Rekordbreite mit Hochverdichtung

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Die Ausschreibung erfolgte durch das Bundesverkehrsministerium, dessen Anforderung war klar formuliert: der nahtlose Einbau über die komplette Breite von 15,5 m. Es sollte bewiesen werden, dass auch bei außergewöhnlichen Breiten höchste Einbauqualität realisierbar ist. Denn im Grunde gilt: Keine Naht ist besser als eine Naht, auch wenn diese noch so perfekt und unsichtbar ist wie zum Beispiel beim »Heiß an Heiß«-Verfahren. Zudem war der Nachweis zu erbringen, dass unter Einsatz einer modernen Prozesskette eine nahezu konstante Asphaltmischguttemperatur vom Mischwerk bis zur Bohle sichergestellt werden kann.

Anforderungen wie sie für die Erhaltungsmaßnahme auf der A 10 formuliert waren, sind künftig an der Tagesordnung. Gelten doch seit diesem Jahr neue Asphalt-Einbaurichtlinien: konstante Asphaltmischguttemperatur und unterbrechungsfreier Einbau.

Insofern kann die Sanierung des 4,2 km langen Teilstücks der A 10 als Pilotprojekt bezeichnet werden. Aber auch als Musterbeispiel für die effektive Zusammenarbeit von vier Unternehmen – von der Projektplanung bis zur Übergabe: Oevermann, Faber, Werwie und Vögele.

Einbaugespann der Superlative

15,5 m Einbaubreite in einer nahtlosen Bahn erforderte ­großes Gerät. WMH Werwie Maschinen-Handel stellte den Vögele Super 3000-2 zur Verfügung, den größten Straßenfertiger der Welt mit einer Einbauleistung von 1 600 t/h. Zudem eine Hochverdichtungsbohle SB 300 TP1 mit Tamper und Pressleiste als Hochverdichtungsaggregat. Und einen 24-t-Materialkübel für den Fertiger. Für die kontinuierliche Versorgung des Fertigers mit Mischgut brachte Oevermann einen Vögele-Beschicker des Typs PowerFeeder MT 3000-2i Offset mit auf die Baustelle.

Unterbrechungsfreier Einbau


Der PowerFeeder MT 3000-2i Offset von Vögele kann im Gesamtsystem des Gespanns bis zu 45 t Mischgut vorrätig halten und bis zu 1 200 t/h Mischgut transportieren. In Verbindung mit dem extragroßen Materialbehälter lässt sich ein 25 t fassender Mischgut-Lkw in nur 60 Sekunden komplett entleeren. Dadurch verfügte der Fertiger Super 3000-2 jederzeit über ausreichend Mischgut. Ein stoppfreier Einbauprozess war gewährleistet.

Die wichtigste technische Voraussetzung für die berührungsfreie Übergabe des Mischguts ist eine robuste, sensorgesteuerte Abstandsregelung: Der PowerFeeder ist dafür mit einem System aus drei Einzellasern ausgestattet. Diese sind an der Unterseite des Schwenkbandes platziert. So bleibt der Abstand zwischen Beschicker und Fertiger konstant, selbst wenn ein oder mehrere Sensoren, zum Beispiel von durchlaufenden Arbeitern, verdeckt werden. Die Sensoren verhindern nicht nur Kollisionen des Beschickers mit dem Fertiger, sie machen dem Fahrer die Arbeit insgesamt leichter, sodass dieser sich voll auf das Beschicken konzentrieren kann.

Bei Beschickern kommt es auch auf die Zusammenarbeit von Mann und Maschine an. Beim Vögele PowerFeeder gibt es statt vieler unterschiedlicher Bedienpulte nur ein zentrales und intuitiv bedienbares Element. Mittels Joystick kann das Schwenkband des PowerFeeders MT 3000-2i Offset feinfühlig und punktgenau um bis zu 55° in beide Richtungen bewegt sowie um bis zu 23° geneigt werden. Ein derart hohes Maß an exakter Manövrierbarkeit bringt bei Bedarf Vorteile mit sich. Dazu zählen beispielsweise das seitliche Beschicken von Fertigern, das Verfüllen von Gräben oder von Leitwand-Zwischenräumen beim Fernstraßenbau sowie Umbaumaßnahmen auf Standstreifen.

Höchste Einbauqualität über die komplette Breite


Nahtlose Einbaubreiten von 15,5 m schafft man derzeit nur mit dem Vögele Super 3000-2. »Der Super 3000-2 kann Autobahnen oder große Areale in Einbaubreiten bis sogar 16 m nahtlos fertigen. Aber auch für Tragschichten ist er aufgrund seiner extremen Leistungsstärke perfekt geeignet.

Er schafft Einbaudicken bis zu 50 cm zuverlässig in einem Durchgang«, sagt Matthias Beckmann vom Vermieter Werwie. Wenn überwiegend mit nicht bituminösen, stark abrasiven Materialien gearbeitet wird, kann der Super 3000-2 mit einem optionalen Heavy-Duty-Kit verstärkt werden. Am Berliner Ring wurde der Fertiger – wie bei großen Arbeitsbreiten üblich – per Lenkautomat mit Ultraschallsensor sicher in der Spur gehalten. Dabei tastete die Vögele-Lenkautomatik einen für die Höhenabtastung gespannten Nivellierdraht entlang der Leitplanke als Referenz ab und steuerte den Fertiger auf Basis der gemessenen Daten.Teampartner des Super 3000-2 war die starre Vögele-Bohle SB 300 TP1, die ein breites Einbaubreitenspektrum abdeckt, das von 3 m in der Grundbreite bis 16 m erweiterbar reicht. Dafür stehen sowohl Verbreiterungen in unterschiedlichen Längen als auch hydraulische Ausziehanbauteile zur Verfügung. Für den Einsatz am Berliner Ring war die SB 300 TP1 mit Anbauteilen auf ihr Maximum verbreitert worden. Rechts und links außen gewährleisteten die um je 75 cm variierbaren hydraulischen Ausziehteile Flexibilität.

Die Bohle war mit einem Hochverdichtungsaggregat TP1 – Tamper und Pressleiste – ausgestattet. Um die Verdichtungsleistung optimal zu unterstützen und eine saubere Oberflächenstruktur herzustellen, werden bei Vögele-Bohlen alle Verdichtungsaggregate über die gesamte Bohlenbreite hinweg beheizt.

Erfolgreiche Premiere


»Die Frage, die das Einbauteam von Anfang an beschäftigt hat, war: Schaffen wir über die komplette Breite von 15,5 m eine homogene Einbauqualität?«, erinnert sich Oberbauleiter Dirk Lohne von Heijmans Oevermann. Der Nachweis für das perfekte Gelingen wurde schon während des Einbauprozesses mittels Thermokamera dokumentiert. Die verschiedenen Wärmebildaufnahmen vom Binderschichteinbau sprechen für sich. Sie ­machen deutlich, dass das Asphaltmischgut über die komplette Bahnbreite von 15,5 m thermisch absolut homogen ist und keine Entmischungstendenzen aufweist.

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