VDMA: Ein »sensationelles« Jahr, aber bei der Digitalisierung ist »Überzeugungsarbeit gefragt«

Die deutsche Baumaschinenindustrie kann mit einem Umsatzplus von 12 % sowie rund 36 000 verkauften Maschinen in Deutschland auf ein »sensationelles Jahr 2018« zurückblicken. Das haben Franz-Josef Paus als Vorsitzender des VDMA-Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen und dessen Geschäftsführer Joachim Schmid im bauMAGAZIN-Interview im Vorfeld der Bauma erklärt. Befürchtungen, dass es – wie nach der Bauma 2007 – in naher Zukunft zu einem Einbruch der Nachfrage kommen könnte, gebe es nicht, betonten beide. »Niemand sieht eine Blasenbildung. 2019 werden wir höchstens einen ganz leichten Rückgang haben.« Nicht ganz so optimistisch sind Paus und Schmid, geht es um das Thema Digitalisierung in der Bau- und Baumaschinenindustrie und damit um die Einführung von Standards und einheitlichen Schnittstellen. »Da müssen erst noch ganz, ganz grundlegende Dinge geklärt werden«, sagen sie. Ein ganz klares Signal setze man hingegen mit Kanada als Partnerland der Bauma: »Der Freihandel ist von essenzieller Bedeutung!«

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Von: Michael Wulf

bauMAGAZIN: Für die Baubranche war 2018 ein wirtschaftlich exzellentes Jahr. Wie viele Flaschen Champagner haben denn die Baumaschinenhersteller Ende 2018 köpfen können? Wie sind die Zahlen hinsichtlich Umsatz und Absatz?
Franz-Josef Paus: Wir trinken eher Bier und keinen Champagner. Grundsätzlich sind wir sehr zufrieden, das ist sicher richtig. Die Lage ist relativ stabil und komfortabel. Wir gehen davon aus, dass es noch eine Zeit lang auskömmlich bleibt.
Joachim Schmid: Wirtschaftlich gesehen befindet sich die Branche insgesamt auf Rekordniveau. Der Branchenumsatz ist 2018 um 12 % gestiegen im Vergleich zu 2017. Für die Hersteller am Produktionsstandort Deutschland liegt der Umsatz insgesamt bei 12,1 Mrd. Euro. Davon wurden 4 Mrd. Euro im Inland erwirtschaftet, 8,1 Mrd. Euro im Ausland. Der Absatz auf dem deutschen Markt ist um 9 % gegenüber dem Vorjahr gewachsen und liegt sogar um 8 % über dem bisherigen Rekordjahr 2007.

bauMAGAZIN: Das heißt, es gab 2018 beim Umsatz nochmal ein zusätzliches Plus von 4 %, waren es doch 2017 schon 8 % Plus…
Schmid: In der Tat, die Umsatzsteigerung ist überraschend hoch. Wir hatten für 2018 eigentlich mit einem Umsatzwachstum von insgesamt rund 5 % gerechnet. Aber die Zahlen toppen wirklich alles…

bauMAGAZIN: Woher kommt’s?
Schmid: Das ist relativ klar zu beziffern. Unsere Heimatmärkte laufen seit geraumer Zeit recht gut und konnten im Jahr 2018 nochmal entsprechend zulegen. Europa ist da an erster Stelle zu nennen, aber auch Nordamerika. Im Prinzip sind es die klassischen Industrieländer, aus denen die Nachfrage kommt.
Paus: Die Umsatzsituation ist sicher positiv. Aber das gilt nicht im gleichen Maße für die Kostensituation. Wir haben und hatten jede Menge technologischer Herausforderungen zu bewältigen. So hat die Einführung der diversen Abgasstufen eine Menge an Kapital gebunden. Es muss eine Vielzahl an Vorschriften eingehalten werden, die zudem im komplexer werden. Denken Sie nur an die Dokumentationspflichten. Da alles fordert »unproduktive Kapazitäten«, wie es mein Vater früher formuliert hätte.

bauMAGAZIN: Was sind Ihrer Ansicht nach die Wachstumstreiber in Deutschland? Ist es der Wohnungsbau, sind es die Investitionen in die Infrastruktur, Stichwort ist hier der Bundesverkehrswegeplan 2030…
Schmid: Alles zusammen. Tatsache ist: Die Bauindustrie vermeldet das höchste Volumen seit der Wiedervereinigung. Das ist schon extrem bemerkenswert. In allen Bereichen ist das Niveau sehr hoch, und das soll auch dieses Jahr weiter der Fall sein.

bauMAGAZIN: Herr Paus, wie sehen Sie die deutschen Hersteller – auch die kleineren mittelständischen Unternehmen – im internationalen Vergleich positioniert. Eines Ihrer beim Amtsantritt Ende 2017 formulierten Anliegen war ja, vor allem auch die Interessen dieser meistens als Familienunternehmen auftretenden Hersteller zu vertreten?
Paus: Das ist nach wie vor mein Anliegen. Die Herausforderungen – egal ob für ein großes oder kleineres Unternehmen – sind die gleichen. Die Antworten aber sind unterschiedlich. Zu den Stärken der kleineren Unternehmen gehört vor allem Flexibilität. Des Weiteren kurze Entscheidungswege, die schnelle Umsetzung von Innovationen oder die Fokussierung auf Nischenprodukte, wie in unserem Unternehmen. Ich sehe es als eine Aufgabe des VDMA-Fachverbandes an, dass alle Stimmen gehört werden. Die der kleinen Unternehmen genauso wie die der großen. Wenn es also beispielsweise Kooperationen zum Thema Digitalisierung gibt, das ja derzeit in aller Munde ist, muss auch ein kleinerer Hersteller die Möglichkeit erhalten, seine Interessen zu formulieren und in irgendeiner Form zu partizipieren.

bauMAGAZIN: Welche Auswirkungen hat nach Ansicht des VDMA-Fachverbandes das Verhalten der Trump-Administration? Stichworte sind der Handelskrieg mit China oder die angedrohten Zölle für deutsche Autohersteller…
Paus: In den USA sind die Auswirkungen positiv. Die Wirtschaft dort boomt, nicht nur wegen Trump, aber auch. Und das wirkt sich eben auf die Absatzzahlen der deutschen Baumaschinenhersteller aus. Negativ zu Buche schlägt die weltweite Unsicherheit, für die Trumps Politik sorgt. Wichtige Exportmärkte für uns, wie China beispielsweise, leiden unter den Handelsrestriktionen. Das muss mit Sorge beobachtet werden. Wenn die Weltwirtschaft insgesamt abgewürgt wird, keiner mehr vertrauensvoll mit irgendwem Handel treibt, dann nutzt das keinem. Klar ist natürlich auch, dass sich die Krisen in anderen Branchen zeitverzögert auf die Bauindustrie auswirken. Und das merken wir als Baumaschinehersteller dann auch.
Schmid: Es ist wohl unstrittig: Wenn der Freihandel ins Wanken gerät, ist das das größte Risiko. Das kann massivste Auswirkungen haben. Natürlich gibt’s noch andere Risiken, wie den Brexit…

bauMAGAZIN: Welche Befürchtungen haben Sie hinsichtlich des Brexit?
Paus: Es wird wohl nicht so dramatisch sein wie im Falle eines Handelskriegs zwischen den USA und China. Aber der Brexit wird sicherlich negative Auswirkungen haben…

bauMAGAZIN: Zu den Szenarien gehört, dass der Brexit vor allem der deutschen Automobilindustrie schadet. Gilt das auch für die deutsche Baumaschinenbranche?
Paus: Direkt sehe ich das eher nicht.
Schmid: Wir haben das mal überprüft. Speziell bei den Baumaschinen haben wir relativ wenige Firmen, die in Großbritannien produzieren. Es ist eher so: Die deutschen Firmen produzieren in Deutschland und liefern nach Großbritannien, die Briten produzieren im UK und liefern nach Europa. Allein daran kann man schon sehen, dass der Brexit den englischen Baumaschinenherstellern mehr weh tun wird als den deutschen.

bauMAGAZIN: Wie sehr beeinträchtigen die Russland-Sanktionen Ihrer Ansicht nach die deutsche Baumaschinenindustrie? Welche Position vertritt der VDMA hinsichtlich der Sanktionen?
Schmid: Grundsätzlich wird das Primat der Politik vom VDMA anerkannt. Wir zeigen aber auch immer klar auf, welche die negativen Folgen die Sanktionen für die Wirtschaft haben.


bauMAGAZIN: Wie sind die Prognosen zur Marktentwicklung in Deutschland bzw. in Europa?
Schmid: Aus heutiger Sicht werden wir in Deutschland 2019 bei den Baumaschinen vielleicht einen ganz leichten Rückgang haben. Aber man darf nicht vergessen: Das Niveau war 2018 sensationell hoch! Da wurden 36 000 Maschinen in Deutschland verkauft. Ab 32 000 Maschinen reden wir schon von einem hervorragenden Niveau. Die Zahlen aus 2018 sind wirklich sehr beachtlich. Es gibt heute keine Anzeichen dafür, dass es zu einem Einbruch kommen könnte. Das liegt natürlich auch daran, dass die deutsche Bauindustrie nach wie vor gut zu tun hat. Uns gegenüber wurde angedeutet, dass die Investitionen in neuen Maschinen vergangenes Jahr sogar noch höher ausgefallen wären, würde es den Arbeitskräftemangel nicht geben. Das wirkt einer Blasenbildung entgegen. Insofern gehen wir davon aus, dass wir noch einmal ein Jahr auf einem annähernd ähnlich hohen Niveau erleben werden. Irgendwann aber, das wissen wir alle, gibt’s nach jedem Aufschwung auch immer einen Abschwung.
 
bauMAGAZIN: Glauben Sie denn, dass es dann zu einem ähnlich heftigen Absturz kommt wie nach der Bauma 2007, als ein Jahr später die Lehman-Pleite die Weltwirtschaftskrise auslöste mit all den bekannten Folgen?
Paus: Ich denke nein. Zum einem ist es derzeit nicht so überhitzt wie 2007. Damals ist der Markt in kürzester Zeit gewachsen. Kein Hersteller wusste so richtig, wie er mit der Situation umgehen soll. Zum anderen sorgt heute der Fachkräftemangel in Deutschland für eine natürliche Grenze beim Wachstum. Das gilt auch für unsere Kunden. Natürlich ist irgendwann mit einem Abflachen zu rechnen, aber damit könnten wir ganz gut leben. Einen Blaseneffekt wie 2007, als aufgrund der großen Nachfrage die Produktionskapazitäten ganz schnell erhöht wurden, sehen wir heute nicht.
Schmid: Wen auch immer wir gefragt haben, »kommen wir wieder in so einen Rausch?«, der hat das verneint. Eine Blasenbildung sieht niemand derzeit.

bauMAGAZIN: Welche Märkte in Europa sind Ihrer Ansicht nach die Wachstumsmärkte in den kommenden Jahren?
Schmid: Die Volumenmärkte in Nord- und Westeuropa sind so gut wie ausgereizt. Da sind wir auf einem Top-Level. In den süd- und osteuropäischen Ländern dagegen gibt es durchaus Luft nach oben.

bauMAGAZIN: Bei den Emissionsnormen gibt es mit der Stufe V für Motoren von 19 kW bis 560 kW seit Januar 2019 eine weitere Verschärfung. Wie ist der Stand der Dinge bei der Nachrüstung von älteren Baumaschinen mit Partikelfiltern? Rechnet man beim VDMA-Fachverband mit einer weiteren Verschärfung der Normen?
Schmid: Beim Thema Partikelfilternachrüstung ist es relativ ruhig geworden. Was auch daran liegt, dass es in den meisten Städten keine Grenzwertüberschreitungen beim Feinstaub mehr gibt. Diese Thematik scheint man in Deutschland im Griff zu haben…
Paus: Die neuen Baumaschinen entsprechen den Anforderungen hinsichtlich der Feinstaubemissionen. Das war in der Übergangszeit anders. Jetzt sind die neuen Maschinen verfügbar. Wir haben heute keinerlei Anfragen dahingehend, dass irgendwas nachgerüstet werden muss. Das Thema ist vom Tisch.
Schmid: Auch beim Thema Stickoxyde ist die Baumaschinenindustrie derzeit außen vor, weil Baumaschinen auf die Stickoxidkonzentration in den Städten keinen Einfluss haben.

bauMAGAZIN: Sind die von den Baumaschinenherstellern kommunizierten Emissionswerte denn die realen Werte?
Paus: Natürlich! Bei uns gibt es keine Abschaltfenster oder ähnliches wie in der Automobilindustrie. Das, was gesagt wird, ist auch das, was hinten rauskommt.

bauMAGAZIN: Befürchten Sie, dass es nach der Stufe V bald eine weitergehende Emissionsnorm geben wird, oder ist in den kommenden Jahren erst einmal nichts mehr zu erwarten?
Schmid: Das wäre schön. Aber realistisch ist damit nicht zu rechnen, dass es bei den Normen ein Ende gibt. Denn CO₂ bleibt weiterhin ein Thema. Und das wird früher oder später auch bei Baumaschinen eine Rolle spielen. Aber man muss auch konstatieren: Die Hersteller sind da maximal sensibilisiert im Vergleich zu früheren Zeiten und agieren rechtzeitig, bevor Gesetze erlassen werden.

bauMAGAZIN: Auch die Emissionswerte für handgeführte ­Baumaschinen haben immer wieder für Diskussionen in der Branche gesorgt. Wie ist bei diesen Geräten der Stand der Dinge? Oder erledigt sich die Thematik von selbst, weil immer mehr ­dieser Geräte elektrifiziert werden?
Schmid: Wir denken, dass wir künftig in diesem Geräte-Segment verstärkt elektrische Antriebe sehen oder auch Gasantriebe. Da geht es in erster Linie nicht um die Umweltbelastung, sondern um den Arbeitsschutz. Auch da gab’s in letzter Zeit keine Krisensitzungen mehr. Hersteller und Berufsgenossenschaft haben gemeinsam Lösungen formuliert. Nach unserer Wahrnehmung hat man da ein vernünftiges Miteinander erreicht.

bauMAGAZIN: Eines der Topthemen dieser Bauma ist die ­Digitalisierung in der Bau- und Baumaschinenindustrie. Wie weit ist man auf dem Weg hin zu neuen Standards, Normen oder einheitlichen Schnittstellen?
Schmid: Mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) haben wir jetzt einen engen Schulterschluss, und der ist absolut nötig an dieser Stelle. Denn letztendlich sind es die Bauunternehmer, die diese standardisierten Lösungen einfordern. Die haben keine Lust, zig unterschiedliche Systeme zu betreiben. Die großen Hersteller haben unglaubliche Summen in die technologische Weiterentwicklung gesteckt. Deren Maschinen fahren ja teilweise schon autonom und »unterhalten« sich. Das ist aber sicher nicht die Lösung. Wir brauchen diese Standardisierung. Technisch wäre das kein Problem. Aber Standardisierung ist ein politisches Thema. Hier ist Überzeugungsarbeit gefragt…

bauMAGAZIN: Muss also die Kommunikation zwischen Hersteller und dem Bauunternehmer als deren Kunde eine andere werden?
Schmid: Erst einmal auch im VDMA-Fachverband. Es ist nämlich schon innerhalb des Verbandes nicht einfach, wenn wir an die großen Hersteller appellieren, sie müssen sich bewegen und öffnen. Und selbst wenn jetzt ein Unternehmen offene Schnittstellen anbietet, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein anderes sich darauf einlässt, seine Daten über die Cloud des Wettbewerbers zur Verfügung zu stellen. Da ist noch ganz viel Diskussionsbedarf. Trotzdem haben wir gesagt, wir müssen jetzt anfangen damit. Dabei orientieren wir uns an der ISO-Norm ISO/TS 15143-3. In der sind rund 20 Maschinendaten definiert, wie Positionsdaten, Zustandsdaten, Laststunden usw. Allerdings ist in der Norm nicht wirklich definiert, wann eine Maschine an ist oder aus. Weil das von den Herstellern vollkommen unterschiedlich gehandhabt wird, sind die Bauunternehmer aufgebracht. Denn für den einen Hersteller ist die Maschine an, wenn der Motor läuft, für den anderen, wenn der Zündschlüssel steckt. Da müssen also noch ganz grundlegende Dinge geklärt werden…

bauMAGAZIN: Da fängt man aber bei Adam und Eva an… Gibt es schon einen Konsens?
Paus: Wir sind dabei. Es gibt seit April vergangenen Jahres diesen Arbeitskreis mit verschiedenen Herstellern und Anwendern, um diesen Konsens herzustellen. Also: Was heißt was. Um daraus dann abzuleiten, an welchen Stellen wir tätig werden müssen. Ein anderes Beispiel ist die Kommunikation zwischen den Maschinen. In der Landtechnik, in der Schlepper, Pflug oder Mähdrescher verschiedener Fabrikate miteinander kommunizieren, machen sie uns das schon seit Jahren vor. Ob das bei den Baumaschinen irgendwann so ähnlich läuft, ist heute noch nicht absehbar. Ich weiß nur, dass auch in einer Branche wie der Landtechnik jahrzehntelang diskutiert wurde, bis man sich geeinigt hat.
Schmid: In den gemeinsamen Arbeitskreisen mit den Vertretern des HDB haben wir jetzt die ganzen Probleme ein Stück weit aufgedeckt. Zunächst machten die Bauunternehmen den Herstellern den Vorwurf: Ihr wollt uns doch gar keine vernünftigen Werte liefern. In den Diskussionen stellte sich dann heraus, dass das nichts mit »nicht wollen« zu tun hat. Sondern damit, dass Hersteller die einzelnen Größen unterschiedlich ausgelegt haben. Und das muss jetzt mühsam zusammengeführt werden.

bauMAGAZIN: Gibt es denn dafür eine Art Roadmap, also wann was erreicht sein soll?
Paus: Ich will es mal so formulieren: Sie wird gerade erarbeitet. Der erste Schritt ist die Feststellung, wo stehen wir überhaupt. Dabei sind wir gerade. Und dann muss man festlegen: Wohin wollen wir, und in welchen Schritten wollen wir das erreichen. Das ist wie immer: Wenn man sich neu zusammenfindet, geht nicht alles in kürzester Zeit. Um die anstehenden Probleme lösen und diesen Prozess gestalten zu können, planen wir auf der Bauma die Gründung der Arbeitsgemeinschaft »Machines in Construction 4.0«.

bauMAGAZIN: Erhält der VDMA-Fachverband dafür politische oder finanzielle Unterstützung?
Schmid: Mit unserer Forschungsvereinigung erhalten wir jetzt aus einem Fördertopf Gelder, um unter Federführung der TU Dresen exemplarisch eine »Baustelle 4.0« aufzubauen. Dort sollen dann die Dinge praktisch erprobt werden. Bis wir aber von der ersten richtig digitalen Baustelle reden können, wird es noch Jahre dauern.
Paus: Dieses Projekt ist erst einmal auf drei Jahre angelegt. Dass eine Baustelle vollkommen digital abgewickelt werden kann, das wird meiner Ansicht nach aber noch ein bisschen länger als zehn Jahre dauern. Aber es muss auch überhaupt nicht so sein, dass alles automatisiert wird. Bauen ist nach wie vor zum großen Teil Handarbeit, und das darf auch gerne so bleiben.

bauMAGAZIN: Zum Schluss die Frage: Wie ist Ihr Ausblick zur Bauma, deren Partnerland in diesem Jahr Kanada ist? Und welche Trends sehen Sie – von der Digitalisierung abgesehen – in der Baumaschinenbranche in den kommenden Jahren?
Schmid: Die Bauma ist für uns alle drei Jahre der Fixpunkt, logisch. Als Verband gestalten wir zusammen mit der Messe München einiges im Rahmenprogramm. Das Partnerland Kanada bietet großes Potenzial in den Bereichen Bauwirtschaft oder Mining. Und Kanada steht für den Freihandel. Wir wollen mit Kanada als Partnerland ein ganz klares Signal geben: Der Freihandel ist von essenzieller Bedeutung! Der VDMA hat die Kampagne »Danke, Freihandel« gestartet, bei der an Beispielen verdeutlicht wird, welche positiven Auswirkungen der Freihandel hat. Denn der hat derzeit in der öffentlichen Wahrnehmung ein ganz katastrophales Image, weil er in Verbindung gebracht wird mit ungehemmtem Wachstum der Konzerne, durch das die Umwelt zerstört werde und das verantwortlich gemacht wird für die Armut auf der Welt. Aber wir sind der Meinung, dass es genau umgekehrt ist!
Paus: Neben der Digitalisierung ist sicherlich das Thema Automatisierung in aller Munde sowie die Elektrifizierung von Maschinen und Geräten. Dabei wird es der Markt regeln, wo und wann die Elektrifizierung künftig Sinn macht. Ich bin nicht der Meinung, dass vorhandene Antriebstechnologien bewusst abgeschafft werden sollten. Zudem glaube ich, dass man künftig auch Arbeitsprozesse neu denken – beispielsweise das Schichtmodell für eine elektrifizierte Maschine ändert – und die Organisation auf den Baustellen entsprechend anzupassen muss.    ß

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