Schmidbauer: Geschichtsträchtige »Landshut« entladen

Ende September war das Unternehmen Schmidbauer am Bodensee-Airport Friedrichshafen Teil eines historischen Projekts: Mit zwei Großkranen, einem Liebherr LTM 1070 sowie einem 130-t-Grove-Schwerlastkran, entlud das Schmidbauer-Team im Tandemhub das ehemalige Lufthansa Flugzeug »Landshut« aus den Bäuchen zweier russischer Transportmaschinen der Volga Dnepr Airlines. Zuvor war die Landshut von 15 Mitarbeitern der Lufthansa-Technik im brasilianischen Fortaleza in 4 000 Arbeitsstunden für den Transport demontiert worden.

Lesedauer: min

Die ehemalige Lufthansa-Boeing des Typs 737 ist zum Symbol der jüngeren Deutschen Geschichte geworden. Sie wurde am 13. Oktober 1977 von vier palästinensischen Terroristen auf dem Weg von Mallorca nach Frankfurt entführt, um in Deutschland inhaftierte RAF-Terroristen freizupressen. Fünf Tage später beendete die GSG-9 die Entführung in Mogadischu. Die Entführung der »Landshut« und die Befreiungsaktion waren Teil des »Deutschen Herbstes«, der 1977 geprägt war von Anschlägen der Rote Armee Fraktion (RAF). Die RAF kooperierte auch mit palästinensischen Terrorgruppen.


Als Reaktion auf die Stürmung der »Landshut« ermordete die RAF den von ihr in Köln entführten Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Und die in Stuttgart-Stammheim inhaftierten führenden RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe nahmen sich das Leben.

Das Flugzeug flog danach noch bis 1985 für die Lufthansa und wurde anschließend in die USA verkauft. Nach zahlreichen weiteren Besitzern kam es im Jahr 2008 nach Fortaleza (Brasilien) und verrottete seitdem am Rande des dortigen Flughafens. Im Mai – also 40 Jahre nach der Entführung – erwarb die Bundesregierung die Maschine für den Schrottwert von etwa 20 000 Euro, um sie zurück nach Deutschland zu holen. Hier soll sie künftig im Dornier-Museum in Friedrichshafen am Bodensee ausgestellt werden. Bis dahin wird die »Landshut« von Spezialisten der Lufthansa in einem Hangar neben dem Museum restauriert und weitgehend in den Zustand von 1979 versetzt.Geplant wie ein Uhrwerk

Der Transport von Fortaleza in den Hangar nach Friedrichshafen war detailliert organisiert. Als deutscher Marktführer für Kran- und Spezialtransporte sollte Schmidbauer die Entladung der einzelnen Flugzeugteile am Bodensee-Airport gewährleisten. Die Ankunft der Maschine wurde mit einem Bürgerfest und einem Tag der offenen Tür des Dornier-Museums gewürdigt und gefeiert, auch Entführungsopfer von damals nahmen teil.

Für Schmidbauer war die Verladung eines Flugzeugs keine besonders knifflige Angelegenheit, zumal das Flugzeug nicht als Einheit, sondern in Einzelteilen angeliefert wurde. Die Triebwerke, Höhen- und Seitenleitwerke, das Fahrwerk sowie die Tragflächen waren in Brasilien demontiert worden.

Dementsprechend war der mächtige Rumpf das schwerste Teil, das entladen werden und punktgenau auf den Schwertransporter gehievt werden musste. Rumpf und Flügel wurden in einer Antonov 124 morgens angeliefert, am Mittag brachte eine Iljuschin 76 die Sitze und die anderen restlichen Teile der fluguntauglichen Maschine. Der gesamte Hub verlief ­reibungslos, ebenso wie der Schwertransport in den Hangar des in der Nähe befindlichen Dornier-Museums. Ab hier übernimmt wieder die Lufthansa, die mit einem Team von Spezialisten die komplette Restaurierung des Flugzeugs steuert.    §

Firmeninfo

Schmidbauer GmbH & Co. KG

Seeholzenstr. 1
82166 Gräfelfing

Telefon: +49 89 898676-0

[20]
Socials

AKTUELL & SCHNELL INFORMIERT