Rädlinger Maschinenbau GmbH Hier sind Macher am Werk

In Cham treffen Welten aufeinander. Und das in gleich mehrfacher Hinsicht. Zum einen haben wir es in der Oberpfalz sowohl mit dem Maschinen- als auch dem Stahlbausektor zutun – zwei Rädlinger-Zweige, die sich auf ihrem jeweiligen Gebiet als Koryphäen ihrer Zunft erweisen. Zum anderen ist die Rädlinger Maschinenbau GmbH aktuell damit beschäftigt, traditionelles Handwerk mit hochmoderner Fertigungstechnik zu verschmelzen – eine Mammut-Aufgabe, die im laufenden Prozess vonstatten geht. Im Gespräch mit Geschäftsführer Werner Rädlinger, Geschäftsbereichsleiter Thomas Wittmann sowie Projektleiter Martin Graßl erfuhr das bauMAGAZIN, wie die »Rädlinger« wirklich ticken, welche wichtigen Neuentwicklungen sie in diesem Bauma-Jahr auf den Markt gebracht haben und was es in diesem Zusammenhang mit »Kurs 10« auf sich hat.

Lesedauer: min | Bildquelle: Rädlinger
Von: Benjamin Chucholowski
Von: Dan Windhorst

Eine Erkenntnis sei vorweggenommen: Rädlinger pfeift auf Konventionen. Statt die Dinge so zu machen, wie sie andere schon immer tun, setzt das familiengeführte Unternehmen auf vielschichtigen Tatendrang und hauseigenen Erfindergeist – stets gepaart mit jeder Menge Bauchgefühl. Beim Betreten der Fertigungshallen fällt in erster Linie ein herrliches Chaos auf – und das hat zwei Gründe. Zum einen dreht Rädlinger derzeit alles auf links, um seine Fertigung in Cham komplett zu modernisieren. Zum anderen hat Rädlinger das Werk seit 1988 ständig erweitert, weshalb neue Maschinen genau dort aufgestellt wurden, wo gerade Platz war. Das organische Wachstum zwang Rädlinger in all den Jahren dazu, schnelle Lösungen zu finden, statt in jahrelangen Planungsphasen zu versickern. Man könnte an dieser Stelle also auch sagen: Die Bude wurde von oben bis unten zugestellt – aber mit »Kurs10« soll sich das jetzt ändern.

Modernisierung bis 2033

Mit Martin Graßl wurde ein Projektleiter eingestellt, der die Automatisierung, Digitalisierung und Optimierung der Fertigung auf den Weg bringen soll. Erklärte Zielsetzung ist es, Produktionswege zu verkürzen, Synergien zu nutzen und insbesondere Sorge dafür zu tragen, dass das vielgelobte Handwerks-Know-how von Rädlinger auf »4.0« getrimmt wird. Das heißt, ergänzend zur jahrzehntelangen Erfahrung, setzt der Hersteller nun auf automatisierte Fertigungsprozesse, nutzt hochmoderne Robotertechnik und baut umfassende Lagersysteme auf. Insgesamt sprechen wir von einer gewaltigen Investition – laut Martin Graßl wurden allein 2024 rund 3 Mio. Euro dafür in die Hand genommen. »In Cham wird viel in Handarbeit gefertigt, was uns eine hohe Flexibilität ermöglicht, um individuell auf Kundenwünsche einzugehen. Das setzt allerdings auch eine hohe Zahl an Fachkräften voraus. Weiter zu wachsen ist angesichts des Personalmangels aber schwierig. Das Ziel von ›Kurs10‹ ist es, die Kapazitätsgrenzen und Logistikprozesse zu optimieren, während Fertigungsabläufe modernisiert und automatisiert werden. Hinzu kommt, dass sich das komplette Layout der Fertigung ändert, um Wegstrecken zu verkürzen und die Prozesse der Stahlbauabteilung besser in den Workflow zu integrieren«, wie Martin Graßl erklärte. Fakt ist aber auch, dass sich eine derart komplexe Fertigung wie in Cham nicht einfach herbeihexen lässt: Die Modernisierungsmaßnahmen müssen im laufenden Prozess gelingen und gehen nicht allein mit der Beschaffung neuer Maschinen einher. Geplant ist, die Fertigungsmodernisierung bis 2033 abzuschließen. Gerade im vergangenen Jahr sind bereits erste große Schritte sichtbar geworden: »Zum einen haben wir den Aufbau unseres neuen Brennschneiders und des neuen, vollautomatischen Blechlagers fokussiert. Zum anderen haben wir bereits diverse Veränderungen am Gesamtlayout vorgenommen: Unsere Löffel gehen künftig einen relativ geraden Weg vom Blechlager über die Rohfertigung zum Heften, Schweißen und der Montage bis zur Lackiererei und dann in unser Logistikzentrum. Früher war dieser Weg deutlich länger und der Löffel musste mehrfach seine Richtung wechseln«, wie Martin Graßl vor Ort erklärte. In diesem Jahr folgen zwei neue Schweißroboteranlagen, womit Rädlinger künftig Löffel mit bis zu 3,5 t realisieren kann. Darüber hinaus stehen Investitionen in ein neues Langgutlager sowie in eine neue Abkanttechnik an. Letztlich finden sich im Projektplan zu »Kurs10« sogar noch weitere vorgemerkte Anlagen, Robotereinheiten und Lagerflächen, die laut Martin Graßl bereits im geplanten Layout berücksichtigt sind, jedoch je nach Marktlage angeschafft werden. »›Kurs10‹ war von Anfang an darauf ausgelegt, flexibel auf den Bedarf zu reagieren und sich damit dem Markt sowie der Geschäftsentwicklung permanent anzupassen«, wie der Projektleiter abschließend sagte.


Stahl, so weit das Auge reicht

Eines muss man sich an dieser Stelle vor Augen führen: Rädlinger verarbeitet seinen Stahl seit 1988 in nahezu jeder Dimension, um hochwertige Baumaschinenausrüstung herzustellen – seit 2002 greift Rädlinger in Cham zudem auf seinen hauseigenen Stahlbausektor zurück, der Stahlbauteile mit einem Gewicht von bis zu 70 t für unterschiedlichste Bauprojekte produziert. Profitieren kann von diesem Know-how vor allem der Löffelbau: Aufgrund der direkten räumlichen Nähe treffen Konstrukteure und Entwickler beider Welten zusammen, um sich abzustimmen. Gleichwohl verfügt Rädlinger über ein weiteres Werk in Schwandorf, wo seit 2014 auf eine teilautomatisierte Serienfertigung von Anbaugeräten für Bagger und Radlader zurückgegriffen werden kann. Abhängig von der Auftragslage verarbeitet Rädlinger um die 10 000 t Stahl in seinen beiden Werken. Bei solchen Materialmengen gehört es allerdings, nicht nur die Quantität, sondern eben auch die Qualität zu betrachten.

Qualitätsmanagement

Zur Wahrheit gehört, das Rädlinger zwar als unkonventionell gilt – mit Blick auf den eigenen Qualitätsanspruch aber keine zwei Meinungen kennt. Die Ausrüstung für Bagger und Radlader muss hohen Erwartungen gerecht werden, insbesondere deshalb, weil das Werkzeug unter teils extremen Bedingungen zum Einsatz kommt. In erster Linie setzt Rädlinger hier auf Robustheit und darauf, langlebige Lösungen auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig arbeitet der Hersteller nach den hohen Standards der DIN EN ISO 9001:2015 für Qualitätsmanagement: »Wir verfolgen einen ganzheitlichen Qualitätsansatz, der bereits in der Entwicklungsphase unserer Produkte beginnt und jeden Schritt mit qualitätssichernden Maßnahmen begleitet. Softwaregestützte Simulationen helfen unseren Entwicklern und Konstrukteuren beim Identifizieren von Kräften und Belastungen, die auch unter realen Einsatzbedingungen auf ein Anbaugerät wirken. Für die Praxisanwendung entscheidende Verbesserungen und Optimierungen fließen so bereits in unsere Lösungen ein, noch bevor sie in die tatsächliche Produktion gehen«, wie das Unternehmen klarstellte. Zugute kommt Rädlinger, dass man nicht nur im Maschinen-, sondern auch Stahlbau über langjährige Erfahrungswerte verfügt und gerade deshalb großes Augenmerk auf die Nutzung hochwertiger Rohstoffe und Komponenten legt. Insgesamt lässt sich sagen, dass Rädlinger viel Zeit, aber auch Geld investiert, um seinem ehrgeizigen Qualitätsanspruch gerecht zu werden.

Neue Anbaugeräte

Abseits aller Um- und Neugestaltungspläne stand für die Redaktion natürlich auch das aktuelle Portfolio des Herstellers im Mittelpunkt – und das wurde jüngst um so manch interessante Neuentwicklung ergänzt. Allein in München hatte der Hersteller anlässlich der Bauma verschiedene Highlights im Gepäck – das bauMAGAZIN hatte sich vor Ort ein genaues Bild gemacht. Hervorzuheben sind beispielsweise wichtige Ergänzungen bestehender Segmente, darunter Gewinnungslöffel mit rund 5 t Einsatzgewicht, die in erster Linie mit ihrer robusten Bauweise sowie hoher Leistungsfähigkeit punkten können. Gezeigt hat Rädlinger allerdings auch seinen vollhydraulischen Schnellwechsler »SWA Solidlink«, der mit »Likufix« kompatibel ist und damit große Einsatzbandbreiten am Markt abdecken kann. Selbiges gilt im Übrigen für den Schnellwechsler »HS 08 Solidlink«, da dieser wiederum mit dem Lehnhoff-System kombiniert werden kann. »Unsere Anwender schätzen besonders die robuste Bauweise und die durchdachte Konstruktion unserer Produkte. Mit unseren vollhydraulischen Schnellwechslern bieten wir ihnen eine noch effizientere Lösung für den täglichen Baustelleneinsatz«, erklärt Thomas Wittmann. Geschlossen wurde dieser Kreis durch den von Rädlinger vorgestellten »Tilt 90«, was laut Unternehmen »eine enorme Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten für Baumaschinen mit sich bringt«. Letztlich, und auch das stellte Rädlinger bei unserem Redaktionsbesuch in Cham sowie auf der Bauma unter Beweis, hat sich allein der Bagger zu einem vielseitigen Multifunktionsträger entwickelt, der sich verschiedenen Arbeitssituationen und Baustellen anpasst. Im Reper­toire hat Rädlinger z. B. einen neuen Hydraulikhammer. Auch dieser ist besonders robust konzipiert und soll mit niedriger Geräuschemission überzeugen, wodurch er sich laut Hersteller ideal für Abbrucharbeiten, den Straßenbau sowie den Gewinnungssektor eigne. Eine Besonderheit stellt aktuell sicherlich der Schnellwechsler »Alpen« dar – speziell entwickelt für die Anforderungen im Alpenraum. Hier konzentriert sich Rädlinger auf einen möglichst schnellen Wechsel von Anbaugeräten, der sicher und unkompliziert vonstattengeht. Komplettiert hat Rädlinger seinen Auftritt mit der Vorstellung leistungsstarker Werkzeuge, die insbesondere im GaLaBau zum Tragen kommen. Das betrifft Erdbohrer, Kegelspalter sowie Schiebebesen, die durch ihre einfache Handhabung, Flexibilität und Langlebigkeit dazu in der Lage sind, die Effizienz auf Baustellen zu erhöhen.

Live-Demo und Konfigurator

Gespickt war der Rädlinger-Auftritt in München allerdings auch mit Anbaugeräten, die man direkt vor Ort im Einsatz erleben durfte. Der Hersteller nutzte die Gelegenheit und führte diverse Produkte unter realistischen Einsatzbedingungen vor. »Die Resonanz war durchweg positiv. Unsere Besucher waren begeistert, die Vielseitigkeit unserer Anbaugeräte und Schnellwechsler live zu erleben. Besonders unser interaktiver Löffelkonfigurator war ein Publikumsmagnet«, so Thomas Wittmann. Letzterer wurde der bauMAGAZIN-Redaktion bereits im Vorfeld der Bauma in Cham gezeigt. Dahinter verbirgt sich ein System, das individuelle Anpassungen und damit Kundenwünsche sichtbar macht. Der Nutzer kann seinen Löffel nach eigenen Vorstellungen zusammenstellen und gleichzeitig die Expertise des Herstellers für sich nutzen, um das für ihn bestmögliche Anbaugerät zu finden. Was in diesem Zusammenhang nicht sichtbar wurde, war die viele Arbeit, die hinter dieser smarten Lösung steckt. Rädlinger investiert auch hier viel Zeit und Geld – letztlich, um dem Kunden weitere Hilfestellungen zu bieten und um das eigene Portfolio digital noch sichtbarer zu machen.d

 

Firmeninfo

Rädlinger Maschinen- und Stahlbau GmbH

Kammerdorfer Straße 16
93413 Cham

Telefon: +49 (0) 99 71-80 88-0

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