BG Bau – Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft Arbeitssicherheit im Mittelpunkt

Lesedauer: min | Bildquelle: BG Bau
Von: Jessy von Berg
Von: Dan Windhorst

Für die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) stellte die Bauma 2025 eine zentrale Bühne dar, um auf die vielen Gefahren aufmerksam zu machen, die uns allen tagtäglich auf der Baustelle begegnen. Die bauMAGAZIN-Redaktion war vor Ort und hat mit den Fachexperten der BG Bau über die aktuellen Schwerpunkte gesprochen. Aufgezeigt wurden beispielsweise innovative Lösungen, um das Arbeiten mit Baumaschinen sicherer zu machen. Gleichzeitig machte die Berufsgenossenschaft auf professionelle Absturz- und Durchsturzprävention aufmerksam.

Im Kern ging es der BG Bau darum, das Bewusstsein zu schärfen: In der Bauwirtschaft wird mit tonnenschweren Maschinen, gefährlichen Materialien und unterschiedlichsten Geräten gearbeitet – das Unfallpotenzial ist entsprechend hoch. Und gerade deshalb sieht sich die Berufsgenossenschaft in der Verantwortung, auf die größten Gefahren innerhalb der Branche aufmerksam zu machen und Beispiele aufzuzeigen, die das Arbeiten nicht nur sicherer, sondern auch komfortabler, gesünder und einfacher gestalten.

Sicher mit Maschinen arbeiten

Am Stand der BG Bau bekamen die Fachbesucher einen Kompaktbagger zu Gesicht. Dieser wurde ausgestellt, um den Stand der Technik aufzuzeigen: Mittlerweile können Maschinisten auf unzählige Assistenzsysteme zurückgreifen, die die Handhabung der Maschine deutlich sicherer machen. Unter anderem wurde der sinnvolle Einsatz von professioneller Personenerkennung aufgezeigt: Das System hat den gesamten Arbeitsbereich mittels 360°-Kameraüberwachung im Blick und warnt den Bediener, sobald Personen oder Objekte erkannt werden. Dies kann sowohl akustisch wie auch optisch erfolgen – manche Systeme warnen zusätzlich mit Vibrationen, etwa am Joy­stick. Ein weiteres wichtiges Tool stellt das smarte Vordefinieren von Arbeits- und Gefahrenbereichen dar. Am Markt finden sich aktuell Lösungen, die dazu in der Lage sind, mittels Kamera-, GPS- und Sensortechnik vordefinierte Bereiche zu erkennen und zu überwachen. Das erklärte Ziel ist es, dass die Maschine nebst Überwachung ein Warnsignal sendet, sobald beispielsweise der Baggerarm samt Löffel den vorgegebenen Arbeitsbereich verlässt oder die gesamte Maschine außerhalb der definierten Grenze agiert. Hinzu kommen generelle Stabilitätswarner, um ein Umkippen oder Absacken zu erkennen bzw. zu verhindern. Allerdings, und auch das zeigte uns die BG Bau im Detail auf, gibt es auch wichtige Sicherheitsfeatures im Bereich der Anbaugeräte: Anhand eines Spundwandgreifers und eines Rammelements wurde demonstriert, wie man mit diesen Geräten sicher bei Tiefbauarbeiten umgeht. Darüber hinaus vermittelt eine VR-Anwendung zum Thema Anschnallen, wie wichtig das konsequente Anschnallen in Radladern und anderen Maschinen ist.

Überfahrplatten für Baustellen aus Kunststoff: Die BG Bau demonstrierte, wie einfach sich diese Alternativen zur Stahlvariante von nur zwei Personen bewegen lassen.

Sicher hoch hinaus

Bereits beim Betreten des Messestands wurde deutlich, dass das sichere Arbeiten in der Höhe zu den Schwerpunkten zählte. Am Messestand mit eingerüstetem Dachstuhl samt Treppenturm, Flachdach inklusive Lichtkuppel und einer Steildachkonstruktion informierte und beriet das Team der BG Bau zu sicheren Arbeitsmitteln und -verfahren. Mehrmals täglich fanden zudem moderierte Gespräche zu verschiedenen Arbeitsschutzthemen aus den Bereichen Hochbau, stoffliche Gefährdungen und Ergonomie statt. Um der Gefahr eines Absturzes zu begegnen, wurden verschiedene Seitenschutzgeländer und -netze an Gerüsten gezeigt. Darüber hinaus wurden für das sichere Arbeiten in der Höhe praxistaugliche Alternativen zur Leiter vorgestellt – etwa Arbeitsplattformnetze, verschiedene Automatikhaken und Teleskopstangensysteme für die Reinigung von ­Dachrinnen oder Photovoltaikanlagen auf Dächern sowie eine fahrbare Arbeitsbühne. Wie einfach und schnell diese von einer Person allein aufgebaut werden kann (deshalb oft auch als Ein-Personen-Gerüst bezeichnet), wurde anschaulich am Messestand vorgeführt.


Sichere Schalungsarbeit

Interessant wurde es u. a. auch bei der Live-Vorführung des »Onadek«-Deckenschalungsträgersystems von Ulma. Zu Gast war mit Michael Gräfe, Projektleiter Vertrieb bei Ulma Con­struction, ein erfahrener Experte, der aufzeigte, wie sich die einzelnen Schalungskomponenten sicher anbringen lassen. Das leichte und modulare System ist aus feuerverzinkten, dünnwandigen Stahlprofilen zusammengesetzt. Die Trägerelemente nebst Nebenträger werden auf einer Seite eingehängt und dann mithilfe einer speziell dafür konzipierten Montagestange auf der anderen Seite nach oben geführt, wo sie dann sicher einrasten. Auf diese Weise gelingt ein schneller, aber eben auch auffallend sicherer Zusammenbau der Deckenschalung. Darüber hinaus bietet die modulare Fallkopf-Deckenschalung robuste Stahlträger, ein geringes Transportvolumen und hohe Standsicherheit, wie ­Michael Gräfe gegenüber dem bauMAGAZIN bestätigte.d

Drei Unternehmen mit EuroTest-Preis prämiert

Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) hat die Gewinner des diesjährigen EuroTest-Preises bekannt gegeben. Vier Preisträger überzeugten die Jury mit innovativen Produkten, die für mehr Arbeitssicherheit am Bau sorgen. Die Verleihung fand im Rahmen der Weltleitmesse Bauma in München statt.

Die Preisträger des EuroTest-Preises 2025 erhielten ihre Auszeichnung im Rahmen der Bauma in München.

Der EuroTest-Preis der BG Bau würdigt fortschrittliche Lösungen und Neuentwicklungen, die die Gesundheit und Sicherheit in der Bauwirtschaft verbessern. Gewonnen haben die Avola Maschinenfabrik aus Hattingen, die Bergische Universität Wuppertal, die BRC Engineering AG aus Rain in der Schweiz und das Liebherr-Werk Biberach. Die Avola wurde für die Entwicklung eines baustellentauglichen und KI-basierten Sicherheitssystems für Baukreissägen ausgezeichnet. Das System verfügt über eine Kamera mit einer KI-Handerkennung. Die Kamera erfasst den Tisch der Baukreissäge vollständig und überwacht die Bewegung der menschlichen Extremitäten. Je nach Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit passt das System den Sicherheitsbereich und die Zeit der Schnellabsenkung dynamisch an. Die Bergische Universität Wuppertal hat die Jury mit einem pneumatischen Schalkörper überzeugt. 

Für Arbeiten in der Höhe ist die Absturzprävention eines der wichtigsten Themen. Einen alternativen Ansatz bietet hier das von der Universität entwickelte pneumatische Schalungssystem für die Erstellung von Deckendurchbrüchen. Die Sicherheitsmaßnahme wurde direkt in das Schalungssystem integriert. Das heißt: Der pneumatische Schalkörper verbleibt in der Decke, wodurch die Absturzgefahr erheblich reduziert wird. Die BRC Engineering AG wurde für eine technische Maßnahme zur maschinellen Pfahlkopfbearbeitung prämiert. Je nach Baugrund sind Pfahlgründungen für ein sicheres Fundament notwendig. Für die Bearbeitung und Kappung der Pfahlköpfe hat das Schweizer Unternehmen ein Anbaugerät entwickelt, das auch die Arbeitssicherheit für die Beschäftigten auf den entsprechenden Baustellen erhöht. Der vierte Preisträger, die Liebherr-Werk Biberach GmbH, konnte mit einem Assistenzsystem für Untendreherkrane punkten. Beim Einheben und Justieren von Bauteilen mit einem Kran kommt es immer wieder zu schweren Arbeitsunfällen durch Kollisionen mit unkontrolliert pendelnden Lasten. Das Assistenzsystem von Liebherr kann das Risiko für solche Unfälle minimieren und die Sicherheit auf Baustellen erhöhen. d

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