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Baumagazin-Interview mit KUBOTA Deutschland GmbH Dynamische Zeiten verlangen nach Weitsicht

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: KUBOTA
Von: Dan Windhorst

Insbesondere durch Covid-19 und den noch immer andauernden Ukraine-Krieg begegnet die Baumaschinenbranche teils drastischen Material- und Energiepreisentwicklungen. »Eine Herausforderung, bei der wir einer Vielzahl von globalen Einflüssen unterliegen«, wie Akihiko Adachi, Präsident der Kubota Deutschland GmbH und Vizepräsident des europäischen Motorengeschäfts von Kubota, kürzlich gegenüber bauMAGAZIN-Chefredakteur Dan Windhorst klarstellte. Als europäische Vertriebsgesellschaft des japanischen Baumaschinenherstellers ist Kubota Deutschland bereits seit 40 Jahren am deutschen Markt vertreten – Akihiko Adachi hat uns nun einen Rückblick gewährt und spricht gleichzeitig über die aktuell wichtigsten Entwicklungsschritte, so auch über das TVCR-Verbrennungssystem der neuen Kubota-Motoren sowie die Nutzung von hybriden Lösungen und Wasserstoffmotoren, die »eine der größten Chancen für die Zukunft« darstellen.

bauMAGAZIN: Herr Adachi, seit der Covid-19-Pandemie und dem Beginn des Ukraine-Krieges erweist sich die Weltwirtschaft als hochdynamisch. Gerade in Europa sind teils drastische Material- und Energiepreisentwicklungen zu verkraften. Welche Auswirkungen hatte und hat das auf Kubota? Wie hat Kubota Deutschland das zu spüren bekommen?

Akihiko Adachi: Ebenso wie unsere Mitbewerber stehen auch wir vor Herausforderungen durch steigende Material- und Energiepreise. Nicht nur bei unseren Produkten, sondern auch bei unseren Arbeitsabläufen unterliegen wir als Kubota Deutschland einer Vielzahl von globalen Einflüssen. Die Folgen von Covid führten zum Beispiel dazu, dass viele unserer Mitarbeiter überwiegend mobil arbeiteten. Dabei konnten sie trotz all dieser zusätzlichen Herausforderungen die hohen Anforderungen, die an sie gestellt wurden, sehr gut bewältigen. Unsere Mitarbeiter haben maßgeblich zum Geschäftserfolg des Unternehmens beigetragen, wofür ich ihnen sehr dankbar bin.

bauMAGAZIN: Erst im vergangenen Jahr hat Kubota sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Die Kubota Deutschland GmbH existiert hingegen seit 1983 und darf in diesem Jahr demnach ihr 40-jähriges Jubiläum feiern. Ich würde Sie gern um einen kurzen Einblick bitten. Erklären Sie unseren Lesern doch, wie das Unternehmen als Vertriebsgesellschaft von Kubota funktioniert.

Adachi: Die Kubota Deutschland GmbH als eine der europäischen Vertriebsgesellschaften Kubotas ist primär für den Verkauf der Kubota-Produkte in Deutschland sowie in weiteren Ländern Europas zuständig. Über den Verkauf unserer Produkte hinaus bieten wir unseren Kunden weitere Leistungen, wie After-Sales Service und den Vertrieb von Original-Ersatzteilen. Kubota Deutschland ist u. a. in diesen Bereichen tätig: Vertrieb von Motoren mit dem dazugehörigen Service, Vertrieb von Traktoren, Service/Entwicklung sowie Logistik, Transport und Ersatzteilservice. Seit mehreren Jahrzehnten sind wir auf dem deutschen Markt aktiv und haben langjährige Beziehungen zu vielen treuen Kunden und Vertriebspartnern aufgebaut, die ihr Geschäft gemeinsam mit uns stetig weiterentwickeln konnten. Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Partnern ist dabei wesentlich für die Weiterentwicklung und den Erfolg unseres Unternehmens.

Gonshiro Kubota, Gründer des Unternehmens.

bauMAGAZIN: Wie hat alles mit Kubota Deutschland angefangen und wie ist die Vertriebsgesellschaft heute aufgestellt?

Adachi: Im Jahr 1979 wurde in Frankfurt die westdeutsche Niederlassung der in Frankreich ansässigen Kubota Europe S.A.S. gegründet. Im Jahr 1983 folgte die Gründung der Kubota Deutschland GmbH in Düsseldorf. 1986 fusionierten die beiden Geschäftseinheiten zur Kubota Deutschland GmbH. Schließlich zog das Unternehmen im Jahr 1993 an seinen heutigen Standort in Rodgau-Nieder-Roden, etwa 40 km südöstlich von Frankfurt am Main.

bauMAGAZIN: Welche Märkte bedienen Sie derzeit und wo sehen Sie aktuell die wichtigsten Wachstumsmärkte?

Adachi: Der Landtechnikmarkt wächst nach wie vor stark und bietet daher auch zukünftig ein großes Entwicklungspotenzial. Angesichts der zunehmenden Weltbevölkerung und eines zeitgleichen Rückgangs an Arbeitskräften in der Landwirtschaft wird der Schwerpunkt weiterhin auf der Automatisierung liegen. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen entwickelt Kubota beispielsweise eine Vielzahl von Anwendungen im Smart-Farming-Bereich, die Robotik sowie Informations- und Kommunikationstechnologie einsetzt, um sowohl dem Arbeitskräftemangel als auch den Be­dürfnissen einer wachsenden Weltbe­völkerung entgegenzuwirken. Auch der Baumaschinenmarkt entwickelt sich weiter und stellt zusätzliche technologische Anforderungen. In Deutschland und dem dazugehörigen Vertriebsgebiet wird dieser Geschäftsbereich durch unser Schwesterunternehmen, der Kubota Baumaschinen GmbH mit Sitz in Zweibrücken, betreut. Maschinenhersteller müssen verstärkt emissionsärmere Maschinen anbieten und zusätzliche technologische Anforderungen erfüllen. Darüber hinaus wächst der Bereich der Hybridtechnologie und auch Wasserstoffmotoren und alternative Kraftstoffe werden vermehrt eingesetzt. Dies sind alles Bereiche, in denen Kubota Lösungen für seine Kunden entwickelt.

Seit 1993 residiert Kubota Deutschland in Rodgau-Nieder-Roden, etwa 40 km südöstlich von Frankfurt am Main. Die japanischen Wurzeln zeigen sich vor dem Firmensitz stilecht in Form der typischen Kirschbäume.

bauMAGAZIN: Bereits auf der Bauma hatte das bauMAGAZIN die Gelegenheit, mit Ihnen über die Bandbreite an Kubota-Motoren-Lösungen zu sprechen. Ich würde das aber gern vertiefen und möchte vorrangig den neu entwickelten Dieselmotor D1105-K unter die Lupe nehmen: Er gilt als kompakt, ist elektronisch geregelt und leistungsstark: Seit wann genau ist dieser Motor am Markt vertreten und lässt sich bereits sagen, wie der Markt das Modell bislang angenommen hat?

Adachi: Im Allgemeinen sind unsere Motoren kompakter und leistungsstärker als die unserer Mitbewerber. Kubota hat kürzlich den D1105-K vorgestellt, der das Angebot unserer elektronisch gesteuerten Motoren unter 19 kW erweitert und mit unserem einzigartigen TVCR-Verbrennungssystem ausgestattet ist. Der neue Motor verfügt über ein modernes elektronisches Steuerungssystem, das speziell für kleine Motoren optimiert wurde. Er bietet eine Reihe von Vorteilen für den Anwender, wie zum Beispiel eine höhere Effizienz, geringere Emissionen, einen niedrigeren Kraftstoffverbrauch und geringere Wartungskosten. Kubota wird Ende dieses Jahres mit der Serienproduktion beginnen und stellt derzeit seinen Kunden Mustermotoren zu Testzwecken zur Verfügung.

bauMAGAZIN: Bezogen auf den bereits zuvor vorgestellten Motor D902-K ist von der richtungsweisenden TVCR-Technologie die Rede. Können Sie mir diese genauer erläutern und die Vorzüge verdeutlichen, die diese Weiterentwicklung mit sich bringt?

Adachi: Aufgrund der innovativen Technologie des D902-K sowie des D1105-K mit ihrem neuen Verbrennungssystem bieten diese Motoren dem Endverbraucher eine Reihe von Vorteilen. Sie sind einfach zu verbauen, verursachen nur geringe Emissionen und haben einen niedrigen Kraftstoffverbrauch. Zu den Merkmalen dieser neuen wassergekühlten Dreizylinder-Viertakt-Dieselmotoren gehören ein rauchfreier Betrieb, weniger Kohlenstoffemissionen aufgrund des geringeren Kraftstoffverbrauchs im Vergleich zu konventionell mechanisch geregelten Motoren, eine hohe Leistung in großen Höhen und die stabile Unterstützung des Maschinenbetriebs. Sie erfüllen die nationalen Abgasnormen EPA/CARB Tier 4, EU-Stufe V, China NR IV sowie Chinas National Smoke Regulations, Kategorie III. TVCR ist die neue Kombination aus Kubotas originärem E-TVCS-Ver­brennungssystem (neues 3-Düsen-Verbrennungssystem) und einem elektronisch gesteuerten Kraftstoffeinspritzsystem, das sich von herkömmlichen elektronisch gesteuerten Regelsystemen unterscheidet und eine an die jeweiligen Einsatzbe­dingungen angepasste Einspritzregelung ermöglicht.

Der D902-K verfügt über einen Hubraum von knapp unter 1 l (0,898 l). Die Leistung beträgt 18,5 kW bei 3 600 minˉ¹, 16,5 kW bei 3 200 minˉ¹ und 13,4 kW bei 2600 minˉ¹. Das Drehmoment beträgt 56,1 Nm bei 2 600 minˉ¹; 56,1 Nm bei 2 400 minˉ¹ und 55,2 Nm bei 2 200 minˉ¹. Das Trockengewicht des Motors beläuft sich auf 72 kg.

bauMAGAZIN: Ganz grundsätzlich genießen klimaneutrale Lösungen derzeit einen hohen Stellenwert: Neben den besagten TVCR-Motoren hat Kubota hierfür etwa auch LPG-Motoren und Micro-Hybrid-Varianten vorgestellt. Damit ist Kubota auffallend breit aufgestellt: Welche Antriebslösung hat Ihrer Ansicht nach die derzeit besten Erfolgsaussichten?

Adachi: Derzeit ist es schwierig, die besten Lösungen für das Ziel einer klimaneutralen Zukunft zu identifizieren, und jeder Markt, wie zum Beispiel der deutsche, erfordert eigene Konzepte, sodass alle Marktteilnehmer versuchen, verschiedene Lösungsansätze zu entwickeln. Der Einsatz sowohl von LPG- als auch (Micro-)Hybrid-Motoren bietet erhebliche Vorteile.

Die Hybridtechnologie ist eine Schlüsseltechnologie von Kubota. Dabei handelt es sich um ein System, das mit einem 48-V-Motorgenerator ausgestattet ist und elektrische Energie nur dann nutzt, wenn kurzzeitige Lastspitzen bewältigt werden müssen. Die Kubota Hybridtechnologie eignet sich besonders für Anwendungen, bei denen zeitweise hohe Leistungen erforderlich sind, wie beispielsweise bei Baustellenmaschinen, Gabelstaplern, Kehrmaschinen, Straßenwalzen, Baggern, Teleskopladern, Radladern, Generatoren und Hubarbeitsbühnen. Sie ist zudem auch für den Einsatz in Innenräumen geeignet.

Im Betrieb bietet LPG eine Reihe von Vorteilen gegenüber den herkömmlichen Kraftstoffarten. Das Betanken ist einfacher und schneller, und die Wartungskosten sind im Vergleich zu Maschinen mit Dieselpartikelfilter (DPF) durch den Einsatz eines Katalysators geringer. Darüber hinaus ar­beiten LPG-Maschinen mit einem niedrigeren Geräuschpegel. Insgesamt bieten LPG-Maschinen die gleiche Leistung wie dieselbetriebene Maschinen.

Kubota-Mitarbeitende am Motorenstand auf der Bauma 2022 in München.

bauMAGAZIN: Innerhalb der Baumaschinenbranche finden sich einige Hersteller, die bereits mit Wasserstoffantrieben auf sich aufmerksam machen – bleibt abzuwarten, wie zukunftsfähig diese Konzepte sind. Spätestens seitdem die Denyo Co. Ltd. einen von Kubota entwickelten Wasserstoffmotor als Antrieb eines Generators nutzt, stellt sich natürlich die Frage, wie Kubota diese Motorensparte betrachtet. Können Wasserstoffantriebe eine alltagstaugliche Alternative im Baumaschinen-Bereich darstellen? Würde sich in Deutschland derzeit ein Markt dafür finden?

Adachi: Wasserstoffbetriebene Motoren sind eine der größten Chancen für die Zukunft. Allerdings müssen die Anbieter von Wasserstoff die Motorenhersteller zukünftig durch eine verbesserte Versorgungsinfrastruktur unterstützen. Im Moment könnte Wasserstoff vor allem für den Einsatz bei stationären Maschinen geeignet sein. Aktuell ist der Kubota-Wasserstoffmotor beispielsweise eine äußerst attraktive Alternative im Bereich der Generatoren und erzeugt bei den Herstellern entsprechendes Interesse. Insgesamt benötigt der Baumaschinensektor noch etwas Zeit, bis auch hier ein Einsatz tatsächlich erfolgen kann.

bauMAGAZIN: Eine grundsätzliche Frage: Wie beurteilen Sie die aktuelle Marktsituation? Können Sie mir eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2023 von Kubota Deutschland abgeben?


Adachi: Auf unseren Märkten, wie zum Beispiel in Deutschland, sieht es 2023 weiterhin gut aus. So konnten wir ein stärkeres Wachstum im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Wir sehen derzeit keine Anzeichen dafür, dass es trotz der globalen Herausforderungen, denen sich die gesamte Branche stellen muss, zu einer Abschwächung kommen wird. Ich bin deshalb verhalten optimistisch.

bauMAGAZIN: Abschließend – gibt es aktuell Motorenentwicklungen, die für 2023 geplant sind? Was hat Kubota derzeit in der Entwicklerschublade?

Adachi: Kubota entwickelt kontinuierlich neue Lösungen für die Zukunft und erweitert sein aktuelles Angebot an Motoren, wie etwa die K-Motoren, die Hybrid-Technologie und die Wasserstoffmotoren. Jeder Markt und jede Anwendung hat andere Anforderungen. Wir wollen den Kunden deutlich machen, dass wir sowohl die heutigen Technologien als auch die Zukunftstechnologien anbieten und alle auf dem Markt diskutierten Kraftstoffoptionen in Betracht ziehen.    d

 

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