Optrel AG Purer Erfindergeist: Sicheres »Durchatmen« auf dem Bau

Lesedauer: min | Bildquelle: Optrel
Von: Jessy von Berg
Von: Dan Windhorst

Als Spezialist für Persönliche Schutzausrüstung setzt Optrel auf eine klare Zielsetzung: »Wir sorgen dafür, dass sich schwere Arbeit leicht anfühlt.« Und genau diesen Grundsatz unterstreicht die Schweizer Unternehmensgruppe nun mit der Entwicklung seiner Atemschutzlösung »swiss air«. Über eine belüftete Halbmaske wird der Anwender permanent mit gereinigter Luft versorgt – und das, ohne dabei störend im Weg zu sein. Die bauMAGAZIN-Redaktion wollte wissen, wie dieses System im Kern funktioniert. Gleichzeitig stellte sich die Frage, ob es auch den besonderen Herausforderungen innerhalb der Baubranche gerecht wird.

Marco Koch,  CEO und Präsident  der Optrel AG
»Wir haben damals im Grunde wieder bei Null angefangen. Man könnte sagen, wir waren wie ein Start-up mit 24-jähriger Geschichte.«  

Das ständige Tragen von Schutzmasken ist uns allen aufgrund der zurückliegenden Corona-Pandemie zu Genüge im Gedächtnis geblieben. Es hat verdeutlicht, wie unangenehm ein »unfreies Atmen« sein kann. Und gerade bei schweißtreibender Arbeit in stickiger Umgebung treibt das stundenlange Maskentragen schnell an die Belastungsgrenze. Innerhalb der Bauindustrie gehören solche Arbeitsbedingungen jedoch zum Alltag: Allein bei Abbrucharbeiten entsteht eine gewaltige Staub- und Partikelbelastung – so auch beim Schneiden von Beton, dem Abtragen von Gestein, dem Schleifen und Sägen von Holz und Metall oder dem Aufreißen von Beton- und Asphaltdecken. Das Tragen ­eines Atemschutzes ist dabei unerlässlich. Und obwohl das so ist, sieht die Realität auf der Baustelle meist anders aus: Nicht selten wird darauf verzichtet, da der Atemschutz verrutscht, auf Dauer unangenehm zu tragen ist oder die gewohnten Arbeitsabläufe einschränkt.

Sicherheit kann komfortabel sein

Zugegeben, auf dem Weg zum Optrel-Hauptsitz nach Wattwil in den Schweizer Kanton St. Gallen fuhr eine gesunde Skepsis mit: Ein permanenter Strom an frischer Luft – ohne Fit-Test oder nerviges »Rummachen«? Das klang in erster Linie nach einem zu großen Versprechen. Tatsächlich erwies sich »swiss air« aber als extrem schlaue Lösung, die ihren Lorbeeren durchaus gerecht wird. Das Herzstück des Gebläse-Atemschutzes ist eine belüftete Halbmaske, die den Mund- und Nasenbereich komplett abdeckt und den Träger ständig mit gereinigter Luft versorgt. Aufgrund eines Überdrucks entsteht ein Atemraum, was den Anwender in der Atmung unterstützt. Viele kennen das: Bei der Verwendung gewöhnlicher Masken wirkt der ständige Atemwiderstand derart ermüdend, dass das Tragen der Maske immer lästiger erscheint. Das »swiss air«-System verhindert das. Gefertigt wird die Halbmaske aus einem speziellen Hightech-Gewebe. Sie lässt sich mittels eines frei einstellbaren Kopfbands individuell anpassen, wodurch ein aufwendiger Fit-Test, der bei herkömmlichen Halbmasken üblich ist, entfällt. Die saubere Luft hingegen liefert ein Gebläse-System, das von einer kompakten Trageeinheit auf dem Rücken getragen wird. »Auf diese Weise«, so Peter Eicher, Chief Sales Officer bei Optrel, »befindet sich der Anwender permanent in einem Überdruck-Luftsystem, das die Atemwege ständig gegen verunreinigte Luft schützt.«

Lösungen auf hohem technischen Level

Zu den Einsatzbereichen von »swiss air« zählen neben Abbruch- und Bauarbeiten auch Recycling, Müllentsorgung sowie das Plasmaschneiden, Schweißen, Schleifen sowie auch Metall- und Holzbearbeitung. Grundsätzlich gilt: Der Gebläse-Atemschutz ist nach TH3 sowie TM3 zertifiziert und bietet einen regulierbaren Luftstrom von 100 bis 130 l/min. Gleichwohl verfügt das System über einen leistungsstarken Akku sowie eine automatische Luftstromkontrolle. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang außerdem der ABE1P-Kombifilter, welcher optional genutzt werden kann. Mit dieser Filtereinheit kann die Maske gleichzeitig vor Chemikalien und Partikeln schützen. Laut Optrel betrifft das beispielsweise organische, anorganische sowie saure Gase und Dämpfe. Schützen kann das System auch vor Schwefeldioxid und Partikeln. Mit der Halbmaske »tightfit« hat das Unternehmen zudem einen Schutz entwickelt, der auch dann zur Verfügung steht, wenn das Gebläse nicht läuft. Hinzu kommt ein Sichtfenster vor der Mundpartie, sodass die Kommunikation mit Arbeitskollegen leichter fällt. Gerade dann, wenn laute Umgebungsgeräusche vorherrschen, ist es ungemein wichtig, dass der Gesprächspartner direkt sehen kann, dass sich die Lippen bewegen.

Ein weiterer Vorteil dürfte sein, dass die Halbmaske in mehreren Größen zur Verfügung steht und aufgrund von »swiss air Protection Cover« nicht nur staub-, sondern auch spritzwasserdicht erhältlich ist. Das »Protection Cover« wird einfach über den »swiss air« angelegt und ist IP 54 zertifiziert. Da es aus einem speziellen Gewebe gefertigt wird, ist es überdies flammhemmend. Hervorzuheben ist im Übrigen aber auch das Gewicht: Die Halbmaske ist aus Silikon gefertigt und stellt damit ein Leichtgewicht der Branche dar. Zudem ist die Maske mit allen gängigen Schutzprodukten kompatibel und lässt sich helmunabhängig verwenden. Eine weitere Aufwertung des »swiss air« Systems gelingt durch sogenannte »Mountain Breeze«-Filter: Dabei handelt es sich um spezielle Geruchsfilter, die anstelle des Vorfilters eingesetzt werden. Werden beispielsweise ölige, lackierte oder korrosionsgeschützte Oberflächen geschweißt, bei denen unangenehme Gerüche entstehen können, werden diese durch »Mountain Breeze« nicht mehr wahrgenommen.

Peter Eicher, Chief Sales Officer der Optrel AG
»Wir sorgen mit unseren Optrel-Lösungen dafür, dass sich schwere Arbeit leicht anfühlt.«

Professioneller Schutz bei Schweißarbeiten

Im Produktportfolio von Optrel findet sich allerdings auch eine gewaltige Schweißhelmsparte und genau damit ist der Hersteller auch groß geworden: Als Pionier auf dem Gebiet der automatisch abdunkelnden Schweißhelme ist Optrel bereits seit Jahrzehnten ein Vordenker dieser Sparte. Aktuell finden sich Helmvarianten wie die »helix«-Serie im Sortiment: Bei »helix quattro« zum Beispiel handelt es sich um einen Slide-up-Schweißhelm der neuesten Generation mit Panorama-Sichtfeld und innen liegender Blendschutzeinheit. Ausgelegt ist der Helm auf das Arbeiten unter Extrembedingungen. Mit einem Schutzstufen-Bereich von 4 bis 14 sowie der optisch höchsten Klassifizierung nach EN379 von 1/1/1/1 ist er laut Optrel auch in extremen Zwangslagen oder Blickwinkeln als idealer Schutz für schwere Schweißaufgaben geeignet. Zu nennen ist sicherlich auch die Helmserie »panoramaxx«: Mit ihrer sogenannten Crystal Lens Technology (CLT) soll eine erstaunliche Farbwahrnehmung ermöglicht werden. Laut Optrel komme das dem Blick durch ein klares Fensterglas nahe – im Dunkelzustand erhalte der Träger wiederum eine detailgetreue und kontrastreiche Sicht auf das Schweißbad. Ganz grundsätzlich gesprochen ist der Schweißhelm-Sektor bei Optrel extrem stark aufgestellt. Und das nicht zuletzt deshalb, weil der Hersteller viele wichtige Entwicklungsschritte gemacht hat, die am Markt als Alleinstellungsmerkmale gelten. So misst beispielsweise ein Lichtsensor permanent die Intensität des Schweißlichtbogens und regelt den Blendschutz stufenlos über den gesamten Schutzstufen-Bereich. Auf diese Weise, so Optrel, sei ein unterbrechungsfreies Arbeiten bei jeder Schweißlichtintensität möglich. Ein weiterer innovativer Schritt war die Entwicklung der bereits erwähnten CLT-Technologie, die kristallklare Sicht vor, während und nach dem Schweißen bieten soll. Hinzu kommen die Einführung größerer Panorama-Sichtfelder, »Fadetronic« für den Fade-out beim Abschalten der Schutzstufe nach dem Schweißen oder der Isofit-Aufbau in den Helmen. Letzterer soll mit Hilfe vieler Anpass-Funktionen einen möglichst individuellen Tragekomfort ermöglichen, sodass der Helm beim Arbeiten nicht verrutscht, im Weg ist oder auf Dauer störend wirkt.

Tradition und Weitsicht miteinander verknüpft

Der Redaktionsbesuch in Wattwil war für die bauSICHERHEIT auch eine Gelegenheit, das Unternehmen selbst kennenzulernen. Im Gespräch mit Marco Koch, CEO der Optrel Gruppe, wurde deutlich, dass man sich seit der Gründung im Jahr 1986 vielen Herausforderungen gestellt hat. So wurde das Unternehmen 1999 etwa an einen französischen Arbeitsschutzhersteller verkauft und infolgedessen von weiteren Unternehmen übernommen. Nach der Weltfinanzkrise von 2008 nutzte die Familie Koch im Jahr 2010 die Gelegenheit, Optrel wieder zurück in den Schoß der Familie zu holen: »Wir haben damals im Grunde wieder bei Null angefangen. Man könnte sagen, wir waren wie ein Start-up mit 24-jähriger Geschichte«, erinnerte sich Marco Koch. »Das Unternehmen musste neu aufgestellt werden. Wir hatten von Anfang an das Bestreben, vor allem in die Entwicklung zu investieren, um den technologischen Fortschritt gegenüber unseren Mitbewerbern wieder zu vergrößern. Und das ist uns aufgrund vieler innovativer Ideen auch gelungen.« Nach arbeitsreichen Jahren konnte Optrel seit 2016 zweistelliges Wachstum verzeichnen und sich insbesondere mit besagten Innovationen hervorheben, so vor allem mit der Neuentwicklung bzw. dem Neudenken von Atemschutzlösungen wie »swiss air«. »Wir wollten auf diesem Gebiet keine Kompromisse eingehen und haben uns explizit auf einen reinen Atemschutz konzentriert.« Seither konnte »swiss air« großen Erfolg am Markt feiern. Zurückführen lässt sich das aus Sicht des Optrel-CEO vorrangig auf die anwendernahe Entwicklung des Systems: »Gerade auf der Baustelle muss ein Atemschutz so komfortabel zu tragen und zu bedienen sein, dass es vom Anwender akzeptiert und nicht als Störfaktor betrachtet wird. Und das ist uns mit swiss air wirklich gelungen.«


Ein Blick hinter die Kulissen

Gerade der Rundgang durch die Fertigungs- und Entwicklungsbereiche am Standort in Wattwil hat gezeigt, dass die Rede von »Weiterentwicklung« und »Investitionsbereitschaft« keine Floskeln darstellen. Der Hersteller greift auf ein erstaunlich hohes Entwicklungsniveau zurück und setzt offensichtlich viel daran, die Forschung und Entwicklung voranzutreiben. »Die Entwicklungspipeline bei optrel ist randvoll«, wie Peter Eicher, Chief Sales Officer bei Optrel, klarstellte. Fakt ist: Über 70 Patente, hochmoderne Produktions- und Forschungsbereiche sowie die zuletzt vorgestellten Neuentwicklungen dürften diese Aussage durchaus unterstreichen. Hinzu kommt, dass Optrel sich immer breiter aufstellt: Neben klassischen Schweißhelmen und der immer größer werdenden Atemschutzsparte gibt es zudem hochfunktionalen Gesichtsschutz – seit Kurzem übrigens auch spezielle Sonnenbrillen, deren Gläser auf Technologien aus dem Schweißschutz zurückgreifen. Die Gläser der »react«-Sonnenbrillen reagieren blitzschnell auf sich ändernde Lichtverhältnisse. Gerade innerhalb der Bau- und Baumaschinenbranche dürfte das eine interessante Neuentwicklung darstellen – etwa für Maschinisten, die im Kran, Bagger, Dumper oder Radlader unterwegs sind. Da die Gläser sich dem Licht anpassen, wird der Baumaschinenführer nicht mehr abgelenkt und kann sich ohne Unterbrechung auf das Bedienen seiner tonnenschweren Maschine konzentrieren. Alles in allem hat Optrel mit Vielseitigkeit, Erfindergeist und Weitsicht überrascht. Auch und gerade die Baubranche kann hier von vielen nützlichen »Helfern« im Bereich der PSA profitieren, die das tägliche Arbeiten am Bau nicht nur erleichtern, sondern eben auch sicherer machen.j

 

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optrel AG

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9630 Wattwil

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