Wirtgen Group mit erneutem Umsatz-Rekord: »Bleiben bei unserer Wachstumsstrategie«

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Von: Michael Wulf

In den zwei Geschäftsfeldern Road Technologies mit den Marken Wirtgen (Fräsen), Vögele (Fertiger) und Hamm (Verdichtung) sowie Mineral Technologies mit den Marken Kleemann (Brechen und Sieben), Wirtgen (Surface Miner) und Benninghoven (Asphaltmischanlagen) weist die Wirtgen Group mit Hauptsitz im rheinland-pfälzischen Windhagen somit erneut ein zweistelliges Wachstum auf, das wie in den vergangenen Jahren rund 10 % beträgt. »Die Zahlen bestätigen unseren eingeschlagenen Weg«, sagten Jürgen und Stefan Wirtgen.

Exportquote bei 90 Prozent

Dazu gehört unter anderem auch, dass weltweit die Vertriebs- und Serviceorganisation weiter ausgebaut worden ist, werden doch 90 % des Um­satzes im Export erzielt. »Wir sehen uns als globales Unternehmen und fokussieren uns weiter auf die Internationalisierung der Wirtgen Gruppe«, sagte Jürgen Wirtgen. Dabei hätten die fünf Werke in Deutschland weiterhin eine »enorme Bedeutung, werden dort doch 85 % unseres Gesamtvolumens produziert«.

Gleichwohl werden die Auslandswerke immer wichtiger, wie die Investitionen in Langfang (China), Pune (Indien) und Porto Alegre (Brasilien) zeigen. So wird in China für 45 Mio. Euro ein ­komplettes Werk mit einer überdachten Fläche von 32 000 m² neu gebaut. »Das ist die größte Investition in ein Werk, die wir im Ausland jemals getätigt haben«, sagte Jürgen Wirtgen, der darauf hinwies, dass 2015 »das bislang erfolgreichste Jahr« der Wirtgen Group in China sein werde. »Wir haben ein Wachstum von ungefähr 10 % und gewinnen Marktanteile in allen Produktbereichen hinzu.«

Kleemann jetzt auch in Indien

Auch in Indien läuft es bestens. Rund 11 Mio. Euro investiert die Wirtgen Group in Puna, wo sehr erfolgreich Walzenzüge produziert werden – und nach der Erweiterung um 8 000 m² künftig auch Siebanlagen von Kleemann. »Wir haben vor drei Jahren in Indien bei Null angefangen«, sagte Jürgen Wirtgen, »und haben heute dort bei den Walzenzügen einen Marktanteil von 25 % bis 30 %.«

»Unser Konzept der lokalen Produktion von Maschinen, die zugeschnitten sind auf die Bedürfnisse der Emerging Markets, geht auf«, sagt Stefan Wirtgen. Zudem könne man durch die Aufteilung in die zwei Geschäftsfelder Road und Mineral Technologies auf die individuellen Anforderungen der Märkte besser und schneller reagieren. In diesen Schwellenländern sei es außerdem extrem wichtig, einen flächendeckenden Vertrieb und Service aufzubauen. Denn in diesen Ländern gebe es immer noch »gewaltige Wachstumsprozesse«.

Dass diese Strategie erfolgreich ist, zeigt auch ein Blick auf die voraussichtlichen Umsatzerlöse in den vier wichtigsten Märkten. So rechnet man in diesem Jahr in Nordamerika mit einem Umsatz von 439 Mio. Euro, in Westeuropa soll der Umsatz 657 Mio. Euro betragen, in Osteuropa 249 Mio. Euro und in Asien 433 Mio. Euro.


»Absoluter Marktführer«

Im Bereich Road Technologies mit den Marken Wirtgen, Vögele und Hamm ist die Wirtgen Group mit einem Umsatzanteil von 37 % »der absolute Marktführer«, so Stefan Wirtgen, biete man doch etwa 200 verschiedene Baureihen mit mehr als 10 000 Optionen an. Betrachtet man in den einzelnen Maschinensegmenten den Weltmarktanteil nach Stückzahlen, dann sind die prozentualen Anteile noch eindrucksvoller.

So waren es 2014 bei Straßenfräsen 72 %, bei Recyclern und Stabilisierern 60 %, bei Gleitschalungsfertigern 43 %, bei Fertigern 35 % (in Europa 70 %) und bei Walzenzügen 16 %. »Mit diesen Anteilen sind wir sehr zufrieden«, betonte Stefan Wirtgen, »aber sie sind auch gleichzeitig Ansporn für uns.«

Im Bereich Mineral Technologies mit den Marken Wirtgen, Kleemann und Benninghoven hingegen rechne man im Segment Surface Mining aufgrund der weltweiten Krise mit einen Umsatzrückgang von rund 25 % auf etwa 52 Mio. Euro, so Jürgen Wirtgen. Allerdings sei man mit einem Marktanteil von 74 % (2014) weltweit immer noch der unangefochtene Marktführer. An Neuheiten kündigte Jürgen Wirtgen ein Kamerasystem zur Schichtgrenzen-Erkennung an sowie den Surface Miner 2200 SM 3.8, dessen Herzstück ein 3,8-m-Schneidaggregat für Windrow-Verfahren im Weichgestein ist, mit dem sich die Produktionskapazität um etwa 25 % steigern lasse bei gleichzeitiger Verringerung des Kraftstoffverbrauchs um rund 15 %.

Werkserweiterung in Göppingen

Als einen der »Erfolgsfaktoren in der Gruppe« bezeichnete Stefan Wirtgen den Brecher- und Siebanlagenhersteller Kleemann mit Stammwerk in Göppingen. Seit der Integration des Unternehmens (2006) in die Wirtgen Group und dem damit verbundenen Werksneubau habe Kleemann den Umsatz von 37 Mio. Euro auf 180 Mio. Euro (2014) gesteigert und werde in diesem Jahr voraussichtlich 221 Mio. Euro erwirtschaften (+ 22 %).

Auch der weltweite Marktanteil von 7 % (2014) werde sich »sicherlich erhöhen«, so Stefan Wirtgen. »Kleemann gehört zu den wenigen Herstellern, die 2015 im Bereich Brechen und Sieben ein Wachstum verzeichnen.« Der Grund dafür sei vor allem die EVO-Generation, die bei Kleemann »für einen riesigen Schub bei Stückzahlen und Umsatz« gesorgt habe. Das gelte auch für die jüngste Innovation, den Kegelbrecher MCO 9 EVO, »der uns noch viel Freude bereiten wird«.

Kleemann spielt auch eine entscheidende Rolle in der Wachstumsstrategie im Bereich Mineral Technology, in dem der Umsatz von heute rund 400 Mio. Euro »in den kommenden fünf Jahren um mindestens 50 % gesteigert werden soll«, wie Jürgen Wirtgen ankündigte. Deshalb investiert die Wirtgen Group in den kommenden beiden Jahren insgesamt rund 150 Mio. Euro in dieses Geschäftsfeld. Dabei sollen rund 40 Mio. Euro in den Ausbau des Kleemann-Werkes in Göppingen fließen. Mit der Werkserweiterung werden eine Verdoppelung der Brecher-Produktion angestrebt, sei der Standort Göppingen auf einen Umsatz von etwa 400 Mio. Euro ausgelegt.

Neues Werk für Benninghoven

Noch höher werden die Investitionen beim Asphaltmischanlagen-Hersteller Benninghoven sein, den die Wirtgen Group im August vergangenen Jahres übernommen hat. »Wir werden ein komplett neues Werk bauen«, kündigten Jürgen und Stefan Wirtgen an, da eine notwendige Erweiterung an keinem der beiden bisherigen Standorte in Mülheim und Wittlich möglich sei. Für das neue Werk, das in den kommenden zwei Jahren in der Region Wittlich gebaut werden soll, sei »in der ersten Stufe eine Kapazitätserhöhung von 100 % geplant«.

Statt heute in Hallen an zwei Standorten mit einer Gesamtfläche von 28 000 m², soll das neue Werk eine überdachte Produktionsfläche von knapp 60 000 m² haben, eine Pulverbeschichtungsanlage erhalten sowie ein Trainingscenter (TCC) und ein modernes Verwaltungsgebäude. »Das ist eine riesige Chance für Benninghoven«, so Jürgen Wirtgen.
»Weiter internationalisieren«

Das bereits 1909 gegründete Unternehmen erwirtschaftete im vergangen Jahr mit insgesamt 600 Mitarbeitern einen Umsatz von 107 Mio. Euro und wird diesen in diesem Jahr voraussichtlich um 17 % auf 120 Mio. Euro steigern können. Damit erzielt Benninghoven in Europa einen Marktanteil von rund 36 %. »Als Marktführer in Europa ist Benninghoven in einer starken Position«, sagte Jürgen Wirtgen. »Das wollen wir nutzen und in andere Regionen der Welt übertragen. Unsere Strategie ist es also, die Marke Benninghoven weiter zu internationalisieren.«

Dabei setze man zum einen auf das große Know-how im stationären Anlagenbau, das perfekt die in Europa gestellten Anforderungen erfülle, so Jürgen Wirtgen. Als ein Beispiel dafür nannte er die Entwicklung eines neuen Heißgaserzeugers, der umweltschonend arbeite und trotzdem hoch effizient und wirtschaftlich sei. Da Benninghoven derzeit die Märkte in Nordamerika und Asien nicht bediene, werde man dafür entsprechende Konzepte und Produkte entwickeln.

Mit der Integration von Benninghoven sei nun der Kreislauf von Road zu Mineral Technologies geschlossen, betonte Stefan Wirtgen. »Wir freuen uns wirklich sehr, Benninghoven an Bord zu haben.« Denn jetzt bilde die Wirtgen Group mit eigenen Technologien die gesamte Prozesskette – aufbereiten, mischen, einbauen, verdichten und wieder sanieren – im Straßenbau ab. »Mit unserem einmaligen Leistungsspektrum an Premium-Produkten können wir komplette Lösungen anbieten.«

Besucher aus mehr als 100 Ländern

Wie diese im Geschäftsfeld Mineral Technologies aussehen, davon bekamen die rund 2 500 Besucher aus mehr als 100 Ländern einen Einblick während der Mineral Technology Days beim Asphaltmischanlagen-Spezialisten Benninghoven in dessen Werken in Mülheim und Wittlich. Dabei beeindruckten die hohe Fertigungstiefe und das Handling der riesigen Werkstücke bei der Produktion ebenso wie die Ausstellung mit 19 Maschinen, die einen Überblick über das Produktprogramm in der Sparte Mineral Technologies gab.

Dreistufige Prozesskette

So repräsentierten die Surface Miner 2200 SM 3.8 und 2500 SM die breite Anwendungsvielfalt der Wirtgen-Maschinen bei der produktiven Gewinnung von Weich- bis Hartgestein. Kleemann zeigte mit einer verketteten Anlagenkombination – bestehend aus dem Backenbrecher MC 110 Z EVO, dem Kegelbrecher MCO 9 EVO und der Siebanlage MS 16 D – das Zerkleinern von Naturstein in verschiedene, qualitativ hochwertige Endkörnungen innerhalb einer dreistufigen Prozesskette. Der mobile Prallbrecher MR 130 ZS EVO 2 machte außerdem anschaulich, wie selbst große Leistungsmengen im Naturstein verarbeitet werden können.

Gastgeber Benninghoven demonstrierte unter anderem mit dem Granulator MBRG 2000-2 das schonende Granulieren von Ausbauasphalt mit anschließender Separierung in zwei Fraktionen. Auch die Funktionsweise und Steuerung der Asphaltmischanlage TBA 3000 wurden vor Ort gezeigt – im Materialfluss von der Vordosierung über den Trocknungs- und Erhitzungsprozess bis hin zum eigentlichen Mischprozess mit anschließender Verladung des fertigen Mischgutes. Im ­Mittelpunkt des Interesses stand auch der neue Heißgaserzeuger. Die indirekte Erhitzung von Ausbauasphalt im Gegenstrom mittels Heißgaserzeuger ist eine besonders umweltschonende und sehr wirtschaftliche Technik, die Benninghoven stetig weiterentwickelt hat. Mit dem neuen Heißgaserzeuger wurde die Möglichkeit geschaffen, höhere Mengen an Recycling-Material hinzu­zufügen und gleichzeitig die Emissionswerte weiter zu reduzieren.

Internationale Spezialisten informieren

Mit Fachvorträgen zu Themen wie Polymerbitumen und Recyclingtechnologien informierten zudem internationale Spezialisten über ihre Erfahrungen aus der Praxis. Nicht fehlen durften bei dem Branchentreff die Themenausstellungen zu den technologischen Kernkompetenzen der Wirtgen Group. So konnten sich die Fachbesucher während den Mineral Technology Days über die Wirtgen-Schneidtechnologie, die EVO-Serien von Kleemann oder über das moderne Benninghoven-Recycling-Management von der Ausbauasphalt-Aufbereitung bis hin zu den Zugabesystemen in die Asphaltmischanlage informieren.

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