Im Blickpunkt Aktuelles Gewinnung / Aufbereitung / Brechen / Sieben

»Brecher zu bauen, das gehört zur DNA von Metso«

Mit einer neuen Fertigungslinie im Stammwerk in Tampere und der Erweiterung der ­Modellpalette in der neuen Urban-Reihe der Lokotrack-Brecheranlagen reagiert der finnische Weltmarktführer Metso Minerals auf die zunehmende Nachfrage nach raupen­mobilen Brechern sowie auf die stetig steigenden Anforderungen hinsichtlich deren Einsatzes in innerstädtischen Gebieten, was vor allem die Reduktion der Emissionen von Lärm, Staub und Abgasen betrifft. »Metso Minerals hat in seiner langen Geschichte immer eine Vorreiterrolle eingenommen und dementsprechend mehr in Neu- oder Weiterentwicklungen investiert als die Mitbewerber«, so Markku Simula, vom 1. Januar 2018 an bei Metso Minerals President Aggregates Business Line, beim ­Redaktionsgespräch mit dem bauMAGAZIN in der Metso-Zentrale in Helsinki. »Die Lokotrack-Urban-Serie ist ein Resultat davon und unsere Reaktion auf den globalen Trend der Urbanisierung, der sich in den kommenden Jahren noch weiter verstärken wird.«

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Für Markku Simula steht es außer Frage, dass Metso Minerals als weltweit größter Hersteller von Maschinen und Anlagen zur Gewinnung und Aufbereitung von mineralischen Rohstoffen sowie von Bau- und Abbruchabfällen mit seinen »zahlreichen Innovationen« in der langen Unternehmensgeschichte eine Art Vorreiterrolle in dieser Industrie einnimmt. Entwickelt und realisiert wurden diese im Stammwerk des Konzerns – dessen Wurzeln bis ins Jahr 1868 zurückreichen – in Tampere, das 1915 als Lokomotiv-Fabrik gegründet wurde, in der aber bereits 1921 auch der erste Backenbrecher entstand. Heute beschäftigt der Metso-Konzern – der in Deutschland Niederlassungen in Düsseldorf und Mannheim hat und zudem durch die Händler HSB (Ensdorf/Saarland) und Fischer-Jung (Krefeld und Arnsdorf/Sachsen) vertreten wird – rund 11 500 Mitarbeiter in mehr als 50 Ländern und erwirtschaftete 2016 einen Gesamtumsatz von 2,586 Mrd. Euro.

»Brechen von Hartgestein ist die zentrale Kompetenz«

»Die Entwicklung und der Bau von Maschinen und Anlagen zum Brechen von hartem Gestein, das ist unser zentrale Kompetenz«, betonte Markku Simula im Redaktionsgespräch mit dem bau­MAGAZIN. Der Schlüsselfaktor dafür sei der optimale Prozess des Brechens. »Wir haben weltweit die ausgereifteste Brecher-Technologie, weshalb unsere Maschinen produktiver und effizienter sind und länger halten. Brecher zu bauen, das gehört zur DNA von Metso.« Weiches Gestein brechen, das könne man hingegen »mit einer Maschine, die in der Garage zusammengebaut wird«.


Traditionell konzentriere sich Metso auf den Bau von größeren mobilen Anlagen jenseits der 30-t-Marke, so Markku Simula, weil diese in den Stammmärkten Skandinavien oder Nordamerika am stärksten nachgefragt werden. Allerdings beobachte man auch, wie seit einigen Jahren vor allem in Zentral-Europa »kleinere Maschinen im Trend sind, vor allem aufgrund der dort geltenden Transportvorschriften«. So ist der Lokotrack LT96 mit einem Gewicht von 28 t der zur Zeit kompakteste mobile Backenbrecher, den Metso in seinem Portfolio hat. »Wir haben erkannt, dass es für Metso in diesem Kompakt-Segment ein großes Potenzial gibt«, sagte Markku Simula, »und entwickeln Ideen in diese Richtung.«

»Wachsen schneller als der Markt«

Obwohl Metso in diesem Segment unterrepräsentiert sei, habe man in den vergangenen zwei Jahren Marktanteile im Bereich der mobilen Brech- und Siebanlagen hinzugewonnen und sei mit einem globalen Marktanteil von rund 20 % die »Nummer 1« in der Welt. »Wir wachsen schneller als der Markt«, so Markku Simula, wobei es die »größte Entwicklung« in Indien gegeben habe. Die dort für den Weltmarkt produzierten semimobilen Brech- und Siebanlagen seien »extrem erfolgreich« und hätten »phänomenale Wachstumsraten«. Gründe dafür seien der einfache Transport der Anlagen mittels eines Containers, das schnelle und flexible Umsetzen, die hohe Produktivität und die einfache Bedienbarkeit. »Faktoren, die vor allem auch in Entwicklungsländern sehr geschätzt werden, weshalb wir dort mit Rapid-Anlagen auch äußerst erfolgreich sind.«

In diesen Ländern gibt es nach Ansicht von Markku Simula für Metso langfristig die größten Wachstumsmöglichkeiten. Derzeit allerdings seien auch die Märkte in Europa wieder auf Wachstumskurs. Deshalb werde Metso seine Vertriebsaktivitäten weiter intensivieren und dabei vor allem auch sein Serviceangebot erweitern. »Der Ausbau unseres weltweiten Vertriebsnetzes, zu dem eigene Niederlassungen und Handelspartner gehören, ist eine unserer wichtigsten Aufgaben in den kommenden Jahren«, so Markku Simula.

»In Zentral-Europa noch große Möglichkeiten«

»Aus meiner Sicht bieten sich uns noch große Möglichkeiten in Zentral-Europa, vor allem auch in Deutschland. Denn in anderen Regionen der Welt sind wir erfolgreicher. Für mich steht jedenfalls fest: Wir können unsere Kunden in Zentral-Europa besser bedienen als es bis jetzt der Fall war.« Denn die Maschinen dafür habe Metso in seinem Portfolio, betonte Markku Simula, und nannte neben den in Tampere produzierten Lokotrak-Brech- und Siebanlagen vor allem den Kegelbrecher MX4, der im März neu vorgestellt wurde und »das Kegelbrechen auf ein neues Level angehoben hat«.

Entwickelt worden ist der MX4 im Metso-Stammwerk in Tampere, wo neben Prall- und Ke­gel­brechern alle raupenmobilen Brech- und Siebanlagen von Metso produziert werden, nachdem hier 1985 der weltweit erste raupenmobile Backenbrecher überhaupt hergestellt wurde. »Metso bietet das komplette Produktportfolio für die Gesteinsindustrie«, so Marketing Communications Manager Eero Hämäläinen und Jussi Sjöblom, Sales Support Manager Crushing and Screening Equipment Mining and Construction. Das Lokomo-Werk in Tampere sei das weltweite Zentrum für die Brecher-Technologie und alle raupenmobilen Anlagen, während die Planung der großen stationären Anlagen am Metso-Standort im französischen Mâcon beheimatet ist.

Insgesamt sind derzeit im Werk in Tampere mit einer Gesamtfläche von 15 ha gut 800 Mitarbeiter beschäftigt, davon allein knapp 200 im Bereich Forschung und Entwicklung. »Unsere mineralische Kompetenz ist unbestritten sehr hoch«, erläuterte Eero Hämäläinen beim Firmen-Rundgang mit dem bauMAGAZIN. Das dokumentiere allein schon ein Blick in die Firmengeschichte. »Beim Thema Brechen von Hartgestein sind wir klar die Nummer eins. Nicht umsonst heißt es bei uns: Wenn ein Brecher in Finnland funktioniert, dann funktioniert er auch auf der ganzen Welt.«

Eigene Forschungsreihen

Ein Grund dafür ist auch, dass Metso seit Jahrzehnten über Stein-Laboratorien und eine eigene Simulationssoftware verfügt. Weltweiter Leiter der insgesamt sechs Metso-Laboratorien ist Keijo Viilo, Research Director Crushing and Screening Equipment. Er hat 1980 mit der Entwicklung der Simulationssoftware »Bruno« begonnen. Heute kann er auf einen Datensatz aus rund 17 000 Steinuntersuchungen und 5 000 Brecher-Tests zurückgreifen.

»Damit sind wir in der Lage, für jedes zu brechende Material eigene Forschungsreihen aufzubauen und können testen, wie unsere Maschine eine bestimmte Steinart am besten bearbeitet«, erklärte Eero Hämäläinen. »Deshalb weiß jeder Kunde schon im Voraus, dass der Brecher auch seine Anforderungen erfüllt.« Zudem könne Metso so auch die Verschleißteile entwickeln, die am besten die Anforderungen erfüllen. »Wir haben dafür die Prozess-Spezialisten«, ergänzte Jussi Sjöblom.

Ein anderer Grund für die Qualität und Langlebigkeit der Maschinen sei der Service, den Metso biete. »Insgesamt sind mehr als 2 000 Mitarbeiter weltweit unterwegs, um in den Bereichen Mining sowie Brechen und Sieben den Kundendienst abzuwickeln und für eine hohe Verfügbarkeit der Maschinen zu sorgen«, so Eero Hämäläinen. Dafür biete Metso verschiedene Service-Pakete an, so auch seit der Bauma 2016 den Lebensdauer-Service. »Das wird immer populärer, denn die Kunden schätzen es, wenn ihnen der komplette Service abgenommen wird.« Das gelte sowohl für kleinere Anlagen, als auch für die ganz großen – wie der Lokotrack LT200E, der im Kupfertagebau in Kasachstan läuft. Er ist mit einem Gewicht von 850 t und einer Nennleistung von bis zu 2 500 t/h die weltweit größte mobile Lokotrack-Backenbrecheranlage.

Vorreiter-Rolle mit Lokotrack Urban

Dass Metso Minerals mit der Vorstellung der neuen Baureihe Lokotrack Urban auf den globalen Trend reagiert, dass immer mehr Menschen vom Land in die Ballungszentren übersiedeln und dort dementsprechend der Bedarf an emissionsarmen Ma­schinen gravierend steigt, unterstreiche laut Eero Hämäläinen und Jussi Sjöblom einmal mehr Metsos Vorreiterrolle. »Weniger Lärm, weniger Staub, weniger Abgase, das war das Ziel bei der Entwicklung der Urban-Serie.« Damit sei auch in streng regulierten städtischen Bereichen ein Brechbetrieb möglich.

Als erstes Modell wurde im Frühjahr der Lokotrack Urban LT106 vorgestellt, der über einen speziell verkleideten Aufgabetrichter verfügt. Darüber hinaus ist die Brecher-Einheit durch ein Extra-Gehäuse gedämmt. Durch diese Lärmschutzmaßnahmen werde der Bereich, in dem Gehörschutz vorgeschrieben sei, um bis zu 60 % verkleinert – und zwar von 23 – 25 m auf 9 – 11 m Abstand. Außerdem habe man die Staubemissionen reduzieren können, und zwar um bis zu 85 %. So hielten Abdeckungen und Einkleidungen den Staub innerhalb der Anlage, eine Hochdruck-Wasserbedüsung absorbiere die meisten Staubpartikel aus der Luft. Zudem habe man den Kraftstoff-Verbrauch bei diesem Modell seit 2012 um rund 30 % senken können.

Neue Lokotrack-Produktionslinie

Die weiteren Modelle der neuen Urban-Serie werden, so Eero Hämäläinen und Jussi Sjöblom, der kompakte Lokotrack LT96 und der Lokotrack LT130E sein. »Beide Maschinen bieten unseren Kunden in vielen Ländern große Vorteile.« Um der erwarteten steigenden Nachfrage gerecht werden zu können, wird derzeit in Tampere eine neue Lokotrack-Produktionslinie eingerichtet, die zu Beginn des neuen Jahres in Betrieb gehen soll. »Dann sind wir in der Lage, abgesehen von den Backen- und Kegelbrechern für stationäre Anlagen sowie Sonderanfertigungen, jährlich bis zu 1 500 raupenmobile Brech- und Siebanlagen im Bereich von 28 t bis 100 t Einsatzgewicht in Serie zu produzieren«, so Eero Hämäläinen und Jussi Sjöblom. Dabei werde man auch weiterhin »eng mit den Kunden zusammenarbeiten« und genau zuhören, welche Anforderungen gestellt werden. »Das ist ein Prozess, der bei Metso niemals enden wird.«

Daraus resultiert auch die neueste Metso-Entwicklung im Bereich Sekundärbrecher, nach dem 2015 vorgestellten Kegelbrecher Nordberg GP7: Der Multi-Action-Kegelbrecher Metso MX4 mit einem maximalen Durchsatz von 430 t/h bis 600 t/h, der bei seiner Weltpremiere auf der Conexpo im März für Furore gesorgt hat. »Das ist das Beste aus zwei Welten«, sagte Produkt Manager Jarno Ponja, kombiniere der MX doch die Funktionen des höhenverstellbaren Brechkegels mit dem drehbaren Oberrahmen in einer Maschine.

»Überwältigende Resonanz auf den MX4

»Dieser komplett neue Kegelbrecher« steigere aufgrund seiner patentierten Multi-Action-Technologie die Profitabilität ungemein, so Jarno Ponja. Diese ermögliche vollautomatisch die dynamische Spaltverstellung und Verschleißkompensation ohne Unterbrechung der Prozesse. Das sorge für eine Reduktion der Betriebskosten um rund 10 % bei gleichzeitiger Erhöhung der Verfügbarkeit, zudem würden die Verschleißteile wesentlich effizienter genutzt, was zu längeren Wartungsintervallen führe.

»Die Resonanz auf den MX4 war überwältigend«, so Jarno Ponja weiter. »Endlich einmal eine ganz neue Idee«, sei der Tenor gewesen. Deshalb werde Metso nach dem Premieren-Modell MX4 als nächstes den MX3 und den MX6 auf den Markt bringen. »Bis Anfang 2020 soll die komplette MX-Produktreihe dann wahrscheinlich sieben Modelle umfassen.«    ß

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