Avant Tecno »Wollen bis in fünf Jahren jährlich rund 600 Maschinen in den Markt bringen«

Mit einem klaren Plan und einer strukturellen Neuausrichtung hinsichtlich der Zielgruppen will Jörg Majoli als neuer Geschäftsführer der deutschen Tochtergesellschaft des finnischen Multifunktionslader-Herstellers Avant Tecno Absatz und Umsatz in Deutschland in den kommenden fünf Jahren signifikant erhöhen und die Markt­führerschaft weiter ausbauen. »Nach derzeit rund 400 Maschinen wollen wir bis in fünf Jahren jährlich etwa 600 Maschinen in den Markt bringen«, sagte der 59-Jährige beim Redaktionsbesuch des bauMAGAZIN in Eppertshausen, dem südlich von Frankfurt gelegenen Sitz der Avant Tecno Deutschland GmbH. Eine Schlüsselrolle soll dabei auch die auf der Bauma neu vorgestellte 800er-Serie spielen.

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Von: Michael Wulf

Mit einer Hubkraft von 1,9 t und einer Hubhöhe von 3,5 m bei einem Eigengewicht von 2 500 kg ist der bis zu 30 km/h schnelle Avant 860i (das bauMAGAZIN berichtete bereits in Heft 4/19, Seite 88) derzeit der leistungsstärkste Multifunktionslader des insgesamt 18 Modelle umfassenden Produktsortiments und laut Jörg Majoli prädestiniert, in der Bauwirtschaft und dabei vor allem im Garten- und Landschaftsbau eine noch größere Rolle zu spielen. »Das ist für uns eine der wichtigsten Zielgruppen. Auf den Baustellen, speziell im GaLaBau, muss man heute schnell und sehr flexibel arbeiten, und das, obwohl immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.«

»Das ist das, was wir können«

Dafür seien die multifunktional einsetzbaren Lader von Avant Tecno bestens geeignet, auch aufgrund zahlreicher Optionen und den mehr als 200 Anbaugeräten, die zur Verfügung stehen. »Avant Tecno verfügt dabei über eine langjährige Erfahrung und hat es zu einer gewissen Perfektion gebracht«, so Jörgen Majoli. »Das ist das, was wir können.«

Was die neue strukturelle Ausrichtung betrifft, setzt der Nachfolger des langjährigen Geschäftsführers Thomas Sterkel zwei Schwerpunkte. Zum einen wolle man klar und deutlich kommunizieren, wie gut Avant Tecno in Deutschland im Vertrieb »mit insgesamt gut 130 Händlern in der Fläche« aufgestellt ist, so Jörg Majoli weiter. »Das ist eine unserer ganz klaren Botschaften«, die auch schon bei den Kunden angekommen sei. »Was die Anfragen nach Maschinen betrifft, explodieren wir regelrecht. Was auch damit zusammenhängt, dass unser Kontakt zu den Händlern jetzt ein ganz anderer ist als zuvor.«

»Da ist überall noch viel Luft nach oben«

Die 2015 neu eröffnete Deutschland-Zentrale in Eppertshausen sei vor allem zuständig für das Marketing, die Logistik, Messe-Aufritte und Schulungen sowie natürlich für die Endkontrolle der aus Finnland angelieferten Maschinen, bevor diese an die Händler ausgeliefert werden, so Jörg Majoli. Mit diesen arbeite man sehr eng zusammen, weshalb es auch durchaus vorkomme, dass man gemeinsam den Endkunden besuche.

Wie der Vertrieb werde auch das Vermietgeschäft grundsätzlich über die gut 130 Händler abgewickelt, betonte Majoli. Das sei auch der Grund, warum Avant Tecno nicht mit den großen Vermietern in Deutschland zusammenarbeite. »Wir haben starke Händler, und die unterstützen wir von Eppertshausen aus.«

Jörg Majolis zweite Stoßrichtung ist, mit den Multifunktionsladern künftig noch wesentlich intensiver als in der Vergangenheit in den verschiedenen Anwendungsbereichen präsent zu sein – vor allem in der Landwirtschaft, in der Kommunaltechnik und in der Industrie sowie im Facility-Management.

»Da ist überall noch viel Luft nach oben«, betont Jörg Majoli und verweist darauf, dass man in bestimmten Segmenten nur einen Marktanteil von rund 10 % habe. »Das würden wir gerne auf 20 % oder 30 % steigern«, sagt er. Darüber hinaus will er das Geschäft mit den selbstfahrenden Gelenk-Teleskop-Arbeitsbühnen der Avant-Marke Leguan stärker als bisher ausbauen. »Auch da sind wir mittlerweile gut unterwegs.«


Elektrolader auf der Zugspitze im Einsatz

Langfristig eine wichtige Rolle spielen sollen auch die Elektrolader, von denen Avant Tecno mit dem e5 und dem e6 derzeit zwei Modelle im Angebot hat. »Es gibt bereits heute definitiv Einsatzfelder für elektrisch angetriebene Arbeitsmaschinen«, so Jörg Majoli, »vornehmlich für Arbeiten in Indoor-Bereichen.« Elektrolader von Avant Tecno funktionieren aber auch unter widrigen Bedingungen.

»Ein Avant e5 läuft auf dem Zugspitzplatt und wird dort im Kehr- und Winterdienst eingesetzt. Das funktioniert tadellos.« Bei einem E-Modell müssten allerdings »zusammen mit dem Kunden Einsatzfeld und Einsatzdauer exakt definiert werden. Dann kann man den Kunden auch mit einem Elektro-Lader glücklich machen«.

Gleichwohl glaubt Jörg Majoli, dass es noch seine Zeit dauern wird, bis Elektromaschinen einen Marktanteil von 30 % bis 40 % erreichen. Dafür jedoch müsste zunächst einmal die Akku-Kapazitäten signifikant gesteigert und Fragen wie die der Entsorgung oder Wiederaufbereitung geklärt werden. »Da ist noch vieles offen.«

Umsatz in Deutschland soll auf 13 Mio. Euro steigen

Hinsichtlich der generellen Marktentwicklung rechnet Majoli damit, dass der Markt in Deutschland in den kommenden Jahren »auf einem ähnlich hohen Niveau wie heute stabil bleiben wird«, gebe es doch ein riesiges Investitionsvolumen. Allerdings werde es zu Umverteilungen im Markt kommen. Für dieses Jahr rechnet er bei Avant Tecno Deutschland mit einer Umsatzsteigerung auf 13 Mio. Euro nach 12 Mio. Euro im vergangenen Jahr.

Insgesamt betrachtet sieht man sich bei Avant Tecno auf einem guten Weg. So konnte das von Risto Käkelä 1991 gegründete und heute von ihm und seinem Sohn Jani geleitete Unternehmen den Umsatz in 2018 auf gut 100 Mio. Euro steigern, was einem Plus von 17 % entspricht. Zusammen mit den drei Tochterfirmen – darunter der Hubarbeitshebebühnen-Hersteller Leguan Lifts – kam das Familienunternehmen mit Sitz in Ylöjävi sogar auf einen Gesamtumsatz von 123,5 Mio. Euro. Angestrebt werde ein jährliches Umsatzplus von rund 10 %, so Jani Käkelä im Vorfeld der Bauma, wobei man von einem kontinuierlichen Wachstum in Europa ausgehe und überproportionales Wachstum eher in den USA erwarte.

Mehr als 200 Anbaugeräte

»Avant Tecno hat seit 2016 rund 30 Mio. Euro in die Produktionskapazitäten investiert«, erläuterte Jörg Majoli, »mit dem Ziel, die Wochenproduktion von derzeit etwa 100 Multifunktionsladern um 50 % zu steigern«. Dabei sollen laut Jani Käkelä nach der Erweiterung der Montage- und Abfertigungsbereich um rund 10 000 m² in den kommenden Jahren der Automatisierungsgrad in der Produktion erhöht und die modulare Produktpalette ständig weiter entwickeln werden.

Die Multifunktionalität und die außergewöhnlichen Leistungsmerkmale der Avant-Lader sowie die mehr als 200 Anbaugeräte ermöglichten es, in den unterschiedlichsten Sparten der verschiedenen Branchen präsent zu sein, betonte Jörg Majoli. Deshalb ist er zuversichtlich, auch in Deutschland Marktanteile in den Bereichen hinzugewinnen zu können, in denen die Maschinen von Avant Tecno bislang unterrepräsentiert sind.

»Menschliche Komponente muss einfach stimmen«

Dabei soll ihm auch seine langjährige Erfahrung in der Branche helfen. »Im September sind es dann 42 Jahre«, sagte Jörg Majoli, »weshalb ich gut vernetzt bin und mich auf der Bauma viele frühere Kollegen, aber auch Geschäftsführer anderer, teilweise viel größerer Unternehmen, auf dem Avant-Tecno-Stand besucht haben.«

Der passionierte Rallye-Fahrer (Motorrad und Auto), Mountainbiker und Bergkletterer war unter anderem fast 20 Jahre lang für den Schalungs- und Gerüstbauspezialisten Doka sowie zuletzt für den Baumaschinenhersteller Wacker Neuson tätig. »Während meiner Doka-Zeit habe ich von der Gartenmauer bis zum Burj Khalifa oder der längsten Hängebrücke Afrikas in Marokko an den verschiedensten Projekten mitgearbeitet«, so Jörg Majoli, bis es den heimatverbundenen Saarländer wieder in seine Heimatstadt Püttlingen zog.

Als im vergangenen Jahr die Anfrage von Avant Tecno kam, hätten ihn – neben dem Produkt – vor allem auch die Gespräche mit Risto und Jani Käkelä überzeugt, so Jörg Majoli. »Die menschliche Komponente muss einfach stimmen für mich. Ich habe schon in den verschiedensten Kulturkreisen ge­arbeitet und dabei gelernt, richtig zuzuhören. Das ist meiner Erfahrung nach das Wichtigste. Denn nur so kann man sein Gegenüber auch verstehen. Und das fanden Risto und Jani Käkelä richtig gut.«     m

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