BRZ-Mittelstandsforum 2019: Digitalisierung fängt im Kopf an

Unter dem Leitthema »Bauen 2030: Analog? Digital? Menschen sichern den Erfolg!« fand im November das 7. BRZ-Mittelstandsforum statt. Mehr als 230 Teilnehmer kamen nach Nürnberg und nutzten die Chance, sich über Digitalisierung und die Zukunft der Bauwirtschaft zu informieren und intensiv auszutauschen. BRZ-Geschäftsführer Ralf-Peter Oepen und Eva Preu, Leitung Strategisches Marketing BRZ-Gruppe, eröffneten das Mittelstandsforum und führten durch zwei Tage mit viel Praxisbezug und hohem Nutzwert im Germanischen Nationalmuseum.

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Die Digitalisierung ist aus der Baubranche nicht mehr wegzudenken. Die Zeit wird knapp, sich damit auseinanderzusetzen und die notwendigen Schritte zu ergreifen, das zeigten die Beiträge von Sascha Lobo und Sven J. Körner (things­Thinking). Lobo – Blogger, Autor und Digitalexperte – bescheinigte der Baubranche und der hiesigen Digitalwirtschaft in seinem Vortrag dringenden Handlungsbedarf bei der Digitalisierung. Wenn sie weiter das Zugpferd der Konjunktur bleiben wolle, dann müsse sie Digitalisierung auf der Agenda »nach oben schieben«.

Laut Körner könnte künstliche Intelligenz das Arbeitsleben am Bau nachhaltig umgestalten, wenn auch nicht so stark wie in anderen Branchen. Routinetätigkeiten wie den Abgleich von Dokumentversionen oder Angebotsposten werde man bald an den Computer auslagern: »Der liest dann womöglich innerhalb von Sekundenbruchteilen Hunderttausende Seiten Ausschreibung und filtert die wesentlichen Punkte heraus, die von einem Menschen dann noch einmal mit Sachverstand bewertet werden.« Körner appellierte daran, das Thema Digitalisierung zu umarmen, sonst werde es einen überrollen.

Erfolgreiche Beispiele

Wie die digitale Transformation erfolgreich gelingen kann, zeigten die Referenten aus Wissenschaft und Praxis auf. Beispielsweise lässt Dirk Kage von Kagebau Sohn und Tochter im Bauunternehmen viel Freiräume, um neue Tools und Methoden einzuführen, weil die beiden viel natür­licher und viel spielerischer mit digitalen Werkzeugen umgehen als er.


»Wir können nicht die Ideallinie zeigen, wie es jeder machen muss«, bestätigte Roland Sitzberger, Bauingenieur und Partner bei Porsche Consulting. Seine Strategie: sich orientieren, einen Plan entwickeln und Digitalisierung in kleinen Leuchtturmprojekten vorantreiben. Damit sind schnell Erfolge möglich und das Team bleibt mit Spaß bei der Sache.

Der Chef, der alle Entscheidungen selbst trifft, ist ein Auslaufmodell. Dies bestätigte die Raab Baugesellschaft aus dem fränkischen Ebensfeld, die sich im Rahmen einer Zukunftskonferenz seit 1996 immer wieder agil neu erfindet. Entscheidend dabei, dass dabei alle auf Augenhöhe mitmachen. So entstehen bei Raab hohes Potenzial und Raum für Eigenverantwortung. Große Entscheidungen trägt die Firmenführung nicht alleine, sondern verteilt sie auf über 200 Mitarbeiter.

Neue Ausbildungskonzepte

Unter der Leitung von Manfred Helmus von der Bergischen Universität Wuppertal finden in neuen Studiengängen praktische und wissenschaftliche Ausbildung zusammen. Trotz aller Bemühungen liegt die Abbruchquote unter Studierenden aber in baurelevanten Studiengängen bei rund 30 %. Für Thomas Murauer, Geschäftsführer Bildungszentren des Baugewerbes, ist es wichtig, diese Studienabbrecher für die Baubranche zu nutzen. Deshalb arbeiten in seinen Bildungszentren Außendienstler, die Hochschulen vor Ort besuchen und beraten.

Digitalisierter Arbeitsplatz

Der Weg zum digitalisierten Arbeitsplatz braucht nach Ansicht von Martin Haselbek und Christoph Fritsch aus der BRZ-Gruppe lediglich drei Schritte: kennen, können, wollen. Es sei eine Frage der Mindsets und weniger eine der Software. Fritsch und Haselbek legten in ihrem Vortrag über den »Modern Workplace« nahe, gleich die richtigen Tools einzusetzen: vielseitige digitale Werkzeuge, die uns helfen, Ordnung und Effizienz in unsere Abläufe zu bringen.

»Pläne gehen schief«, erklärte Gerhard List, List-Vorstand aus Nordhorn, deshalb sollten Führungskräfte zwar eine Richtung angeben, ansonsten aber flexibel bleiben. Er baut in seiner Unternehmensgruppe auf »Leute, die besser sind als ich«, so List. Danach trete er zur Seite, um sie ihre Arbeit machen zu lassen. Wer als Geschäftsführer zu viele Ansagen mache, riskiere, das Potenzial der Mitarbeiter nicht auszuschöpfen und sie nachhaltig zu demotivieren. Besser ist es laut List, eine Organisation zu schaffen, in der sie sich entwickeln können.     t

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