JCB Deutschland GmbH »Hydrogen Days 2023« – der Lord auf seiner »Road to Zero«

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: JCB
Von: Michael Wulf

Lord Anthony Bamford hat die Entwicklung des Wasserstoff-Verbrennungsmotors bei JCB zur Chefsache erklärt. 100 Mio. Englische Pfund lässt sich der blaublütige Milliardär die Investition in eine saubere Motorenzukunft kosten. Kompromisse auf seiner »Road to Zero« – Fehlanzeige! Vielmehr vergatterte der Chairman des britischen Baumaschinen- und Motorenherstellers sein Experten-Team dazu, die Technologie komplett neu zu denken: Seit mehr als einem Jahr arbeiten 100 Ingenieure daran, hocheffiziente H₂-Aggregate salonfähig zu machen. Zwischenzeitlich ist ein wichtiger Produktionsmeilenstein erreicht: Jüngst lief der 50. Wasserstoff-Verbrennungsmotor in Derbyshire vom Band.

 


Paul McCarthy,  Chef-Ingenieur JCB

»Maße und Funktionsweise betreffend, ähnelt das neue H₂-Aggregat den bisherigen Dieselmotoren. Wobei anstatt fossilem Brennstoff eben Wasserstoff verbrannt wird.«

Wenn der Lord zum journalistischen Stelldichein ruft, reicht sein mächtiger Arm meilenweit. Flugs macht sich ein illustres Grüppchen an medialen deutschen Fachleuten auf den Weg in die englischen Midlands – setzt zum Satz über den kleinen Teich auf die Insel an: inklusive Sprengstoff-Check am bajuwarischen Heimatflughafen sowie im britischen Birmingham. Gediegen verläuft der Transfer im Edel-SUV, auf dessen Kennzeichen die Lettern »JCB-6« Noblesse versprechen. Bereits der erste Funke des legendären britischen Humors blitzt auf: »Very Disco« prangt sowohl auf der Motorhaube als auch am Fahrzeugheck. Ein Streich eines Verwandten des Edelmanns, der Wortspiele liebt, ist aus Insider-Kreisen zu erfahren.

Mondänes Flair umgibt die Medienvertreter auf dem Bamford’schen Golf-Club. Selbst vor dem Hintergrund, dass trotz Dunkelheit und dichter Nebelschwaden kaum die eigene Hand vor Augen zu sehen ist. Interessante Randnotiz: Kein Mitglied der Familie des Barons frönt dem Spiel mit dem kleinen Ball. Sei’s drum: Völlig entgegen jeglicher Klischees fällt das Dinner im Club-eigenen Restaurant geradezu fürstlich aus. Und acht (!) Kissen auf dem großzügigen Boxspringbett in feinen Laken laden anschließend zu süßen Träumen ein.

Innovations- und Wachstums-Chef Tim Burnhope erläutert den Weg von grünem Wasserstoff von seiner Entstehung bis hin zur Betankung einer JCB-Maschine.

The Chairman’s Challenge

JCB – eine Traumwelt? Mitnichten: Von harter Arbeit, Tausenden von Iterationen und der Lordschen Prämisse, zu den »Anfängen und Basisprinzipien« zurückzukehren, berichtet Innovations- und Wachstums-Chef Tim Burnhope tags darauf im Motoren-Entwicklungszentrum in Derbyshire. Er spricht in erster Linie über »Lernen aus Ergebnissen« auf der steinigen »off-road to zero« – während der vergangenen sechs Jahre. Erläutert, dass es JCB gelungen sei, den Kraftstoffverbrauch heutiger Dieselmaschinen um rund 50 % im Vergleich zu jenen von vor zehn Jahren zu verringern. Führt als »Beweis« die Telematik-Daten von rund 500 000 Baufahrzeugen weltweit an. Schildert, wie emissionsarme Kraftstoffe wie HVO (Hydrierte Pflanzenöle), Biogas, E-Fuels (synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und Kohlenstoffdioxid hergestellt werden) oder Ammoniak unter die Lupe genommen und verworfen wurden, um letztlich – selbst die Wasserstoff-Brennstoffzelle ausschließend – beim H₂-Verbrennungsmotor zu landen.

Gänzlich zur Freude des Chairmans: »Das JCB-Ingenieur-Team hat bei der Entwicklung eines Wasserstoffmotors fantastische Arbeit geleistet. Sie sind zu den Anfängen und Basisprinzipien zurückgekehrt, um den Verbrennungsprozess für den Einsatz von Wasserstoff völlig neu zu gestalten«, lässt sich der Lord in diesem Zusammenhang zitieren. Und weiter: »Sie haben JCB einen Platz in der Geschichte als erstes Baumaschinenunternehmen gesichert, das einen voll funktionsfähigen, mit Wasserstoff betriebenen Verbrennungsmotor entwickelt hat, und sie haben uns auf den Weg zur Produktion von 50 Wasserstoffverbrennungsmotoren gebracht.«

JCB-Prototypen in Sachen Wasserstoffmotor. Der Tankwagen (Mitte) fasst genug Wasserstoff, um 16 H₂-Baggerlader zu betanken, und kann entweder auf der Rückseite eines modifizierten JCB-Fastrac oder auf einem Anhänger transportiert werden. Das Tanken von Wasserstoff selbst erfolgt dann einfach und zügig.

So lassen es sich Tim Burnhope und Chef-Ingenieur Paul McCarthy im Anschluss auch nicht nehmen, das neue H₂-Aggregat entsprechend medienwirksam zu enthüllen. Maße und Funktionsweise betreffend, ähnelt dieses den bisherigen Dieselmotoren. Wobei anstatt fossilem Brennstoff eben Wasserstoff verbrannt wird. Lord Bamford hierzu: »Die einzigartigen Verbrennungseigenschaften von Wasserstoff ermöglichen es dem Wasserstoffmotor, die gleiche Leistung, das gleiche Drehmoment und den gleichen Wirkungsgrad wie die JCB-Maschinen mit konventionellem Antrieb zu erbringen, allerdings kohlenstofffrei.« Und zwar durch Nutzung ebenjener Dieselmotor-Technologie sowie -komponenten.

»Auf der Suche nach dem Optimum«

Um so weit zu kommen, wurden und werden laut Tim Burnhope täglich Terabytes an Entwicklungsdaten gesammelt. Denn: »Es dreht sich alles um Daten, Tausende Daten«, erläutert der Innovations-Manager. Zur Veranschaulichung führt der Weg ins Entwicklungs-Center, fünf parallel angeordnete Korridore, jeder gut 100 Meter lang. Alle drei bis vier Meter reiht sich ein Motorenprüfstand an den nächsten – von der Qualität, wie ihn aufmerksame Formel-1-Fans aus dem Fernsehen kennen. Vor den schalldichten Kabinen sitzt jeweils ein Ingenieur, beobachtet eine Vielzahl an Monitoren und sammelt »auf der Suche nach dem Optimum« Daten.

Dieses Optimum an Daten präsentieren die Briten im firmeneigenen Steinbruch in der Nähe von Rocester, dem Unternehmenssitz. Im lederbezogenen und kaum minder luxuriösen – im Vergleich zu JCB-6 –, dieselbetriebenen Neunsitzer inklusive Stern im Kühlergrill cruist die Journalisten-Truppe vorbei an steinummauerten Schafweiden und traditionellen Steinhäusern direkt hinab in die Schottergrube. Neben dem seit 2019 in Serie gefertigten Elektro-Minibagger 19C-1E warten dort drei Prototypen auf die Medienleute: ein via H₂-Brennstoffzelle betriebener 20-t-Koloss, Modell 220X, ein Baggerlader mit Wasserstoffmotor sowie eine eigens entwickelte und gebaute mobile Betankungsanlage, mit der der Wasserstoff zu den Maschinen gebracht werden kann. Dieser Tankwagen fasst genug Wasserstoff, um 16 H₂-Baggerlader zu betanken,1 und kann entweder auf der Rückseite eines modifizierten JCB-Fastrac oder auf einem Anhänger transportiert werden. »Eine mobile Kraftstofflösung, bei der der Kraftstoff zur Maschine gebracht werden kann, ermöglicht einen effizienten Betrieb für unseren Kunden«, ist sich Projektleiter Bamford sicher.


Mit erhabener Power und leise surrend ver­richtet der 220X sein Demonstrationswerk. Aus dem Auspuff steigt nur Wasserdampf. Seine Kraft stehe der des Diesel-Pendants in nichts nach, versichern die Ingenieure. Allein, als Serienmaschine würde der Bagger mehr als das Dreifache kosten: H₂-Brennstoffzelle adieu! Ein hochspannendes Fahrzeugkonzept – auch aus Sicht des Lords – ist dagegen der Baggerlader mit Wasserstoffmotor. Auch dieser geht auffallend geräuscharm zur Sache und hievt spielerisch mehrere Hundert Kilo groben Kiesbodens in die Höhe. Ein anschließender Blick unter die Haube macht deutlich: Den JCB-Ingenieuren ist es gelungen, den neuen Wasserstoffmotor an die bisherige Dieseltechnik »anzudocken«. Auffällig: Direkt über dem JCB-Logo ziert in etwas größeren Lettern ein »ABH₂« den Motorblock – die Initialen Anthony Bamfords. Zugegeben, dem Lord ist es gelungen, zusammen mit seinem Team ein gerüttelt Maß an Baumaschinengeschichte zu schreiben. Schließlich hat der Baron die Entwicklung des Wasserstoff-Verbrennungsmotors bei JCB zur Chefsache erklärt.    L

 

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