Tracto-Technik: Mischwasserkanalsanierung im Berstlining-Verfahren

Das Kanalnetz in Dresden hat eine Länge von rund 1 800 km. Das älteste noch genutzte kleine Kanalnetz unter dem Theaterplatz stammt aus dem 18. Jahrhundert, der Mischwasserkanal, der im Südosten von Dresden von der Straße Am Knie zur Hepkestraße führt und dort in den Hauptkanal mündet, hat auch schon 100 Jahre auf dem Buckel. Schmutz-, Fremd- und Regenwasser haben über die Jahrzehnte deutliche Schäden hinterlassen. Insbesondere die Riss- und Scherbenbildung trug dazu bei, dass Ende 2016 die Entscheidung für eine Erneuerung des alten Betonkanals getroffen wurde. Hierbei entschied sich die Stadtentwässerung für eine grabenlose Sanierung im Berstlining-Verfahren, bei dem ein altes Rohr durch ein neues mit gleichem oder größerem Durchmesser trassengleich ersetzt wird.

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Mit der Ausführung wurde das Unternehmen Andreas Petzold Rohrleitungsbau beauftragt, das beim Aufbrechen des alten Betoneiprofils und dem Einzug des neuen kreisrunden PP-Rohrs auf die Grundoburst-Anlage von Tracto-Technik setzte. Das alte Eiprofil DN 250/375 wurde dabei für das neue PP-Rohr auf eine Nennweite von DN 450 aufgeweitet.


Erneute Reparatur unmöglich

Immer wieder war das alte Betonrohr DN 250/375, das in 3 m Tiefe in einem Wohngebiet mit großen Mehrfamilienhäusern liegt, repariert und dabei mit Beton-Plomben versehen worden. »Doch aufgrund des fortgeschrittenen Schadensbildes kam eine weitere Reparatur – etwa das Einziehen eines Schlauchliners – nicht mehr in Frage«, so Andreas Petzold, Inhaber des gleichnamigen Rohrleitungsbau-Unternehmens aus Rauschwitz. So entschieden sich die Verantwortlichen für die Rohrerneuerung im statischen Berstlining-Verfahren, das seit mehr als 30 Jahren für die grabenlose Erneuerung von Druck- und Freigefälleleitungen eingesetzt wird.

Zuglafette mit Kraftreserven

Für die Sanierung wurde die Grundoburst-Zuglafette, die schadhafte Rohre mit Kreis- oder Eiprofil bis zu einem Durchmesser von 1 200 mm grabenlos erneuern kann, in eine 9 m x 2,5 m große Maschinengrube eingebracht. Parallel dazu entstand die Einziehgrube. Von der Berstlafette aus wurde dann zunächst das Berstgestänge durch das Altrohr bis zur Einziehgrube geschoben. Nachdem das von Tracto-Technik speziell gefertigte Schneid- und Aufweitwerkzeug sowie das PP-Neurohr angekoppelt waren, konnte der eigentliche Einzug beginnen: Mit einer Zugkraft von rund 60 t bis maximal rund 180 t wurden Schneid- und Aufweitwerkzeug sowie Neurohr durch das Altrohr gezogen und dabei dessen Betonbruchstücke in den umgebenden Baugrund verdrängt. Im Bedarfsfall kann die Lafette eine Zugkraft von bis zu 2 500 kN (Schubkraft 1 055 kN) entwickeln. »Uns war wichtig, dass wir auf deutliche Zugkraftreserven zurückgreifen können«, so Petzold. Mit der Grundoburst 2500G und ihrem Schneidmesser sei das Bersten kein Problem gewesen. Petzold: »Trotz der zahlreichen Beton-Plomben im Inneren des Rohres ging das Schneiden tatsächlich wie durch Butter.«

Gute Argumente

Für eine schnelle Bauausführung sorgte zudem das Quick-Lock-Gestänge, das nicht verschraubt werden muss, sondern einfach schub- und zugfest eingeklinkt wird. Mit dem Gestänge können auch leichte Kurvenradien gefahren werden. So dauerte das reine Bersten nur sechs Stunden. Lediglich für die unumgänglichen Schweiß- und Abkühlzeiten beim Zusammen­fügen der Rohre mussten die Arbeiten ruhen.

Im Zuge des Heizwendelschweißens wurden die PP-Rohre im thermoplastischen Zustand unter Druck verbunden. Die effektive Handhabung des Quick-Lock-Gestänges und die dadurch bedingten kürzeren Bau- und Rüstzeiten sind nicht die einzigen Argumente für den Einsatz des Berstlinings: Es müssen keine Straßen- und Gehwege aufgebrochen werden, wodurch Kosten für die Wiederherstellung der Oberfläche entfallen und zudem der Straßen- und Fußgängerverkehr weniger beeinträchtigt wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass keine neuen Trassen aufgefahren werden müssen und der benötigte Bauraum in Grenzen gehalten werden kann. Und weil keine großen Bodenmassen ausgehoben werden müssen, werden die Baumwurzeln geschont sowie Spätschäden durch Bodensetzungen oder Grundwasserbeeinflussung nahezu ausgeschlossen. »Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass durch das Berstlining-Verfahren im Vergleich zur offenen Bauweise Kosteneinsparungen von 15 % bis 40 % erzielt werden können«, ergänzt Philipp Schumacher, Produktmanager bei Tracto-Technik.
Nach der Einrichtung der Maschinen- und Einziehgrube an zwei aufeinanderfolgenden Tagen konnte das eigentliche Berstlining nach wenigen Stunden erfolgreich abgeschlossen werden.     §

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