Martin GmbH Zwischen Macher, Visionär und einer Portion Erfindergeist

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: Martin
Von: Dan Windhorst
Von: Wolfgang Emmler

Alles beginnt mit einer Idee – und im Falle der Martin GmbH in der unscheinbaren Garage eines Vordenkers: Im Jahr 1961 entschied sich Josef Martin dazu, einen eigenen Schlosser- und Wagnerbetrieb auf den Weg zu bringen. Abverlangt hat ihm das drei Dinge: Mut, Schweiß und Erfindergeist. Aufgrund erfolgreicher Jahrzehnte im Stahlbau sowie der Zerspanungstechnik konnte sich Martin stetig weiterentwickeln: Im Jahr 2002 erfolgte dann der Startschuss für die Fertigung der ersten Martin-Multikupplung. Heute zählt der Hersteller mit seinen über 120 Mitarbeitern zu den führenden Spezialisten für Baggeranbautechnik und hat sich in Österreich als Marktführer etabliert. Und eines scheint sich das Unternehmen seit der Gründung erhalten zu haben: Die Begeisterung für Technik sowie eine glückliche Hand für innovative Denkansätze tragen bis heute dazu bei, dass der Eigenfertigungsanteil am Stammsitz im österreichischen Ludesch erstaunlich hoch ist. Das bauMAGAZIN hat den Anbautechnik-Spezialisten in Vorarlberg besucht, um ein Stück weit hinter die Kulissen zu blicken. Und eines lässt sich bereits vorwegnehmen: Das mit dem Erfindergeist und der Technikbegeisterung war offensichtlich alles andere als eine bloße Behauptung.

Auf eine hohe Fertigungstiefe zu setzen geht für Martin mit der Zielsetzung einher, »bis zur kleinsten Schweißnaht auf Qualität zu setzen«, wie Andreas Veith, Geschäftsführer der Martin GmbH, gegenüber bauMAGAZIN-Chefredakteur Dan Windhorst erklärte. Und diesem Prinzip ist Martin mittlerweile stolze 63 Jahre lang treu. Kurzum: Man setzt bewusst auf traditionelles Handwerk. Gleichwohl, und auch das lässt sich nicht von der Hand weisen, fällt die Investitionsbereitschaft in eine hochmoderne Produktion auf. Einher geht das mit der Anschaffung von Schweißrobotern, Fertigungsanlagen und modernen CNC-Maschinen sowie dem Neubau einer kostenoptimierten Infrastruktur in Ludesch, die das ­bauMAGAZIN am Stammsitz begutachtet hat. Trotzdem ist das Ende der Fahnenstange offenbar noch nicht erreicht: »Der Firmenneubau ist erst knapp vier Jahre her und bereits Gedanken über eine Kapazitätserweiterung stehen im Raum“, wie Andreas Veith mitteilte.

»Die Sicherung an unseren Schnellwechslern zeigt mal wieder, dass ›sicher‹ nicht unbedingt kompliziert sein muss.«  Manfred Schiegg,  Vertrieb bei Martin GmbH

Für das Geschäftsjahr 2024 optimistisch gestimmt

Seit 2015 ist die Martin GmbH Bestandteil der IR-Gruppe: Beide Seiten ergänzen sich und teilen das Credo, hohe Qualitätsansprüche mit einer ehrlichen Wertschätzung gegenüber dem Anwender zu verknüpfen. »Und das muss auch für eine vernünftige Fehlerkultur gelten: Wir haben die Zufriedenheit des Kunden an erste Stelle gestellt, weshalb wir unser Ohr am Markt haben, auf Augenhöhe mit dem Anwender diskutieren und dessen Feedback in unsere Entwicklungsarbeit einfließen lassen«, wie Andreas Veith betont. Und das scheint am Markt gut anzukommen. Trotz der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die aktuell herausfordernd sind, spricht der Geschäftsführer von Optimismus: »Trotz unruhiger Zeiten dürfen wir nicht vergessen, dass der Baumaschinen- und Anbaugerätemarkt in den vergangenen Jahren Rekordumsätze eingefahren hat, weshalb wir uns jetzt vielmehr wieder in der Normalität einpendeln.« Tatsächlich hat Martin ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 verzeichnet und kann sich auch im laufenden Jahr nicht beschweren. »Gerade im Wohnungsbau erleben wir deutliche Veränderungen: Viele Investoren sind verunsichert, weshalb auch unsere Branche zunehmend auf Sicht fahren wird. Momentan ist die Auftragsliste vieler Bauunternehmer und ­GaLa-Bauer aber noch voll – bleibt abzuwarten, wie sich das im Laufe des Jahres entwickelt. Aktuell liegen wir mit unseren Zahlen leicht über dem Vorjahr, weshalb wir trotz der angespannteren Situation durchaus optimistisch unterwegs sind.« Ein Vorteil, von dem Martin seit Jahren profitieren kann, dürfte das auffallend breite Portfolio sein – auch und gerade dann, wenn einige Bereiche der Bauwirtschaft schwächeln. »Unsere Anwender setzen gerade in diesen Zeiten auf Zuverlässigkeit und das setzt unter anderem Anbaugeräte voraus, die robust, effizient und langlebig sind. In der Vergangenheit haben wir bei Martin davon profitiert, auf unsere traditionellen Werte zu setzen, während wir gleichzeitig in eine zukunftssichere Entwicklungsabteilung sowie anwender­nahe Dienstleistungen investieren. Da wir die Märkte nicht direkt beeinflussen können, werden wir uns bestmöglich anpassen.«

Schnellwechsler: Sicher, langlebig und zuverlässig

Als Kernprodukt des Martin Dedicated Systems bezeichnet Andreas Veith die Wechsler-Sparte und damit insbesondere seine vollhydraulische Schnellwechsler-Sparte M-Quick (MQ) der 2. Generation, die mit ihren Baugrößen von MQ03 für 1,8 t bis 3,5 t über MQ10 für 3,5 t bis 11 t bis hin zu MQ18 für 10 t bis 20 t Baggergewicht reichen. Hervorheben lassen sich bei den MQ-Schnellwechslern die kompakte Bauweise, die äußerste Ausfallsicherheit und Zuverlässigkeit. Letztere beruht auf der Entwicklung spezieller Sicherheitsfanghaken, einer Fanggabel mit Auffangfunktion, damit das Aufnehmen, aber auch Ablegen von Anbauwerkzeug sicher gelingt. Hinzu kommt eine integrierte Verschlusskontrolle, damit der Bediener von der Fahrerkabine aus weiß, dass die sichere Aufnahme gewährleistet wird. Das Sicherungssystem ist immer aktiv, hat sich als besonders stabil erwiesen und verfügt über keine beweglichen Teile. Ebenso lassen sich alle Verschleißelemente im Bedarfsfall auswechseln. Tatsächlich verwendet Martin diese Kombination aus Sicherheitskomponenten bereits seit 2004 als Standard, »um dem Maschinisten das tägliche Arbeiten so sicher wie möglich zu gestalten«, wie Andreas Veith anfügte. »Wir setzen damit auf eine Lösung, die höchste Sicherheit bietet, in ihrer Grundidee aber auffallend simpel ist.

Vor Ort durfte die bauMAGAZIN-Redaktion die Sicherungsfunktion der Schnellwechsler in einer Live-Vorführung begutachten.

Und das zeigt mal wieder, dass ›sicher‹ nicht unbedingt kompliziert sein muss«, wie der erfahrene Branchenkenner und Martin-­Vertriebler ­Manfred Schiegg hinzufügte. Die Schnellwechsler der MQ-Baureihe sind Produkte der Martin ­Dedicated Systems Familie, werden mit Gabelholmen aus Hardox-Stahl gefertigt und verfügen über ein hydraulisches Zwei-Wege-System mit permanenter Vorspannung und sind absolut spiel- und verschleißfrei. Die insgesamt fünf Hydraulikleitungen sind gleichzeitig und automatisch kuppelbar, wodurch das Arbeiten für den Maschinisten erheblich erleichtert wird – die Hydraulikdrücke liegen hier im Übrigen bei bis zu 350 bar. Grundsätzlich sei gesagt, dass der Anwender beim Wechsel seiner Anbaugeräte viel Zeit spart. Während der MQ03 eine Durchflussmenge von 3 x 45 l/min; 2 x 90 l/min erreicht, liegt der MQ18 bei Spitzenleistungen von 3 x 90 l/min; 2 x 200 l/min. Im Portfolio hat Martin seine MQ-Modelle letztlich auch mit Drehantrieb (MQPTS) sowie mit Tiltrotator, wodurch der Hersteller eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten abdecken kann. Ebenso bietet Martin auch rein mechanische (MA) sowie hydraulische (MH) Schnellwechsler an. Sowohl die mechanischen als auch hydraulischen Varianten lassen sich mit Dreh­antrieb (MAPTS) ausstatten.

Baggerlöffel: »Twist« als Universalhelfer

Im Bereich der Löffel setzt Martin hingegen auf sein »Dedicated System«: So treffen mit den Baggerlöffeln des Herstellers und den hauseigenen Schnellwechselsystemen zwei Lösungen aufeinander, die, wie Manfred Schiegg mitteilte, »eine hocheffiziente und optimal aufeinander abgestimmte Einheit bilden«. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit dürfte insbesondere der Universal-Löffel »Twist« stehen: Mit voller Tiltrotator-Funktion lässt sich der Löffel schnell und einfach am Bagger drehen – und das ohne aufwendigen Umbau des vorhandenen Fuhrparks. Als Grundlage für die Entwicklung des neuen Löffels diente die Vorgabe, effizienteres, aber eben auch kostengünstigeres Arbeiten auf der Baustelle zu ermöglichen. »Damit folgt der ›Twist‹ im Übrigen auch unserem Verständnis von ressourcenschonender Nachhaltigkeit: Der bestehende Fuhrpark muss nicht erst umgebaut werden, sondern kann mit dem ›Twist‹ in gewohnter Weise weiter bedient werden«, wie Manfred Schiegg gegenüber dem bauMAGAZIN erklärte. Die Einsatzmöglichkeiten für den Löffel sind vielseitig: Geeignet ist er beispielsweise für alle gängigen Arbeiten an der Oberfläche. Ebenso ermöglicht er schnelles Graben, Hinterlüften und Planieren. Gearbeitet werden kann laut Schiegg »bis in die Ecken« bei gleichmäßigem Verteilen von losem Material. Der Universal-Löffel wird aus hochverschleißfestem Stahl gefertigt und gilt innerhalb der Branche als robust und langlebig. Hinzu kommen laut Manfred Schiegg weitere Vorteile, wie etwa die kompakte Bauweise bei niedriger Bauform, das präzise Arbeiten sowie Zuverlässigkeit im Dauereinsatz. »Hinzu kommt, dass das System die Reißkraft auch ohne ›Twist‹-Gerät wie gewohnt erhalten bleibt – auch die Ölmenge bei der Verwendung eines vollhydraulischen Schnellwechslers bleibt unverändert hoch«, ergänzte Manfred Schiegg. Im Portfolio hat Martin neben dem »Twist« noch weitere Bagger- sowie Tieflöffelvarianten, die starr, dreh- oder eben auch schwenkbar erhältlich sind.

Hoher Eigenfertigungsanteil: Bei Martin wird  so viel wie möglich in der eigenen Produktion hergestellt.

Ebenfalls im Portfolio: Universal- und Abbruchgreifer

Martin ist ebenfalls Spezialist für Greifer (Universal- und Abbruchgreifer) in den Gewichtsklassen bis 18 T. Hinzu kommt, dass Martin individuelle Lösungen anbieten kann. Aufgrund der hauseigenen Fertigung sowie des Modulaufbaus lassen sich Greifer nach Kundenwunsch konzipieren – zugeschnitten auf das jeweilige Einsatzgebiet oder eigene Anforderungen. Die Universalgreifer sind auf Bagger von 1 t bis 20 t ausgelegt und verfügen laut Hersteller über eine hohe Schließkraft sowie großzügige Öffnungsweiten, was die Einsatzmöglichkeiten deutlich erweitern kann. Der Marken-Rotator ist endlos drehbar, während die Seiten- und Verschleißteile aus stabilem Hardox-Stahl gefertigt sind, um die Langlebigkeit zu erhöhen. Darüber hinaus spricht Martin von nahezu keinen Ausfallzeiten, da die Hydraulikzylinder sowie Schläuche bestmöglich geschützt werden. Ebenso seien die hydrodynamischen Gleitlager besonders wartungsarm und die Zylinder endlagengedämpft. Die Lagerstellen sind dimensioniert, dass sie 3 x länger halten als jene der Mitbewerber. Das ist im Dauerbetrieb entscheidend. Die Abbruchgreifer hingegen sind auf Bagger von 6 t bis 20 t ausgelegt. Auch sie sind auffallend robust aufgebaut und eignen sich insbesondere für den Dauerbetrieb. Ebenso wie bei den Universalgreifern stehen hier sehr große Öffnungsweiten, hohe Schließkräfte und ein möglichst geringer Wartungsaufwand im Mittelpunkt. Die Konstruktion ist insgesamt servicefreundlich aufgebaut und auch in Sachen Sicherheit können die Martin-Greifer punkten: Bei einem Ausfall der Hydraulik etwa kann der Greifer nicht mehr von selbst öffnen.


Ein Fazit ziehen: Da sind Profis am Werk

Eines lässt sich abschließend festhalten: Der österreichische Spezialist für Baggeranbaugeräte lebt und liebt seine Branche. Die Fertigungshallen in Ludesch sind hochmodern und prozess­optimiert (Lean-Management). Anhand des Aufbaus der einzelnen Fertigungsstationen lässt sich erkennen, dass hier alles bis ins kleinste Detail durchdacht wurde. Innerhalb der Branche gilt das nicht zwangsläufig als Standardfall. Spürbar ist, dass sich Martin bei allem Modernisierungsdrang das »Schlosser-Herz« von einst erhalten hat. Man möchte ehrliche Qualität abliefern – und das ist angesichts der hochwertigen Schnellwechsler und Löffel durchaus glaubwürdig. Nicht zu unterschätzen ist aber auch ein vernünftiges Miteinander, was immer auch die Wahrung eines klaren Unternehmenskodex voraussetzt: Die Mitarbeiter werden vom Geschäftsführer per Handschlag begrüßt und beim Namen genannt. Es herrscht ein familiäres Arbeitsklima und die Arbeitskollegen werden aktiv in die Weiterentwicklung der Unternehmensstruktur eingebunden, indem auf Augenhöhe diskutiert, gemeinsam gelacht, aber eben auch offen kritisiert werden darf. Unterm Strich lässt sich, von der objektiven Seitenlinie aus betrachtet, bei Martin von einem Hersteller sprechen, der hohe Erwartungen an sich und seine Produkte stellt, seine Marktstellung kennt und sich im Sinne der Kunden weiterentwickelt und den Markterfordernissen anpasst.d

Zahlen

  MQ03 MQ10 MQ18
Bagger-Gewichtsklasse (t) 1,8 bis 3,5 3,5 bis 11 10 bis 20
Abmessungen (mm) L x B x H 400 x 181 x 240 620 x 230 x 355 750 x 307 x 395
Gewicht (kg) 32 bis 47 120 bis 150 122 bis 300
Durchflussmenge (l/min) 3 x 45; 2 x 90 3 x 90; 2 x 148 3 x 90; 2 x 200
BG Bau zertifiziert ja ja ja
Schwenkradius (°) 2 x 90 2 x 90 2 x 60
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