauMAGAZIN 2/22, Seite 121).


Wie bei einem Dieselmotor, so der Hersteller, werde dabei der Wasserstoff verbrannt und die so gewonnene Leistung abgegeben. Und der Baggerlader feierte sogar schon königliche Aufmerksamkeit: Anlässlich des Thronjubiläums der britischen Queen im Sommer durfte sich der wasserstoffbetriebene Baggerlader seinen Weg entlang der Mall in London in Richtung Buckingham Palace bahnen, was insbesondere beim JCB-Vorsitzenden Lord Bamford für Begeisterung sorgte: »Ich war sehr stolz darauf, dass das erste wasserstoffbetriebene Produkt von JCB bei der Platin-Jubiläumsfeier Ihrer Majestät der Königin ein Fokuspunkt war. In den letzten sieben Jahrzehnten ist so viel passiert und das Jubiläum hat die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit gelenkt, in Zukunft mehr für den Umweltschutz zu tun. Ich habe mich sehr gefreut, beim Festumzug der ganzen Welt zu zeigen, wie wir mit der Entwicklung von JCB-Maschinen mit Wasserstoffantrieb den Weg in eine kohlenstofffreie Zukunft unterstützen werden.« Aktuell hat JCB zudem eine mobile Wasserstoffbetankungsanlage für die Baustelle vorgestellt (Seite 167).

Die Bauma – ein fast tadelloses Fazit

Als unbestreitbares Mammut-Event der Baubranche überstrahlt die Bauma alles, was die Messelandschaft grundsätzlich aufzubieten hat. Und geachtet der erneut hohen Besucherzahlen, die gerade im Schatten von Corona mehrgleisig zu bewerten sind, hat die Branche eine erneute Erfolgs-Story erlebt. In München war sprichwörtlich die Hölle los und spätestens dann, wenn altgediente Baggerfahrer, junge Auszubildende und Busladungen an Schulkindern dasselbe Bauma-Kribbeln empfinden, weiß man, dass der Event-Charakter dieser Messe ein wahres Geschenk für uns alle ist. Aber wie so oft im Leben hat alles eine Kehrseite.

Die Bauma ist knallhartes Business: Wer nicht zahlt, bleibt draußen. Und wer die schwindelerregend hohen Standpreise sowie zuletzt deutlich gestiegene Nebenkosten nicht auf den Tisch legt, hat Pech gehabt. Nur zum Verständnis: Die Messe München ist offensichtlich kein Wohlfahrtsverein. Als Veranstalter muss die Bauma finanzierbar bleiben und so hat auch die Messe München mit gestiegenen Kosten, einem hohen Mitarbeiterbedarf und äußerst knappen Zeitplänen zu kämpfen. Zum springenden Punkt: Die lauter werdende Kritik aus dem Lager der Aussteller ist nach unseren Informationen gar nicht so sehr die generelle Preissteigerung, sondern vielmehr die mangelnde Diskussionsbereitschaft. Schon vor der Bauma, so der O-Ton großer wie mittelständischer Aussteller, hatte sich abgezeichnet, dass die Besucherzahlen kriegs- und pandemiebedingt schwinden würden. Weniger Besucher bedeuten im Umkehrschluss auch weniger Reichweite – und eben die zählt bei Messeveranstaltungen als gängige Berechnungsgrundlage für die Wertigkeit.

Gleichzeitig müssen Aussteller und Veranstalter die hohen Zusatzkosten berücksichtigen: Das Geld sitzt aufgrund verteuerter Materialien, stockender Lieferketten und herrschender Energiekrise momentan bei niemandem locker. Die Weltwirtschaft ist ob der zahlreichen Krisenherde ins Wanken geraten und steuert sehenden Auges in eine Rezession. Sich im Vorfeld also auf eine für beide Parteien vertretbare Lösung zu einigen, hat laut Ausstellerseite nur bedingt stattgefunden. Hier scheint es also Hausaufgaben zu geben, denen sich beide Seiten spätestens bis April 2025 widmen müssen.    d

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